Knochen,
[* 2]
Schlüsselbein und Schulterbein, gebildet, das des Oberarms aus einem einzigen festen Röhrenknochen
(Humerus), das
des
Vorderarms aus zweien, dem Ellbogenknochen (Ula) und der
Speiche (Radius), das der
Hand
[* 3] aus 8 Handwurzelknochen, 5 Mittelhandknochen
und 14 Fingergliederknochen. (S. die
Tafel: Das
Skelett
[* 4] des
Menschen.) Durch sein freies Schultergelenk ist der
Arm die beweglichste Extremität und vorzugsweise Greifwerkzeug.
Bei denAffen
[* 5] dient er noch mehr oder minder als Stütze des
Körpers bei der Ortsbewegung,
[* 6] während bei dem
Menschen diese Funktion nur den untern
Gliedmaßen zufällt.
Diese
Trennung der Funktionen und der bewegliche
Bau derHand (s. d.) ist eine
Bedingung der Geschicklichkeit
und Kunstfertigkeit des Menschengeschlechts. Die
Bildung und Zahl der
Knochen, welche den Arm zusammensetzen, entspricht der
Bildung des
Beins; die verschiedene
Stellung der
Gelenke, z.B. Knie und Ellbogen, ist durch eine
Drehung des Oberarmknochens um
seine
Achse bedingt, die beim
Menschen einen rechten Winkel
[* 7] beträgt. Die
Muskeln,
[* 8] welche den Arm im ganzen
bewegen, liegen an
Brust, Rücken und Schulter; die den Unterarm bewegenden am Oberarme, die die
Hand (im ganzen) in
Bewegung
setzenden am Unterarm, und zwar letztere beiden Gruppen so verteilt, daß die
Beugemuskeln an der innern, die
Streckmuskeln
an der äußern Seite angebracht sind.
Als ein besonders vorspringender und deutlicher
Muskel ist der an der Innenseite des Oberarms gelegene
Musculus biceps zu nennen, welcher bei starker
Beugung des
[* 9] Ellbogengelenks sehr stark anschwillt; man hat sich gewöhnt, nach
seiner Fülle und Prallheit die
Entwicklung des Muskelsystems überhaupt zu beurteilen. In der Achselhöhle treten die großen
Gefäß- und Nervenstämme vom Rumpfe an den Arm hinüber und laufen an der Innenseite des
Musculus biceps herab.
Die große
Schlagader teilt sich an der Innenseite des Ellbogengelenks in zwei
Äste, deren einer an der Kleinfingerseite,
der andere an der Daumenseite des Unterarms her abläuft. Letzterer liegt in der Nähe der
Hand so nahe
der
Haut,
[* 10] daß sein Pulsschlag besonders deutlich zu fühlen ist. Die
Venen des Arm liegen teils neben den Pulsadern, teils
verlaufen sie dicht unter der
Haut. Von den Nervenstämmen des Arm, welche von den vier untern Halsnervenpaaren entspringen,
liegt besonders der sog. Ellbogennerv
(Nervus ulnaris) stellenweise sehr oberflächlich, so z. B. in der
Furche zwischen dem mittlern und innern Ellbogenknöchel, daher ein
Stoß dort heftige
Schmerzen macht. (S. Ellbogen.)
in
Spanien
[* 11] Bezeichnung für bewaffnete Macht, namentlich Kriegsflotte. Vorzugsweise versteht man aber unter
der
Spanischen Armada die sog. unüberwindliche Flotte, die Philipp II. 1588 unter dem
im Seekrieg unerfahrenen
Herzog von Medina-Sidonia und
dem Viceadmiral Martinez de Recalde gegen Elisabeth von England schickte,
um denTod der Maria
Stuart zu rächen. Die Flotte, deren Kosten man auf 180 Mill. M. berechnete, bestand
aus 130 großen und 30 kleinern
Kriegsschiffen und führte fast 30000 Mann und 2630
Kanonen nebst dem Großinquisitor und 150
Dominikanern
an
Bord. Kaum hatte die Flotte Lissabon
[* 12] verlassen, als sie ein
Sturm zerstreute, so daß in
Coruña die Schiffe
[* 13] ausgebessert werden mußten.
Hierauf segelte sie durch den
Kanal
[* 14] der flandr.
Küste zu, um die von den
Holländern und Engländern gesperrten Häfen Nieuport
und Dünkirchen
[* 15] zu befreien, damit das daselbst unter dem
Herzog von Parma
[* 16] gesammelte Landheer von 31000 Mann und 4000
Pferden
eingeschifft und unter dem Schutze der Armada nach England geführt werden könnte. Elisabeth hatte trotz aller Mahnungen
keine genügenden Vorbereitungen getroffen; doch hatten ihre Schiffe eine tüchtige Bemannung und geübte Führer, wie
Drake,
Frobisher,
Hawkins.
Auf der Höhe von Plymouth
[* 17] kam die in einem Halbkreise steuernde der noch nicht 80 Schiffe starken engl.
Flotte unter dem Oberbefehl Lord Howards zu
Gesicht,
[* 18] der, zu schwach, eine offene
Schlacht zu wagen, die feindliche Flotte
mit Geschützfeuer während der Fahrt belästigte. Auf der Höhe von Dünkirchen angelangt, hemmte eine Windstille 7. Aug. jede
Bewegung der
Spanier. Durch acht
Brander, die der engl. Befehlshaber gegen die Armada treiben ließ,
geriet diese in solche Verwirrung, daß Howard 8. Aug. den
Angriff wagen konnte.
