mehr
Geschichte» (hg. von Wüstenfeld, Gött. 1850). Um diese Zeit begann man bereits die in alter Zeit beliebte Hadithform der Darstellung zu verlassen; doch wurde diese in dem großen Geschichtswerke des Al-Tabarî (gest. 921), der die Geschichte bis zum Jahre 302 der Hidschra (= 914 n. Chr.) fortführt, in gewissenhafter Weise zur Geltung gebracht. Universalhistorisch mit Rücksicht auf nichtarab. Völker ist das Werk des Hamsa al-Ißfahâni (3. Viertel des 10. Jahrh.) gehalten («Annalium libri X», arabisch und lateinisch von Gottwaldt, Lpz. 1844-48); von außerordentlicher Wichtigkeit für die Kulturgeschichte des Islam ist das Werk des Maß'udi (s. d.). Eine wichtige Quelle [* 2] für die Abbâsidengeschichte sind die «Erfahrungen der Völker» (hg. von de Goeje, «Fragmenta historicorum arabicorum», 2 Bde., Leid. 1809-72) von Ibn Miskaweihi (gest. 1030), dessen Darstellung bis 982 reicht.
Die Geschichte des Chalifats bis zur Einnahme Bagdads durch Hulagu Chan schrieb in abbâsidenfeindlichem Sinne 1302 Ibn al-Tiktaka u. d. T. Al-Fachri (hg. von Ahlwardt, Gotha [* 3] 1860). Unter den hervorragendsten histor. Schriftstellern dieser spätern Zeit sind zu nennen: Ibn al-Athir (s. d.), Abulfeda (s. d.), Al-Nuweiri (gest. 1331), Abul Mahâsin (gest. 1469; dessen «Annales» hg. von Juynboll und Matthes, 2 Bde., Leid. 1855-61). In knapper und dabei anziehender Weise beschreibt die Geschichte der Chalifen Dschelâl al-din Al-Sujutî (gest. 1505), dessen Târich al-Chulafâ (Kalkutta [* 4] 1857, Kairo [* 5] 1305 der Hidschra) eine wichtige Quelle für die Kenntnis der spätern abbâsidischen Scheinchalifen in Ägypten [* 6] ist, deren Geschichte er bis zu seiner eigenen Lebenszeit behandelt. An wirklicher histor. Konzeption überragt alle diese Chronisten und Annalisten der größte arab. Geschichtschreiber Ibn Chaldun (s. d.), der seine Geschichtsdarstellung auf philos. Betrachtung der Gesellschaft aufgebaut hat. - Auch christliche Gelehrte haben Anteil an der histor.
Litteratur der Araber; in dieser Reihe ragen hervor: Eutychius, mit arab. Namen Said ibn al-Batrik (gest. 939), melchitischer Patriarch von Alexandria («Annales», hg. von Pococke, 2 Bde., Oxf. 1658-59),
Georgius Elmakin (Ibn al-Amid, gest. 1273),
der in Ägypten in militär. Diensten stand («Historia Saracenica», arabisch und lateinisch von Thom. Erpenius, Leid. 1625; auch in engl. und franz. Übersetzungen bekannt) und Abulfaradsch Gregorius Barhebräus (gest. 1286),
Bischof, später Primas der Jakobiten in Syrien («Historia dynastiarum», arabisch und lateinisch von Pococke, Oxf. 1663; deutsch von Lorenz Bauer, 2 Bde., Lpz. 1783-85). - Überaus reichhaltig ist die arab. Litteratur an Specialgeschichtswerken über einzelne Provinzen, Länder und Gebiete des Islam; andalus. und nordafrik. Gelehrte beschäftigten sich fleißig mit der Darstellung der mohammed. Geschichte im Westen; der Marokkaner Ibn Adharî schrieb Ende des 13. Jahrh. ein solches Specialwerk, das Dozy u. d. T. «Historie de l'Afrique et de l'Espagne» (2 Bde., Leid. 1848-51) herausgegeben hat, Ibn al-Chatîb (gest. 1374) die Geschichte der Chalifen im Orient, Spanien [* 7] und Afrika; [* 8] aus ältern Quellen schöpfte Al-Makkari (gest. 1631) sein großes Werk, das namentlich für Litteraturgeschichte eine ergiebige Fundgrube ist («Analectes sur l'histoire et la littérature des Arabes d'Espagne», hg. von Dozy, Dugat, Krehl, Wright, 2 Bde., Leid. 1855-61; bereits früher übersetzt von Pascual de Gayangos «History of the mohammedan dynasties in Spain», 2 Bde., Lond. 1840-43); die Geschichte der mohammed. Dynastien in Nordafrika bearbeiteten Ibn Abî-Zar im 13. Jahrh. («Annales regnum Mauritaniae)», arabisch und lateinisch von Tornberg, 2 Bde., Ups. 1843-46; deutsch von Dombay, 2 Bde., Agram [* 9] 1794-97) und Mohammed ibn Abî l-Kairuwâni («Historie de l'Afrique», übersetzt von Pellissier und Rémusat, Par. 1845); die Almohadengeschichte beschrieb im 13. Jahrh. Abd al-Wâhid al-Marrâkoschî (hg. von Dozy, 2. Ausg., Leid. 1881),
