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eine ärmliche Flora, zusammengesetzt aus Gebüschen von riesigen Actäen und kümmerlicher Kräutervegetation. Wenig östlich von den Cordilleren beginnt die Chacoformation. An Stelle der subtropischen Büsche treten Bäume von geringer Höhe, das Gestrüpp ist höher. Gehölz und Gestrüpp wechselt ab mit Grasflächen. Die Paraguayformation breitet sich im Norden [* 2] der Provinz Corrientes und auf dem Territorium der Missionen aus und ist wenig bekannt. Gehölze, ähnlich denen der subtropischen Formation, bedecken diese Gebiete.
In den Provinzen Corrientes und Entre-Rios herrscht die mesopotamische Formation, die von den Pampas durch eine große Anzahl von Bäumen und Büschen abweicht. Gehölze und Gestrüpp fehlen nicht. Der Ackerbau ist noch wenig entwickelt, da die Viehwirtschaft besser lohnt als die Bodenkultur. Nur wenige Bodenprodukte kommen in den Handel, doch ist der Getreidebau im Zunehmen. Die Grundlagen der Kultur oder der Gewinnung wildwachsender Produkte sind naturgemäß nach den fünf unterschiedenen Regionen sehr verschiedenartig. In Entre-Rios bestehen noch die Kulturbedingungen des südl. Brasilien, [* 3] und die von Ilexarten herstammenden Yerba-Mateblätter des sog. Paraguaythees werden gesammelt. In den Pampas ist unter Bewässerung Gemüse- und Getreidebau lohnend; die subtropische Waldregion zieht Mandioca und Bananen, in den Anden die Cocablätter (von Erythroxylon Coca Lam.), die obere Puna die Quiñoa oder nordisches Getreide. [* 4] Insofern ist der Wert des Landes in der [* 5] Argentinische Republik sehr ungleich, und große Strecken sind außerdem durch die Salzwüsten dauernd kulturunfähig.
Tierwelt. Belebt werden die Pampas durch zahlreiche Herden verwilderter Rinder [* 6] und Pferde, [* 7] Hirsche [* 8] und Strauße (Avestruz genannt). Hauptsächliche Säugetiere der Argentinische Republik sind sieben Fledermausarten, der Jaguar oder die Unze in den Wäldern an den großen Strömen, der Pumalöwe, die überall verbreitete Felis Geoffroyi Gerc., der große rote Wolf oder Aguara (Canis jubatus Desm.), der große Fuchs [* 9] oder Culpeus (Canis magellanicus Gray) und der Zorro (Canis Azarae Wied. und gracilis Gray), der Huron (Galictis vittata Bell.), das Chincha (Mephites patagonicus Lichtenst.). Ferner: ein Fischotter, [* 10] die Comadrija (Didelphys Azarae Rengg.), Ratten- und Mäusearten, Pampashasen (Dolichotis patagonica Wagn.), Iguanas und Viscachas, Meerschweinchen, Gürteltiere, Lamas und Vicuñas u. s. w. An Vögeln sind hervorzuheben: verschiedene Kolibri- und Papageienarten, der häufig vorkommende Rohrhordenvogel (Agelaeus thilius Molin), der Tordo (Icterus sericeus Wied.), der häufigste Vogel des Landes, u. s. w. Auch finden sich mehrere Schildkröten, [* 11] Saurier-, Schlangen- (auch Klapperschlangen) und Froscharten. Mosquitos und Sandflöhe (Nigua) sind Insekten, [* 12] die hier den Menschen äußerst lästig werden.
Das Nutzvieh, dessen Zucht für das Land von so großer Wichtigkeit ist, haben erst die Spanier eingeführt, und zwar zunächst das Pferd, [* 13] sodann 1553 die ersten Rinder. Von diesen eingeführten Tieren stammen die unermeßlichen Herden der Pampas, in denen sich das Vieh seit Anfang des 17. Jahrh. verbreitete. Gegen die Mitte des 18. Jahrh. wurde schon 1 Mill. Häute aus den La Plata-Gegenden ausgeführt; damals tötete man die wild in den Ebenen umherschweifenden Tiere nur wegen ihres Felles.
