mehr
auch in der Geometrie. Große Verdienste erwarben sie sich um die sphärische Trigonometrie; [* 2] schon im 9. Jahrh. bedienten sie sich des Sinus der Bogen [* 3] statt der Sehnen; auch die Einführung der Tangenten des Kreises ist ihr Verdienst. So entwickelten sie die griech. und ind. Mathematik («über den arab. Euklid» von Klamroth 1881) und Al-Karchî, dessen Schrift Kâfi fîl Hisâb von Ad. Hochheim (3 Tle., Halle [* 4] 1878-80) herausgegeben wurde, ist im 11. Jahrh. der Begründer jener Vervollkommnungen der alten Mathematik, welche man lange dem Fibonacci zuschrieb.
Die in verschiedenen Zeitschriften zerstreuten Abhandlungen Wöpkes (vgl. dessen Recherches sur l'histoire des sciences mathématiques chez les Orientaux, Par. 1860), Steinschneiders («Vite di Mathematici arabici») und die Werke Sédillots («Matériaux por servir à l'histoire comparée des sciences mathématiques chez les Grecs et les Orientaux», 2 Bde., Par. 1845-49) enthalten die Einzelheiten über die Stellung der Araber in der Geschichte der Mathematik.
Astronomische Instrume

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Astronomie.Ihre Fortschritte begründeten die Pflege der Astronomie [* 5] im östl. und westl. Islam. In den Observatorien von Bagdad, Damaskus und Kairo [* 6] wurden seit dem 9. Jahrh. astron. Beobachtungen ausgeführt. Schon 833 wurde die astron. Arbeit des Ptolemäus von Alfergani (Alfraganus, hg. von Golius, Amsterd. 1669) bearbeitet. Albatanî (Albertegnius, gest. 929) beobachtete das Fortrücken der Absidenlinie der Erdbahn; der bedeutendste Astronom jener Periode war Abulwafâ, der sich 959 in Bagdad niederließ und dessen Almagest einen großen Fortschritt der Wissenschaft bezeichnet. In Kairo wendete Ibn Junus um dieselbe Zeit Berechnungsmethoden an, die in Europa [* 7] erst viele Jahrhunderte später auftauchen.
Mit einer großen Reihe von Abhandlungen und neuen Beobachtungen bereicherte diese Wissenschaft der große Bêrûnî (s. d.) und Ibn al-Haitham (gest. 1038), dessen «Optik» 1882 von Baarmann arabisch und deutsch herausgegeben wurde. Die theoretischen Studien begleitete praktischer Sinn für die Erfindung der zu den Beobachtungen erforderlichen Instrumente. In den Observatorien im Osten und in Spanien [* 8] bediente man sich der Quadranten und Sextanten, Armillarsphären, Astrolabien u. s. w. Viele dieser Instrumente sind noch heute erhalten.
Neben dem Aufschwung der exakten Wissenschaften blüht auch die Poesie immer fort. Auch für sie bezeichnen die Anfänge der Abbâsidendynastie eine neue Epoche, und in dieser sind besonders zu nennen Ruba ibn al-Addschâdsch (gest. 762), Basschâr ibn Burd (gest. 784), Abu Nuwâs (s. d.), Muslim ibn al-Walîd (gest. 823), dessen Diwân von de Goeje (Leid. 1875) herausgegeben wurde; Abu l-Atâhijja (gest. um 828; Diwân, Beirut 1886), Abu Temmâm (s. d.). Dibil (gest. 860), Al-Buchturî (gest. 897; Diwân, Stambul 1300 der Hidschra), Ibn al-Rûmi (gest. 897); der abbâsidische Prinz Abdallâh ibn al-Mutazz (gest. 908), dessen Leben und Dichtungen von Loth (Lpz. 1882) und Lang (1887) bearbeitet wurden; Al-Mutanabbi, Abu Firâs al-Hamdânî (gest. 967; Diwân, Beirut 1873), Abu l-Alâ (s. d., gest. 1057), Al-Toghrâî (gest. 1120). Unter den spätern religiösen Dichtern ragen hervor Omar ibn al-Fâridh (s.d.), Ibn Arabî (gest. 1240; Diwân, Bulak 1271 der Hidschra) und Al-Bußîrî (gest. um 1279), dessen Lobgedicht auf Mohammed unter dem Namen Burda berühmt ist. Die Form der Makame wendete bereits Al-Hamadânî (gest. 1007) an, sie wurde später durch Harîrî zur Vollkommenheit gebracht. In diese Gruppe gehören auch die moralisierenden Rahmenerzählungen nach pers. Muster, darunter das Werk des Ibn Arabschâh (s. d.). - Reich ist die arab. Litteratur an Volksbüchern, Romanen und märchenhaften Erzählungen, unter denen die durch fremden Einfluß entstandenen («Tausendundeine Nacht», s. d.) von den originellen zu unterscheiden sind. Unter den letztern sind die berühmtesten der Roman des Antar (s. d.),
die Sirat Sejf ibn dhî Jazan (17 Tle., Bulak 1294 der Hidschra),
die Erzählung der Benu Hilâl (Beirut 1880-83), die Geschichte Râs al-Ghûl (Kairo 1302 der Hidschra), «Kissat al Zîr» (Beirut 1866) und viele andere Volksmärchen, die im Orient in neuerer Zeit viel gedruckt und lithographiert werden.
