Arnim (Heinr. Friedr., Graf von Arnim-Heinrichsdorff-Werbelow) - Arno
mehr
Initiative in der deutschen Frage. Auf seine Anregung geht die öffentliche Kundgebung des Königs 21. März für die deutsche
Sache zurück. An demselben
Tage trat er als Minister des
Auswärtigen in das vom
GrafenArnim-Boitzenburg gebildete Ministerium,
trat aber schon zurück. Nachdem er zwei Flugschriften
«Frankfurt
[* 2] und
Berlin»
[* 3] (Frankf. 1848)
und «Die sog. Mediatisierungsfrage» (ebd.
1849) veröffentlicht hatte, wurde er im
Frühjahr 1849 in die Erste Kammer gewählt, wo er sich der deutsch-konstitutionellen
Partei anschloß und 1849-51 die reaktionäre Politik des Ministeriums Manteuffel energisch bekämpfte. Durch die
Schriften
«Zur Politik der
Epigonen in
Preußen»
[* 4] (Berl. 1850) und «Zur
Politik der Contrerevolution in
Preußen» (ebd. 1851) zog er sich den Haß der Feudalpartei zu und wurde 1852 wegen Entstellung
von
Thatsachen und
Beleidigung vor Gericht gestellt und zu einer Geldstrafe verurteilt. Seitdem zog sich Arnim vom polit. Schauplatz
zurück. Er starb in
Düsseldorf.
[* 5] Arnim war Führer der altpreuß. konstitutionellen Partei. -
Vgl. Radowitz, Gespräche aus der Gegenwart (4. Aufl., Stuttg. 1851),
wo Arnim unter dem
Namen Arnburg auftritt.
Ludw. Joachim (gewöhnlich
Achim) von, Dichter, Hauptvertreter der jüngern
Romantik, geb. zu
Berlin,
studierte in Göttingen
[* 10] und
Halle
[* 11] Naturwissenschaften und gab hier schon 1799 einen «Versuch einer
Theorie der elektrischen
Erscheinungen» heraus, wandte sichaber, mitL.Tieck und Cl.
Brentano bekannt geworden, bald ganz der
Poesie und besonders dem
Studium der Volkspoesie zu, für das Herders und
GoethesSchriften seine
Teilnahme früh geweckt hatten.
Auf vielfachen
Reisen durch
Deutschland,
[* 12] auch die
Schweiz,
[* 13] Oberitalien,
[* 14]
Frankreich,
Holland und England sammelte er eifrig
Volkslieder,
die er mit
Brentano (s. d.) in
Heidelberg
[* 15] nicht ohne Willkür herausgab in der Sammlung «Des
Knaben Wunderhorn»
(1. Bd., Heidelb. 1806; 2. Aufl.
1819; 2.-3. Bd. 1808; neue kritische Ausg.
von
Birlinger und Crecelius, mit Illustr., 2 Bde., Wiesb. 1873-77;
von Wendt, mit Illustr., 2 Bde., Berl.
1873; von
Boxberger, 2 Bde., ebd. 1880; Neudruck
von Ettlinger,
Halle 1891). Er hoffte die
Not der kranken Zeit durch Einkehr in das deutsche Volksgemüt und die nationale
Vergangenheit zu mildern. Aus diesem Wunsche erwuchs auch die mit andern Romantikern zusammen herausgegebene vielbefehdete
«Zeitung für Einsiedler» (1808),
die auch u. d. T.
«Tröst Einsamkeit.
Alte und neue Sagen und Wahrsagungen,
Geschichten und Gedichte» (Heidelb. 1808; Neudruck von
Pfaff, 2. Aufl., Freib. i. Br. 1890) erschien. Seit
seiner Verheiratung (1811) mit
Brentanos Schwester Elisabeth
(Bettina) lebte Arnim abwechselnd in
Berlin und auf seinem Gute Wiepersdorf
bei Dahme in der
Mark, wo er
starb. Seine ersten dichterischen Werke waren die
Romane «Hollins
Liebelchen» (Gött. 1802; Neudruck von Minor, Freib. i. Br.
1883) und
«Ariels Offenbarungen» (Gött. 1804). Darauf erschienen die Novellen «Der
Wintergarten» (Berl. 1809) und der tiefsinnige.
Roman«Armut, Reichtum, Schuld und
Buße der Gräfin Dolores» (2 Bde., ebd. 1810),
Arnim war gegenüber andern Romantikern ein durch und durch kerngesunder
Geist, voll von kräftigem Realismus; aber der wunderbare Reichtum seiner
Phantasie und Empfindung verführt ihn
zu Verworrenheit, zu gewagten Experimenten,die ihn nicht so populär werden ließen, wie seine poet. Bedeutung es verdient.
Nur einige seiner Novellen werden noch heute in weitern
Kreisen gelesen, so «Der tolle Invalide auf
Fort Ratonneau», «Die drei
liebevollen Schwestern und der glückliche Färber», «Fürst Ganzgott und
Sänger Halbgott». Seine «Sämtlichen Werke»
gab seine Gattin mit Einleitung von W.
