erfolgreich. Sein Feldherr Bagoas vergiftete ihn (338). – Die neupers. Geschichtslegende hat die drei in eine
Person zusammengeworfen,
die sie
Ardeschir-Derazdest (Langhand) nennt. –Der
Stifter der Dynastie der Sassaniden (s. d.) hieß Artaxerxes Ⅳ.
(Artjel), eine
Rußland eigentümliche Form von Wirtschafts- und Erwerbsgenossenschaften
patriarchalisch-socialistischen Charakters, wird von den neuern russ. Nationalökonomen erklärt
als «ein auf
Vertrag gestützter
Bund mehrerer gleichberechtigter
Personen, die zur gemeinsamen Verfolgung wirtschaftlicher
Zwecke sich unter
Beobachtung solidarischer Haftbarkeit mit
Kapital und
Arbeitskraft oder nur mit
Arbeit allein vereinigt haben».
Die Artel, ursprünglich auch Drushina oder Wataga genannt, bildeten sich im 13. und 14. Jahrh.
zunächst behufs gemeinschaftlicher Ausübung der Jagd und des Fischfangs; späterhin entwickelten sich, und zwar wesentlich
beeinflußt durch die in größern Handelsplätzen schon bestehenden
Verbände von Gewerbtreibenden und Händlern, die der
Lastträger (Drägilen), Schiffer, Fuhrleute, Packer, Hanf- und Flachswraker u. a. und die
sog. Börsenartels.
Die große genossenschaftliche
Bewegung in
Deutschland
[* 2]
(Schulze-Delitzsch) in den sechziger Jahren förderte die Artelbildung
in
Rußland ungemein; sie erstreckte sich auf die verschiedensten Gebiete des beruflichen Lebens. Man unterscheidet heute
1) gewerbliche, 2)
Konsumtions-, 3) Kredit-, 4) Versicherungs-Artels.Zu den ersten gehören die Rohstoff-,
Magazin- und alle
produzierenden Artel. Die Konsumtions-Artels befassen sich mit der Beschaffung gemeinsamer Kost
oder Wohnung;
die Kredit-Artels vermitteln einen
Personal-, Real- und Hypothekarkredit (s. Kredit);
unter den Versicherungs-Artels
sind begriffen die Spar-, Hilfs- und Pensionskassen, die
Feuer-, Hagel-, Viehversicherung auf Gegenseitigkeit u. a. m.
Bei den
gewerblichen Artel unterscheidet man selbständige und unselbständige;
zu den erstern gehören die
Jäger-Artels,
die landwirtschaftlichen,
Börsen- und die Handwerker-Artels, weil diese auf eigene
Rechnung und Gefahr arbeiten oder, im Dienste
[* 3] einer andern
Person stehend, von dieser nicht abhängig sind. So namentlich die Börsen-Artels, die Geldbeförderungen, Ausführung
aller beim Zollamte vorkommenden
Arbeiten, Verpackung von Ausfuhrwaren u. a. besorgen. Unselbständige Artel sind
die vom
Kapital abhängigen, besonders die für Fischfang, für die Jagd auf
Walrosse und Seehunde.
Was die
Stellung der einzelnen Genossen
(Artelschtschiki) innerhalb der Artel betrifft, so sind alle gleichberechtigt. Jeder hat
Anspruch auf die Ehrenämter, ist stimmberechtigt und nimmt an der
Verwaltung teil. Mit dem Versprechen, unausgesetzt thätig
sein zu wollen, tritt der Genosse in das Artel ein und scheidet aus demselben, sobald seine Kräfte
zur vollkommenen Ausführung der
Arbeiten nicht mehr ausreichen; männliches Geschlecht ist nicht unbedingtes Erfordernis.
Auf gute sittliche
Führung wird großes Gewicht gelegt. Die solidarische Haftbarkeit ist das Lebensprincip der Artel; diese
schafft ihnen unbegrenztes Vertrauen. Bei der Verteilung des Ertrags wird der Grundsatz beobachtet: gleiche
Arbeit, gleicher Lohn. Die Gesetzgebung hat bisher, von wenigen polizeilichen Bestimmungen abgesehen, das Artelwesen
nicht berührt. –
Vgl. Stähr, Ursprung, Geschichte,
Wesen und Bedeutung des russischen Artel, 1.
Tl. (Dorp. 1890).
von Ephesus, um 100
v. Chr., berühmt durch seine
Reisen im Mittelmeere, dem
RotenMeere
und dem Atlantischen Ocean.
