besitzen eine selbständige Litteratur, darunter vorzüglich ihre Zeitbücher, die sog. Radsaweng,
welche die Geschichte der frühern Könige enthalten. Die jetzige Hauptstadt ist Akjab (s. d.); die frühere war Mro-Haung
(das frühere Arakan oder Dhagnawadi), nordöstlich von Akjab gelegen und von Hügeln umgeben, die mit Tempeln und Pagoden gekrönt
sind. Dieselbe soll früher 100000 E. gehabt haben, ist aber, wie das alte Fort, verfallen und hat nur
noch (1881) 3065 E. - Arakan bildete einst ein selbständiges Königreich, dessen Fürsten
öfter über Awa und selbst Teile von Bengalen geherrscht haben.
Seit 1690 zerrütteten Thronstreit und mehrjährige Anarchie das Land, bis es 1784 von den Birmanen erobert
wurde, welche so furchtbar im Lande schalteten, daß die Magh zu Tausenden über die Grenze flohen, wo sie von den Engländern
freundlich aufgenommen wurden. Dies führte endlich zum Kriege, der Arakan durch den Frieden von Jandabu unter brit.
Schutz brachte. Von allen den Ländern, die Birma abtreten mußte, hat keins in dem Grade an Wohlstand zugenommen
wie Arakan.
Arakan-Roma, Gebirge an der Ostgrenze Bengalens und der Provinz Arakan in Hinterindien, erstreckt sich von
dem Gebirgmassiv im Nagalande und in Manipur südwestlich nach Tripura, dann südsüdöstlich nach Tschittagong und Nord-Arakan,
in einer breiten Reihe unerforschter, waldiger Ketten. Weiter südlich, wo das Gebirge besser erforscht
ist, heißt es Arakan-Joma-Daung; es folgt der birman. Küste, bis es beim Kap Negrais (16° 1½' nördl. Br., 94° 13' östl.
L.) ins Meer abstürzt.
Die höchsten Gipfel liegen im Norden von Manipur; von dort an nimmt die Höhe ab, bis sie im äußersten
Norden von Arakan (östlich von Tschittagong) im Blue-Mountain (d. h. Blauer Berg) wieder 2164 m erreicht. Von hier aus zweigen
sich dichtbewaldete und äußerst steile, unzugängliche Ketten nach allen Richtungen ab. Der nördlichste Paß ist der Daletpaß
(südlich vom Blue-Mountain); der nächstsüdl. Paß führt vom Dorfe An oder Aeng im Kjauk-hpju-Distrikt
nach Min-bu am Irawadi in Oberbirma (160 km); die Paßhöhe, 50 km von An, beträgt 1420 m.
Graf Alexej Andrejewitsch, Gründer der der russ. Militärkolonien, geb. 4. Okt.
ans altem Adel, wurde 1792 als Artillerieoffizier dem damaligen Großfürsten Paul zur Organisierung der
Artillerie bei der kleinen Scheinarmee empfohlen, die dieser in Gatschina halten durfte. Nach der Thronbesteigung Pauls ward
er im Nov. 1796 Kommandant von Petersburg und Generalmajor; 1797 zum Baron und Generalquartiermeister erhoben, gab er durch
seine Härte zu vielfachen Klagen Anlaß und wurde im März 1798 als Generallieutenant verabschiedet.
Zum Militärgouverneur von Petersburg 1799 ernannt, zog er sich bald wieder die Ungnade des Kaisers zu. Trotz seiner beispiellosen
Feigheit und Grausamkeit wurde Araktschejew durch Pauls Nachfolger Alexander I. 1806 Kriegsminister, 1807 General der Artillerie, 1810 Mitglied
des Reichsrats und behauptete bis zu dessen Tode seinen wenig ersprießlichen Einfluß. Als Alexander den
Gedanken faßte, die gesamte russ. Armee in Militärkolonien anzusiedeln, ging Araktschejew mit der gewaltthätigsten Rücksichtslosigkeit
an das Werk, wodurch wiederholt blutige Aufstände veranlaßt wurden. Da sich Alexander schon 1818 nur noch mit der auswärtigen
Politik beschäftigte, hatte Araktschejew die
Leitung aller übrigen Angelegenheiten in der Hand. Erst Kaiser Nikolaus
entließ 1825 den bei den Soldaten wie beim Volke verhaßten Araktschejew. Er zog sich auf sein Gut Grusino am Wolchowflusse zurück,
wo er 3. Mai starb. Sein großes Vermögen vermachte er dem Kaiser zur Errichtung eines Kadettenkorps in Nowgorod,
das den Namen des Araktschejewschen erhielt. Eine Lebensbeschreibung A.s: «Svědenija o Gen. Araktschejew», Bd. 1 (Petersb.
