Billault überlassen. Später ward Arrighi Mitglied des Generalrats für das Depart.
Seine-et-Oise. Nach 1870 durch bonapartistische
Umtriebe verdächtig, wurde Arrighi als
Maire von Courson l'Aulnay 1874 abgesetzt.
Seit 1876 war Arrighi Mitglied der Kammer.
Da er überführt war, bei den
Wahlen im Okt. 1877 in zwei Wahlkreisen gestimmt zu haben,
hatte die Kammer im Juni 1880 dem
Antrag auf seine gerichtliche Verfolgung zugestimmt, als die
Amnestie vom Juli 1880 den Beschluß
aufhob. Er starb in
Paris.
[* 2]
Ferdinando, ital. Dichter und Literarhistoriker, geb. 1770 zu
Mantua,
[* 3] studierte zu Pavia die
Rechte und wurde Beamter der Cisalpinischen Republik. Während der österr. Herrschaft 1800 als
polit. Gefangener nach
Sebenico gebracht, protestierte Arrivabene durch die
Canzone «La tomba di
Sebenico», die großes Aufsehen erregte.
Er wurde 1804
Rat am
Appellhofe zu
Lyon,
[* 4] dann Präsident des Gerichtshofs für
Staatsverbrechen zu
Brescia. 1816 von
der österr. Regierung nach
Bergamo versetzt, widmete er sich seit 1821 in Mantua ganz litterar. Thätigkeit. Er schrieb:
«Il secolo di
Dante»
(Udine 1827),
«Degli amori di
Dante» (Mant. 1823) und das von der
Akademie zu
Brescia 1817 gekrönte rechtsphilos.
Werk
«Sulla filantropia del giudice». Arrivabene starb zu Mantua in der Ausarbeitung eines größern
Werkes, «Iconografia d'Italia.» (mit
Foscolo, Niccolini u. a.), begriffen.
Giovanni,
Graf, ital. Nationalökonom, geb. zu Mantua, wurde 1820 als
Mitwisser revolutionärer
Umtriebe verhaftet. Nach mehrmonatiger Haft entlassen, ging er über die
Schweiz
[* 5] nach
Frankreich, von da nach England. Indessen wurde er 1824 in contumaciam zum
Tode verurteilt, seine
Güter sequestriert.
In
London
[* 6] lag er volkswirtschaftlichen
Studien ob, als deren
Frucht «Beneficenza della città di Londra» (2 Bde.,
Lond. und
Lugano 1828-32) erschien. Arrivabene siedelte 1827 nach
Belgien
[* 7] über, wo er bis 1859 blieb. Er gehörte
zu den Veranstaltern des 1847 in
Brüssel
[* 8] tagenden Volkswirtschaftlichen
Kongresses und den Gründern der
Belgischen Ökonomischen
Gesellschaft, deren Präsident er ward. 1860 heimgekehrt, wurde er Senator und trat an die
Spitze derItalienischen Nationalökonomischen
Gesellschaft in
Florenz,
[* 9] wo er segensreich für die wirtschaftliche
ReformItaliens
[* 10] wirkte. 1866 zog er
sich nach Mantua zurück und starb Eine Auswahl seiner «Scritti morali
ed economici» (Flor. 1870) gab
Carina heraus.
StuartMills «Principles of political economy» hat Arrivabene ins
Italienische übersetzt;
auch ließ er Memoiren seines vielbewegten Lebens, «Intorno ad un epoca della
mia vita 1820-22»
(Tur. 1860, deutsch von Burkhardt, Gotha
[* 11] 1861) und «Memorie della mia vita,
1795-1859» (Flor. 1879) erscheinen.
älteres, in
Spanien,
[* 12]
Portugal,
Brasilien
[* 13] und den span.-amerik. Freistaaten, sowie in den portug.
Kolonien gebräuchliches
Handelsgewicht. In
Spanien begriff die bis Ende 1858 gesetzlich geltende Arroba 25 castil.Libras oder Pfund
= 11,5023 kg. 4 solche Arroba machten den span.
Quintal oder Centner von 100 Pfd. aus. Gegenwärtig rechnet man in
Spanien bei
der Preisstellung die Arroba = 11½ kg. Die metrische (Arroba métrica) von 10 kg
scheint dort nicht üblich
geworden zu sein.
Außerdem hieß in
Spanien auch ein Flüssigkeitsmaß. Die castilische größere Arroba oder
Wein-Arroba (Arroba mayor,
A de vino) oder
Cántara für
Wein und
Branntwein war = 16,133 l, die von Malaga
[* 14] faßte 16,66 l. Ölmaß
Castiliens war die kleine
(Arroba menor) oder Öl-Arroba de aceite), ursprünglich ein Gewicht von 25 Pfd.;
sie enthielt 12,563 l. Die portugiesische und brasilianische Arroba begriff 32 Arratéis oder portug.
Pfund und war = 14,688 kg. (S.
Arratel.) Seit Einführung der neuen
Maße und Gewichte stellt man in
Brasilien häufig die Preise
für die von 15 kg.
besser
Ärö, dän.
Insel, 15 km östlich von
Alsen und 11 km südlich von Fünen, gehört
zum
AmteSvendborg und zählt auf 84½ qkm (1890) 10 700 E. Die
Insel ist hoch, hügelig, außerordentlich fruchtbar und jetzt
gänzlich von ihren frühern Waldungen entblößt. Ein jetzt meist ausgetrockneter
Fjord, Graastens
Noer genannt,
schneidet tief von Norden
[* 15] her ein und teilte früher die
Insel in zwei
Teile, die nur durch eine sehr schmale Nehrung zusammenhingen.
