zu Aix (Provence), gab als Kapitän die militär. Laufbahn infolge eines Sturzes vom Pferde auf. Wegen leichtsinnigen Lebenswandels
vom Vater enterbt, ging er nach Holland und suchte den Unterhalt mit der Feder zu gewinnen, Eine Reihe memoirenartiger Romane,
die er hier schrieb, schlägt einen anmutigen Plauderton an, ist aber sonst ohne Wert. In der Richtung
von Bayle, in der Form von Montesquieu bestimmt, sind Argens' «Lettres
juives» (6 Tle., Haag 1738, 1742, am besten Par. 1766; deutsch, 6 Bde.,
Berl. 1770-83),
«Lettres cabalistiques» (6 Tle., Haag
1741; deutsch, 8 Bde., Lpz.
1773-77), in welchen Schriften er an den polit., kirchlichen und sittlichen Zuständen Frankreichs und der civilisierten Welt
überhaupt mit dem gesunden Menschenverstand Kritik übte. Seine geistvoll, wenn auch flüchtig geschriebenen Werke wurden
viel gelesen und nahmen Friedrich d. Gr. so für Argens ein, daß er ihn nach Potsdam rief, zum Kammerherrn
und Akademiedirektor ernannte und ausnehmend bevorzugte (vgl. beider Briefwechsel franz.
u. deutsch, Königsb. 1798; franz. in Friedrichs d. Gr. «Œvres», große
Ausg., 19. Bd.). Nach 25jährigem
Aufenthalte am preuß. Hofe kehrte Argens 1769 heim und starb bei Toulon.
Ferner schrieb er: «Mémoires secrets de la république des lettres» (1737
u. 1744),
erweitert (14 Bde.) als «Histoire
de l'esprit humain, ou mémoires secrets et universels de la république des lettres», (Berl.
1765-68);
«Philosophie du bon sens» (Haag 1716 u. 1758; deutsch Bresl. 1756).
Seine «Œvres» (23 Bde.)
erschienen im Haag 1768. Argens' «Réflexions critiques sur les écoles de peinture» (1752; 2. Ausg.
als «Examen critique», 1768) beweisen ein reifes Kunstverständnis.
Lupercio Leonardo und Bartolomé Leonardo de, span. Dichter, zwei Brüder, geb. zu Barbastro bez. Sie
studierten zu Huesca; 1579 erscheinen sie als Dichter. Lupercio verfaßte um 1585 die Tragödien «La Isabela»,
«La Alejandra», «La Filis».
Die beiden ersten sind erhalten und rechtfertigen keineswegs Cervantes' Lob. Auf Empfehlung des Grafen von Villahermosa, in
dessen Diensten beide gestanden hatten, wurde Lupcreio Sekretär, Bartolome Kaplan Marias von Österreich, Witwe Kaisers Maximilians
II., in Madrid. 1599 ward Lupercio zum Geschichtschreiber des Königs, später auch zu dem der Stände
von Aragon ernannt und wohnte in Saragossa. Sein Bruder, der nach Marias Tode 1603 Philipp III. nach Valladolid, 1609 nach Madrid
folgte und im Auftrage von Graf Lemos, Präsidenten des Rats von Indien, «Conquista de las Molucas» (Madr.
1609) herausgab, kam zu ihm. 1610 gingen beide, die auch als Lyriker Ruf erworben hatten, mit dem zum
Vicekönig ernannten Grafen Lemos nach Neapel, woselbst im März 1613 Lupercio als Staatssekretär starb.
Bartolomé kehrte 1618 mit dem Grafen nach Spanien zurück, wurde Historiograph der Krone Aragon und wohnte seitdem in Saragossa.
Nun beschäftigte ihn besonders die Fortsetzung von Zuritas (s. d.) «Annalen von Aragonien», wozu sein Bruder
vorgearbeitet hatte. Doch erschien, da er starb, nur «Primera parte
de los anales de Aragon, que prosigue los del secretario Geronimo Zurita deside el año 1516» (Sarag. 1630), die J. 1516-20
weitläufig behandelnd. Als Dichter bildeten sich die Argensola nach den röm.
Lyrikern, vorzugsweise
nach Horaz, und daher haben ihre Gedichte, mehr durch sorgsame Glätte als durch Reichtum der Erfindung
ausgezeichnet, ähnlichen Grundcharakter.
Bartolomé gehört schon durch seine histor. Werte unter die span. Klassiker. Erst Lupercios
Sohn veranstaltete eine Sammlung ihrer «Rimas» (Sarag.
1634),
der die spätern Ausgaben (z. B. Fernandez, «Colleccion
de poesias castellanas, 1-3), auch die der »Biblioteca de autores españoles" (Bd. 42,
1846) folgen. Eine verbesserte und vermehrte Ausgabe der «Obras sueltas» beider, mit Einschluß der beiden Dramen und kleinen
Prosaschriften, besorgte Conde de la Viñaza (2 Bde., Madr.
1889). Eine Anzahl histor. Arbeiten ist ungedruckt.
(spr. arschangsóng), Voyer d', franz. Adelsfamilie,
Stammgut Paulmy in Touraine.
René de Voyer, Graf d'A., geb. führte unter Richelieu und Mazarin verschiedene geheime Unterhandlungen
und starb als franz. Gesandter zu Venedig.
