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mit den Toba im Kriege lebenden, aber wenig zahlreichen Mbocovi hausten (bis 1884/85) im Innern des Chaco, ebenso die jetzt nahezu verschwundenen Abiponer und Calchinen. In den Anden finden sich Quichuastamme, die Christen und Landbauer sind. Die kriegerischen Stämme, die sich unabhängig erhalten haben, werden mit dem Gesamtnamen Indios bravos bezeichnet. Die südlichen sog. Pampasindianer bilden eine Menge kleiner Horden, die aber sämtlich drei großen Gruppen angehören, den Puelche, das sind die eigentlichen Pampasindianer, die sich auch Auca nennen, und den Tehuelche und Ranqueles, die den Araukanern verwandt sind und Patagonien bis zur Magalhãesstraße in Anspruch nehmen.
Seit 1881 sind sie über den Rio-Negro zurückgedrängt worden.
Alle unabhängigen Indianerstämme im
N. wie im S. haben den kolonisierten
Teil des
Landes fortwährend durch ihre
Einfälle beunruhigt, namentlich in
Zeiten, wo
die Kräfte des
Landes durch Bürgerkriege in
Anspruch genommen waren.
Ihre Zahl beträgt jetzt noch etwa 100000. Die ehemaligen
Missionen der
Jesuiten, später der
Franziskaner, bestanden in La-Guayra, in
Paraguay
[* 2] und in Corrientes.
Kurz vor Vertreibung der
Jesuiten waren hinzugekommen die Missionen zu
San Estanislao,
San Joaquin und
Belen, die die
Verbindung
mit den
Niederlassungen bei den Mojo und Chiquito herstellen sollten. Von 1810 an wurden die seßhaften Indianer gezwungen,
in die
Armee einzutreten, und infolgedessen zerstörte man 1817 die 15 indian. Ortschaften in
den noch bestehenden Missionen des
Uruguay gänzlich. Seit 1853 sind die Indianer ihren
Dörfern wiedergegeben, und ihre Civilisierung
ist ins
Auge
[* 3] gefaßt. Die Missionen sind aufs neue eingerichtet, und schon sind einem
Teile der Indianer die Produkte
der europ.
Industrie unentbehrlich geworden.
Die weiße Bevölkerung [* 4] besteht zunächst aus den Nachkommen der ursprünglichen span. Eroberer, den Argentinos, dann aus den zahlreichen eingewanderten Kaufleuten, Handwerkern, Abenteurern und Flüchtlingen der verschiedensten Länder Europas. Diesen schließen sich an die von den Weißen mit indian. Frauen erzeugten Mischlinge, im N. Cholo und in den Küstenstaaten Chino genannt. Seit 1702 kamen hierzu noch die als Sklaven eingeführten afrik. Neger, deren mit Weißen erzeugten Mischlinge Mulatten, mit Indianern erzeugte Zambo genannt werden.
Die Einwanderung von Kolonisten wurde erst nach 1820 von Bedeutung, eigentlich erst von 1830 an. Von 1843 bis 1852 hörte die Einwanderung fast ganz auf. Buenos-Aires ist seit 1848 der eigentliche Ort der Einwanderung; die Zahl der Einwanderer betrug 1883: 63 213, 1890: 138 407, 1891: 73 597, 1803: 84 420, meist Italiener, daneben Spanier, Franzosen u. s. w.;
unmittelbar nach Buenos-Aires kamen 1890: 77 815, 1893: 52 067 Personen, darunter 37 977 Italiener, 2012 Franzosen, 7100 Spanier, 685 Österreicher, 748 Deutsche, [* 5] 906 Russen und 1979 andere.
Dagegen wanderten aus 1879: 23 690, 1890: 82 981, 1891: 90 936, 1893: 48 794 Personen. Die innern Staaten werden erst seit 1854 von den Einwanderern aufgesucht, und den meisten ist es dort gelungen, sich eine leidliche, zum Teil gute Lebenslage zu schaffen. Seit 1853 sind die Farbigen ganz unter die weiße Bevölkerung gemischt als Handwerker, Arbeiter, Ackerbauer, auch als Eigentümer, meist aber als Dienstboten.