Wien

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Wien.Überaus reich ist die arab. Litteratur auf dem Gebiete der Sprachgelehrsamkeit, sowohl in der Grammatik als auch der Lexikographie. Die ersten Anfänge der Grammatik fallen zusammen mit der aus dem Syrischen geschöpften Anregung, die zur Unterscheidung grammatischer Kategorien dienenden Vokale zu bezeichnen, um zunächst die Lesung und Erklärung des Koran vor Verwirrung zu bewahren. Der erste, der die Grammatik mit Benutzung der Vorarbeiten seiner Vorgänger litterarisch begründete, ist Sibaweihi (s. d., gest. 796), ein Mann von pers. Stamme, dessen Werk als Grundlage der grammatischen Wissenschaft betrachtet wird. Die Differenzpunkte der Schulen sind in scholastischer Weise von Ibn al-Anbârî (gest. 1181) dargestellt worden. (Vgl. Jaromir Kosut, Fünf Streitfragen der Baßrenser und Kufenser, Wien [* 9] 1878.) Unter den spätern grammatischen Schriftstellern ragen besonders hervor Al-Zamachschari und Ibn Mâlik (gest. 1273), dessen «Alfijja» (hg. von de Sacy, Par. 1833; Dieterici, Lpz. 1851) samt dem Kommentar des Ibn Akil (gest. 1367) zu den angesehensten grammatischen Darstellungen gezählt wird. Das gebräuchlichste Handbuch ist für den Schulgebrauch im Orient die Adschurrumijja von Al-Sanbâdschî ibn Adschurrum (gest. 1323), bereits Rom [* 10] 1592 gedruckt und in Europa (Cambridge 1832) sowie im Orient in zahlreichen Ausgaben (zuletzt Kairo 1306 der Hidschra) in Umlauf; es wurde von Bresnier (2. Aufl., Algier 1866) ins Französische übersetzt und von Trumpp (Münch. 1867) bearbeitet.
Viele Sprachgelehrte verfaßten Bücher, in denen sie die Ausschreitungen der Volkssprache an der Hand [* 11] der Grammatik zurückweisen; das berühmteste Buch dieser Art hat den Makamendichter Harîrî (s. d.) zum Verfasser. Eine treffliche Einführung in die arab. grammatische Litteratur und ihre eigentümliche Kunstsprache bietet de Sacys «Anthologie grammaticale arabe» (Par. 1829); auch in die Chrestomathien von Wright und Rosen sind Proben grammatischer Darstellung aufgenommen. Eine litterargeschichtliche Übersicht über die Leistung der Araber in der Grammatik gab G. Flügel («Die grammatischen Schulen der Araber», Abteil. 1, Lpz. 1862).
