von der Zweigbahn
Toulouse-Tarascon der
Südbahn, im ganzen (1886) 69,9 km, und von (1888) 272,2 km Nationalstraßen
durchzogen. Es besitzt von höhern Unterrichtsanstalten ein Lyceum und zwei Collèges und steht hinsichtlich der Volksbildung
weit unter dem Durchschnittsstand des
Landes; unter 1917 Rekruten (1888) waren 402
Analphabeten und bei 1476
Eheschließungen (1886) konnten 345
Männer und 642 Frauen ihren
Namen nicht schreiben.
Von Jesaias (29,1) wird
Jerusalem
[* 2] so genannt.
Doch ist an dieser
Stelle wahrscheinlich der
Text beschädigt.
In der kabbalistischen
Dämonologie der spätern
Juden bezeichnet Ariel einen Wassergeist. Ariel ist der
Name eines Luftgeistes in
Shakespeares«Sturm" und von
hier in
Goethes«Faust» übernommen. - Ariel heißt auch einer der Uranusmonde.
(Sanskrit arya, gewöhnlich ārya; altpers. ariya; ostiran. airya, d. h. Herr),
der
Name, mit dem die indogerman. Bewohner
Vorderindiens,
Persiens und Ostirans sich selbst bezeichneten. Daher stammt
auch der
Name des
LandesIrān, alt-ostiran. Airyana. Im Gegensatz zu den Arier heißen die
Völker anderer Rasse in
Indien in ältester
Zeit dasyu und dāsa, d. h. Sklave, später anārya, wie ostiran. anairya, d. h.
nicht-arisch. In
Indien ist Arier später auch Bezeichnung eines
Angehörigen der drei obersten Kasten im Gegensatz
zu den Çūdra (s. d.).
Hafenstadt in
Umbrien, das jetzige Rimini (s. d.), am
FlusseAriminus, dem jetzigen Marecchia,
gelegen.
Von den Umbriern gegründet, fiel es Anfang des 4. Jahrh.
v. Chr. zugleich mit dem gesamten nördl.
Italien
[* 8] in die
Hände der
Gallier, hundert Jahre später in die der
Römer,
[* 9] die eine
Kolonie daselbst gründeten.
der bedeutendste Quellfluß des
Tapajoz, eines Nebenflusses des
Amazonenstroms auf dessen rechtem Ufer, in dem
brasil.
Staat Mato Grosso, entsteht nördlich von Diamantino auf dem Arinosplateau in 14° südl.
Br. Von den
Quellen des Arinos sind die des zum
Paraguay
[* 10] gehenden
Cuyaba nur 285 m entfernt, so daß man auch
hier schon in der Regenzeit über eine nur 4
Leguas lange
PortageBoote hinübergeschafft hat. Der Arinos verbindet sich unter 10°
20' südl.
Br. mit dem Juruena und nimmt nun den
NamenTapajoz an.
griech.
Dichter und
Musiker aus
Methymna auf
Lesbos, um 620
v. Chr., wird als Erfinder des
kunstmäßigen Dithyrambus (s. d.) genannt. Besonders bekannt ist Arion durch
eine Sage, die schon von Herodot erzählt, von griech. und röm.
Dichtern ausgeschmückt, auch in einem Arion fälschlich zugeschriebenen
Hymnus gefeiert, in neuerer Zeit namentlich von Arion W.
Schlegel undL.Tieck zu
Balladen verarbeitet wurde. Nach der Sage wollten den der sich meist bei Periander
von
Korinth
[* 11] aufhielt, als er mit reichen Schätzen von
Sicilien und
Italien nach
Korinth zurückfuhr, die Schiffer aus Habsucht
töten. Arion bat, noch einmal seine Kunst üben zu dürfen, trat festlich geschmückt, die Kithara
[* 12] in der
Hand,
[* 13] auf das
Verdeck
und stürzte sich nach dem
Gesänge in das
Meer.
