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Entdeckung
Amerikas und nach Vertreibung der Mauren sich leerten, wodurch hier 130 Dörfer entvölkert wurden. Der Anbau beschränkt
sich auf Weizen,
Wein und
Oliven, die in lichten Gehölzen mit niederm Eichengebüsch wechseln. Fruchtbares Kulturland findet
man dagegen zu den Seiten der
Flüsse,
[* 2] wo
Bewässerung möglich, so im
Thal
[* 3] des Jalon und am Ebro, wo zwischen
zahlreichen Wasseradern weite Getreidefluren,
Maulbeerbaum- und Weinpflanzungen prangen, ebenso in den Bergterrassen Oberaragoniens
,
die mit reichem und kräftigem Pflanzenwuchs geschmückt sind. Im südlichen Aragonien
bilden die
Stufen der Serrania de Cuenca und
der Parameras de Molina den Rand der neucastilian. und valencischen Berglandschaften, zu denen der Puerto
de Daroca hinaufführt, während im N. die Sierren de
Sobrarbe, Guara und Ribagorza den Pyrenäen vorliegen und die
Sierra
de Alcubierre nahe an den Ebro tritt. So umfaßt Aragonien
, außer den span. Centralpyrenäen
mit deren Vorterrassen, einen großen
Teil des östl. Abhangs des centralen
Tafellandes von
Castilien und
ist ungefähr zur Hälfte gebirgig.
Das Klima ist in den Bergrücken kühler als in der Ebene, die oft unter fast unerträglicher Sommerhitze und langer
Trockenheit schmachtet. Durch diese klimatische Verschiedenheit wird ein großer Produktenreichtum begünstigt; neben Hanf
und Flachs gedeihen Weizen und
Mais, neben den feinsten Obstsorten Öl und herrliche
Weine. Die Viehzucht
[* 4] beschränkt sich fast nur auf Schweine- und Schafzucht, und in der Wollproduktion
Spaniens leistet Aragonien
verhältnismäßig noch
das meiste.
Industrie und
Handel sind wenig entwickelt. In der Wollweberei zeichnen sich die
Städte Saragossa,
[* 5]
Alcañiz und
Tarazona aus.
Flachs- und Hanfbau sind am bedeutendsten in
Borja und
Calatayud,
Weinbau bei Saragossa. Durch Lederwaren
und Gerbereien thun sich
Calatayud und
Barbastro, ersteres auch durch seine Seifensiedereien hervor. Die
Provinz
Teruel liefert
Schwefel, Kupfer,
[* 6]
Blei,
[* 7]
Eisen,
[* 8]
Salz,
[* 9]
Alaun;
[* 10] auch hat Aragonien
viele Mineralquellen. Nächst Estremadura ist der unkultivierteste und
am meisten vernachlässigte
Teil
Spaniens.
Außer Rohprodukten besteht die Ausfuhr nur in wenigen Leinen- und Wollfabrikaten.
Der Handel und infolgedessen
auch
der Ackerbau und
die Industrie wird indes durch die in neuerer Zeit vorgenommene Entsandung und Schiffbarmachung des Ebro
sowie durch die Eisenbahn Saragossa-Barcelona, die nach Madrid
[* 11] einerseits und nach Pamplona und Vittoria andererseits fortgesetzt
worden ist, nach und nach mehr Aufschwung gewinnen. Ehrbarkeit, Tapferkeit und zäher Wille, Liebe zur
Heimat und
Freiheit haben den abgehärteten, kräftigen Aragonesen
stets ausgezeichnet. Aragonien liefert die besten
Soldaten
Spaniens,
treffliche
Jäger, kühne Schmuggler, unermüdliche Fußgänger. Ihr Charakter trug nicht wenig dazu bei, daß dieses Land
so oft ein Schauplatz der erbittertsten Kämpfe war.
Geschichte. Zeitig durch die
Römer
[* 12] erobert (von denen die Wasserleitung
[* 13] bei
Teruel stammt) und in eine
Provinz verwandelt,
kam Aragonien
dann in den
Besitz der Westgoten und seit dem 8. Jahrh. in
den der
Araber, denen es endlich nebst
Castilien und Navarra
durch die
Christen entrissen wurde. Ein kleiner Haufe von Goten hatte sich in die unzugänglichen
Gebirge
von Jaca geflüchtet und dort mit keltiberischen Bergbewohnern zwischen
Thälern des
Aragon und Gallego die Republik
Sobrarbe
gegründet, die
sich später in eine
Grafschaft verwandelte und um 1030 an Navarra kam.
Nach dem
Tode Sanchos d. Gr. von Navarra 1035 kam
Sobrarbe an dessen dritten Sohn Gonzalez, während der
jüngste, Ramiro
I., das übrige Aragonien
erhielt, mit dem schon nach wenigen Jahren
Sobrarbe vereinigt wurde. Durch die Heirat des
Grafen
Berengar IV. von
Barcelona
[* 14] mit Petronella, der Erbin von Aragonien
, wurde 1137
Catalonien und Aragonien vereinigt. Es begann nun die
Glanzperiode
A.s, die nach der im 13. und 14. Jahrh. erfolgten Erwerbung
Valencias (1238), der
Balearen,
Sardiniens und im 15. Jahrh. der Königskrone von
Sicilien (s.
Sicilien, Königreich) ihren Höhepunkt erreichte und bis zum
Tode Ferdinands des
Katholischen (1516) dauerte.
Durch die Vermählung dieses letzten Königs mit Isabella von Castilien 1469 erfolgte die Vereinigung der Reiche Castilien und Aragonien, womit der Grundstein zu der jetzt bestehenden span. Monarchie gelegt wurde. Doch behielt Aragonien seine alten Vorrechte und Gesetze, die es infolge standhafter Parteinahme für den habsburgischen Prätendenten Karl (III.) im spanischen Erbfolgekriege, durch den das Land furchtbar verheert wurde, erst unter den Bourbonen fast gänzlich verlor. Seitdem ward es von einem Vicekönige verwaltet. -
Vgl. E. Aragonien Schmidt, Geschichte A.s im Mittelalter (Lpz. 1828);
Pidal, Historia de las alteraciones de Aragon en el reinado de Felipe II (3 Bde., Madr. 1862-63).