Handel und Verkehrswesen. Der Handel hat besonders infolge der von Engländern und Deutschen in großartigem Maßstabe eingeführten Schafzucht einen lebhaften Aufschwung genommen. Die Wollausfuhr betrug 1879: 919 511 t im Werte von 88 601000 M., 1889 gar 226 840000, 1891: 177 304000 M. Jedoch wurde, wie das bei einem noch verhältnismäßig jungen Kulturlande natürlich ist, die Ausfuhr bis vor kurzem von der Einfuhr überwogen. Die im Anfang 1890 eingetretene Handelskrisis und die infolge dieser eingetretene starke Entwertung des Geldes hat zu zahlreichen Bankrotterklärungen geführt und auch die beteiligten Firmen des Auslandes schwer geschädigt.
Die Einfuhr betrug in Tausenden Pesos nacionales (1 Peso = 4 M.) ohne die Edelmetalle: 1886: 95 409, 1888: 128 412, 1890: 142 241, 1891 nur 67 207, 1892: 97 899, 1893;
96 105.
Die Ausfuhr betrug 1886: 69 835, 1889: 122 815, 1890: 100 819, 1891: 103 219, 1892: 114 667, 1893: 92 704.
Die wichtigsten Handelsartikel waren 1893 (in Tausenden Pesos):
Einfuhr:
Gewebe und Kleider | 32509 |
---|---|
Nahrungsmittel | 10724 |
Eisen und Eisenwaren | 13055 |
Getränke | 8341 |
Holz und Holzwaren | 4889 |
Eisenbahnmaterial | 3279 |
Papier und Papierwaren | 3127 |
Metalle | 1555 |
Töpfer- u. Glaswaren | 2360 |
Chemikalien | 4095 |
Kohlen, Koks, Öl | 6868 |
Verschiedenes | 5297 |
Ausfuhr:
Tiere u. tierische Produkte | 52997 | |
---|---|---|
Landwirtschaftliche Erzeugnisse | 29017 | |
Manufakturen | 4769 | |
Walderzeugnisse | 2251 | |
Mineralien | 362 | |
Verschiedenes | 3305 |
Von den Hauptartikeln entfielen (1893) in Prozenten auf:
Warengruppen | Einfuhr | Ausfuhr |
---|---|---|
Nahrungs- und Genußmittel | 16,9 | 42,5 |
Tiere | --- | 6,5 |
Rohstoffe | 16,2 | 51,0 |
Fabrikate | 66,9 |
Gold [* 6] wurde (1891) 8,88, Silber 0,37 Mill. Pesos eingeführt, während nur 1,18 bez. 0,51 Mill. zur Ausfuhr gelangten. 1893 betrug die Einfuhr von Edelmetallen 4,68, die Ausfuhr 0,81 Mill. Pesos.
Infolge der Hebung [* 7] des Handels ist auch die Schiffahrt zur Blüte [* 8] gelangt, doch zeigt sich auch hier seit der Handelskrisis ein Rückgang.
Den auswärtigen Schiffsverkehr aller argentin. Häfen stellt folgende Tabelle dar:
Segler | Davon beladen | Dampfer | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Schiffe | Tonnen | Schiffe | Tonnen | Schiffe | Tonnen | |||
Eingelaufen 1889 | 8222 | 1675345 | 7641 | 1642863 | 6223 | 5036341 | ||
-"- | 1893 | 3036 | 763764 | 2225 | 620958 | 7731 | 5641254 | |
Ausgelaufen 1889 | 5479 | 1264755 | 1665 | 309393 | 5990 | 4578217 | ||
-"- | 1893 | 2820 | 681585 | 1487 | 499102 | 7940 | 5751737 |
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Im J. 1888 bestanden 24 Dampferlinien nach Europa [* 10] (9 engl., 6 ital., 5 franz., 3 deutsche, 1 holl.) und eine nach Nordamerika. [* 11] Eine argentin. Linie versieht den Dienst zwischen Buenos-Aires und den atlantischen Häfen bis Kap Hoorn, drei Linien bestehen auf den Flüssen und nach Montevideo. [* 12] Der Paraguay wird bis Asuncion befahren, von wo paraguaysche und brasil. Dampfer Cuyaba (s. d.) erreichen. Seedampfer kommen bis Rosario herauf.
