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Eine Sammlung von biogr. Werken über andalus. Gelehrte gab heraus F. Codera «Bibliotheca arabico-hispana» (7 Bde., Madrid [* 2] 1883-91). -
Vgl. F. Wüstenfeld, Die Geschichtschreiber der Araber und ihre Werke (Gött. 1882).
Die Theologie war infolge der herrschenden Richtung der mohammed. Gesellschaft immer das am ausgiebigsten gepflegte Feld der Litteratur. Überaus zahlreich sind die Werke über den Koran (s. d.) und die Exegese dieses Religionsbuches (s. Tefsir), über die Überlieferung des Propheten (s. Hadith) und das Religionsgesetz (s. Fikh). Auch die spekulative Theologie und Dogmatik hat eine reiche Litteratur erzeugt. Die verschiedenen dogmatischen Schulen hat in polemischer Weise dargestellt der Andalusier Ibn Hazm (gest. 1063), in positiver Weise Al-Schâhrastânî (gest. 1153), dessen Werk über «Religionsparteien und Philosophenschulen» von Cureton (2 Bde., Lond. 1842-46) herausgegeben, von Th. Haarbrücker (2 Bde., Halle [* 3] 1850-51) ins Deutsche [* 4] übersetzt wurde.
Unter den verschiedenen dogmatischen Parteien gelang es am Anfang des 12. Jahrh. den Aschariten (s. d.) die öffentliche Anerkennung zu erringen, wobei der Wirksamkeit des Ghazâlî (s. d.) das Verdienst zuerkannt werden muß. Seitdem bewegt sich die orthodoxe Dogmatik und ihre Litteratur auf dem Boden des asch'aritischen Systems. Die hervorragendsten Schriftsteller auf diesem Gebiete sind nach Ghazâlî Fachr al-dîn al-Râzî (s. d.), Baidhâwî (s. d.), Al-Idschî (gest. 1355), dessen Werk «Mawâkif» (Stationen) mit dem Kommentar des Dschordschânî (gest. 1413) in Stambul 1239 der Hidschra gedruckt wurde, in Europa [* 5] nur teilweise (durch Sörensen, Lpz. 1848) herausgegeben ist. Kurze Handbücher über die Dogmatik sind in Europa gedruckt: von Omar al-Nasafî (gest. 1310), «Pillar of the creed of the Sunnites» (hg. von W. Cureton, Lond. 1843) und Al-Senusî (gest. 1490),
«Begriffsentwicklung des mohammed. Glaubensbekenntnisses» (arabisch und deutsch von Wolfs, Lpz. 1848).
Die Philosophie der Araber war griech. Ursprungs. Im Sassanidischen Reiche lebten die aus Edessa am Ende des 5. Jahrh. vertriebenen Ketzer ungestört ihrer Gedankenarbeit und retteten in syr. Sprache [* 6] die griech. Philosophie für die Nachwelt. Im 8. und 9. Jahrh. wurden diese Werke ins Arabische übersetzt, und damit waren die ersten Bausteine zur arab. Philosophie geliefert, die sehr bald im Osten sowie im Westen zu großer Blüte [* 7] gelangte. Sie beruht völlig auf den Schriften des Aristoteles im Sinne seiner alexandrinischen Kommentatoren und zeigte von allem Anbeginn eine Tendenz zur encyklopädischen Bearbeitung des ganzen Systems menschlicher Erkenntnis.
Von den philos. Schriftstellern sind zu nennen: Al-Kindî, Fârâbî, Avicenna, Ibn Bâdscha und Ibn Tupheil. Schüler des letztern ist Averroes. Eine merkwürdige Erscheinung in der Entwicklung der arab. Philosophie in Mesopotamien am Ende des 10. Jahrh. ist die Gesellschaft der Lautern Brüder (s. d.). Vorwiegend neuplatonische Gesichtspunkte vertritt Avicebron (Salomo ibn Gabirol, 1045-70) im «Fons vitae», das auf die Entwicklung des Gegensatzes zwischen Scotisten und Thomisten im Mittelalter großen Einfluß übte. Vielfach mit theol. Gesichtspunkten vermengen sich die philos. Fragen bei Ghazzâlî.
