(lat.), früher der Inbegriff aller zur Bewaffnung und Ausrüstung des einzelnen Mannes gehörigen Gegenstände.
Nach Einführung der Feuerwaffen werden diese meist nicht mehr unter Armatur verstanden. Im deutschen Heere wird unterschieden:
Bekleidung, Bewaffnung, Ausrüstung.
Bei den Dampfkesseln bezeichnet man mit Armatur die Gesamtheit der Sicherheitsvorrichtungen,
als Ventile, Manometer, Wasserstandszeiger, Alarmapparat u. s. w., im weitern Sinne auch (grobe Armatur) die sämtlichen zur Dampfkesselfeuerung
gehörigen Eisenteile, als Feuergeschränke, Rost u. s. w. Diesen gegenüber bezeichnet
man die Gesamtheit der Sicherheitsvorrichtungen als feine Armatur (S. Dampfkessel.) - Über Armatur bei Dynamomaschinen s. Anker.
und Armringe (grch. psellion; lat. armilla; mittellat.
brachiale; daher frz. bracelet) finden sich als Schmuck bei allen Völkern des Altertums und der neuern Zeit, gewöhnlich
am Unterarm, seltener am Oberarm getragen und, je nach der Kulturstufe, aus verschiedenen Stoffen gefertigt. Wilde Völker
tragen als Armbänder Schnüre aus bunten Federn, kleinen Muscheln, Knochen oder Zähnen von Tieren und erschlagenen Feinden, höher
stehende Ringe und Ketten von unedlem Metall, Glas oder Schnüre von Glasperlen; die reichen und gebildeten aus Gold und Silber
oder aus kostbaren Seidenstoffen verziert mit Edelsteinen, Perlen und Korallen, dann Reifen von Elfenbein,
Schildpatt u. s. w. Grundformen sind der Ring, eirund für den Unter-, kreisrund für den Oberarm, und das Band, gegliedert
und ungegliedert.
Bei den Hebräern trugen Männer und Frauen Armringe; die alten Meder und Perser bezeichneten durch deren Art und Zahl die Unterschiede
des Ranges. Bei den Arabern sind sie (asâwir genannt) vorzugsweise Schmuck der Frauen, ebenso in Griechenland,
wo sie verschieden in Stoff und Form (am liebsten in der von Schlangen) gefertigt wurden. Bei den italischen Völkern trugen
auch Männer Armringe, die Sabiner z. B. sehr schwere am linken Arm, in Rom die vornehmen Frauen goldene Spangen oder Ringe aus
feinem Golddraht am Unterarm wie am Oberarm; verdiente Krieger erhielten armillae vom Imperator als Ehrengeschenk.
Bei den alten Germanen behaupteten die Armbänder, eine Art der Bauge (bouc, d. i. Gebogenes), den ersten Rang unter dem Geschmeide. Obwohl
hauptsächlich in Frauengräbern gefunden, wurden sie doch bis ins 9., im Norden bis ins 12. Jahrh.
von Männern vielfach, mitunter in großer Anzahl, ebenso sehr als Schutz wie als Zierat, getragen, wie denn auch Karl d. Gr.
einen Armring führte. Man schätzte sie außerordentlich und tauschte sie im Kampfe und beim Mahle als Zeichen der Freundschaft;
Fürsten und Fürstinnen verliehen sie für besondere Dienste.
Von Alboin und vielen nordischen Fürsten wird gerühmt, daß sie freigebig mit Armringen und leuchtenden Baugen gewesen seien.
In den «Nibelungen» erhält Siegfried, als er Kriemhild Günthers und Brunhilds Ankunft meldete, 24 Armbänder als Botenlohn.
Bei den
Skandinaviern legte man auf den Armring Eidschwüre ab und schätzte Bußen und Brüche nach Baugen; sie
dienten also auch als Zahlmittel. Die meisten altgermanischen waren aus Erz, erst in der Merowingerzeit häufiger aus Silber
und Gold; die Form ist meist einfach, ein kreis- oder spiralförmig zusammengebogener, nicht geschlossener aber schließbarer
Draht, ein runder oder ovaler Ring, aber auch ein breites Armband, an den Schlußenden verziert, bisweilen
mit Schlangenhäuptern und phantastischen
[* ]
Figuren, am häufigsten mit eingeritzten Doppelkreisen oder
Kreuzbändern. Im Norden sind mehrfach Ringe mit Runeninschriften gefunden worden.
