und hat sich in den letzten Jahren sehr verschönert. Sie hat Post,
Telegraph,
[* 2] eine neue
Kathedrale, Staats-Obergymnasium,
Staats-Oberrealschule,
Handelsakademie, städtische
Bürgerschule, königl. Lehrerseminar, griech.-orient., rumän.
Lehrerpräparandie, Konservatorium, viele
Kirchen und Klöster, ein neues Rathaus mit
Turm und
[* 3] schöner Aussicht, neues
Theater
[* 4] und viele prächtige Neubauten. Auf dem Freiheitsplatz einDenkmal zur
Erinnerung an die Kämpfe 1849. Durch
die Eisenbahnen, die die
Verbindung mit Orsova und der untern Donau vermitteln, ist Arad Mittelpunkt des
Handels und der
Industrie
im südöstl.
Ungarn
[* 5] geworden. Es hat 6 Spiritusbrennereien, darunter die größte des Festlandes mit einer Mastanstalt für 3-4000
Ochsen, 2 Dampfmühlen (berühmtesArader Königsmehl), 2 Dampfsägewerke, 1 Waggon- und Maschinenfabrik,
ferner Fabrikation von
Stärke,
[* 6] Faßdauben, Zündwaren, Leder und
Maschinen.
VonArad aus wird ein bedeutender
Handel nach
Deutschland
[* 7] und dem
SchwarzenMeere betrieben, besonders mit
Spiritus,
[* 8] Getreide,
[* 9]
Wein,
Tabak
[* 10] und Vieh. Die Pferdebahn verbindet die einzelnen
Stadtteile miteinander. - Arad wurde als Festung
[* 11] in den
Kriegen des 17. Jahrh. von den
Türken erobert und
erst Ende des Jahrhunderts befreit. Die neue Festung, obwohl von geringem
Umfange, jedoch bedeutend, ward seit 1763 hergestellt
und spielte in dem Revolutionskriege von 1849 eine wichtige Rolle.
Sie liegt auf einer von der
Maros umschlungenen Landspitze und wurde von dem österr.
GeneralBerger 1849 lange
gegen die
Ungarn verteidigt; seit April war sie gänzlich abgesperrt, und
Berger mußte 1. Juli kapitulieren. Anfang
August mußten
sich die Mitglieder des Kossuthschen
Reichstags von
Szegedin
[* 12] nach Arad flüchten. Von hier erließ Kossuth die Proklamation vom
in der er der Verzweiflung an seiner Sache den glühendsten
Ausdruck lieh. Sogleich nach der
Katastrophe
von Világos (13. Aug.) ward die Festung Arad auf
Anordnung Görgeis den
Russen übergeben. Am 6. Okt. wurden auf Haynaus
Befehl zu Arad 13 ungar.
Generale hingerichtet. Gegenwärtig bildet die Festung ein Waffendepot. - 3)
Neu-Arad, Stadt im ungar.
KomitatTemes, gegenüber von
Alt-Arad, links von der
Maros, über die eine
Brücke
[* 13] führt, hat (1890) 5555 deutsche, magyar.
und rumän. E. und bedeutenden
Handel mit Mehl
[* 14] und Holz.
[* 15] Die Stadt entstand in den
Kriegen der
Türken. Letztere legten hier,
der Festung
Alt-Arad gegenüber, Schanzen an und damit den
Grund zu der neuen Stadt.
afrik. Küstenort im Hintergrunde der
Annesley- oder Sulabucht an der Westküste des
RotenMeers, wurde 1885 von
ital.
Truppen besetzt und gehört seitdem zur ital.
KolonieErythräa.
Name einer Ebene in der Nähe von Mekka in nordöstl.
Richtung. Von den umliegenden
Bergen
[* 17] wird der
«Berg der
Barmherzigkeit»
(Dschebel al-rahma) als der geheiligteste betrachtet. Arafât ist während der Wallfahrtsfeste der Schauplatz
einer der feierlichsten der Ceremonien des Haddsch (s. d.). Am 9. des Pilgermonats
(Dsu l-hiddscha) versammeln sich die vielen Tausende der Wallfahrer um und auf dem geheiligten
Berge,
um die Chutba (s. d.) anzuhören, deren Hauptzweck das
Sündenbekenntnis bildet;
der alte
Name dieser Ceremonie ist «Al-wukûf», d. h.
das Stehen (in Arafât). Die Bedeutung von Arafât im Zusammenhange der Wallfahrtsfeste reicht ins arab.
