ihm gelieferte Hinterladungskanone schien eine vollständige Umwälzung im Artilleriewesen zu versprechen.
(Über die Konstruktion
der Armstronggeschütze s.
Geschütz.) 1859 ward Armstrong zum Hauptingenieur für das gezogene
Geschütz (Engineer of Rifled Ordnance)
ernannt, wurde geadelt und Direktor der königl. Gießerei,
[* 2] die ausschließlich mit der Herstellung
seiner
Kanone beauftragt war. Die praktische Prüfung des neuen
Geschützes im
Kriege gegen
China
[* 3] und bei
einzelnen Expeditionen der Flotte gab indes zu mancherlei
AusstellungenAnlaß.
Infolgedessen wurde 1863 eine
Kommission eingesetzt, welche die
Geschütze
[* 4]
A.s einem Vergleichsversuche mit denjenigen des Ingenieurs
Whitworth unterwerfen sollte. Armstrong nahm infolgedessen seine Entlassung, widmete aber trotzdem seine weitere Thätigkeit
der Konstruktion und Anfertigung von
Geschützen und Artilleriemunition. Er gab selbst sein
Systemauf und stellte ein neues
Geschützsystem auf, welches in der innern Einrichtung dem franz.
Vorderlader nahe verwandt war.
Dasselbe fand nicht bloß in England, sondern auch in andern
Staaten Eingang. Seine schweren Marinegeschütze waren 1888 bei
Versuchen in
Preußen
[* 5] nahe daran, die Kruppschen
Geschütze aus dem Felde zu schlagen, unterlagen aber,
als man für letztere das prismatische Pulver angenommen hatte. Nachdem die Stimmung in England sich, dem Vorgange der andern
Mächte folgend, wieder dem Hinterlader zugeneigt hatte, wandte Armstrong sich von neuem der allerdings wesentlich
veränderten Konstruktion von Hinterladegeschützen zu. 1887 wurde ihm die Peerswürde unter dem
Titel
eines
Baron von Cragside verliehen. Armstrong fertigt seit 1885 auch die für die ital.
Kriegsmarine erforderlichen
Geschütze in einer eigenen Fabrik in
Italien
[* 6] bei Puzzuoli.
Die großen Werkstätten für
Kanonen- und Schiffsfabrikation, die in England zu Elswick bei Newcastle-on-Tyne
unter der Firma Armstrong,
Mitchell & Comp. besitzt, beschäftigten 1890 über 15000
Arbeiter; die Familien derselben, zusammen
über 70000
Personen, bewohnen eine besondere zum Werk gehörige Stadt. Armstrong schrieb neben zahlreichen, in verschiedenen
Zeitschriften zerstreuten
Abhandlungen über
Artillerie auch «Discussions on the abolition of patents for inventions»
(Lond. 1869).
Mischung, ein explosives Gemisch von Kaliumchlorat mit amorphem
Phosphor, das schon bei der leisesten Reibung
[* 7] explodiert. Es eignet sich daher als
Zündung für Bombenraketen.
(frz.), Webzettel, in der
Weberei
[* 8] die zur Vorrichtung eines Schaftwebstuhls übliche schematische
Darstellung
der Geschirreinrichtung. Aus der Armüre muß mindestens zu ersehen sein: die Art, wie die Kettenfäden
in die vorhandenen Schäfte verteilt werden sollen (Einpassierung), die Bewegungsfolge der Trittschemel (Tretweise) und die
erforderliche Verbindungsart der Trittschemel mit den Schäften (Anschnürung). - Der
Name ist auch übertragen worden auf
diejenigen kleingemusterten Gewebe,
[* 9] deren Herstellung noch mittels des
Kontermarsches (also ohne Jacquardgetriebe)
möglich ist, höchstens (unter Beibehaltung der Schäfte) eine Schaftmaschine erfordert; die Armüre fallen also
zwischen die glatten (ungemusterten) und die großgemusterten Waren (Damaste), zu deren letztern Herstellung auf die ausschließliche
Benutzung von Schäften verzichtet werden muß. (S.
Weberei.)
s.
Armengesetzgebung, ^[= ist ein Werk der neuern, auf die Reformation folgenden Zeit, hervorgegangen aus den Zuständen, ...]Armenrecht und
Armenwesen.
(Testimonium paupertatis), im
Staats- und Rechtsleben eine öffentliche
Urkunde, durch welche einer
Person
zur Erlangung von Unterstützungen ihre Hilfsbedürftigkeit oder zur
Befreiung von Gebühren und
Abgaben ihr
Unvermögen (s.