Die ältesten Arbeiten auf dem Gebiete der Lexikographie waren Specialsammlungen über einzelne Gruppen des Sprachschatzes. Als erster bedeutender Lexikograph gilt Chalîl (gest. gegen 790),
dessen Kitâb-al-'ain aber verloren gegangen zu sein scheint. Unter den gedruckten Werken sind besonders namhaft zu machen das Lexikon (Sahâh) von Al-Dschauharî und der Kâmûs («Ocean») von ¶
Araceen (Aroideen)

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Seite 51.795a.Arabische Ziffern

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Seite 51.796.Araceen (Aroideen) 1. Anthurium Scherzerianum Schott. 2. Zantedeschia aethiopica Spreng. (Calla aethiopica L. Richardia africana Kunth.) 3. Dracuneulus vulgaris Schott (Arum dracuneulus L.) 4. Monstera deliciosa Liebm. (Philodendron [* 13] pertusum L.) 5. Caladium Belleymei Hort. 6. Amorphophallus Titanum Becari; a Knolle mit Blüte, [* 14] b Blatt. [* 15] 7. Calla palustris L. 8. Pistia stratiotes L. 9. Acorus Calamus L. (Kalmus). ¶
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Al-Firuzabâdî. Ein Kommentar zum Kâmûs, der aber den Wert eines selbständigen Werkes besitzt, ist der Tâdsch al'arus von Murtada al-Zabidi (gest. 1791), von dem eine neue vollständige Ausgabe in 10 Bänden in Kairo 1306 der Hidschra erschienen ist. Desgleichen hat man in Kairo die Ausgabe des größten arab. Lexikons, das als eine der Quellen von Lanes Wörterbuch gedient hat, das Lisân-al'Arab, bewerkstelligt. Als sehr brauchbar ist endlich noch das Werk Muhit al-Muhit vom christl. Gelehrten in Beirut Petrus al-Bistânî (2 Bde., Beirut 1870) zu nennen.
Sehr bedeutend sind die auf philologischem Gebiete hervorgebrachten Arbeiten; sie beziehen sich auf die richtige Überlieferung der alten Poesie, auf deren sprachliche und sachliche Exegese, auf die Erforschung der histor. und antiquarischen Realien des arab. Altertums. Das Verständnis der alten Poesie wäre uns ohne diese exegetischen Hilfsmittel kaum möglich. Demselben Bestreben verdanken auch einige philol. Handbücher ihr Entstehen, unter welchen wir hervorheben die Werke Al-Mubarrads (gest. 898), Ibn Durejds (s. d., gest. 933), Al-Mejdânis (gest. 1124) Sammlung und Erklärung der arab. Sprichwörter («Kitâb al-amthâl», Bulak 1284 der Hidschra, 2 Bde.; arabisch und lateinisch hg. von Freytag, 3 Bde., Bonn [* 17] 1838-42),
Ibn al-Anbârîs (gest. 1181) «Liber de vocabulis arabicis quae plures habent significationes inter se oppositas» (Houtsma, Leid. 1881). Die ins Arabische eingedrungenen Fremdwörter behandelte Al-Dschawâlikî (gest. 1145) in seinem Al-Mu'arrab (hg. von Sachau, LpZ. 1867). Die ganze philol. Arbeit der vorangehenden Generationen faßte in vielseitiger Weise nach der grammatischen, lexikologischen, litterarhistor., sprachphilos. Richtung zusammen der berühmte ägypt. Vielschreiber Al-Sujutî (gest. 1505) in seiner lehrreichen Encyklopädie Al-Muzhir fi'ulûm al-lugha (2 Bde., Bulak 1282 der Hidschra).
Eine Eigentümlichkeit der arab. Litteratur ist das sog. Adab, d. h. feine Sitte, das Sammeln von wissenswerten philol., histor. und litterar. Daten und Anekdoten, deren Kenntnis dem gebildeten Menschen nützlich und förderlich ist. Mehr oder weniger umfassende Werke sind: Al-Wasschâs (lebte um 860-936) Kitâb al-Muwasschâ (hg. von Brünnow, Leid. 1886), des Spaniers Ibn Abd Rabbihi (gest. 939) Al'Ikd al-farîd und des Nordafrikaners Al-Hußri (gest. 1061) Zahr al-âdâb (3 Bde.; beide zusammen hg. Bulak 1293 und Kairo 1302 der Hidschra), Al-Zamachscharis (1144) Rabi' al-abrâr (Kairo 1292 der Hidschra), Al-Ibschihis (um 1400) Al-mustatraf (2 Bde., ebd. 1292 der Hidschra) und eine große Anzahl anderer Werke, die das Gebiet des «Adab» in größerm oder kleinerm Umfange umfassen.