Vgl. Schmö1ders, Documenta philosophiae Arabum (Bonn [* 8] 1836);
ders., Essai sur les écoles philosophiques chez les Arabes ect. (Par. 1842);
Ritter, über unsere Kenntnis der arab. Philosophie (Gött. 1844);
Munk, Mélanges de philosophie juive et arabe (Par. 1859).
Parallel [* 9] mit der Entwicklung der Philosophie geht die der aus denselben Quellen geschöpften Medizin und Naturwissenschaften. In der ersten Zeit der Abbâsiden sind fast ausschließlich christl. und sabische Gelehrte die Pfleger der Medizin, deren Kenntnis in Honein ibn Ishak (gest. 873) in dieser Periode ihre Vollkommenheit erlangt. In der folgenden Epoche wenden sich ihr auch außerhalb des Mittelpunktes des Chalifats, Bagdad, die mohammed. Philosophen immer mehr zu, bis sie in Avicenna (s. d.) und Abül-Kâsim (s. d.) ihren Höhepunkt erreicht.
Außer den Schriften dieser letztern, die auch auf die Entwicklung der Medizin im Abendlande Einfluß übten, sind in Europa bekannt gemacht worden Schriften von Abû Bekr al-Râzi, genannt Rhazes (gest. 932), dessen «Liber Elhavi» bereits 1486 in die europ. Litteratur eindrang (vgl. Rhazes, De variolis et morbilis, arabisch und lateinisch von Channing, Lond. 1766; englisch von Greenhill, ebd. 1848);
von Alî ibn Isâ (10. Jahrh.),
dessen Werk über die Augenkrankheiten [* 10] arabisch und lateinisch von Hille (Dresd. 1845) herausgegeben wurde;
von Mesua (richtiger Ibn Mâsaweihi, gest. 1015; «Mesue opera», Vened. 1471 u. ö.);
von Ibn Botlân (gest. 1052),
dessen Werk «Takwim alsihha» u. d. T. «Tacuini sanitatis» bekannt, auch in deutscher Sprache von Mich. Hero (Straßb. 1533) bearbeitet wurde;
von Serapion jun. (11. Jahrh.), lateinisch, Mailand [* 11] 1473 u. ö.;
endlich von Ibn al-Nefîs (gest. um 1290), der seit Avicenna der bedeutendste arab. Mediziner war;
sein Hauptwerk ist in 2 Bänden (Kalkutta [* 12] 1828) gedruckt worden.
Die Biographien der bedeutendsten arab. Ärzte und Naturforscher sind in den Werken von Ibn Abî Useibi'a (s. d.) gesammelt. -
Vgl. Wüstenfeld, Geschichte der arab. Ärzte und Naturforscher (Gött. 1840);
Leclerc, Histoire de la médicine arabe (2 Bde., Par. 1875-76). -
Über materia medica schrieb Ibn al-Baithâr, der vorzüglichste Botaniker der Araber (gest. 1248), dessen Werke deutsch von Sontheimer (Stuttg. 1840), französisch von Leclerc (2 Bde., Par. 1877-83) bearbeitet wurden. Ein Mineralog. Werk schrieb im 13. Jahrh. Al-Teifâschi, es wurde von Elément Mullet (Par. 1868) bearbeitet. Über die Tiere schrieb Al-Kazwînî, dessen Werk wenig wissenschaftlichen Wert besitzt. Das «Leben der Tiere» von Damîri (gest. 1505) verfolgt nicht so sehr zoolog. Zwecke, als den Nachweis der Tiere in der religiösen und poet. Litteratur und die Überlieferung des an die Tiere sich knüpfenden Volksaberglaubens (2 Bde., Bulak 1248, 1292 der Hidschra). Über Landwirtschaft schrieb der andalus. Naturforscher Ibn al-awâmm im 12. Jahrh., arabisch und spanisch von Banqueri (2 Bde., Madr. 1802; französisch bearbeitet von Elément Mullet: «Le [* 13] livre de l'agriculture», 2 Bde., Par. 1865-67).