1864), von Ratsch blieb unvollendet. -
Vgl. Kleinschmidt, Rußlands Geschichte und Politik, dargestellt in der Geschichte
des russ. hohen Adels (Cass. 1877).
L., Pflanzengattung aus der Familie der Araliaceen (s. d.) mit gegen 30 Arten, meist im wärmern
Nordamerika und südöstl. Asien; teils perennierende Kräuter, teils Sträucher und kleine Bäume. Sie haben einfache oder
zusammengesetzte Blätter mit scheidigen Stielen, in Dolden, Trauben, Knäuel oder Rispen gestellte Blüten mit kleinen, weißen
Blumenblättern. Aus dem Mark des Stengels der in Japan heimischen, jetzt in unsern Kalthäusern häufig gezogenen Araliapapyrifera
Hook., einer baumartigen Species, wird in China das berühmte chines. Reispapier gemacht.
Von der gleichfalls in China einheimischen Aralia edulis Zuccar. werden die Wurzeln und jungen Stengel als Gemüse gegessen. A,
Ginseng D. et P. (Panax Ginseng C. Aralia Mey), ebenfalls in China einheimisch, liefert die in China und Japan
als Arzneimittel hochgeschätzte Ginsengwurzel, die in Europa auch als Pentsao vielfach empfohlen worden ist. Eine nordamerik.
Art, Aralia racemosaL., eine Staude mit über mannshohem Stengel, großen, dreizählig zusammengesetzten Blättern und traubig
angeordneten Dolden, wird oft als Dekorationspflanze in Gärten kultiviert; sie hält im freien Lande aus, muß jedoch im
Winter zugedeckt werden. Ihre Vermehrung geschieht durch Zerteilung des Wurzelstocks. Beliebte Zimmerpflanzen sind A, Sieboldii
Hort. (Fatsia japonica Dcne.) mit großen, tief handförmig geteilten Blättern, und Aralia elegantissima. (s. Tafel: Blattpflanzen,
Fig. 1).
(Araliacĕae), Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Umbellifloren (s. d.) mit gegen 350 meist in den Tropen,
spärlicher in der gemäßigten Zone einheimischen Arten.
Ihre Vertreter sind zum größten Teile Bäume oder
Sträucher, selten krautartig.
Die Blüten sind selten zweihäusig, die Zahl der Narben wechselt.
Die Frucht ist meist beerenartig
und hat fleischige, seltener häutige Hülle.
(d. h. Inselsee), das Blaue Meer der Russen, der Aral-Dengis (Inselmeer) der Kirgisen, im
Altertume See Oxiana, im Mittelalter Meer von Khowaresm oder Khuarism genannt, nächst dem Kaspischen Meere der größte Steppensee
Asiens, und nächst diesem und dem Oberen See in Nordamerika der größte See der Erde, liegt in der Aralo-kaspischen Senke
(s. Kaspisches Meer) und ist umgeben von den Steppen und Wüsten Chiwas, des Kirgisenlandes und des 65-218
m hohen Turkmenen-Isthmus oder des Plateaus Ust-urt, welches ihn von dem Kaspisee trennt. Der See ist 373,3 km lang, 309,4
km breit, bedeckt ohne die Inseln (2517 qkm) 65 252 qkm und liegt 75 m über dem Spiegel des Kaspischen
Meers, 49 m über dem Meeresniveau. (S. Karte: Russisch-Centralasien und Turkestan.) Der Boden des Aralsee besteht in seinem nordwestl.
Teile aus Schlamm, im südöstlichen aus Sand. Eine
mehr
Abnahme des Wassers durch stärkere Verdampfung als Zuströmung ist unbestreitbar, daher auch im Laufe der Zeit eine
veränderte Küstengestaltung. Die ehemals vorhandene nordwestl. Bai ist verschwunden, und die nordöstl. Sary-Tschaganak,
d. h. Gelbe Bai, soll vormals bis zum Hügel Sary-Bulak gereicht haben. Andererseits wird ein 4‒5 Jahre währender Wechsel
des Steigens und Sinkens für den Spiegel des Sees behauptet. Die Tiefe beträgt in der Mitte etwa 20 m,
nimmt in der Nähe der Inseln und des nördlichen, besonders aber des östl. und südl.
Gestades allmählich ab, während sie am westl. Ufer wieder 67 m erreicht.
