Cerigo (Kythera), Cerigotto (Antikythera), Kreta (Kandia), Karpathos, Kasos und Rhodos gebildeten Grenzreihe ordnen sich die
Inseln in folgende natürliche Gruppen an: Die Cykladen, die von Attika und der Mittelgriechenland dicht benachbarten großen
Insel Euböa in mehrern Reihen nach SO. ziehen;
die Sporaden, unter welchem Namen man jetzt meist die Inseln
zusammenfaßt, welche die kleinasiat. Westküste begleiten: Kos, Samos, Chios, Psara, Lesbos, Tenedos u. a. m.;
die sog. nördlichen
Sporaden östlich von Thessalien (Skyros, Skiathos, Skopelos u. a.);
und schließlich die thrazischen Inseln, nahe der Nordküste
(Thasos, Samothraki, Imbros, Lemnos).
Diese Inseln sind, abgesehen von einigen vulkanischen Bildungen, ihrer ganzen Beschaffenheit
und geolog. Geschichte nach, losgelöste Glieder des griech. und kleinasiat. Festlandes; sie sind
die Bruchstücke einer zusammenhängenden Landmasse, die noch zur jüngern Tertiärzeit Kleinasien und Griechenland verband,
wie die auf den Inseln sich vorfindenden Binnenseeablagerungen und Knochen großer Säugetiere beweisen, und die erst seit
jener Zeit durch das eindringende Mittelländische Meer in Inseln aufgelöst wurde. (S. Ägäisches Meer
und Cykladen.) - Wie die natürliche, so war auch die Geschichte der Bewohner der einzelnen Inseln und Gruppen an die Griechenlands
und Kleinasiens geknüpft.
Von 475 v.Chr. bis zur Schlacht bei Ägospotamoi (405) von dem seebeherrschenden Athen, später von Sparta, seit 376 v. Chr.
wieder von Athen abhängig, wurden sie nach der Schlacht bei Chäronea (338) Macedonien einverleibt und
kamen mit Griechenland und den Staaten der Diadochen später unter die Herrschaft der Römer. Nach der Teilung des Römischen
Reichs 395 n. Chr. blieb der den Kaisern von Byzanz bis zum Lateinischen Kreuzzuge (1204). Der Venetianer Marco
Sanudo eroberte 1207 die Inseln Naxos, Paros, Antiparos, Thira (Santorin), Anaphi, Melos (Milo), Siphnos u. a. und nahm, seit 1210 Vasall
des lat. Kaisertums (Romanien) von Konstantinopel, den Titel eines Herzogs von Dodekannesos oder vom Archipelagus an. Seine Nachkommen
herrschten als Herzöge von Naxos bis 1383 über die meisten der genannten Inseln; seiner Dynastie folgte
die des Hauses Crispo (seit 1383), indem damals der mit diesem Hause verschwägerte Lombarde Francesco Crispo, Dynast von Milo,
die Herrschaft in offenem Aufstand an sich riß.
Die neue Dynastie behielt ihre Inseln, bis durch Sultan Selim II. 1566 der letzte Herzog, Jacopo IV. Crispo, gefangen
gesetzt und die Inseln dem jüd. Bankier des Sultans, Juan Miguez, verliehen wurden, der nun als «Don Joseph Nasi» Herzog von Naxos
und den Cykladen ward. Als dieser neue Herzog starb, wurden die Inseln unter sehr milden Formen unmittelbar mit dem
Osmanischen Reiche vereinigt. Bei diesem verblieb der Archipelagus bis zur Begründung des Königreichs Griechenland,
an welches die Cykladen, die nördl. Sporaden und Skyros abgetreten wurden.
(d. i. Erzpoet) nannten sich mehrere lateinisch dichtende Vaganten des Mittelalters. Der bedeutendste, wahrscheinlich
Walter geheißen, war ein genialer Sänger, der 1102-65 in Diensten des Kölner Erzbischofs Reinald von Dassel
die Thaten Friedrich Barbarossas in Italien feierte; bekannter als diese polit. Dichtungen ist seine wundervolle Generalbeichte
(«Meum est propositum in taberna mori»),
der Erstling und ein Prachtstück deutscher Kneippoesie, die
man mit Unrecht Walter
Mapes (s. d.) beilegte und die Bürger frei verdeutscht hat: «Ich will einst bei Ja und Nein vor dem Zapfen
sterben». -
Vgl. J. Grimm, Gedichte des Mittelalters auf Friedrich I. den Staufer (Berl. 1844).
(frz., spr. arschipräh, d. h.
erzbereit), Antwort des franz. Kriegsministers Leboeuf, als er vor Beginn des Krieges von 1870 interpelliert wurde, ob alles
in Kriegsbereitschaft sei.