Erhebliche Verdienste haben sich arab. Gelehrte in der Mathematik erworben. Viele mathem. Werke der Griechen sind bloß durch die Araber in Übersetzung erhalten worden; die Entdeckung derselben knüpfte sich vorzüglich an den Namen Wöpkes (gest. 1863). Europa lernte die Algebra (das Wort ist arab. Ursprungs) zuerst aus der lat. Übersetzung (16. Jahrh.) des Handbuchs von Chowârizmi (820). Den Arabern verdanken wir die Ziffern (auch das Wort ist arabisch) und verschiedene mathem. Operationen und Methoden, sowohl in der Algebra als ¶
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auch in der Geometrie. Große Verdienste erwarben sie sich um die sphärische Trigonometrie; [* 15] schon im 9. Jahrh. bedienten sie sich des Sinus der Bogen [* 16] statt der Sehnen; auch die Einführung der Tangenten des Kreises ist ihr Verdienst. So entwickelten sie die griech. und ind. Mathematik («über den arab. Euklid» von Klamroth 1881) und Al-Karchî, dessen Schrift Kâfi fîl Hisâb von Ad. Hochheim (3 Tle., Halle 1878-80) herausgegeben wurde, ist im 11. Jahrh. der Begründer jener Vervollkommnungen der alten Mathematik, welche man lange dem Fibonacci zuschrieb.
Die in verschiedenen Zeitschriften zerstreuten Abhandlungen Wöpkes (vgl. dessen Recherches sur l'histoire des sciences mathématiques chez les Orientaux, Par. 1860), Steinschneiders («Vite di Mathematici arabici») und die Werke Sédillots («Matériaux por servir à l'histoire comparée des sciences mathématiques chez les Grecs et les Orientaux», 2 Bde., Par. 1845-49) enthalten die Einzelheiten über die Stellung der Araber in der Geschichte der Mathematik.
Ihre Fortschritte begründeten die Pflege der Astronomie [* 17] im östl. und westl. Islam. In den Observatorien von Bagdad, Damaskus und Kairo [* 18] wurden seit dem 9. Jahrh. astron. Beobachtungen ausgeführt. Schon 833 wurde die astron. Arbeit des Ptolemäus von Alfergani (Alfraganus, hg. von Golius, Amsterd. 1669) bearbeitet. Albatanî (Albertegnius, gest. 929) beobachtete das Fortrücken der Absidenlinie der Erdbahn; der bedeutendste Astronom jener Periode war Abulwafâ, der sich 959 in Bagdad niederließ und dessen Almagest einen großen Fortschritt der Wissenschaft bezeichnet. In Kairo wendete Ibn Junus um dieselbe Zeit Berechnungsmethoden an, die in Europa erst viele Jahrhunderte später auftauchen.
Mit einer großen Reihe von Abhandlungen und neuen Beobachtungen bereicherte diese Wissenschaft der große Bêrûnî (s. d.) und Ibn al-Haitham (gest. 1038), dessen «Optik» 1882 von Baarmann arabisch und deutsch herausgegeben wurde. Die theoretischen Studien begleitete praktischer Sinn für die Erfindung der zu den Beobachtungen erforderlichen Instrumente. In den Observatorien im Osten und in Spanien [* 19] bediente man sich der Quadranten und Sextanten, Armillarsphären, Astrolabien u. s. w. Viele dieser Instrumente sind noch heute erhalten.
Neben dem Aufschwung der exakten Wissenschaften blüht auch die Poesie immer fort. Auch für sie bezeichnen die Anfänge der Abbâsidendynastie eine neue Epoche, und in dieser sind besonders zu nennen Ruba ibn al-Addschâdsch (gest. 762), Basschâr ibn Burd (gest. 784), Abu Nuwâs (s. d.), Muslim ibn al-Walîd (gest. 823), dessen Diwân von de Goeje (Leid. 1875) herausgegeben wurde; Abu l-Atâhijja (gest. um 828; Diwân, Beirut 1886), Abu Temmâm (s. d.). Dibil (gest. 860), Al-Buchturî (gest. 897; Diwân, Stambul 1300 der Hidschra), Ibn al-Rûmi (gest. 897); der abbâsidische Prinz Abdallâh ibn al-Mutazz (gest. 908), dessen Leben und Dichtungen von Loth (Lpz. 1882) und Lang (1887) bearbeitet wurden; Al-Mutanabbi, Abu Firâs al-Hamdânî (gest. 967; Diwân, Beirut 1873), Abu l-Alâ (s. d., gest. 1057), Al-Toghrâî (gest. 1120). Unter den spätern religiösen Dichtern ragen hervor Omar ibn al-Fâridh (s.d.), Ibn Arabî (gest. 1240; Diwân, Bulak 1271 der Hidschra) und Al-Bußîrî (gest. um 1279), dessen Lobgedicht auf Mohammed unter dem Namen Burda berühmt ist. Die Form der Makame wendete bereits Al-Hamadânî (gest. 1007) an, sie wurde später durch Harîrî zur Vollkommenheit gebracht. In diese Gruppe gehören auch die moralisierenden Rahmenerzählungen nach pers. Muster, darunter das Werk des Ibn Arabschâh (s. d.). - Reich ist die arab. Litteratur an Volksbüchern, Romanen und märchenhaften Erzählungen, unter denen die durch fremden Einfluß entstandenen («Tausendundeine Nacht», s. d.) von den originellen zu unterscheiden sind. Unter den letztern sind die berühmtesten der Roman des Antar (s. d.),
die Sirat Sejf ibn dhî Jazan (17 Tle., Bulak 1294 der Hidschra),
die Erzählung der Benu Hilâl (Beirut 1880-83), die Geschichte Râs al-Ghûl (Kairo 1302 der Hidschra), «Kissat al Zîr» (Beirut 1866) und viele andere Volksmärchen, die im Orient in neuerer Zeit viel gedruckt und lithographiert werden.