Außerdem vermitteln auch verschiedene Eisenbahnen den Verkehr mit dem Innern des Landes. Am waren im ganzen 12 353 km im Betrieb, deren Herstellung bisher rund 1800 Mill. M. erforderte. Auf 100 qkm Flächeninhalt des Landes kommen 0,4 km, und auf je 10000 E. entfallen 30,4 km Bahnen. Ungefähr 2500 km befinden sich im Bau und Linien in einer Ausdehnung [* 13] von etwa 8000 km waren zum Bau in Aussicht genommen. Die überwiegende Mehrzahl der Bahnen gehört Privatgesellschaften, 555 km der Provinz Sta. Fé.
Das der Provinz Buenos-Aires gehörige Bahnnetz von 1209 km hat dieselbe auf Grund des Gesetzen vom im Wege der öffentlichen Versteigerung an die (engl.) Buenos-Aires-Westbahngesellschaft für 104 Mill. M. veräußert. Die Gesellschaft betreibt nur die Hauptbahn La Plata-Buenos-Aires-Trenque-Lauquen (526 km) selbst, während sie die Zweigbahnen wieder veräußert oder für die Konzessionsdauer verpachtet hat. Die argentin. Eisenbahnen besaßen 880 Lokomotiven, 1128 Personenwagen, 143 Schlaf-, 679 Gepäck- und 24260 Güterwagen.
Befördert wurden 1891: 10 820000 Reisende und 4 690000 t Güter. Das Anlagekapital verzinste sich durchschnitllich mit 1,3 Proz. gegen 1,6 Proz. im Vorjahre; einzelne Bahnen ergaben zum Teil erheblich höhere Renten, doch zahlen die meisten Bahnen jetzt gar nichts mehr. Die wichtigsten Bahnen sind (1892): die Central-Nortebahn von Cordoba [* 14] nach Chilcas (884 km), die Andinobahn von Villa Maria nach San Juan (255 km), die Buenos-Aires-Pacificbahn von Buenos-Aires nach Villa Mercedes (684,60 km), die Südbahn von Buenos-Aires nach Bahia-Blanca (1352 km) u. s. w. Die 1226 km lange Linie (im Bau) von Buenos-Aires zum Anschluß an das chilen. Eisenbahnnetz bei Yambel (südamerik. Überlandbahn) wird nach Fertigstellung eine direkte Verbindung zwischen der chilen. Hafenstadt Concepcion und Buenos-Aires herstellen.
Durch eine weitere, ebenfalls noch im Bau befindliche Linie nach dem chilen. Eisenbahnnetz wird ein fast gerader Schienenweg von Buenos-Aires über Mercedes, San Luis und Mendoza nach Valparaiso [* 15] genommen werden. Die auf argentin. Gebiete belegene 1039 km lange Strecke Buenos-Aires-Mendoza ist bereits seit März 1888 im Betriebe. Der Bau der Fortsetzung (Andenbahn) wurde 1888 begonnen und sollte 1893 vollendet sein, doch dürfte die Fertigstellung der Tunnelsektion kaum vor 1896 zu erwarten sein. 1891 erlitten die Arbeiten Verzögerungen durch den chilen. Bürgerkrieg und die argentin.
Finanzverlegenheiten. Auf argentin. Seite sind schon 120 km fertiggestellt, die Arbeiten für die Strecke bis zum Gipfel (125 km) sind im Gange. Von der chilen. Thalstrecke sind 37 km bis Juncal vollendet. Die steilen Abhänge der Anden auf der argentin. Seite erfordern die größten Opfer von Zeit und Arbeit. Bis zum Fuße des Gipfels müssen 6 Tunnels von über 700 m Länge gebohrt und 7 Brücken [* 16] mit 75 und 45 m Spannweite gelegt werden. Die Bahn windet sich aus beiden Seiten des Gipfels zu einem 5065 m langen Tunnel, [* 17] der 3140 m ü.d. M. liegt, also etwa 2½ mal höher als der St. Gotthardtunnel (s. Gotthardbahn). Insgesamt sind zur Überschreitung des Gipfels 7 Tunnel mit 16 km Gesamtlänge nötig. Die Spurweite der Andenbahn beträgt 1 m, während auf argentin. Seite die dortige Weitspur (1,676 m) und auf chilen. Seite die gewöhnliche Vollspur (1,435 m) anschließt.