Heidentum zurück.
Dominique François, franz. Physiker, geb. zu Estagel
bei
Perpignan, besuchte die Polytechnische Schule und erhielt 1805 die
Stelle eines Sekretärs bei dem
Bureau des longitudes.
Als solcher setzte er mit
Biot und den span. Kommissarien Chaix und Rodriguez die von
Delambre und Méchain begonnene
Meridianmessung von
Barcelona
[* 18] bis zur
Insel Formentera fort. Der span.
Aufstand gegen Napoleon unterbrach diese
Arbeit, Arago wurde
von den
Spaniern gefangen genommen, geriet nach seiner Freilassung infolge Schiffbruchs in die
Hände der
Barbaresken und erhielt
erst 1809 seine
Freiheit wieder.
Bald darauf wurde er, obschon erst 23 J.alt, an Lalandes
Stelle in die
Akademie der Wissenschaften aufgenommen
und von Napoleon I. zum Professor an der Polytechnischen Schule ernannt. Hier erteilte er bis 1831 Unterricht in
Analysis
und Geodäsie. Später beschäftigte er sich mehr mit
Astronomie
[* 19] und Physik, zumal mit Untersuchungen über Polarisation
[* 20] des
Lichts,
Galvanismus
[* 21] und
Magnetismus.
[* 22] 1830 ward Arago Direktor der
Sternwarte
[* 23] in
Paris;
[* 24] 1831 wurde er in die
Deputiertenkammer gewählt, wo er der äußersten Linken beitrat.
Mitglied der Provisorischen Regierung im Febr. 1848 und gleichzeitig mit den Ministerien des See- und Kriegswesens betraut,
dann auch Mitglied der Exekutivkommission, vertrat er entschieden die Grundsätze der Ordnung gegen die
demagogischen und socialistischen
Umtriebe und bewährte außerordentlichen
Mut in den Junitagen. Nach dem
Staatsstreiche vom behielt
Arago seine
Stelle als Direktor an der
Sternwarte, weil die neue Regierung ihm den amtlichen Eidschwur erließ. Er starb in
Paris Eine
StatueA.s wurde inPerpignan 1879 enthüllt.
Außer der
«Astronomie populaire» (4 Bde., Par.
1834-35; deutsch von Hankel) und zahlreichen
Aufsätzen in den «Mémoires», den «Comptes
rendus» und den von ihm mit
Gay-Lussac redigierten «Annales de chimie et de physique», für die
allein er über 80
Abhandlungen schrieb, lieferte Arago seit 1824 eine Reihe von populären
Arbeiten in dem
«Annuaire des Longitudes», die nebst den «Éloges»
und andern
Schriften in die von Barral besorgte
Ausgabe seiner «Œvres», mit
Biographie (17 Bde., Par. 1854-62;
deutsch von Hankel, mit Einleitung von von
Humboldt, 16 Bde., Lpz. 1854-60),
aufgenommen wurden. Sie zeichnen sich durch faßliche
Darstellung selbst der schwierigsten wissenschaftlichen
Probleme aus.
Etienne, franz. Schriftsteller und Politiker,
Bruder des vorigen, geb. zu
Perpignan, war einige Zeit
Präparator für
Chemie an der Polytechnischen Schule zu
Paris, ging aber bald zur dramat. Litteratur über. Seine
Vaudevilles,
Komödien und Melodramen, die er unter Mitwirkung anderer verfaßte (1832-47), sind jetzt veraltet. Er
war auch Direktor des Vaudevilletheaters 1829-40, Mitarbeiter polit. und litterar.
Blätter und Mitgründer der radikalen
«Réforme». Während der Restauration
stand er in der Opposition und gehörte unter
Ludwig Philipp zur republikanischen Partei; 1830 und 1848 kämpfte
er auf den
¶
mehr
Barrikaden. Durch Einfluß seines Bruders François wurde er 1848 Direktor der Posten. In dieser Stellung, die er nur bis zum 10. Dez. desselben
Jahres innehatte, führte Arago die Freimarken und einen einheitlichen Portotarif für Frankreich ein (vgl. seine Schrift Les
postes en 1848, 1867). In der Konstituierenden Versammlung stimmte er mit der Bergpartei. Bei dem verunglückten
Aufstande als Nationalgardenoffizier beteiligt, flüchtete er nach Belgien
[* 26] und lebte dann in Holland, England und
Sardinien,
[* 27] bis ihm die Amnestie von 1859 die Rückkehr nach Paris gestattete. 1865-70 war er Theaterrecensent des «Avenir national».