Aber ein Delphin nahm den Sänger auf den Rücken und trug ihn zum
VorgebirgeTänaron, von wo er nach
Korinth zurückkehrte.
Die Schiffer, die hier später ankamen und versicherten, daß sie Arion wohl und gesund in
Tarent verlassen hätten, ließ Periander
an das Kreuz
[* 14] schlagen. Noch zur Zeit des Periegeten Pausanias stand bei
Tänaron ein
Denkmal aus
Erz, das
einen Mann auf einem Delphin reitend darstellte und für ein
WeihgeschenkA.s galt. Dieses hat wohl die ganze Sage erst hervorgerufen.
Lodovico, ital. Dichter, geb. im Sept. 1474 zu
Reggio in der Emilia, wo sein
Vater, Niccolò degli Ariosti, einer altadligen Familie angehörig, Kommandant der Citadelle
war. Ariosto studierte seit 1489 die
Rechte; mit 20 Jahren erhielt er vom
Vater die Erlaubnis, sich ganz den
schönen Wissenschaften zuzuwenden. Unter Leitung des trefflichen Gregorio von
Spoleto machte er schnelle Fortschritte, wie
schon 1496 die Ode an Philiroe und andere lat.
Poesien zeigten, die aufs glücklichste die Alten nachahmen. 1502 war er
Kapitän
der
Burg von
Canossa und feierte die
Hochzeit des Prinzen Alfonso von
Este mit Lucrezia
Borgia durch ein lat.
Epithalam. 1503 trat er in den Dienst des Kardinals Ippolito von
Este,
Bruders Alfonsos.
Seit 1506 dichtete Ariosto fast nur noch italienisch. Damals beschäftigte ihn bereits die große ritterlich-romantische
Dichtung«Orlando Furioso». Für die Theatervorstellungen am
Hofe von Ferrara
[* 15] verfaßte er die Komödien
«La Cassaria» (1508) und «I
Suppositi» (1509),
in der ersten durchaus, in der zweiten weniger abhängig von Plautus und Terenz. Es folgten die
Lustspiele
«Il Negromante» (1520),
für Papst
Leo X. «La
Lena» (1528 oder 1529) und «Gli Studenti», das er
unvollendet ließ und sein
BruderGabriele ergänzte; diese sind in reimlosen Elfsilbern (sdruccioli) geschrieben, und in dieser
Form arbeitete er auch die anfangs in Prosa geschriebenen ersten zwei Komödien um. Das unstete Leben, zu dem ihn der Kardinal
zwang, die vielen
Reisen und Gesandtschaften mißfielen ihm auf die
Dauer, und 1518 trat er in den Dienst
des
Herzogs Alfonso von Ferrara. Aber Geldverlegenheit bestimmte ihn 1522, das wenig passende herzogl.
Kommissariat in der Garsagnana anzunehmen. Dies eben wieder gewonnene Bergland verwaltete er mit Eifer, konnte aber,
inmitten zahlloser
Banditen und des Zwistes des
Adels, die Ordnung nicht herstellen. 1525 kehrte er nach
Ferrara zurück und baute sich dort ein Häuschen
¶
mehr
mit Garten,
[* 17] das man noch heute sieht. In den J. 1517-31 entstanden seine Satiren in Terzinen (deutsch von Ahlwardt, Berl. 1794);
es sind poet. Episteln an Freunde und Verwandte, Herzensergüsse über die eigene Lage, Urteile über Zeit und Dinge, Lehren
[* 18] einer liebenswürdig weltklugen Moral glücklicher Genügsamkeit, gewürzt mit Geschichtchen aller Art.
Sie spiegeln treu das Wesen A.s ab, der kein Mann der That, aber eine Natur war, die durch Herzensgüte und bescheidene Rechtschaffenheit
erobert. 1516 erschien «Orlando Furioso» in 40 Gesängen, 1521 gab der Autor die 2. Auflage heraus; doch ward das Gedicht vor-
und nachher ohne seine Erlaubnis gedruckt.
