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Armenien getrennten Reichs, das unter dem Namen Ararat bereits im Alten Testament erwähnt wird. In demselben Sinne ist der Name zu fassen in der Flutsage, 1 Mos. 8, 4,. wo der hebr. Text ausdrücklich «die Berge von Ararat» als Landungsort der Arche Noah nennt. Jedoch ist durch Mißverständnis dieser Stelle schon von den ältesten Bibelerklärern der Name Ararat auf den höchsten der armenischen Berge übertragen worden und dieser Gebrauch des Namens bei den Europäern festgewurzelt, während die armenischen Anwohner selbst in ältester wie in neuer Zeit für denselben Berg nur den Namen Massis kennen, die benachbarten Türken ihn aber Aghri-Dagh (steiler Berg), die Perser Kuhi-Nuh (Noahs Berg) benennen. Bei den Kurden ist die Sage von dem Ende der großen Flut auf die südlicher liegende, über dem Nordrande der assyr. Ebene sich zu fast gleicher Höhe mit dem Massis erhebende Gebirgskette Dschudi übertragen worden, bei den syr. Christen (und wahrscheinlich schon bei der uralten aramäischen Bevölkerung Mesopotamiens) auf die westl. Gipfel des Masius der Alten, von den Syrern Tura-Masche (d. i. Berg der Rettung) genannt, in welchem Namen mit großer Wahrscheinlichkeit auch die Wurzel des armenischen Massis erkannt wird.
Der Berg Ararat, welcher seit 1827 die Grenzmarke zwischen Russisch-, Türkisch- und Persisch-Armenien bildet, jedoch so, daß die ganze Nordseite mit den Gipfeln zum russ. Gebiete gehört, steigt als ein fast völlig isolierter vulkanischer Kegel auf dem Südrande der großen, dort 877 m hohen Ebene des Aras (s. d.) bis zu 5150 m Höhe über dem Meere empor, und zwar von W. etwas sanfter als von O. Die obersten 1400 m des Kegels sind mit ewigem Schnee bedeckt, doch sind die früher angenommenen Gletscher nicht vorhanden. Dieser Teil des Berges gilt bei den Armeniern für unersteiglich und durch Geister geschützt. Die Grenze des ewigen Schnees liegt zwischen 3942 m am südl. Gehänge und 4179 in am nördlichen. Ein flach gerundeter, kammartiger Höhenzug setzt diesen Großen Ararat auf der Ostseite in Verbindung mit dem 1242 m niedrigern Kleinen Ararat (Kutschuk-Aghridagh), der 3914 m hoch (3100 m relativer Höhe), im Sommer ohne Schneedecke ist, aber weit steiler, kegelartig aufsteigt. Die Gipfel beider sind etwa 13 km voneinander entfernt, während der Fuß des einen mit dem des andern verschmilzt. Zwischen beiden führt ein Paß in 2438 m Höhe hinüber, und im N. und NO. dehnt sich die 56-60 km breite Arasebene hin. Beide stehen auf einem elliptischen, vulkanischen Plateau, dessen große Achse von SO. gegen NW. gerichtet ist. Der Große Ararat hat eine Domform, wie der Chimborazo, mit zwei kleinern Erhebungen am Rande des Gipfels, aber keinen Gipfelkrater. Die größten und wahrscheinlich neuesten vorhistor. Lavaausbrüche sind alle unterhalb der Schneegrenze ausgebrochen, und die Ausbruchsstellen der Lavaströme werden oftmals durch Auswurfskegel und von Schlacken umringte kleine Krater bezeichnet. Die auf der Nordseite bis an den Kegel ansteigende tiefe Schlucht des St. Jakobsthals macht die innerste Struktur des emporsteigenden Doms sichtbar, zeigt aber nur massenhaftes Trachytgestein (nicht Lavaströme), Schlackenschichten und Lapilli. Erstiegen und gemessen wurde der Ararat zum erstenmal 1829 von dem Dorpater Naturforscher F. Parrot und dessen Begleitern Behagel und Schliemann. Seit 1840 hat sich die Gestalt des Berges teilweise verändert durch den von einem furchtbaren Erdbeben verursachten Bergsturz, der 2. Juli (20. Juni) einen beträchtlichen Teil der Bergmasse gegen N. in Bewegung setzte und unter anderm das Kloster St. Jakob und das blühende Dorf Arguri (s. d.) mit seinen Bewohnern verschüttete. Nach Parrot ist der Ararat mehrfach erstiegen, geologisch untersucht und beschrieben worden. So 1834 und 1843 von Awtonomow, 1845 von M. Wagner und von Abich, 1850 vom russ. Oberst Chodzko nebst Chanykow, Moritz und 60 Kosaken, 1856 vom engl. Major Rob. Stuart. - Vgl. Parrot, Reise zum Ararat (2 Bde., Berl. 1834); M. Wagner, Reise nach dem Ararat (Stuttg. 1848); Parmelee, Life among the mounts of Ararat (Boston 1868); Weidenbaum, Der Große und die Versuche zu seiner Besteigung (übersetzt von Hofmann in den «Mitteilungen des Vereins für Erdkunde», Lpz. 1884); Leclerq, Voyage au mont Ararat (Par. 1892).