Armenrecht) bezeugt wird. Befähigt und berechtigt zur
Ausstellung eines Armutszeugnis ist regelmäßig die obrigkeitliche
Behörde des
Armen. Fälschung von Armutszeugnis oder Gebrauch eines falschen Armutszeugnis fällt
als
Übertretung unter §. 363 des Strafgesetzbuchs. - Im übertragenen
Sinne sagt man von
Personen, die durch ihr Verhalten
ihr geistiges
Unvermögen darthun, daß sie sich selbst ein Armutszeugnis ausstellen.
czech. Hostinné, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Hohenelbe in
Böhmen,
[* 12] links von der
Elbe, an der
Linie
Chlumetz-Parschnitz der Österr. Nordwestbahn, Sitz eines Bezirksgerichts (1509 qkm, 17 Ortsgemeinden, 32 Ortschaften, 20 433 E.,
darunter 655
Czechen), hat (1890) 4124 deutsche E., Obergymnasium, altes Rathaus (1525) mit 2 steinernen, 5 m
hohen geharnischten Rittern, wie solche in der Gegend (daher der
Name «Riesengebirge») gewohnt haben sollen; Flachsgarnspinnerei
und Papierindustrie, Reisstärke- und Seidenwarenfabrik, 2
Brauereien. In und 12 benachbarten Ortschaften werden auf 3300
Stühlen jährlich etwa 165 400
Stück Leinen und Halbleinen gewebt. Arnau gilt in der böhm. Geschichte als die
Grenzfeste Hostin und war im 14. Jahrh. Eigentum der Herren von Turgau. Im
Hussitenkriege wurde es 1424 von
Žiška vergeblich
belagert; nach der
Schlacht am
Weißen Berge im
Besitze Wallensteins und nach dessen Ermordung in dem des
kaiserl. Feldmarschalls von Lamboy, erwarb es 1779
Graf von Deym mit Schloß und Herrschaft.
Grün, eine im Zeugdruck gebrauchte, wenig lebhafte, aber auch bei künstlicher
Beleuchtung
[* 13] rein grüne (nicht giftige)
Farbe, die aus metaphosphorsaurem
Chromoxyd besteht und dargestellt wird, indem man 128
Teile neutrales
phosphorsaures
Ammonium mit 149
Teilen rotem Kaliumchromat auf 170-180° C. erhitzt und den
Rückstand mit Wasser auswäscht.
Glänzender, aber auch giftig, fällt die
Farbe aus, wenn man einen
Teil des phosphorsauren
Ammoniums durch
arsensaures
Ammonium ersetzt.
(spr. -noh),Antoine, genannt der große Arnauld, geb. studierte die
Rechte, dann
Theologie, wurde 1641 Priester, 1643 Mitglied
der
Sorbonne, 1648 Einsiedler in
Port-Royal des Champs. Er starb bei
Lüttich.
[* 14] In allen Streitigkeiten gegenJesuiten,
Klerus und Regierung war er der anerkannte Wortführer der Jansenisten (s. d.).
Gegen die jesuitische Laxheit in der Erteilung des
Sakraments schrieb er
«De la fréquente communion» (Par. 1643); gegen die
Jesuitenmoral «La morale pratique des Jésuites», «La
théologie morale des Jésuites» (ebd. 1650);
¶
mehr
mit seinem freunde Nicole: «La perpétuité de la foi de l'eglise catholique défendue»
(3 Bde., ebd. 1669-72). Die erstern Werke, bald in zahlreichen
Ausgaben verbreitet, erregten den Zorn der Jesuiten, das letzte den derReformierten; jene zwangen ihn 1679 zur Flucht in die
Niederlande,
[* 16] diese antworteten ihm in heftigen Streitschriften. (S. Claude.) Seine «Œuvres»
gab der Abt von Hautefage (48 Tle. in 45 Bdn., Lausanne
[* 17] 1775-83) heraus, über seinen litterar.
Kampf mit den Jesuiten vgl. Reusch, Der Index der verbotenen Bücher, Bd. 2 (Bonn
[* 18] 1885). - Sein Bruder, Robert Arnauld d'Andilly,
geb. 1588, gest. ist als Verfasser
von Erbauungsschriften und durch Übersetzungen des Josephus und des Juan Davila als einer der besten franz. Stilisten bekannt.
-
Vgl. Barin, La vérité sur les Arnauld (2 Bde., Par.
1847).