Jetzt trägt der größte Teil des Viehs das Zeichen seines Besitzers und wird unter den Augen behalten. Die Zahl der Pferde, von denen ehemals ebenfalls ganze Herden verwildert waren, hat sehr abgenommen. Dieselben schweifen noch setzt, wie das Rindvieh, frei umher, bis man sie einfängt, um sie zu gebrauchen. Der Gaucho fängt die Pferde mittels des Lasso oder der Bolas. Der Esel ist für die Zucht der Maultiere von Bedeutung, die als Lasttiere von den Estancias nach den verschiedensten Seiten hin in Menge ausgeführt werden.
Mit der Zucht der Schafe [* 14] beschäftigt man sich erst in neuerer Zeit ernstlicher. Ziegen sind sehr verbreitet, namentlich beim armen Volke. Das sich schnell vermehrende Lama ist in den Anden Haus- und Lasttier. Schweine [* 15] zieht man wenig, Federvieh überall. Auch Bienen-, Seiden- und Cochenillezucht findet sich hier und da. Zu den Ausfuhrartikeln aus dem Tierreiche gehören die Felle des Fischotters und des Chinchilla, erstere namentlich aus der Laguna de los Porongos, letztere aus den Anden auf der boliv. Grenze, sodann Straußfedern, Wachs und Honig. Die großartigste Ausbeute aber liefert die Rindviehzucht. Es giebt Saladeros oder Schlachthäuser, die täglich 400 Stück Vieh schlachten. 1893 gab es in der Argentinische Republik etwa 80000000 Schafe, 1 960000 Ziegen, 22000000 Rinder, 5 200000 Pferde, 450000 Esel und Maultiere, 405000 Schweine u. s. w. Am stärksten ist die Viehzucht [* 16] in den Provinzen Entre-Rios, Buenos-Aires, Santa Fé, Corrientes, Cordoba. [* 17]
Bevölkerung. [* 18] Der Census vom Dez. 1869 ergab 1 812 490 E., mit Ausschluß der Indianer, deren Zahl man in Chaco und in Patagonien zusammen auf etwa 80000 rechnete. Die Einwohnerzahl wurde amtlich (1888) auf 3 807 530, von Latzina (1889) auf 3 874000 geschätzt, darunter 400000 Italiener, 150000 Spanier, 150000 Franzosen, 35000 Engländer, 25000 Deutsche [* 19] und 300000 Mischlinge. 1892 berechnete man schon 4 257000 E. Am dichtesten bevölkert (über 50 E. auf 1 qkm) ist die Umgebung der Hauptstadt Buenos-Aires; viel geringer die Umgebungen der übrigen Städte mit 20-30 E. auf 1 qkm, dann die Landschaften an den großen Strömen, sowie die Provinzen San Luis, Cordoba, La Rioja, Mendoza, Santiago und besonders Tucuman, Jujuy, Salta. Dagegen sind der Chaco, die Pampas und Patagonien so schwach bevölkert, daß auf dieselben weniger als ein Bewohner auf 10 qkm kommt. - Von einheimischen Indianerstämmen hausen im Becken des La Plata im NO., im Territorio de Misiones Occidentales, zwischen den Flüssen Uruguay [* 20] und Parana, die sehr friedlichen Guayana und die Tupi, die Reste der alten Tupinamba Brasiliens und der Guarani.