Klippen finden sich nur bei einigen Inseln und bei der Halbinsel Kulandi im NW.; Sandbänke im offenen
Meere nirgends, sondern nur um die sandigen und niedrigen Gestade und die Inseln, die 2517 qkm einnehmen. Gute Ankerplätze
fehlen fast gänzlich, namentlich am südl. und westl. Ufer; vollständig
geschützte Häfen finden sich nur drei. Das Wasser des Sees ist salzig (1,08 Proz.),
bedeutend weniger als das des Oceans, infolge des großen Süßwasserzuflusses, den er durch seine mächtigen Zuflüsse,
den Syr (s. d.) im NO. und den Amu (s. d.) im S., erhält. Ob der Amu einen Abfluß in den Kaspisee gehabt und der Aralsee selbst ehemals
in Verbindung mit demselben gestanden, bleibt fraglich.
Unter den zahlreichen Inseln ist die größte die 1848 entdeckte Nikolai-Insel (unter 45° nördl. Br.), die zur Gruppe der
Zareninseln gehört. Nördlicher liegt die Insel Basar-kilmes und jenseit des 46.° nördl. Br. die ebenfalls große Insel Kug-aral.
Zwischen dieser und dem kleinern, vor der Mündung des Syr gelegenen Eilande Koß-aral führt eine Verengung
des Sees aus dessen südl. Teile, dem «Großen Meere» (Ulu-Dengis),
in das nur etwa 5500 qkm große nördl. Bassin des «Kleinen
Meers» (Kitschkine-Dengis), das stellenweise bis 23 m tief ist und mehrfach weit in das Land einschneidet. Die
Ufer des Aralsee bilden eine im Sommer unbewohnbare Wüste, während man im Winter kirgis. Nomaden am nördl.
und östl. Ufer sowie auf den benachbarten Inseln findet. Süßwasserbrunnen sind nur spärlich vorhanden. Der See hat von
Fischen: Störe, Brachsen, Karpfen, Wels u. a.; Robben, die im Kaspisee häufig sind, gar nicht.
Der Aralsee gehört zu den stürmischsten Gewässern. Gleichmäßige Winde giebt es auf ihm nicht. Meist herrschen
gänzliche Windstille oder sehr starke Winde, nicht selten furchtbare Stürme; diese und das überhaupt sehr unruhige Wasser
mögen Grund sein, daß man zuweilen schwimmende Inseln, wohl losgerissene Uferstrecken, voller Schilf und Tamarisken, vorfindet.
Die Nordostwinde herrschen vor. Zur Beschiffung des Sees erwiesen sich Segelfahrzeuge als unzureichend;
man bedient sich eiserner Dampfboote von geringem Tiefgange. Die bewaffnete Flotte, die hier unterhalten wurde, ist aufgehoben.
Der Aralsee ist jetzt ein russ. See. Schon Peter d. Gr. zog ihn in seine Pläne zu einer Handelsverbindung mit Centralasien und Indien,
die jedoch nicht zur Ausführung kamen. Zur Kenntnis des und seiner Umgebung trug wesentlich eine Reihe
von Reisen und Expeditionen nach dem See und nach Chiwa bei: so die Reise Murawjews 1819, Negris und Meyendorffs 1820‒21,
Bergs 1825‒26, des Akademikers Helmersen 1833‒35, die berühmte Expedition Perowskijs 1839, die Reise Shemtschushnikows 1840,
Antows 1840‒41, die
Rekognoscierungen Blarambergs und Romanows 1841, der die unter Nikiforow nach Buchara
und Chiwa geschickte Expedition begleitete; ferner die neue Expedition Danilewskijs 1842‒43, die Untersuchungen von Schulz
und Lemm 1843. Schon 1847 errichteten die Russen in der Gegend Raïm, 60‒65 km von der Mündung des Syr, am rechten Ufer dieses
Flusses, das Fort Raïmskoe, und 1848 untersuchte eine Expedition unter Butjakow die Ufer des Sees, außer
den östlichen, und die Inseln.
Während man seit 1849 in den Erforschungen fortfuhr, besetzte man mehrere Inseln militärisch, legte Schanzwerke und Werftplätze
an, schaffte Kolonisten herbei und traf alle Anstalten zur Herstellung einer aralischen Flotte. Makschejew,
Butjakows Begleiter, veröffentlichte eine vollständige Beschreibung des Sees in den «Memoiren» der Geographischen Gesellschaft
zu Petersburg (Heft 5, 1851, mit einer Karte des von Chanykow),
wovon K. Ritter einen Auszug in den «Monatsberichten» der Berliner
Gesellschaft für Erdkunde (1852) mitteilte. Durch den 1873 mit Chiwa abgeschlossenen Frieden wurde die
Herrschaft Rußlands über den ganzen See ausgedehnt, da Chiwa alle Besitzungen am rechten (östlichen) Ufer des Amu-darja
bis zur Mündung in den Aralsee an Rußland abtrat. –
Vgl. Lerch, Chiwa. Seine histor.und geogr. Verhältnisse (Petersb.
1873);