die der Almohaden und Hafßiden schilderte im 15. Jahrh. Abdallâh al-Zarkaschî (hg. Tunis [* 10] 1289 der Hidschra). Die arab. Quellen für die Geschichte der Abbâdiden hat Dozy («Scriptorum arabum loci de Abbadidis», 3 Bde., Leid. 1846-63) gesammelt. Die geschichtlichen Darstellungen der modammed. Herrschaft in Sicilien sind in Amaris «Biblioteca arabo-sicula» (Lpz. 1855-87) vereinigt. Das heilige Gebiet von Mekka und seine Geschichte war vom 9. Jahrh. an bis in die neueste Zeit Gegenstand monogr.
Behandlung, die wichtigsten Werke dieser Art bis ins 16. Jahrh. sind in den «Chroniken der Stadt Mekka» (hg. von Wüstenfeld, 4 Bde., Lpz. 1858-61) gesammelt. Sehr wertvolle Monographien besitzen wir über die Geschichte und Topographie Ägyptens; hervorragend auf diesem Gebiete ist Abd al-Latif (s. d.),
ein einzigartiges Werk ist das Chitat (2 Bde., Bulak 1270 der Hidschra) von Al-Makrîzî (gest. 1441), aus dem Quatremères «Histoire des Sultans Mamlouks de l'Égypte» (2 Bde., Par. 1837-45) geflossen ist, und dem in neuester Zeit der ägypt. Staatsmann Ali Pascha Mubarek ein die neueste Geschichte berücksichtigendes Werk in arab. Sprache [* 11] (20 Tle., Kairo 1306 der Hidschra) an die Seite gesetzt hat; ein Quellenwerk für die polit. und Kulturgeschichte Ägyptens ist Al-Sujutîs Husn al-muhâdhara (2 Bde., Kairo 1299 der Hidschra). Für die Geschichte der Kreuzzüge sind wichtige Quellenschriften das Werk des Imâd ed-din al-Ißfahânî (gest. 1030) u. d. T. «Conquéte de la Syrie et de la Palestine», hg. von Landberg (Leid. 1888), und Abu Schâmas Geschichte der Regierungen von Nureddin und Saladin (2 Bde., Kairo 1287-88 der Hidschra), woraus in deutscher Sprache Goergens Auszüge veröffentlicht hat. Der oben erwähnte Imâd ed-dîn schrieb auch eine Geschichte der Seldschuken (Bearbeitung von Albundâri, hg. von Houtsma, Leid. 1889). - Über viele der bedeutenden Städte des Islam giebt es Monographien, die sich hauptsächlich auch mit Gelehrtengeschichte beschäftigen. Die Geschichte von Bagdad schrieb Abu Bekr al-Chatib (gest. 1070), über Aleppo Ibn Schihna (gest. 1485), ein riesiges Werk über Damaskus schrieb Ibn Asâkir (gest. 1175). - Sehr zahlreich sind alphabetisch geordnete biographische Werke; die brauchbarsten sind: Ibn Hadschars (gest. 1448) bändereiches Werk über die Biographien der Zeitgenossen Mohammeds (Kalkutta seit 1856), Al-Nawawis (gest. 1277) «Biographical Dictionary of illustrous men chiefly at the beginning of Islamism» (hg. von Wüstenfeld, Gött. 1842-47), das biogr. Lexikon von Ibn Challikân (s. d.), das in Al-Kutubî (gest. 1362) einen Fortsetzer gefunden hat (2 Bde., Bulak 1283 u. 1299 der Hidschra). Fast jeden Zweig der Wissenschaften begleitet eine Litteratur von biogr. Werken über seine hervorragendsten Vertreter; ein für die Geschichte der Wissenschaften viel benutztes Werk ist die Geschichte der Ärzte in Biographien von Ibn Abî Ußeibia (s. d.). ¶
mehr
Eine Sammlung von biogr. Werken über andalus. Gelehrte gab heraus F. Codera «Bibliotheca arabico-hispana» (7 Bde., Madrid [* 13] 1883-91). -
Vgl. F. Wüstenfeld, Die Geschichtschreiber der Araber und ihre Werke (Gött. 1882).