Im N. am Paraguay wohnen die Guato, die auf den Flüssen leben und fast alle portugiesisch sprechen; ferner die Guana und die mit diesen eng verbundenen Mbaya. Im Chaco schweifen zwischen dem Pilcomayo und dem Paraguay die verwandten Stämme der Guaycuru, Lengua und Toba, volkreiche aber wilde Stämme, die noch in jüngster Zeit durch die Ermordung des Reisenden Creveaux sich einen traurigen Namen gemacht haben. Südlich vom Pilcomayo am Rio [* 21] Vermejo leben die unberittenen Stämme der Lule und der Vilela und die Mataco, die auch nach den Pflanzungen auf Arbeit ziehen. Die Chiriguano, ein zur großen Guaranfamilie gehöriger Stamm, wohnen auf den östl. Abhängen der Anden und im Chaco. Diese Indianer, in Bolivia Camba genannt, sind in Viehzucht und Ackerbau sehr vorgeschritten. Die immer ¶
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mit den Toba im Kriege lebenden, aber wenig zahlreichen Mbocovi hausten (bis 1884/85) im Innern des Chaco, ebenso die jetzt nahezu verschwundenen Abiponer und Calchinen. In den Anden finden sich Quichuastamme, die Christen und Landbauer sind. Die kriegerischen Stämme, die sich unabhängig erhalten haben, werden mit dem Gesamtnamen Indios bravos bezeichnet. Die südlichen sog. Pampasindianer bilden eine Menge kleiner Horden, die aber sämtlich drei großen Gruppen angehören, den Puelche, das sind die eigentlichen Pampasindianer, die sich auch Auca nennen, und den Tehuelche und Ranqueles, die den Araukanern verwandt sind und Patagonien bis zur Magalhãesstraße in Anspruch nehmen.
Seit 1881 sind sie über den Rio-Negro zurückgedrängt worden. Alle unabhängigen Indianerstämme im N. wie im S. haben den kolonisierten Teil des Landes fortwährend durch ihre Einfälle beunruhigt, namentlich in Zeiten, wo die Kräfte des Landes durch Bürgerkriege in Anspruch genommen waren. Ihre Zahl beträgt jetzt noch etwa 100000. Die ehemaligen Missionen der Jesuiten, später der Franziskaner, bestanden in La-Guayra, in Paraguay und in Corrientes. Kurz vor Vertreibung der Jesuiten waren hinzugekommen die Missionen zu San Estanislao, San Joaquin und Belen, die die Verbindung mit den Niederlassungen bei den Mojo und Chiquito herstellen sollten. Von 1810 an wurden die seßhaften Indianer gezwungen, in die Armee einzutreten, und infolgedessen zerstörte man 1817 die 15 indian. Ortschaften in den noch bestehenden Missionen des Uruguay gänzlich. Seit 1853 sind die Indianer ihren Dörfern wiedergegeben, und ihre Civilisierung ist ins Auge [* 23] gefaßt. Die Missionen sind aufs neue eingerichtet, und schon sind einem Teile der Indianer die Produkte der europ. Industrie unentbehrlich geworden.
Die weiße Bevölkerung besteht zunächst aus den Nachkommen der ursprünglichen span. Eroberer, den Argentinos, dann aus den zahlreichen eingewanderten Kaufleuten, Handwerkern, Abenteurern und Flüchtlingen der verschiedensten Länder Europas. Diesen schließen sich an die von den Weißen mit indian. Frauen erzeugten Mischlinge, im N. Cholo und in den Küstenstaaten Chino genannt. Seit 1702 kamen hierzu noch die als Sklaven eingeführten afrik. Neger, deren mit Weißen erzeugten Mischlinge Mulatten, mit Indianern erzeugte Zambo genannt werden.
Die Einwanderung von Kolonisten wurde erst nach 1820 von Bedeutung, eigentlich erst von 1830 an. Von 1843 bis 1852 hörte die Einwanderung fast ganz auf. Buenos-Aires ist seit 1848 der eigentliche Ort der Einwanderung; die Zahl der Einwanderer betrug 1883: 63 213, 1890: 138 407, 1891: 73 597, 1803: 84 420, meist Italiener, daneben Spanier, Franzosen u. s. w.;
unmittelbar nach Buenos-Aires kamen 1890: 77 815, 1893: 52 067 Personen, darunter 37 977 Italiener, 2012 Franzosen, 7100 Spanier, 685 Österreicher, 748 Deutsche, 906 Russen und 1979 andere.