Der Beifall war unermeßlich, später erweiterte Ariosto das Gedicht auf 46 Gesänge und gab ihm die Gestalt, in der es heute allgemein
gelesen wird; so war es fertig gedruckt. Seitdem kränkelnd, starb in Ferrara Er ward in der Benediktinerkirche
bestattet, 1573 nach der neuen Kirche gleichen Namens versetzt, wo ihm 1612 sein gleichnamiger Nachkomme
ein glänzendes Grabmal errichtete; dieses ließ 1801 der franz. General Miollis mit den Gebeinen in die Bibliothek von Ferrara
übertragen. 1874 gestaltete sich die 400jährige Feier seiner Geburt zu einem glänzenden Feste.
Der «Orlando Furioso» bildet die Fortsetzung von Bojardos (s. d.) «Orlando Innamorato» und behandelt den
Gegenstand ähnlich. Die große gemeinsame Handlung, der Kampf Karls d. Gr. gegen den Sarazenenkönig Agramonte, der in Frankreich
eingebrochen ist, bildet nur scheinbar den Kern, um den sich die zerstreute Handlung hin und wieder sammelt. Im Vordergründe
stehen die Abenteuer der einzelnen Helden, in denen sich die Kraft
[* 19] und Empfindung der Persönlichkeit zu
entfalten vermag.
Die mannigfach bewegte und beständig wechselnde Welt des Rittertums ist zum Tummelplatz der Phantasie geworden, die sich
in freiem, leichtem Spiele ergeht. In der Verschlingung dieser Episoden, im rechtzeitigen Abreißen und Wiederanspinnen des
Fadens zeigt Ariosto die höchste Kunst. Bojardo ist er weit überlegen in der anmutigen Feinheit der Darstellung
und in der psychol. Entwicklung. Die Poesie ist hier nicht getragen von bedeutenden Gedanken und Fragen des wirklichen Lebens;
sie ergötzt die Einbildungskraft.
Der Dichter selbst glaubt nicht ernstlich an die Wesen der mittelalterlichen Rittersage; daher mischt sich, wie
bei Bojardo, in die Erzählung eine feine Ironie, welche die Fabelwelt zerstört. (Vgl. Samosch, Ariosto als Satiriker, Mind.
1891.) In Ariosto hat das Kunstideal der Renaissance deutlichsten Ausdruck gefunden. Die Form der Oktave handhabt er mit unvergleichlichem
Geschick und hat die Sprache
[* 20] überhaupt völlig in der Gewalt. Neueste Ausgaben von Gioberti (zuletzt 2 Bde.,
Mail. 1870), Casella (2 Bde., Flor.
1877), Prachtausgabe mit Zeichnungen von Doré und Vorrede Carduccis (Mail. 1880); zahlreiche Übersetzungen (auch lat., span.,
russ. und in ital. Mundarten), deutsch u. a.
von Gries (Jena
[* 21] 1804-9; 4. Aufl., Lpz. 1851-52; neue Ausg.
von Fleischer, 3 Bde., Stuttg. 1888;
Auszug 2 Bde., ebd. 1881), am besten von Gildemeister (4 Bde., Berl. 1882).
Die übrigen Werte A.s erschienen als «Opere minori in verso e in prosa diL. Ariosto», hg. von Polidori (2 Bde., Flor.
1857),
eine Gesamtausgabe zuerst Venedig
[* 22] 1730 (2 Bde.). «LetterediL. Ariosto» gab mit einer biogr. Einleitung Cappelli heraus (3. Ausg.,
Mail. 1887).
BiographienA.s schrieben: Barbieri (Ferrara 1773; mit Auszug aus den drei ältern des 16. Jahrh.);
Barussaldi (La
vita de M.L. Ariosto, ebd. 1803; Flor. 1807);
Fernow (A.s, des Göttlichen, Lebenslauf, Zür. 1809).
Vgl. ferner Campori, Notizie
per la vita diL. Ariosto (Mod. 1871);