Später verdrängte die veränderte Tracht durch lange Ärmel die Armringe, und erst mit dem Vorherrschen der span. Tracht im 16. Jahrh.
kamen sie bei Frauen wieder vielfach in Gebrauch. Zu Ende des 16. Jahrh.
trugen deutsche Bürgerfrauen Armbänder aus vergoldetem Kupfer, vornehmere aus massivem Gold, einfach und mehrfach übereinander,
doch wichen sie bald wieder den Handkrausen und Manschetten (s. d.). Als durch die Hofdamen Ludwigs XIV. Mode wurde, den Arm
entblößt zu tragen, schmückte man ihn wieder allgemeiner mit Armringen und Armbänder aus Haaren, Sammet und
Seide, die mit Perlen, Edelsteinen und Medaillons besetzt waren.
Auch Männer trugen jetzt Armbänder, die sie als Liebespfand erhalten hatten, und Dichter wie Opitz und Rachel besangen sie in elegischen
und satir. Versen. Gegen Ende des 18. Jahrh. trugen die Frauen am Unter-
und Oberarm von Gold mit Diamanten, von Sammet und Atlas mit goldenen Schnallen und Devisen; auch bei Männern finden wir sie
mit den Porträten geliebter Personen oder ihrer Augen und Hände. In neuerer Zeit, etwa seit dem zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrh.,
ist der Luxus der aus allerlei edlem und unedlem Material hergestellten Armbänder sehr groß
geworden. Man trägt mehrere übereinander, oft kaum sichtbar unter dem Kleiderärmel. Auch bei Männern der höhern Gesellschaftsklassen
sind von neuem eine Mode geworden.
[* ] (aus dem lat. arcuballista entstanden), eine Fernwaffe, die aus einer Vervollkommnung des einfachen Pfeilbogens
hervorging und im wesentlichen aus dem Schaft (Säule, Rüstung) mit dem Kolben,
mehr
dem Schneller (Drücker) und aus dem Bügel (Bogen) mit der Sehne bestand. Schon im Altertum kam das der Armbrust zu Grunde liegende Princip
bei dem Bau einer Anzahl größerer Wurfmaschinen (s. d.) zur Anwendung; der griech.
Bauchspanner (Gastraphetes) scheint ein Mittelding zwischen Handwaffe und Maschine gewesen zu sein. Im westl. Europa
ist der Gebrauch der Armbrust als Kriegswaffe vermutlich während der Kreuzzüge aufgekommen. Besonders ausgedehnt
war die Verwendung der in Frankreich, jedoch vermochten die franz. Armbrustschützen den engl.
Bogenschützen (s. d.) nicht das Gleichgewicht zu halten; nach den Zeiten des Königs Franz I. werden Armbrustschützen in den
franz. Heeren nicht mehr erwähnt. In England war die Armbrust als Kriegswaffe besonders im 13. Jahrh.
beliebt, im 14. Jahrh. wurde sie vollständig vom Bogen verdrängt. Im 14. und 15. Jahrh. waren besonders die genues. und
venet.
Armbrustschützen berühmt, weshalb sie häufig in fremden Sold genommen wurden. In Deutschland wird die Armbrust zuerst im 12. Jahrh.
erwähnt; man unterschied die große Armbrust oder Rüstung (s. d.) und
die kleine Armbrust oder Schnepper (s. d.). Die aus der Armbrust geschleuderten
Geschosse waren Bolzen (s. d.) verschiedener Form oder Pfeile (Strale); später verwendete
man auch hartgebrannte Lehm- und Thonkugeln sowie Marmor- und Bleikugeln. Zu diesem Zwecke hatten die Armbrust statt
des gewöhnlichen Bolzenstegs einen verdeckten Lauf. Eine besondere Form zum Schießen mit Kugeln ohne verdeckten Lauf war
der Balester (s. d.). Die Gattung der Repetierwaffen in der Reihe der Armbrust wird
vertreten durch eine chinesische Armbrust, die 20 in einem kastenförmigen Aufsatz befindliche Pfeile hintereinander verschießt.