Als die
Spanier nach tapferer Gegenwehr eine Anzahl ihrer Schiffe vernichtet oder in den
Händen der Engländer und
Holländer
sahen, gab der
Herzog von Medina-Sidonia die
Befreiung von Nieuport und Dünkirchen auf. Da ein starker
Südwind die Fahrt durch den
Kanal nicht gestattete, so beschloß er, die Flotte durch die Nordsee nach
Spanien zurückzuführen.
Aber ein furchtbarer
Orkan traf die
Spanier bei den
Orkney-Inseln und zerstreute die Schiffe der Armada nach allen
Richtungen.
Einige fanden an
Norwegens Klippen,
[* 19] andere auf dem offenen
Meere, noch andere an den schott.
Küsten ihren
Untergang. Nur wenige Schiffe führte Recalde schwer beschädigt nach
Spanien zurück, wo selbst noch im
Hafen zwei
Galeonen
durch Zufall ein Raub der Flammen wurden. Erst gegen Ende September lief der
Herzog von Medina-Sidonia mit dem Rest der Flotte
im
Hafen von Santander ein. Im ganzen soll die Armada auf offener See 75 große Schiffe und 10 185 Mann verloren
haben. Damit war
Spaniens Macht gebrochen. Königin Elisabeth ließ zur
Erinnerung an das Ereignis eine
Medaille mit der
Inschrift
prägen: «Adflavit
Deus et dissipati sunt» (d. h. Gott bliesund sie wurden zerstreut). Nach andern Angaben
ließen dagegen die niederländ. Generalstaaten die Münze prägen, die auch in
van Loons «Nederlandsche Historiepenningen»
abgebildet ist. -
Vgl. FernandezDuro,La A. invicible (2 Bde., Madr. 1884-85);
An historical essay on the
Spanish Armada (Lond.
1886);
TheStory of the
Spanish Armada (anonym, ebd. 1887);
Froude, The
Spanish story of the Armada (ebd. 1892).
Gürteltier,
Tatu
(DasypusL.), plumpe, südamerik. Säugetiere aus der Ordnung der Zahnlosen (Edentata), vor
allem durch den harten Knochenpanzer ausgezeichnet, der ihre Oberfläche deckt. Der dreieckige langschnauzige
Kopf ist mit
Schildern, der Rücken mit einem Panzer bedeckt,
¶
mehr
welcher den mit Borstenhaaren besetzten Bauch
[* 21] frei läßt und in der Mitte des Rückens in Schienenringe geteilt ist, deren
Zahl bei den verschiedenen Arten verschieden ist. Der kurze, kräftige Schwanz, die kurzen, dicken, mit Sichelkrallen bewaffneten
Füße tragen vorn ebenfalls eine Bedeckung von Knochenschuppen. Das mit Borsten besetzte Maul hat nur einfache
Backenzähne, keine Eck- und Schneidezähne; die Zunge ist stark, fleischig, die Augen sind klein, die Ohren meist groß, häutig.
Die plumpen, trägen Tiere, deren größte Art die Größe eines mittlern Schweins erreicht, leben in Erdhöhlen, die sie sich
mit überraschender Schnelligkeit ausgraben. Bei Verfolgung kugeln sie sich zusammen oder suchen sich
durch Eingraben zu retten. Ihre Muskelkraft ist sehr groß. Sie wühlen nach Insekten
[* 22] und Würmern, verschmähen aber auch Früchte
und Aas nicht, gehen nur in einsamen Gegenden bei Tage aus dem Loche, lassen sich zähmen, sind aber ungelehrig und zu nichts
brauchbar.
Ihr Fleisch wird sehr geschätzt. Die von Südamerika
[* 23] zurückkehrenden Schiffe bringen häufig Gürteltiere
mit, meist den ArtenDasypussexcinctusL. und villosus Desm.
angehörig. Dieselben werden mit 30 M. das Stück verkauft und halten sich, mit rohem Pferdefleisch, Weißbrot und Milch ernährt,
gewöhnlich sehr leicht, pflanzen sich auch zuweilen fort. Die größte, sehr seltene Gattung (PrionodongigasCuv.) erreicht die Länge eines Meters und hat 90-100 Backenzähne. Sehr abweichend von den übrigen Tatu ist der sog.
Schildwurf, auch Gürtelmaus genannt (Chlamydophorus truncatusHarlan, s. Tafel: Zahnarme Säugetiere II,
[* 20]
Fig. 3), gebaut, der
höchstens 12 cm lang wird, nur noch in der argentin. ProvinzMendoza vorkommt und besonders durch ein
großes, halbkreisförmiges, gefenstertes Knochenschild ausgezeichnet ist, das das abgestutzte Gesäß deckt; das Skelett ist
dem des Megatheriums ähnlich.
In den Pampasthonen Südamerikas und in Mexiko
[* 24] finden sich fossile Reste zahlreicher Gattungen und Arten kolossaler Panzertiere
(Glyptodon, s. Tafel: Zahnarme Säugetiere II,
[* 20]
Fig. 5, Glyptodon clavipes), deren Panzer aber aus einzelnen,
miteinander durch Nähte verbundenen, rundlichen oder sechseckigen Stücken fest gefügt ist und kein Zusammenkugeln gestattet.
Der Schwanz ist bei diesen fossilen Tieren ganz von einer dicken, aus solchen Stücken gebildeten Knochenröhre umhüllt. Sie
erreichten die Größe eines mittlern Rindes. Ganze Skelette finden sich in den Museen von Buenos-Aires,
London,
[* 25] Paris,
[* 26] Mailand,
[* 27] Bologna und Genf.
[* 28]