Die Theologie war infolge der herrschenden Richtung der mohammed. Gesellschaft immer das am ausgiebigsten gepflegte Feld der Litteratur. Überaus zahlreich sind die Werke über den Koran (s. d.) und die Exegese dieses Religionsbuches (s. Tefsir), über die Überlieferung des Propheten (s. Hadith) und das Religionsgesetz (s. Fikh). Auch die spekulative Theologie und Dogmatik hat eine reiche Litteratur erzeugt. Die verschiedenen dogmatischen Schulen hat in polemischer Weise dargestellt der Andalusier Ibn Hazm (gest. 1063), in positiver Weise Al-Schâhrastânî (gest. 1153), dessen Werk über «Religionsparteien und Philosophenschulen» von Cureton (2 Bde., Lond. 1842-46) herausgegeben, von Th. Haarbrücker (2 Bde., Halle [* 14] 1850-51) ins Deutsche [* 15] übersetzt wurde.
Unter den verschiedenen dogmatischen Parteien gelang es am Anfang des 12. Jahrh. den Aschariten (s. d.) die öffentliche Anerkennung zu erringen, wobei der Wirksamkeit des Ghazâlî (s. d.) das Verdienst zuerkannt werden muß. Seitdem bewegt sich die orthodoxe Dogmatik und ihre Litteratur auf dem Boden des asch'aritischen Systems. Die hervorragendsten Schriftsteller auf diesem Gebiete sind nach Ghazâlî Fachr al-dîn al-Râzî (s. d.), Baidhâwî (s. d.), Al-Idschî (gest. 1355), dessen Werk «Mawâkif» (Stationen) mit dem Kommentar des Dschordschânî (gest. 1413) in Stambul 1239 der Hidschra gedruckt wurde, in Europa [* 16] nur teilweise (durch Sörensen, Lpz. 1848) herausgegeben ist. Kurze Handbücher über die Dogmatik sind in Europa gedruckt: von Omar al-Nasafî (gest. 1310), «Pillar of the creed of the Sunnites» (hg. von W. Cureton, Lond. 1843) und Al-Senusî (gest. 1490),
«Begriffsentwicklung des mohammed. Glaubensbekenntnisses» (arabisch und deutsch von Wolfs, Lpz. 1848).
Die Philosophie der Araber war griech. Ursprungs. Im Sassanidischen Reiche lebten die aus Edessa am Ende des 5. Jahrh. vertriebenen Ketzer ungestört ihrer Gedankenarbeit und retteten in syr. Sprache die griech. Philosophie für die Nachwelt. Im 8. und 9. Jahrh. wurden diese Werke ins Arabische übersetzt, und damit waren die ersten Bausteine zur arab. Philosophie geliefert, die sehr bald im Osten sowie im Westen zu großer Blüte [* 17] gelangte. Sie beruht völlig auf den Schriften des Aristoteles im Sinne seiner alexandrinischen Kommentatoren und zeigte von allem Anbeginn eine Tendenz zur encyklopädischen Bearbeitung des ganzen Systems menschlicher Erkenntnis.
Von den philos. Schriftstellern sind zu nennen: Al-Kindî, Fârâbî, Avicenna, Ibn Bâdscha und Ibn Tupheil. Schüler des letztern ist Averroes. Eine merkwürdige Erscheinung in der Entwicklung der arab. Philosophie in Mesopotamien am Ende des 10. Jahrh. ist die Gesellschaft der Lautern Brüder (s. d.). Vorwiegend neuplatonische Gesichtspunkte vertritt Avicebron (Salomo ibn Gabirol, 1045-70) im «Fons vitae», das auf die Entwicklung des Gegensatzes zwischen Scotisten und Thomisten im Mittelalter großen Einfluß übte. Vielfach mit theol. Gesichtspunkten vermengen sich die philos. Fragen bei Ghazzâlî.