Marc René, Marquis d'A., Enkel des vorigen, geb. stellte als Chef der Polizei von Paris seit 1697 die
Ordnung her, führte die Lettres de cachet ein, wurde 1718 Vorsitzender des Finanzrats und Siegelbewahrer, trat nach dem Lawschen
Bankrott (s. Law) 1720 zurück und starb -
Vgl. Notes de René d'A., lieutenant-géneral de police ect., hg. von
Larcher u. Mabille (Par. 1866);
Rapports inédits du lieutenant de police René d'A. (1697-1715), hg.
von Cottin (ebd. 1891).
Rene Louis, Marquis d'A., Sohn des vorigen, geb. 1720-24 Intendant im Hennegau, wurde, nach Paris zurückgekehrt,
eifriges Mitglied des «Club de l'Entresol», der bei Abbé Alary 1725-31 wöchentlich über Staatsrecht
und Politik philosophierte. Stets vom ernsten Wunsche beseelt, für das Gemeinwohl zu wirken, schrieb er «Traité de l'admission
de la démocratie dans un État monarchique», handschriftlich schon vor 1740 in Umlauf, aber erst (Amsterdam) 1764 (Par. 1784 u. ö.)
als «Considérations sur le gouvernement ancien et présent de la France» gedruckt.
Nach dem Muster der niederländ. Generalstaaten malte er sich hier das franz.
Staatswesen als einen Bund freier Staaten mit monarchischer Spitze aus. Rousseau, dessen «Contrat social» dann in Anwendung des
demokratischen Princips über Argenson weit hinaus ging, fühlte sich doch vom Doktrinarismus A.s angeheimelt und zollte ihm hohes
Lob. Aus der Thätigkeit als Staatssekretär des Auswärtigen (1744-47) durch span. Intriguen verdrängt,
lebte Argenson bis zum Tode in Zurückgezogenheit den Studien und dem Verkehr mit Gesinnungsgenossen. Aus A.s täglichen
Aufzeichnungen veröffentlichte sein Sohn «Essais dans le goût de ceux de Montaigne,
composés en 1736» (Amsterd. 1785),
neu gedruckt als «Loisirs d'un ministre d'État, ou essais»
(Lüttich 1787 u. ö.),
und «Materiaux pour l'histoire des choses arrivées de mon temps 1725-57»;
eine neue vollständige Ausgabe dieser Schriften besorgte Rathery: «Journal et mémoires d'A.» (9 Bde.,
Par. 1861-67). -
Vgl. Zévort, Le marquis d'A. et le ministère des affaires ètrangères 1744-47 (Par.
1880);
Duc de Broglie, La fin du ministère d'A. (ebd. 1890);
ders., Maurice de Saxe et le marquis d'A. (2 Bde., ebd. 1891).
Antoine Rene de Boyer-Argenson, Marquis de Paulmy, des vorigen einziger Sohn,
mehr
geb. Sammler der kostbaren, 150000 Bände zählenden Bücherei, die, seit 1785 von Graf Artois erworben, «Bibliothèque
de l'Arsenal» hieß. Argenson starb im Arsenal, dessen Gouverneur er war. Er begann die Herausgabe einer «Bibliothèque
universelle des romans», von der unter seiner Leitung (Par. 1775-78) 40,
bis 1805 im ganzen 120 Bände erschienen. Sie enthält auch A.s eigene Novellen, die noch besonders als «Choix de petits romans
de différens genres» (2 Bde., Par. 1782 u. ö.)
gedruckt wurden. Ein bibliogr. Unternehmen waren A.s «Mélanges tirés d'une grande bibliothèque» (69 Bde.,
Par. 1779-87).
Marc Pierre, Graf d'A., Bruder des René Louis, geb. wurde 1740 Intendant von Paris. Er übernahm 1742 unter
traurigen Verhältnissen das Staatssekretariat des Krieges, versuchte das Heer in bessern Stand zu setzen, spielte den Krieg
nach den Niederlanden und sorgte nach dem Frieden 1748 für die militär. Anstalten, förderte
auch die Wissenschaften. Seinem Freunde Voltaire lieferte er die Materialien zu dessen «Siècle de Louis
XIV». Durch den Einfluß der Pompadour wurde er 1757 abgesetzt; nach ihrem Tode kehrte er nach Paris zurück, wo er starb.
Marc René de Voyer d'A., Enkel des vorigen, geb. war beim
Ausbruche der Revolution Adjutant Lafayettes, zog sich nach dem auf seine Güter in Touraine zurück. Während der
Hundert Tage ward er von Belfort in die Kammer gewählt. Argenson bewies sich als Gegner der Restaurationspolitik und als ein Verteidiger
bürgerlicher Freiheit, legte aber 1829 sein Mandat nieder. Nach der Julirevolution von Straßburg in die
Kammer gewählt, bekämpfte er die Politik der Orléans. Er zog sich 1834 auf sein Gut zu Ormes zurück und starb zu
Paris.
Sein Sohn Charles Marc René de Voyer, Marquis d'A., geb. 1848 von der gemäßigten Demokratie in
die Konstituierende Versammlung gewählt, zeichnete sich durch archäol. Arbeiten aus. Argenson starb Er gab Les nationalités
européennes" (Par. 1859, mit Karten) und ein Stück der «Mémoires» seines Großoheims (ebd. 1825; 5 Bde.,
185? fg.) heraus.