in Sevilla,
[* 2] vereinsamt, weil ihre reaktionär-klerikale Doktrin
sie der siegreichen liberalen Strömung in der Nation
entfremdet hatte. Fernan
Caballero hat den modernen
Roman für
Spanien
[* 3] erobert, indem sie das span. Leben aller, gern auch der
niedersten
Kreise,
[* 4] treu darstellte. Sie begann mit «La Gaviota» 1849 (im Journal
«El Heraldo»). Es folgten «Elia», «Clemencia»,
«La familia de Alvareda», «Lagrimas»
u. a., sowie viele kleine Erzählungen, «Cuadros
de costumbres populares andaluces».
Überall strebt sie, Realistin im guten
Sinne, nach dem täuschenden Scheine des Thatsächlichen und wollte nur «poetizar
la realidad sin alterarla». Der Hauptreiz liegt in der reinen Freude an den anmutigen Bildern
aus
Andalusiens Natur und Volksleben, die eine gewisse Weitläufigkeit und schwache Charakterzeichnung übersehen läßt.
Auch lieferte sie
die erste Sammlung span.
Märchen nebst Volksliedern als «Cuentos y poesias populares andaluces»
(Sevilla 1859). Sie sammelte zweimal ihre Werke (19 Bde., Madr.
1856; 13 Bde., ebd. 1860-61); es folgten noch «Collecion
de articulos religiosos y morales»
(Cadiz
[* 5] 1862),
«La mitologia contada á los niños» (Barcel.
1873),
«Cuentos, adivinos, oraciones y refranes populares é infantiles» (Madr.
1877) und «Cuadros de costumbres»
(Valencia
[* 6] 1878).
Abdrücke der meisten enthält «Coleccion de autores españoles» in 11 Bdn.
(Lpz. 1860-87). Nach ihrem
Tode erschienen
«Ultimas producciones» (Sevilla 1878),
drei Erzählungen (mit
biogr.
Skizze von
Gabriel y Ruiz de Apodaca; zwei davon französisch mit
Biographie und Kritik der von
Graf Bonneau-Avenant,Par.
1882).
Deutsch erschienen
A.s «Ausgewählte Werke» von Lemcke, Hedw.
Wolf, Clarus und Hosäus (17 Bde., Paderb.
1859-64; Volksausgabe 8 Bde., 2. Aufl.,
ebd. 1864-66),
«Span. Dorfgeschichten» von P. Schanz
(Wien
[* 7] 1877),
«Novellen» von ders. (ebd. 1878),
«Andalus.
Novellen» (Lpz. 1891) und einzelne Werke (von Laistner 1872 fg.,
Bayer 1877, Lange 1880 u. a.),
die meisten auch französisch
und in andern
Sprachen.-
Vgl. Mazade, Fernan Cabellero et ses récits, in
«Revue des Deux Mondes», Nov. 1858; Keiter,
F.
Caballero, in
«Unserer Zeit», 1876, I; Marquis Figueroa, F.
Caballero y la novela en su tiempo, in «España del siglo XIX»,
Bd. 2 (1887).
(spr. arrongd-) oder Wälzmaschine, eine in der Uhrenfabrikation gebrauchte
Vorrichtung zum
Arrondieren, d. h. Abrunden oder
Wälzen der
Zähne
[* 8] bei Zahnrädern.
Entweder dient eine
besonders gestaltete
Feile,
[* 9] welche Mithilfe eines Schiebers parallel zur Radachse von der
Hand
[* 10] hin und her bewegt wird, hierbei
als Werkzeug, oder man benutzt eine kleine
Fräse
[* 11] (s. d.), um das Abrunden zu bewirken, wobei das
Rad nach der jedesmaligen
Bearbeitung eines
Zahns selbstthätig um eine Zahnteilung gedreht wird.
(frz., spr. arrohs'máng) oder Arrosierung,d. i. Befeuchtung, Anfrischung, bezeichnet bildlich eine nachträgliche
Zahlung, um den
Nutzen einer frühern
Zahlung zu sichern, z. B. wenn die Teilhaber an einer Aktienunternehmung bei Unzulänglichkeit
des veranschlagten
Kapitals noch etwas auf jede
Aktie nachzahlen müssen. Für ein solches Arrosement (Arrosierungsanleihen) gab sich
unter andern die 1805 und 1809 in
Österreich
[* 13] vorgenommene Finanzoperation aus, wonach die Inhaber von
Staatsschuldscheinen, um nicht ihr Forderungsrecht und den Zinsanspruch zu verlieren, einen Nachschuß machen mußten, der
aber mit verzinst wurde.