Grimm heraus (20 Bde., Berl. 1839-48;
neue Ausg., 22 Bde., ebd. 1853-56);
Auswahl von
Koch in Kürschners
«Deutscher Nationallitteratur» (1891) und Dohmke (Lpz. 1893).
«UnbekannteAufsätze und Gedichte»
A.s gab
Geiger heraus (Berl. 1892). -
Flecken im preuß.
Kreis
[* 18] und Reg.-Bez.
Schleswig,
[* 19] in der Landschaft
Angeln, am Nordufer der Schlei und 15 km oberhalb
des Eingangs derselben, hat (1890) 580 evang. E., Post,
Telegraph,
[* 20] Seeschiffahrt und tägliche Dampfschiffahrtverbindung mit
Schleswig und Kappeln. - Arnis wurde 1667 durch Auswanderer aus Kappeln gegründet und durch den Übergang der
Preußen über die Schlei mittels einer Pontonbrücke unter Prinz
FriedrichKarl bekannt. -
Vgl.
Beschreibung und Geschichte
der
Insel und des Fleckens Arnis (1838).
(lat.
Arnus), nächst derTiber der bedeutendste
Fluß Mittelitaliens, ist 230 km lang und entspringt
an der 1649 m hohen Falterona im etrusk.
Apennin. Als wilder Bergstrom bricht er oberhalb des Fleckens Stia hervor und bildet
das fruchtbare
Casentinothal (440-460 m hoch). Dann tritt er, sich westlich wendend, in die reich angebaute Ebene vonArezzo,
wo sich die kanalisierten
Gewässer der Chiana, des Verbindungsflusses zwischen und
Tiber, in ihn ergießen. Darauf durcheilt
er, erst in nordwestl. und nördl. Laufe, das breite und fruchtbare
Val d'Arno oder obere Arnothal (130-160 m hoch). Bei dem
Flecken Pontassieve, wo er rechts die Sieve, seinen bedeutendsten Seitenfluß, aufnimmt, wendet sich
der Arno plötzlich westlich und behält diese
Richtung im wesentlichen bis zu seiner Mündung bei. Zwischen Pontassieve und
Florenz
[* 21] ist der
Fluß von reichbebauten und bewaldeten
¶
mehr
Hügeln eingefaßt; später erweitert sich das Thal,
[* 23] dessen ganze Breite
[* 24] die toscan. Hauptstadt, die vom m zwei ungleiche Teile
geschieden wird, einnimmt. Ungefähr 15 km hinter Florenz tritt der Fluß wieder zwischen niedere, mit Pinienwaldungen bedeckte
Berge und erreicht endlich bei Empoli die weite Ebene, die sich westlich und südwestlich von den
Vorbergen des Apennin bis zum Meere erstreckt und einem ununterbrochenen, üppigen Garten
[* 25] gleicht. Nachdem er unterhalb Empoli
die Elsa und weiterhin bei Pontedera die Era aufgenommen, durchströmt er die Stadt Pisa.
[* 26] Im Mittelalter lag die Mündung
des Arno 3 km vor der Stadt; jetzt ist das Meer 10 km von der Stadt entfernt.
Der Arno ist erst von Florenz ab und auch hier nur für kleine Schiffe
[* 27] und Barken schiffbar. Sein Gebiet umfaßt 6420 qkm. Bei
der allgemeinen Kultur und dem Wohlstande Toscanas ist das Thal des Arno eins der freundlichsten und einladendsten ThälerItaliens.
[* 28] Öl- und Feigenbäume wachsen zwischen Cypressen und Pinien, und unabsehbare Rebengelände bedecken die
Ufer des Flusses. Von besonderm paläontolog. Interesse ist das Val d'Arno superiore oder der nach NW. und N. gerichtete Teil
des obern Arnothals, ein ehemaliger Süßwassersee von 50 km Länge.
Dasselbe besteht aus den drei Becken von Arezzo, Figline und Incisa, die sämtlich von einer bedeutenden
Süßwasserbildung mit Gerölle, Grus und Sandmassen bis 60 m über dem jetzigen Flußbette erfüllt sind. Darunter liegt
bis 18 m über dem Arno blauer Thon, ausschließlich mit Resten von Süßwassertieren und von Braunkohlenlagern unterteuft.
Ganz außerordentlich ist hier der Reichtum an versteinerten Resten von tropischen Vierfüßlern, zum
Teil Sumpfbewohnern, die nur abgestorbenen Arten angehören, dem Mastodon, Elefant,
[* 29] Rhinoceros, Affen,
[* 30] echten Büffeln, Arishirschen
und sehr zahlreichen Flußpferden. Das Val d'Arno inferiore (unterhalb Florenz) enthielt ein ähnliches Wasserbecken, aber von
brackischer Beschaffenheit.