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mit Garten, [* 2] das man noch heute sieht. In den J. 1517-31 entstanden seine Satiren in Terzinen (deutsch von Ahlwardt, Berl. 1794); es sind poet. Episteln an Freunde und Verwandte, Herzensergüsse über die eigene Lage, Urteile über Zeit und Dinge, Lehren [* 3] einer liebenswürdig weltklugen Moral glücklicher Genügsamkeit, gewürzt mit Geschichtchen aller Art. Sie spiegeln treu das Wesen A.s ab, der kein Mann der That, aber eine Natur war, die durch Herzensgüte und bescheidene Rechtschaffenheit erobert. 1516 erschien «Orlando Furioso» in 40 Gesängen, 1521 gab der Autor die 2. Auflage heraus; doch ward das Gedicht vor- und nachher ohne seine Erlaubnis gedruckt.
Der Beifall war unermeßlich, später erweiterte Ariosto das Gedicht auf 46 Gesänge und gab ihm die Gestalt, in der es heute allgemein gelesen wird; so war es fertig gedruckt. Seitdem kränkelnd, starb in Ferrara [* 4] Er ward in der Benediktinerkirche bestattet, 1573 nach der neuen Kirche gleichen Namens versetzt, wo ihm 1612 sein gleichnamiger Nachkomme ein glänzendes Grabmal errichtete; dieses ließ 1801 der franz. General Miollis mit den Gebeinen in die Bibliothek von Ferrara übertragen. 1874 gestaltete sich die 400jährige Feier seiner Geburt zu einem glänzenden Feste.
Der «Orlando Furioso» bildet die Fortsetzung von Bojardos (s. d.) «Orlando Innamorato» und behandelt den Gegenstand ähnlich. Die große gemeinsame Handlung, der Kampf Karls d. Gr. gegen den Sarazenenkönig Agramonte, der in Frankreich eingebrochen ist, bildet nur scheinbar den Kern, um den sich die zerstreute Handlung hin und wieder sammelt. Im Vordergründe stehen die Abenteuer der einzelnen Helden, in denen sich die Kraft [* 5] und Empfindung der Persönlichkeit zu entfalten vermag.
Die mannigfach bewegte und beständig wechselnde Welt des Rittertums ist zum Tummelplatz der Phantasie geworden, die sich in freiem, leichtem Spiele ergeht. In der Verschlingung dieser Episoden, im rechtzeitigen Abreißen und Wiederanspinnen des Fadens zeigt Ariosto die höchste Kunst. Bojardo ist er weit überlegen in der anmutigen Feinheit der Darstellung und in der psychol. Entwicklung. Die Poesie ist hier nicht getragen von bedeutenden Gedanken und Fragen des wirklichen Lebens; sie ergötzt die Einbildungskraft.
Der Dichter selbst glaubt nicht ernstlich an die Wesen der mittelalterlichen Rittersage; daher mischt sich, wie bei Bojardo, in die Erzählung eine feine Ironie, welche die Fabelwelt zerstört. (Vgl. Samosch, Ariosto als Satiriker, Mind. 1891.) In Ariosto hat das Kunstideal der Renaissance deutlichsten Ausdruck gefunden. Die Form der Oktave handhabt er mit unvergleichlichem Geschick und hat die Sprache [* 6] überhaupt völlig in der Gewalt. Neueste Ausgaben von Gioberti (zuletzt 2 Bde., Mail. 1870), Casella (2 Bde., Flor. 1877), Prachtausgabe mit Zeichnungen von Doré und Vorrede Carduccis (Mail. 1880); zahlreiche Übersetzungen (auch lat., span., russ. und in ital. Mundarten), deutsch u. a. von Gries (Jena [* 7] 1804-9; 4. Aufl., Lpz. 1851-52; neue Ausg. von Fleischer, 3 Bde., Stuttg. 1888; Auszug 2 Bde., ebd. 1881), am besten von Gildemeister (4 Bde., Berl. 1882). Die übrigen Werte A.s erschienen als «Opere minori in verso e in prosa di L. Ariosto», hg. von Polidori (2 Bde., Flor. 1857),
eine Gesamtausgabe zuerst Venedig [* 8] 1730 (2 Bde.). «Lettere di L. Ariosto» gab mit einer biogr. Einleitung Cappelli heraus (3. Ausg., Mail. 1887). Biographien A.s schrieben: Barbieri (Ferrara 1773; mit Auszug aus den drei ältern des 16. Jahrh.);
Barussaldi (La vita de M. L. Ariosto, ebd. 1803; Flor. 1807);
Fernow (A.s, des Göttlichen, Lebenslauf, Zür. 1809).
Vgl. ferner Campori, Notizie per la vita di L. Ariosto (Mod. 1871);
Carducci, Delle poesia latine di L. Ariosto (2. Aufl., Bologna 1876);
Rajna, Le [* 9] fonti dell' Orlando Furioso (Flor. 1876);
Ferrazzi, Bibliografia Ariostesca (Bassano 1881).