Ägypten etc

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Ägypten.Seit dem 13. Jahrh. hat die arab. Litteratur wenig Klassisches und Originelles hervorgebracht; auf den meisten Gebieten herrscht die Kompilation vor. Im 19. Jahrhundert macht sich vielfach der Einfluß europ. Wissenschaft und Kultur bemerkbar. Gelehrte in Ägypten [* 18] und Syrien, hier namentlich christl. Litteraten, haben unter diesem Einfluß eine neue Richtung der Litteratur inauguriert. Es sind zu erwähnen: Michael Sabbagh aus Syrien, Scheich Rifâ'a aus Kairo (gest. 1873), ein ägyptisch-mohammed. Gelehrter mit europ. Bildung, der als Lehrer und Schriftsteller (u. a. eine Beschreibung europ. Sitten) sehr anregend wirkte; der syr. Christ Nâßif al-Jâzidschî aus Beirut, der zu Sacys Ausgabe des Harirî kritische Bemerkungen schrieb («Epistola critica», arabisch und lateinisch von Mehren, Lpz. 1848) und diese Kunstform glücklich nachgeahmt hat (Beirut 1856), der bereits erwähnte Petrus al-Bistânî, der außer seinem Wörterbuch verschiedene Zeitschriften, Lehrbücher, zuletzt ein arab. Konversationslexikon (Dâïrat al-ma'ârif) herausgab; endlich der größte arab. Philolog der Neuzeit, der mohammed. Konvertite aus Syrien Ahmed Fâris, der eine überaus fruchtbare philol. und publizistische Thätigkeit entfaltete (gest. 1887 in Konstantinopel). [* 19]
Die in seinem arab. Journal Al-Dschawâïb erschienenen wichtigen politischen, socialen und belletristischen Artikel sind in 7 Bänden gesammelt erschienen (Konstantinopel 1288 fg. der Hidschra). Eine andere Litteraturgattung besteht zumeist in Übersetzungen aus europ. Sprachen und läuft mit der entsprechenden, auf Nachahmung europ. Wesens sich beschränkenden Kulturrichtung parallel. Selbst Jules Vernes «Reise um die Erde in 80 Tagen» (Alexandr. 1885) und Perraults «Barbe-bleue» (Algier 1880), Molieres Lustspiele (Kairo 1307 der Hidschra) haben arab. Übersetzungen erfahren. Auch die journalistische Litteratur blüht in arab. Sprache; [* 20] es erscheinen Zeitungen in Arabien, Syrien, Ägypten, Algier, Tunis, [* 21] sowohl politische als auch litterarische; selbst ein illustriertes Witzblatt fehlt nicht.
Leidener Flasche

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Leidener.In unserm Jahrhundert hat sich, unterstützt von gelehrten Gesellschaften, Regierungen und Stiftungen, eine rege Thätigkeit in der Herausgabe der wichtigsten Werke der arab. Litteratur entfaltet. Auch einige orient. Druckereien in Beirut und Kairo wetteifern in der Herausgabe von wichtigen Litteraturdenkmälern mit den Bestrebungen der europ. Wissenschaft. Eine Übersicht dieser letztern Thätigkeit bietet am besten der «Catalogue périodique de livres orienteux» der Leidener [* 22] Buchhandlung E. J. Brill (bisher 8 Hefte, Leid. 1883-89). Seit dem Beginn des engl. Einflusses liefert auch Indien viele Grundwerke der arab. Litteratur. Sehr reich sind die europ. Bibliotheken an arab. Handschriften, von denen jetzt zum großen Teil wissenschaftliche Kataloge bekannt gemacht sind. Bemerkenswert ist auch der Katalog, der großartigen Handschriftensammlung der vicekönigl. Bibliothek in Kairo, von dem bisher 6 Bände (Kairo 1301-8 der Hidschra) erschienen sind.
An einer zusammenfassenden Litteraturgeschichte fehlt es bisher; sie ist versucht worden durch Hammer-Purgstall, dessen «Litteraturgeschichte der Araber» (7 Bde., Wien 1850-56) jedoch mit großer Vorsicht zu benutzen ist. Einen Überblick über die litterar. Thätigkeit in arab. Sprache bietet für die ältere Zeit das bibliogr. Werk Kitâb al-Fihrist des Ibn Abî Jakub al-Nadîm (schrieb 987), hg. von Flügel, nach dessen Tode besorgt von Rödiger und Müller (2 Bde., Lpz. 1871-72), ferner die umfassende bibliogr.
Encyklopädie des Hâdschi Chalfa hg. und übersetzt von Flügel (7 Bde., Lpz. und Lond. 1835-58). Das bis 1860 im Druck Erschienene ist in Zenkers «Bibliotheca orientalis» (2 Bde., Lpz. 1846-61) zusammengestellt; ein ausgezeichnetes Hilfsmittel für die Übersicht alles dessen, was in weitestem Umfange über Arabien, Land und Litteratur geschrieben, und aus der einheimischen Litteratur durch den Druck veröffentlicht wurde, gewährt der «Catalogue de la Bibliothèque de Silvestre de Sacy» (bearbeitet von Merlin, 3 Bde., Par. 1842-47).