Dagegen wanderten aus 1879: 23 690, 1890: 82 981, 1891: 90 936, 1893: 48 794 Personen. Die innern Staaten werden erst seit 1854 von den Einwanderern aufgesucht, und den meisten ist es dort gelungen, sich eine leidliche, zum Teil gute Lebenslage zu schaffen. Seit 1853 sind die Farbigen ganz unter die weiße Bevölkerung gemischt als Handwerker, Arbeiter, Ackerbauer, auch als Eigentümer, meist aber als Dienstboten.
Handel und Verkehrswesen. Der Handel hat besonders infolge der von Engländern und Deutschen in großartigem Maßstabe eingeführten Schafzucht einen lebhaften Aufschwung genommen. Die Wollausfuhr betrug 1879: 919 511 t im Werte von 88 601000 M., 1889 gar 226 840000, 1891: 177 304000 M. Jedoch wurde, wie das bei einem noch verhältnismäßig jungen Kulturlande natürlich ist, die Ausfuhr bis vor kurzem von der Einfuhr überwogen. Die im Anfang 1890 eingetretene Handelskrisis und die infolge dieser eingetretene starke Entwertung des Geldes hat zu zahlreichen Bankrotterklärungen geführt und auch die beteiligten Firmen des Auslandes schwer geschädigt.
Die Einfuhr betrug in Tausenden Pesos nacionales (1 Peso = 4 M.) ohne die Edelmetalle: 1886: 95 409, 1888: 128 412, 1890: 142 241, 1891 nur 67 207, 1892: 97 899, 1893;
96 105.
Die Ausfuhr betrug 1886: 69 835, 1889: 122 815, 1890: 100 819, 1891: 103 219, 1892: 114 667, 1893: 92 704.
Die wichtigsten Handelsartikel waren 1893 (in Tausenden Pesos):
Einfuhr:
Gewebe und Kleider | 32509 |
---|---|
Nahrungsmittel | 10724 |
Eisen und Eisenwaren | 13055 |
Getränke | 8341 |
Holz und Holzwaren | 4889 |
Eisenbahnmaterial | 3279 |
Papier und Papierwaren | 3127 |
Metalle | 1555 |
Töpfer- u. Glaswaren | 2360 |
Chemikalien | 4095 |
Kohlen, Koks, Öl | 6868 |
Verschiedenes | 5297 |
Ausfuhr:
Tiere u. tierische Produkte | 52997 | |
---|---|---|
Landwirtschaftliche Erzeugnisse | 29017 | |
Manufakturen | 4769 | |
Walderzeugnisse | 2251 | |
Mineralien | 362 | |
Verschiedenes | 3305 |
Von den Hauptartikeln entfielen (1893) in Prozenten auf:
Warengruppen | Einfuhr | Ausfuhr |
---|---|---|
Nahrungs- und Genußmittel | 16,9 | 42,5 |
Tiere | --- | 6,5 |
Rohstoffe | 16,2 | 51,0 |
Fabrikate | 66,9 |
Gold [* 24] wurde (1891) 8,88, Silber 0,37 Mill. Pesos eingeführt, während nur 1,18 bez. 0,51 Mill. zur Ausfuhr gelangten. 1893 betrug die Einfuhr von Edelmetallen 4,68, die Ausfuhr 0,81 Mill. Pesos.
Infolge der Hebung [* 25] des Handels ist auch die Schiffahrt zur Blüte [* 26] gelangt, doch zeigt sich auch hier seit der Handelskrisis ein Rückgang.
Den auswärtigen Schiffsverkehr aller argentin. Häfen stellt folgende Tabelle dar:
Segler | Davon beladen | Dampfer | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Schiffe | Tonnen | Schiffe | Tonnen | Schiffe | Tonnen | |||
Eingelaufen 1889 | 8222 | 1675345 | 7641 | 1642863 | 6223 | 5036341 | ||
-"- | 1893 | 3036 | 763764 | 2225 | 620958 | 7731 | 5641254 | |
Ausgelaufen 1889 | 5479 | 1264755 | 1665 | 309393 | 5990 | 4578217 | ||
-"- | 1893 | 2820 | 681585 | 1487 | 499102 | 7940 | 5751737 |
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