steigt dem
Flusse nach, an mehrern Orten durch Schutzbauten vor
Lawinen gedeckt, über Braz (704 m), Dalaas (931 m), Klösterle
(1057 m) und
Stuben (1418 m) zu der öden unwirtlichen Paßhöhe (1797 m) zwischen dem Schindlerspitz (2640 m) und dem Peischelkopf
(2409 m) hinauf. Etwa 0,5 km jenseit derselben liegt in düsterer Umgebung 1781 m
ü.
d. M. das ehemalige
St. Christophshospiz (mit Kapelle und Wirtshaus), 1386 samt der dazu gehörigen St. Christophsbruderschaft zur Rettung verirrter
und verunglückter
Reisender von dem Hirten
Heinrich Findelkind gestiftet.
Vom Hospiz senkt sich die
Straße stark bergab nach St.
Anton (1302 m), dem obersten Dorfe des Stanzerthals,
und erreicht durch dieses
Thal,
[* 2] der Rosanna und später der Sanna folgend,
Landeck (813 m) am Inn, wo sie in die Innthalstraße
einmündet. Von
Bludenz bis zur Paßhöhe beträgt die Distanz 43 km, von dieser bis
Landeck 33 km. -
Die
Arlbergbahn, eine österr. Staatsbahn (136,5 km), unter der Betriebsdirektion in
Innsbruck,
[* 3] führt
von
Innsbruck über
Landeck (eröffnet nach
Bludenz Zwischen St.
Anton und Langen 10,25 km langer
Tunnel,
[* 4] dessen Durchstich 3½ Jahre währte; er ist zweigleisig (die
Bahn ist sonst nur eingleisig) und kostete 16 Mill.
Fl. Der Ostausgang
des
Tunnels ist 1302 m, der Westausgang 1215 m, der höchste Punkt im Innern 1311 m hoch (486 m unter
dem Arlbergpaß) gelegen.
Die
Temperatur im Innern beträgt 15-18° C., die Durchfahrt dauert 20-25 Minuten. In
Bludenz schließt die gleichfalls dem
österr.
Staate gehörende
Vorarlberger Bahn von
Bludenz über Feldkirch nach
Lindau
[* 5] (67,8 km, eröffnet)
an, mit Zweigbahn Feldkirch-Buchs (18,5 km) und Lautrach-St.
Magarethen (9,6 km), zusammen 95,9 km. -
(spr. -ekkihno, frz. Arlequin), eine der komischen
Masken
[* 7] im national-ital. Stegreifspiele, der Commedia dell' arte (s. d.).
Der annehmbarste der zahlreichen Herleitungsversuche des
Namens ist derjenige, der ihn mit dem alten franz. hellequin (Höllenspuk,
besonders wilder
Jäger) in
Verbindung bringt. Arlecchino erscheint in knappanliegender
Tracht, die aus Tuchläppchen aller
Farben zusammengestickt
ist, mit kurzgeschnittenem
Haar,
[* 8] oft mit einer schwarzen Halblarve, leicht beschuht, ein hölzernes Schwert im Gürtel.
[* 9]
Die Herkunft dieser wie anderer volkstümlicher
Masken aus den altröm.
Mimen oder
Atellanen (s. d.) ist sehr zweifelhaft. Arlecchino stammt
aus
Bergamo, dessen Mundart er in der ältern Zeit spricht, und gehört zu den Zanni,
d.
i. den possenhaften
Bedientenrollen; gewöhnlich ist er einfältig, zuweilen dummpfiffig und boshaft gegen die beiden andern
Typen der Commedia
dell' arte,
Pantalone und
Dottore. Mit dem ital.
Lustspiel kam der Arlecchino um 1579 nach
Frankreich, wo er
bis in die ersten Jahrzehnte
des 19. Jahrh. im
Ballett fortlebte; ebenso verdrängte er als
Harlekin Ende des 17. in
Deutschland
[* 10] den
Hanswurst (s. d.). In
Italien
[* 11] (s.
Bertinazzi) ist er noch vorhanden, besonders im Marionettentheater.
Manteau d'Arlequin heißt auf den
Theatern die gemalte Draperie, die, dicht hinter dem
Vorhange, den ganzen Bühnenraum umschließt.
Vielleicht bezeichnete
dieser
Name ursprünglich den Ort, wo sich im alten Mysterium der Höllenrachen
befand und der hellequin erschien. -
Vgl. Wesselofsky im «Giornale storico della Lett. Ital.» XI.
1)
Arrondissement im franz. Depart.