Der Postverkehr wird durch (1892) 1384 Bureaus vermittelt. Die Zahl der beförderten gewöhnlichen Briefe betrug (1888) 32 233 932, der eingeschriebenen Briefe 1 310 909, Postkarten 526 595, Drucksachen 27 974 999, Warenproben 165 195, amtliche Schreiben 616 189, zusammen 62 827 819; die Zahl der Postpakete betrug 20 876.
Im Telegraphenverkehr betrug die Gesamtlänge der Linien (1888) 29 576, der Drähte 68 651, der Kabel 159 km, die Zahl der Bureaus der Staatstelegraphen 162. Die Einnahmen der Staatstelegraphen betrugen (1888) 696 859 Pesos, die Ausgaben 1 666 473 Pesos. In der Provinz Buenos-Aires wurden befördert: 485 738 private, 23 888 Staats-, 370 515 dienstliche, zusammen 880 141 Depeschen. Die Eisenbahntelegraphen beförderten 218 570, 1194 und 1 020 002, zusammen 1 239 766 Depeschen.
Verwaltung und Verfassung. Die Republik zerfällt in 14 Provinzen oder Staaten, die sich in vier Gruppen ordnen. Zur ersten Gruppe, den Küsten- und Stromuferprovinzen, gehören Buenos-Aires (Ende 1892 nach der Schätzung Latzinas 1 020000 E.), Santa Fé (Zählung 1887: 220 332, nach Schätzung für 1892 fast 300000 E.), Entre-Rios (nach Latzina 300000 E.) und Corrientes (216000 E.). Die zweite Gruppe der Andenprovinzen bilden La Rioja (nach Latzina 86000 E.), Catamarca (118000 E.), San Juan (110000 E.) und Mendoza (150000 E.).
Die dritte Gruppe der Centralprovinzen umfaßt Cordoba (380000 E.), San Luis (105000 E.), Santiago del Estero (225000 E.) und Tucuman (225000 E.). Zu der vierten Gruppe, den Nordprovinzen, gehören Salta (162000 E.) und Jujuy (60000 E.). Hierzu kommen noch die neun Gobernaciones (Territorios nacionales) Formosa (Chaco central), Chaco (Chaco Austral), Misioneo, Pampa, Neuquen, Rio [* 18] Negro, Chubut, Santa Cruz und Tierra del Fuego mit zusammen 250000 E. Bundeshauptstadt ist seit 1880 Buenos-Aires.
Die Verfassung vom (revidiert ist im wesentlichen der Konstitution der Vereinigten Staaten [* 19] von Amerika [* 20] nachgebildet. An der Spitze steht ein Präsident, auf 6 Jahre durch 133 Repräsentanten der 14 Provinzen gewählt. Die gesetzgebende Gewalt üben ein Senat und eine Deputiertenkammer, von denen ersterer 30, die letztere 86 Glieder [* 21] zählt. Ein Vicepräsident wird auf dieselbe Weise und zu derselben Zeit wie der erste Präsident gewählt. Der Präsident ist Oberbefehlshaber der Truppen und vergiebt die Civil-, Militär- und richterlichen Ämter. Doch bleibt er, wie auch seine Minister, deren es fünf (Inneres, Auswärtige Angelegenheiten, Finanzen, Justiz, Kultus und Unterricht, Krieg und Marine) giebt, dem Senate und Repräsentantenhause verantwortlich.
Die Einnahmen betrugen (in Tausenden Pesos) 1886: 46 762, 1887: 57 306, 1888: 51 640, 1890: 72 900, 1891: 73 150, 1894: 34 193 in Gold und 20 280 in Papier;
über die Ausgaben sind Abrechnungen für 1886: 46 695 und für 1887: 54 098 vorhanden. ¶