Aus seinem «Periplus» in 11
Büchern machte 500 Jahre später Marianus von Heraklea einen
Auszug;
doch wird der teilweise erhaltene
Auszug, der in Sammlungen der «Geographi Graeci minores» Marians
Namen führt, jetzt richtiger
als dessen
Auszug aus
Menippus’ «Periplus» bezeichnet.
griech. Schriftsteller, Daldianus genannt von Daldis in
Lydien, der Geburtsstadt seiner
Mutter, lebte
gegen Ende des 2. Jahrh. n. Chr., bereiste die
KüstenAsiens,
Griechenlands und
Italien
[* 4] und verfaßte eine
Schrift über Traumdeutung
«Oneirokritika», die über
Sitten und Gebräuche des
Altertums und über die Kunst der symbolischen Deutung
mannnigfache Belehrung gewährt.
griech. Göttin, gewöhnlich als Schwester des
Apollon
[* 6] und Tochter der Leto bezeichnet und dargestellt als
Göttin der Jagd. Aber diese populäre
Auffassung wie jene Genealogie enthüllt nur das allerwenigste
von dem Wesen dieser universellsten und vielgestaltigsten unter den weiblichen Gottheiten. Eine
Ahnung von dieser Mannigfaltigkeit
scheint der alte Dichter des in der Hesiodischen
Theogonie vorkommenden Hekatehymnus gehabt zu haben. Denn
Hekate
[* 7] (s. d.) ist
ursprünglich nur ein anderer
Name für Artemis
[* 8] selbst und bedeutet die «Entfernte, Fernwirkende»,
wie Hekatos, die männliche Form dieses
Beiworts, dem
Apollon gehört: beides mit
Beziehung auf Mond
[* 9] und
Sonne,
[* 10] deren
Strahlen mit Pfeilen verglichen wurden, daher die
Beiworte Jocheaira («die Pfeilschützin») für Artemis,
Hekatebolos
(«Ferntreffer») für den
Bruder.
Die Homerische Artemis hat unbedingte Gewalt über Leben und
Tod der Mädchen und Frauen, wie
Apollon über
das
Schicksal der
Männer. In
Athen
[* 11] konzentriert sich diese Macht mehr auf das weibliche Geschlechtsleben, so daß hier Artemis zum
Teil den Charakter einer Eileithyia (s. d.) gewinnt. Die an der attischen
Ostküste bis
Aulis hin (von wo
Agamemnon absegelte) verehrte
Iphigeneia
(d. i. «Geburtsmächtige») ist ursprünglich
Artemis selbst, wie dies die Kulte des nördl.
Peloponnes beweisen, und ist erst allmählich zu einer Heroine,
der Agamemnonstochter, geworden.
Auch die Nemesis von Rhamnus stellte wahrscheinlich nur eine Besonderheit der Artemis vor, die zu beiden Seiten des
Euripus unter dem
Namen Artemis Amarynthia,
d. i. «die Glänzende», hochgefeiert war.
Beiwörter wie die «Einsamwandelnde», die «Ruhige»
charakterisieren sie als Dämonin der Nacht. Sie ist, ungeachtet ihrer geburtshilflichen Funktion, die jungfräuliche Göttin,
die streng über der
Tugend ihrer Nymphen und ihrer Priesterinnen wacht, die die Unkeuschheit einer Kallisto (s. d.)
straft und den
Aktaion, der sie im
Bade gesehen, in einen Hirsch
[* 12] verwandelt.Ihre ehemalige Mondbedeutung,
gleichwie die Sonnennatur
Apollons, trat frühzeitig zurück hinter dem abstraktern, geklärtern Götterglauben
Homers, der
für jene Gestirne besondere Personifikationen,
Selene
[* 13] und Helios,
[* 14] hat, ward aber schon von den
Philosophen und Dichtern des 6. und 5. Jahrh.
v. Chr. wieder entdeckt und
¶
mehr
ausgesprochen. (Vgl. Roscher, Selene und Verwandtes, Lpz. 1890.) - Nun verehrten aber von den ältesten Hellenen die einen
den Donner- oder Himmelsgott und die Erde, die andern Sonne und Mond: ein Dualismus, der die verschiedentlichsten Kreuzungen
und Mischungen zu Wege gebracht hat, derart, daß z. B. Zeus
[* 16] mit einer ehemaligen Mondgöttin
(Hera)
[* 17] gepaart, Apollon oft mit Demeter
[* 18] verbunden ist. So erklärt es sich wohl, daß die Herrschaft der Artemis nicht nur das
gesamte animalische Leben umfaßt, sondern auch auf die eigentlichen Erzeugnisse des Erdbodens übergreift; sie wird daher
auch Tochter der Demeter genannt.