Bouches-du-Rhône in der Provence, hat 2277,48 qkm, (1891) 81 413 E., 32 Gemeinden und
zerfällt in die 8 Kantone: Arles-Est (15 586 E.), Arles-Ouest (11 293 E.), Châteaurenard (143,37 qkm, 15 814 E.),
Eyguières (171,43 qkm, 6756 E.), Orgon (178,68 qm, 9320 E.),
Saintes Maries (375,91 qkm, 1025 E.), St. Remy (209,90 qkm, 11 012 E.),
Tarascon (128,52 qkm, 10 607 E.). - 2)Hauptstadt des
Arrondissements Arles, links des östl. Hauptarms der
sich hier teilenden Rhône, 45 km von deren Mündung ins
Meer und an den Linien
Paris-Lyon-Marseille-Nizza, Arles-Lunel (45 km),
Arles-St. Louis du Rhône (41 km) und der Zweiglinie Arles-Fontvieille-Salon (46 km) der
Franz.
Mittelmeerbahn, in reizender Umgebung zwischen Gärten und Wiesen gelegen, hat (1891) 13 377, als Gemeinde 24 288 E.,
ein Collège, ein Handelsgericht, eine hydrogr. Schule, eine öffentliche
Bibliothek, ein naturhistorisches und ein reichhaltiges
Antiquitätenkabinett. Arles ist eine der ältesten
StädteFrankreichs, deren
Glanz noch eine Menge wohlerhaltener
Denkmäler bekunden.
Unter diesen sind bemerkenswert: das
Amphitheater (les
Arènes) von 140 m Länge und 103 m
Breite
[* 12] mit doppelter
Bogenstellung, 1846 restauriert, jetzt Schauplatz für Stierkämpfe;
die Reste eines
Theaters, zu denen der sog. Rolandsturm
gehört;
ferner im O. der Stadt ein schon von den
Römern
benutzter Begräbnisplatz, die Elyseischen Felder (oder Alyscamps), woselbst viele altchristl.
Sarkophage
aufgefunden worden sind u. s. w. Er wurde 1847 beim
Bau der Mittelmeerbahn und eines
Kanals aufgefunden. (Vgl. E. Le Blant,
Études sur les sarcophages chrétiens de la ville d'Arles, Par. 1878.) Das
Theater
[* 17] ist der Fundort ausgezeichneter
Statuen,
darunter der
«Venus von Arles», die 1683 in das Louvre zu
Paris
[* 18] kam. Die St.
Trophime-Kathedrale zeigt ein
herrliches
Portal in altroman.
Stil des 12. Jahrh.; das dazugehörige
Kloster hat einen höchst bemerkenswerten Kreuzgang mit
vier
Galerien, die alle
Arten des Rund- und Spitzdogenstils aufweisen; das
Stadthaus wurde von
Mansard erbaut.
Die alte Annenkirche dient als Altertumsmuseum (Musée lapidaire). Ferner bestehen hier Schiffbauanstalten,
große Maschinenbau- und Reparaturwerkstätten der Eisenbahn (1200
Arbeiter), Fabrikation von Eisenbahnwagen, Seidenwaren,
Hüten und
Tabak,
[* 19] sowie lebhafter
Handel mit
Wein, Getreide,
[* 20] Vieh, berühmten Würsten,
Früchten und Öl. Zur Austrocknung der
ungesunden
Sümpfe und zur Beseitigung der vielen Hindernisse für die Schiffahrt auf der Rhône ist ein 47 km
langer, 60 m breiter und 7-9 m tiefer
Kanal
[* 21]
(Kanal von Arles) bis zur Südküste nach Bouc geführt worden.
Über die¶
mehr
Rbône führt eine Schiffbrücke nach Trinquetaille, das als Vorstadt von Arles auf der durch Viehzucht
[* 23] ausgezeichneten
Delta-InselCamargue liegt.
Arles, im AltertumArelate, kam zu Ausgang des 2. Jahrh. v. Chr. in röm. Besitz und wurde von Cäsar oder Augustus zur Militärkolonie
eingerichtet. Später war es Residenz des Kaisers Maximianus, dann zeitweise Konstantins d. Gr., unter
dem es als Constantia seine Blütezeit erlebte, dann Hauptstadt der PräfekturGallien und im 5. Jahrh. einige Zeit Residenz
des Westgotenkönigs Eurich. Die Stadt kam 508 an das Ostgotenreich, 535 an die Franken und wurde 879 Hauptstadt des Königreichs
Arelat (s. d.). Seit 1214 Reichsstadt, unterwarf sie
sich 1251 Karl vonAnjou, Grafen von Provence; 1481 wurde sie mit Frankreich vereinigt.
Die Bedeutung ihres Handels glich im Mittelalter der von Marseille,
[* 24] Genua
[* 25] und Pisa.
[* 26] Bis ins Mittelalter wurden in Arles zahlreiche
Synoden abgehalten, die Arelatischen Synoden, von denen die wichtigsten sind: die erste, 314, die im Donatistischen
Streit (s. Donatisten) gegen Donatus entschied;
die zweite, 354, die im Arianischen Streite gegen Athanasius (s. d.) Partei
ergriff;
die von 475, welche die Prädestinationslehre des Presbyters Lucidus verdammte;
die letzte fand 1275 statt.
Bis
zur Revolution war Arles Bischofssitz. - Vgl. Joanne, Arles (Par. 1888).