Nach dem Sturz des Kaiserreichs wurde Arago Maire von Paris. Er eignete sich wenig für diesen schwierigen
Posten und trat infolge der Unruhen vom 31. Okt. zurück, weil er den Meuterern Zugeständnisse gemacht hatte, an die sich die
Regierung nicht gebunden hielt. 1878 wurde er Archivar der Ècole des beaux-arts, später Direktor des Luxembourg-Museums.
Er starb in Paris. Aus der Zeit des Exils stammen die Dichtungen«Spa, son origine, son historie ect.» (Brüss. 1851)
und «Une voix dans l'exil» (Genf
[* 28] 1860). Später veröffentlichte er u. a.
den Roman «Les Bleus et les Blancs» (2 Bde., 1862).
François Victor Emmanuel, franz. Advokat und Staatsmann, ältester Sohn von Dominique François
Arago, geb. zu Paris, hatte, nachdem er die Rechte studiert und bis 1837 für die Bühne litterarisch thätig gewesen
war, als Advokat in polit. Prozessen (1839 Barbès, s. d.) eine gewisse Berühmtheit erworben, als er 1848 von der Provisorischen
Regierung zum außerord. Kommissar der Republik im Rhônedepartement ernannt wurde. Er war dann Mitglied
der Konstituierenden und Gesetzgebenden Versammlung, wo er der neuen Bergpartei beitrat.
Franz. Gesandter in Berlin
[* 29] (Mai bis Dez. 1848), gab er seine Entlassung bei der Nachricht von der Wahl Louis Napoleons zum Präsidenten.
Während des Kaiserreichs gehörte er zu dessen heftigsten Gegnern, verteidigte den Polen Berezowski,
der in Paris auf Alexander II. von Rußland schoß, und trat im Nov. 1869 in das Corps législatif ein, wo er 1870 der
erste war, der die Kriegserklärung mißbilligte. Infolge der Ereignisse vom erhielt Arago einen
Ministerposten ohne Portefeuille, dann das Portefeuille der Justiz; 1871 war er kurze Zeit Minister des Innern. In der Nationalversammlung
stimmte er mit der republikanischen Linken, zu deren einflußreichsten Mitgliedern er gehörte; 1876 wurde er zum Senator
gewählt; 1880-94 war er Botschafter in Bern.
[* 30] Bei der Wahl eines Präsidenten der Republik erhielt
er 27 Stimmen.
Sein BruderAlfred Arago, geb. widmete sich unter Delaroche der Malerei und erwarb
sich durch einige Bilder, z. B. Karl V. in St. Just, Die Erholung Ludwigs XI., Der Blinde, einen Namen. 1852 wurde er Generalinspektor
der schönen Künste. Er starb
Jacques Etienne, franz. Schriftsteller, Bruder von Dominique François und Etienne Arago, geb. zu Estagel
machte als Zeichner auf der «Uranie» unter Freycinet die Reise um die Welt mit (1817-21). Dann war er in Bordeaux
[* 31] und Toulouse
[* 32] als Journalist thätig. Als Theaterdirektor in Rouen
[* 33] (1835-37) erblindete Arago, doch schrieb
er
auch nach Aufgabe der Stellung für die Bühne; auch unternahm er weitere Reisen. Von seinen Reisewerken seien genannt: «Promenade
autour du monde pendant les anées 1817-20» (2 Bde., 1822,
mit Atlas),
[* 34]
«Voyage autour du monde» (2. Aufl., 2 Bde.,
1843),
«Voyage d'un aveugle en Californie et dans les régions aurifères» (1851). Ferner schrieb er:
«Physiologies du foyer de tous les théatres de Paris» (1841) und den Scherz «Voyage autour du monde sans la lettre A» (1853).
Arago starb im Jan. 1855 in Brasilien.
[* 35]