Vgl. Schmö1ders, Documenta philosophiae Arabum (Bonn [* 18] 1836);
ders., Essai sur les écoles philosophiques chez les Arabes ect. (Par. 1842);
Ritter, über unsere Kenntnis der arab. Philosophie (Gött. 1844);
Munk, Mélanges de philosophie juive et arabe (Par. 1859).
Parallel [* 19] mit der Entwicklung der Philosophie geht die der aus denselben Quellen geschöpften Medizin und Naturwissenschaften. In der ersten Zeit der Abbâsiden sind fast ausschließlich christl. und sabische Gelehrte die Pfleger der Medizin, deren Kenntnis in Honein ibn Ishak (gest. 873) in dieser Periode ihre Vollkommenheit erlangt. In der folgenden Epoche wenden sich ihr auch außerhalb des Mittelpunktes des Chalifats, Bagdad, die mohammed. Philosophen immer mehr zu, bis sie in Avicenna (s. d.) und Abül-Kâsim (s. d.) ihren Höhepunkt erreicht.
Außer den Schriften dieser letztern, die auch auf die Entwicklung der Medizin im Abendlande Einfluß übten, sind in Europa bekannt gemacht worden Schriften von Abû Bekr al-Râzi, genannt Rhazes (gest. 932), dessen «Liber Elhavi» bereits 1486 in die europ. Litteratur eindrang (vgl. Rhazes, De variolis et morbilis, arabisch und lateinisch von Channing, Lond. 1766; englisch von Greenhill, ebd. 1848);
von Alî ibn Isâ (10. Jahrh.),
dessen Werk über die Augenkrankheiten [* 20] arabisch und lateinisch von Hille (Dresd. 1845) herausgegeben wurde;
von Mesua (richtiger Ibn Mâsaweihi, gest. 1015; «Mesue opera», Vened. 1471 u. ö.);
von Ibn Botlân (gest. 1052),
dessen Werk «Takwim alsihha» u. d. T. «Tacuini sanitatis» bekannt, auch in deutscher Sprache von Mich. Hero (Straßb. 1533) bearbeitet wurde;
von Serapion jun. (11. Jahrh.), lateinisch, Mailand [* 21] 1473 u. ö.;
endlich von Ibn al-Nefîs (gest. um 1290), der seit Avicenna der bedeutendste arab. Mediziner war;
sein Hauptwerk ist in 2 Bänden (Kalkutta 1828) gedruckt worden.
Die Biographien der bedeutendsten arab. Ärzte und Naturforscher sind in den Werken von Ibn Abî Useibi'a (s. d.) gesammelt. -
Vgl. Wüstenfeld, Geschichte der arab. Ärzte und Naturforscher (Gött. 1840);
Leclerc, Histoire de la médicine arabe (2 Bde., Par. 1875-76). -
Über materia medica schrieb Ibn al-Baithâr, der vorzüglichste Botaniker der Araber (gest. 1248), dessen Werke deutsch von Sontheimer (Stuttg. 1840), französisch von Leclerc (2 Bde., Par. 1877-83) bearbeitet wurden. Ein Mineralog. Werk schrieb im 13. Jahrh. Al-Teifâschi, es wurde von Elément Mullet (Par. 1868) bearbeitet. Über die Tiere schrieb Al-Kazwînî, dessen Werk wenig wissenschaftlichen Wert besitzt. Das «Leben der Tiere» von Damîri (gest. 1505) verfolgt nicht so sehr zoolog. Zwecke, als den Nachweis der Tiere in der religiösen und poet. Litteratur und die Überlieferung des an die Tiere sich knüpfenden Volksaberglaubens (2 Bde., Bulak 1248, 1292 der Hidschra). Über Landwirtschaft schrieb der andalus. Naturforscher Ibn al-awâmm im 12. Jahrh., arabisch und spanisch von Banqueri (2 Bde., Madr. 1802; französisch bearbeitet von Elément Mullet: «Le [* 22] livre de l'agriculture», 2 Bde., Par. 1865-67).
Erhebliche Verdienste haben sich arab. Gelehrte in der Mathematik erworben. Viele mathem. Werke der Griechen sind bloß durch die Araber in Übersetzung erhalten worden; die Entdeckung derselben knüpfte sich vorzüglich an den Namen Wöpkes (gest. 1863). Europa lernte die Algebra (das Wort ist arab. Ursprungs) zuerst aus der lat. Übersetzung (16. Jahrh.) des Handbuchs von Chowârizmi (820). Den Arabern verdanken wir die Ziffern (auch das Wort ist arabisch) und verschiedene mathem. Operationen und Methoden, sowohl in der Algebra als ¶