In der neuern Zeit kommt der
Ausdruck namentlich im bayr. Staatsschuldenwesen vor: 1848 wurde in
Bayern
[* 14] eine sog. Arrosierungsanleihe
aufgenommen, eine freiwillige 4prozentige
Anleihe, bei der ein der
Summe der baren Einzahlung gleicher
Betrag in bis dahin 3½prozentigen
Obligationen geleistet werden konnte, die dann auf 4 Proz. erhöht wurden. Die bayr.
Arrosierungsanleihe wurde 1850 in der Art fortgesetzt, daß für jedes bare Darlehen zu 4 Proz.
dem Darleiher gleichzeitig der doppelte Betrag desselben in von ihm eingereichten ältern 3½prozentigen
Staatsobligationen in 4prozentige umgetauscht ward; von 1853-66 erfolgten weitere Fortsetzungen der Arrosierungsanleihe für
den Eisenbahnbau.
[* 15] (S.
Staatsschulden.)
(spr. arrúh), rechter Nebenfluß der Loire im franz.
Depart. Saône-et-Loire, entspringt (491 m hoch) im Depart.
Côte-d'Or, 6 km nordöstlich von Arnay-le-Duc, fließt in südwestl.
Richtung zuerst zwischen den Monts
du Morvan im W. und der
Côte-d'Or im O., berührt
Autun und
Toulon,
[* 16] wird bei Gueugnon auf 20 km schiffbar und mündet nach 120 km
Lauf unterhalb von Digoin. Er hat ein
Flußgebiet von 3250 qkm.
(spr. ärroruht),Araruta,
Pfeilwurzmehl (lat.
Amylum marantae), ist die Bezeichnung, welche verschiedene
Arten von
Stärkemehl, die aus den knolligen Wurzelstöcken tropischer
Pflanzen hergestellt werden, im
Handel
führen. Die gebräuchlichsten sind:
1) Westindisches Arrow-Root oder Marantastärke, die bei uns gangbarste Sorte, wird aus der Maranta
[* 17] arundinaceaL. gewonnen, die jedoch nicht bloß in Westindien,
[* 18] sondern auch schon seit längerer Zeit in Guayana, aufRéunion
und in
Ostindien
[* 19] angebaut wird.
2)
Ostindisches Arrow-Root oder
Tikurmehl; es wird aus den Wurzelknollen von Curcuma angustifolia Roxb.
und Cucurma leukorrhiza Roxb.
gewonnen, kommt aber fast gar nicht in den deutschen
Handel.
4)
Port-Natal-Arrow-Root, soll wie die westind. Sorte von der MarantaarundinaceaL. abstammen, was jedoch nicht wahrscheinlich
ist, da die Stärkekörnchen dieser Sorte unter dem Mikroskop
[* 21] ein ganz anderes Aussehen zeigen. Das
Natal-Arrow-Root besteht
aus einzelnen kreisrunden bis eiförmigen, zuweilen sogar annähernd dreieckigen, etwas abgeplatteten
Körnchen von 0,008 bis 0,069
mm Länge, deren Hilus als runder, fester Körper besonders deutlich unter Wasser und
Glycerin
hervortritt. Die Natalsorte beginnt beim Erwärmen mit Wasser schon bei 55° C. zu schwellen, während dies bei den westind.
Sorten erst bei 60-70° der Fall ist. Die Natalsorte wird in England vorgezogen. Die übrigen aus tropischen
Pflanzen gewonnenen Stärkemehlsorten führen im
Handel besondere
Namen, z. B. Sago,
Tapioca, Cassavastärke.
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mehr
Die Gewinnung der verschiedenen unter dem Namen Arrow-Root zusammengefaßten Stärkemehlsorten geschieht lediglich durch Auswaschen
der zerriebenen Knollen
[* 23] und Wurzelstücke mit Wasser. Die Verpackung und Versendung erfolgt in Fässern von etwa 100 kg, bei
den bessern Sorten in Blechdosen. Verwendung findet das Arrow-Root zur Herstellung von feinen Backwerken und Speisen; früher
wurde es auch medizinisch benutzt. Verfälschungen mit dem Stärkemehl von Reis, Weizen und Kartoffeln, vor denen es übrigens
hinsichtlich seiner Verdaulichkeit nichts voraus hat, kommen vor, können aber unter dem Mikroskop leicht erkannt werden.