Bedeutender als die Stadt Äröskjöbing mit (1890) 1500 E. ist der Flecken Marstal, mit Winterhafen und 3029 E.; Marstal
besitzt (1888) 258 Schiffe
[* 16] mit Tragfähigkeit von 19 250
Registertons und treibt starke Frachtfahrt,
Reederei
und Fischerei.
[* 17] 1749 wurde die ganze
Insel dänisch, gehörte dann zu
Schleswig,
[* 18] wurde aber 1864 an
Dänemark
[* 19] abgetreten. Nicht
zu verwechseln ist Arröe mit der
InselAarö (s. d.) im
KleinenBelt.
Cecilia de, die bedeutendste neuere span. Erzählerin unter dem
Namen Fernan
Caballero (nach einem Dorfe der
Mancha), geb. zu Morges in Waadt
als Tochter von Joh.
Nik.
Böhl von Faber (geb. zu
Hamburg,
[* 20] gest. zu
Cadiz),
[* 21] der durch dieGeschäfte des väterlichen Hauses nach
Cadiz geführt, Francisca de Larrea heiratete
und sich um die span. Litteratur durch
Verbreitung der ästhetischen
Anschauungen Schlegels in «Floresta de rimas antiguas
castellanas» (3 Bde.,Hamb. 1821-25) und «Teatro español anterior a Lope
de
Vega» (ebd. 1832) verdient machte (vgl. «Versuch
einer Lebensskizze von Joh.Nik.
Böhl von Faber. Nach seinen eigenen
Briefen» [von Elise
Campe] Lpz. 1858,
als Handschrift gedruckt).
Sie vergaß, obwohl seit 1805 in
Deutschland
[* 22] erzogen und Verfasserin von «Sola», deutsch geschriebenen
Bildern aus dem andalus. Volksleben (hg. von ihrem
Vater, Hamb. 1831, anonym), später die
deutsche Sprache. 1813 kehrte sie
mit nach
Cadiz zurück, wo sie 1816 den Hauptmann Planells de Bardaxi heiratete, der 1817 starb. Die
Ehe
der wegen
Geist und Schönheit Vielumworbenen mit dem reichen Gardeoffizier Marquis von
Arco-Hermoso (1822), dessen
Palast in
Sevilla
[* 23] Mittelpunkt eines auserwählten Kreises ward, löste 1835 sein
Tod. 1837 vermählte sie sich mit de Arrom, einem
Advokaten, der ihr und sein geringes Vermögen verlor
und sie, da er als span. Konsul nach
Australien
[* 24] ging, in Sevilla zurückließ.
Während seiner langen
Abwesenheit zog sie sich aufs Land zurück und widmete sich ihren litterar. Neigungen. Später lebte
sie,
Witwe seit 1863, bald in Sevilla, wo ihr die Regierung 1857-68 im
Alcazar Wohnung gewährte, bald
im Puerto de
Santa Maria bei
Cadiz. Sie starb ¶
mehr
in Sevilla, vereinsamt, weil ihre reaktionär-klerikale Doktrin sie der siegreichen liberalen Strömung in der Nation
entfremdet hatte. Fernan Caballero hat den modernen Roman für Spanien erobert, indem sie das span. Leben aller, gern auch der
niedersten Kreise,
[* 26] treu darstellte. Sie begann mit «La Gaviota» 1849 (im Journal
«El Heraldo»). Es folgten «Elia», «Clemencia»,
«La familia de Alvareda», «Lagrimas»
u. a., sowie viele kleine Erzählungen, «Cuadros
de costumbres populares andaluces».
Überall strebt sie, Realistin im guten Sinne, nach dem täuschenden Scheine des Thatsächlichen und wollte nur «poetizar
la realidad sin alterarla». Der Hauptreiz liegt in der reinen Freude an den anmutigen Bildern
aus Andalusiens Natur und Volksleben, die eine gewisse Weitläufigkeit und schwache Charakterzeichnung übersehen läßt.
Auch lieferte sie die erste Sammlung span. Märchen nebst Volksliedern als «Cuentos y poesias populares andaluces»
(Sevilla 1859). Sie sammelte zweimal ihre Werke (19 Bde., Madr.
1856; 13 Bde., ebd. 1860-61); es folgten noch «Collecion
de articulos religiosos y morales» (Cadiz 1862),
«La mitologia contada á los niños» (Barcel.
1873),
«Cuentos, adivinos, oraciones y refranes populares é infantiles» (Madr.
1877) und «Cuadros de costumbres» (Valencia
[* 27] 1878). Abdrücke der meisten enthält «Coleccion de autores españoles» in 11 Bdn.
(Lpz. 1860-87). Nach ihrem Tode erschienen «Ultimas producciones» (Sevilla 1878),
drei Erzählungen (mit
biogr. Skizze von Gabriel y Ruiz de Apodaca; zwei davon französisch mit Biographie und Kritik der von Graf Bonneau-Avenant,Par.
1882). Deutsch erschienen A.s «Ausgewählte Werke» von Lemcke, Hedw.
Wolf, Clarus und Hosäus (17 Bde., Paderb.
1859-64; Volksausgabe 8 Bde., 2. Aufl.,
ebd. 1864-66),
«Span. Dorfgeschichten» von P. Schanz (Wien
[* 28] 1877),
«Novellen» von ders. (ebd. 1878),
«Andalus.
Novellen» (Lpz. 1891) und einzelne Werke (von Laistner 1872 fg., Bayer 1877, Lange 1880 u. a.),
die meisten auch französisch
und in andern Sprachen.-
Vgl. Mazade, Fernan Cabellero et ses récits, in «Revue des Deux Mondes», Nov. 1858; Keiter,
F. Caballero, in «Unserer Zeit», 1876, I; Marquis Figueroa, F. Caballero y la novela en su tiempo, in «España del siglo XIX»,
Bd. 2 (1887).