Der Urhellene wußte sein lebhaftes Gefühl für die lebenerzeugende Naturkraft der Artemis nicht
besser auszudrücken als dadurch, daß er in ihr die intime Freundin und Pflegerin der Tiere feierte; alles Junge ist ihr heilig,
sie hegt es oder erjagt es nach Belieben. Namentlich Hirsche,
[* 19] Bären und Wildschweine spielen daher in ihrem Mythen- und Bilderkreise
eine große Rolle. Der ätolischen in Achaia trieb man all solches Getier in einen Feuerkreis zusammen
und fügte diesem Opfer jegliche Art von Früchten hinzu, indem die Opfernden sich selbst mit Ähren bekränzten. Des Oineus
Saaten werden der Sage nach von dem Eber heimgesucht, weil er versäumt, der Artemis die Erstlinge seines Ertrags
zu opfern.
Man pflegte früher von einer persischen Artemis zu sprechen und verstand darunter einen aus archaisch-griech.
Bildwerken bekannten Typus, wo die beflügelte Göttin mit Löwen
[* 20] oder Panthern dargestellt ist, die sie würgt oder am Bein
hält. Mögen in der Ausbildung dieses Typus oriental. Einflüsse mitgewirkt haben, so ist doch auch hier
die hellenische Artemis zu erkennen, nur im Stil des östl. Griechentums, welches auch solche Raubtiere
[* 21] aus der Nähe kannte. Mit
dem löwengestaltigen Dionysos
[* 22] von Samos hat diese Göttin die Menschenopfer gemein.
Auch eine taurische Artemis wurde im Altertum, obwohl irrtümlich, angenommen; die Annahme beruht auf einem Spielen oder
einer Verwechselung mit dem Namen der Artemis Tauropolos, d. i. die «Stiertummelnde», was die Volksetymologie als die «Tauris Umwandelnde»
mißverstand. Man meinte wahrscheinlich die Göttin Chryse des halbbarbarischen Lemnos, die man ins Scythenland versetzte.
Chryse erinnerte die Hellenen des Festlandes an die brauronische (zu Brauron in Attika und auf der Burg
von Athen verehrte) Artemis wie an die spartan.
Orthia oder Orthosia, die «Steife», sowohl durch ihre Menschenopfer als durch die eigentümliche Gestalt des Idols, der sie
ihren Namen verdankte. Mit eng aneinander geschlossenen Füßen und Armen, von denen sich nur etwa die Fackel oder Bogen
[* 23] führende
Hand
[* 24] loslöste, stand sie da, ein Überrest der Pfahl- oder hermenartigen Idole, die nur durch den angesetzten
Kopf und die Extremitäten an eine menschliche Gestalt erinnerten.
Am bekanntesten ist dieser Typus bei der ephesischen Artemis, wo
erst spätere Kunst die tote, formlose Körpermasse durch ornamentale Querstreifen belebt hat. Die vielen Brüste, welche
Fruchtbarkeit bedeuten sollen, sind nur dieser kleinasiatisch-orientalischen, mehr aphroditeartigen Göttin
eigen. Während die ephesische Artemis mit ihren Hierodulen nicht tief in das griech.
Religionswesen eindrang, ist der Kult der kretischen Artemis Britomartis (s. d.) im Archipel und dem Peloponnes weit zu verfolgen.
Die bildende Kunst stellte Artemis als kräftige, blühende Jungfrau dar, in langen Frauengewändern (vgl.
Fig. 1, die sog. Artemis Colonna in Berlin)
[* 25] oder auch mit aufgeschürztem Chiton,
[* 26] wie es einer Jägerin bequem ist. Dabei trägt
sie gewöhnlich den Köcher, geschlossen oder geöffnet, und führt in den Händen Fackeln oder den Bogen, oder auch beides.
Oft sieht man bei ihr eine Hirschkuh, wie z. B. bei der bekanntesten
unter den erhaltenen Statuen der Göttin, der sog. Diana von Versailles
[* 27] (in röm.
Zeit einem griech. Werke des 4. Jahrh. v. Chr. nachgebildet, in der Villa Hadrians bei Tibur gefunden, ins Museum nach Versailles
gebracht, gegenwärtig im Louvre zu Paris,
[* 28] s. Fig. 2). Auf einzelnen Denkmälern reitet die Göttin auf
einer Hirschkuh, auf manchen fährt sie auf einem von Hirschen gezogenen Wagen, wie z. B.
(zusammen mit Apollon) auf dem Friese
[* 29] des Apollontempels von Bassä
[* 30] (s. d.). (S. auch Diana.) - Artemis heißt auch der 105. Planetoid.