Überaus reich ist die arab. Litteratur auf dem Gebiete der Sprachgelehrsamkeit, sowohl in der Grammatik als auch der Lexikographie. Die ersten Anfänge der Grammatik fallen zusammen mit der aus dem Syrischen geschöpften Anregung, die zur Unterscheidung grammatischer Kategorien dienenden Vokale zu bezeichnen, um zunächst die Lesung und Erklärung des Koran vor Verwirrung zu bewahren. Der erste, der die Grammatik mit Benutzung der Vorarbeiten seiner Vorgänger litterarisch begründete, ist Sibaweihi (s. d., gest. 796), ein Mann von pers. Stamme, dessen Werk als Grundlage der grammatischen Wissenschaft betrachtet wird. Die Differenzpunkte der Schulen sind in scholastischer Weise von Ibn al-Anbârî (gest. 1181) dargestellt worden. (Vgl. Jaromir Kosut, Fünf Streitfragen der Baßrenser und Kufenser, Wien [* 20] 1878.) Unter den spätern grammatischen Schriftstellern ragen besonders hervor Al-Zamachschari und Ibn Mâlik (gest. 1273), dessen «Alfijja» (hg. von de Sacy, Par. 1833; Dieterici, Lpz. 1851) samt dem Kommentar des Ibn Akil (gest. 1367) zu den angesehensten grammatischen Darstellungen gezählt wird. Das gebräuchlichste Handbuch ist für den Schulgebrauch im Orient die Adschurrumijja von Al-Sanbâdschî ibn Adschurrum (gest. 1323), bereits Rom [* 21] 1592 gedruckt und in Europa (Cambridge 1832) sowie im Orient in zahlreichen Ausgaben (zuletzt Kairo 1306 der Hidschra) in Umlauf; es wurde von Bresnier (2. Aufl., Algier 1866) ins Französische übersetzt und von Trumpp (Münch. 1867) bearbeitet.
Viele Sprachgelehrte verfaßten Bücher, in denen sie die Ausschreitungen der Volkssprache an der Hand [* 22] der Grammatik zurückweisen; das berühmteste Buch dieser Art hat den Makamendichter Harîrî (s. d.) zum Verfasser. Eine treffliche Einführung in die arab. grammatische Litteratur und ihre eigentümliche Kunstsprache bietet de Sacys «Anthologie grammaticale arabe» (Par. 1829); auch in die Chrestomathien von Wright und Rosen sind Proben grammatischer Darstellung aufgenommen. Eine litterargeschichtliche Übersicht über die Leistung der Araber in der Grammatik gab G. Flügel («Die grammatischen Schulen der Araber», Abteil. 1, Lpz. 1862).
Die ältesten Arbeiten auf dem Gebiete der Lexikographie waren Specialsammlungen über einzelne Gruppen des Sprachschatzes. Als erster bedeutender Lexikograph gilt Chalîl (gest. gegen 790),
dessen Kitâb-al-'ain aber verloren gegangen zu sein scheint. Unter den gedruckten Werken sind besonders namhaft zu machen das Lexikon (Sahâh) von Al-Dschauharî und der Kâmûs («Ocean») von ¶