(grch.) heißt ein jeder, welcher die Hochbaukunst praktisch ausübt, indem
er einesteils die Entwürfe zu den auszuführenden Bauwerken und den Bauanschlag (s. d.) anfertigt, andernteils aber auch deren
Ausführung leitet und die Arbeiten der mitwirkenden Handwerker prüft und überwacht. Das Wort Architekt deckt sich nicht völlig
mit dem Ausdruck Baumeister; letzteres ist ein weiterer Begriff, es giebt Baumeister, wie die Wasser-, Brücken-,
Mühlen-, Maschinenbaumeister u. s. w., die nicht Architekt, sondern Ingenieure genannt
werden.
Obgleich jeder, der Bauten selbständig ausführt, das Recht hat, sich Baumeister zu nennen, so ist doch außerdem diese Bezeichnung
ein Grad, ein Titel, den man in den meisten deutschen Staaten durch Ablegung eines Staatsexamens erwirbt.
Man unterscheidet daher Regierungsbaumeister, aus deren Zahl der Staat seine Baubeamten nimmt, von Privatbaumeistern. Ein
der höhern Ansprüchen genügen will, muß nicht bloß mit der Technik der Baugewerbe bis ins einzelne vertraut sein, sondern
er bedarf auch ausgedehnter wissenschaftlicher Kenntnisse und eines durchgebildeten Geschmacks, vor allem
Kenntnis der Geschichte der Architektur und der Bauformenlehre.
Sodann muß er eine gründliche Kenntnis der Baumaterialien besitzen, die Gesetze der Statik und Mechanik kennen und mit den
Maschinen bekannt sein, die zur Bewegung und Aufstellung von Materialien und Bauteilen verwendet werden. Zum Künstler erhebt
ihn aber erst die Fähigkeit, selbständig den Baugedanken in schöner Form zum Ausdruck zu bringen. Seine
Ausbildung erlangt der Architekt auf den Bauschulen (s. d.) und Technischen Hochschulen. Das dem Architekt seitens des Bauherrn zu gewährende
Honorar wird einerseits in Prozentsätzen nach der Kostenhöhe der Bauten, andererseits nach der geleisteten Arbeit berechnet.
Für Berechnung der Höhe des Honorars haben sich durch seitens der Architektenvereine aufgestellte Normen
Bestimmungen herausgebildet, die in neuerer Zeit auch von den Gerichten immer mehr als Gewohnheitsrecht anerkannt werden.
zur Vertretung der Interessen der Architekten geschlossene Vereinigungen. Dergleichen giebt es jetzt
in fast allen Ländern der Welt. Unter den deutschen Architektenvereine ist der älteste der zu Berlin (gegründet in den
dreißiger Jahren, zur Zeit 1887 Mitglieder, darunter jedoch nur 595 in Berlin lebende). Die Gründung des Württembergischen
Vereins für Baukunde (253 Mitglieder) sowie des Sächsischen Architekten- und Ingenieurvereins (486 Mitglieder) gehört noch
den vierziger Jahren an. Seit 1842 finden an wechselnden Orten Architektentage statt (neuerdings 1892 in
Leipzig, 1894 in Straßburg). Seit 1874 vereinigten sich die deutschen Architektenvereine zu einem Verbände deutscher Architekten- und Ingenieurvereine,
welcher im Aug. 1891 30 Zweigvereine mit 6816 Mitgliedern umschloß. Die bedeutendsten sind neben den genannten der zu
mehr
Hannover (855 Mitglieder, 1851 gegründet), Hamburg (404 Mitglieder, 1859 gegründet), München (660 Mitglieder, 1867 gegründet),
Karlsruhe (223 Mitglieder, 1869 gegründet), Köln (230 Mitglieder, 1875 gegründet). In neuerer Zeit haben die Ingenieure
sich vielfach außerhalb des Verbandes in besondere Vereine gruppiert. Mehrfach zeigte sich auch ein Zwiespalt zwischen dem
in den Vereinen obwaltenden Baubeamtentum und den Baukünstlern, der zu lokalen Zweigvereinen führte.
So bestehen in Dresden und Leipzig besondere in Berlin eine Vereinigung Berliner Architekten, welche dem Verbande als selbständige
Glieder angehören. Der österreichische Architekten- und Ingenieurverein in Wien, der Schweizerische Architekten-und Ingenieurverein,
das Royal Institute of British Architects in London sind verwandte Verbände.
Die Thätigkeit der deutschen Architektenvereine besteht außer in der Standesvertretung in künstlerischen und wissenschaftlichen
Leistungen. Hervorragende bauwissenschaftliche Veröffentlichungen schufen sie in den Festschriften für ihre periodisch
wiederkehrenden Hauptversammlungen. So: «Berlin und seine Bauten» (Berl. 1877),
«Die Bauten von Dresden» (Dresd. 1878),
«Frankfurt
a. M. und seine Bauten» (Frankf. 1886),
«Wien und seine Bauten» (2. Aufl., Wien 1865),
«Köln und seine
Bauten» (Köln 1888),
«Hamburg und seine Bauten» (Hamb. 1890). Mehrere Vereine geben Zeitschriften heraus und besitzen Vereinshäuser.
(S. auch Bauwissenschaftliche Vereine.)