Arabische Litteratur - Arabische Sprache und Litteratur
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verschiedenen Bogenformen (s. Taf. I,
Fig. 3 und 6; II,
Fig.
7). Die Schmuckformen sind reich und geistvoll. Das Ornament schwankt zwischen geradlinigen Verschlingungen und stark stilisiertem
Blattwerk (Arabeske) und ist von hohem koloristischem Reiz. Außer den Moscheen sind die Grabmäler (Chalifengräber zu Kairo,
s. Taf. II,
Fig. 4) und die Schloßbauten bedeutend:
die Alhambra (s. d.) und Generalife in Granada, der Alcazar zu Sevilla (s. Taf. I,
Fig. 5), die Schlösser Zisa und Kuba in Sicilien,
der Palast des Großmogul zu Dehli (s. Taf. II,
Fig. 7). In der figürlichen
Bildnerei und Malerei steht die Arabische Kunst infolge der Abneigung der Mohammedaner gegen bildliche Darstellungen
zurück.
Doch fehlt es nicht gänzlich an Arbeiten, wie die steifen Löwen des Löwenhofes in der Alhambra u. a. beweisen. Um so reicher
ist das ornamentale Kunstgewerbe ausgebildet. Seidenstoffe, Teppiche, Stickereien, eingelegte, auch getriebene Arbeiten, Fayencen,
Lederarbeiten sind meist aus der in Arabische Kunst die europäische übergegangen. Mit dem Stillstand
des Mohammedanismus verfiel auch die Lebenskraft der Arabische Kunst Jedoch hat sie sich in Spanien zum Teil auf die christl. Besieger
der Mauren im sog. Mudejarstil (s. d.) übertragen. -
Vgl. Girault de Prangey, Monuments arabes et moresques d'Espagne (Par.
1839);
Villa Amil und Escosura, España artistica y monumental (3 Bde.,
Madr. 1842-59);
Prisse d'Avennes, L'art arabe d'après les monuments du Kaire depuis le 7e siècle (Par. 1869 fg.):
Arabische F. von Schack, Poesie und Kunst der Araber (2 Bde., 2. Aufl., Stuttg.
1877);
Le Bon, La civilisation des Arabes (Par. 1883);
J. J. Hittorf undL. Zanth, Architecture moderne
de la Sicile (ebd. 1835);
Caveda, Geschichte der Baukunst in Spanien (deutsch von P. Heyse, hg. von Kugler, Stuttg. 1858);
Monumentos arquitectónicos di España (Par. 1860 fg.);
J. von Hammer-Purgstall, Constantinopolis und der Bosporus (2 Bde.,
Pest 1822);
J. Franz Pascha, Die Baukunst des Islam (im «Handbuch der Architektur», Darmst. 1889).
Meer (auch Grünes Meer, Meer von Oman, Persisches Meer, angemessener Indisch-Arabisches Meer genannt), der nordwestlichste
Teil des Indischen Oceans, der von der Somalküste, von den Küsten Arabiens, Persiens, Belutschistans, Vorderindiens
und im S. von dem 10.° nördl. Br. begrenzt wird. Nördlich reicht es bis zu 25° nördl. Br. hinauf und hat in der Richtung
der Meridiane eine Ausdehnung von etwa 1650 km, während es in der Richtung der Parallelen am offenen Südeingange 2700 km,
in der Mitte 3370, im Hintergrunde 900 km mißt.
Die Tiefen betragen zwischen 55 und 70° östl. L. von Greenwich 4-5000 m, von den Lakkediven
bis Maskat 3-4000 m, an der Küste Vorderindiens unter 200 m. Gegen W. erstreckt es sich als Meerbusen von Aden mit über 2000 m
Tiefe noch über den Eingang der Straße von Bad el-Mandeb (durch die es mit dem Arabischen Meerbusen oder
dem Roten Meere in Verbindung steht) hinaus und schneidet mit dem Golf von Tedschura tief in die Küste von Adal ein. Im äußersten
NW., wo es auch Bahr Oman oder Meer von Oman genannt wird, welchen Namen man auch für das ganze
Meer gebraucht,
entsendet es zwischen Arabien und Iran den seichten Persischen Meerbusen (s. d.), und an der Nordostecke bildet es die Golfe
von Katschh (Cutch) und Cambay, zwischen denen die ind. Halbinsel Gudschrat (Guzerate) liegt.
Abgesehen von Vorderindien, von Maskat in Oman und von Aden, sind seine Küsten öde und ohne bedeutende
Häfen; gleichwohl ist es, namentlich seit Errichtung der Überlandpost, durch den Dampfschiffahrtsverkehr zwischen Sues, Aden
und Bombay sehr belebt. Der Segelschiffahrt bieten die bei dem Wechsel des sommerlichen Südwest- und des winterlichen Nordostmonsuns
eintretenden veränderlichen Winde, Windstillen und Orkane erhebliche Schwierigkeiten dar. Durchschnittlich
braucht ein Segelschiff von Aden nach Bombay für eine Strecke von 3780 km zwischen 20 und 27 Tage, ein Dampfer 7 Tage.
Nur zwei große, aber für den Verkehr zwischen der Küste und dem Binnenlande wenig bedeutende Ströme senden diesem Meere ihre
Wasser zu: der Indus unmittelbar, der Schat el-Arab (Euphrat-Tigris) durch den Persischen Meerbusen. An
Inseln ist das arm, die vorhandenen, Sokotra und die Lakkediven, sind für den Handelsverkehr ohne alle Bedeutung. Erst
seit Ptolemäus ist für dieses wie überhaupt für das östl. Weltmeer der Name Indischer Ocean im Gebrauch. Früher hieß
es Erythräisches Meer, d. h. Rotes Meer, worin auch der Persische Meerbusen, nicht aber der Arabische Meerbusen
oder das jetzt so genannte Rote Meer einbegriffen war.
Sprache und Litteratur. Die arab. Sprache bildet mit der äthiopischen den südl. Zweig (südsemit. Sprachen)
des semit. Sprachstammes und ist außer ihrem Heimatland Arabien über einen großen Teil Vorderasiens, über
Ägypten und das übrige Nordafrika verbreitet. Sie ist hinsichtlich ihres Wortvorrats die reichste semit. Sprache und hat
unter allen Sprachen dieses Stammes die Fülle der grammatischen Formen am längsten bewahrt. Was wir gewöhnlich «arabische Sprache»
nennen, ist ursprünglich die Sprache der nord- und mittelarab. Stämme, von der sich im Altertum die verwandte
Sprache der Südaraber (Himjariten, Sabäer, s. d.) unterschieden hat; die letztere, innerhalb deren
sich gleichfalls dialektische Unterschiede konstatieren ließen, ist in den südarab. Inschriftendenkmälern aufbewahrt;
kümmerliche lebende Reste hat man in verkommenen Volksdialekten im südl. Arabien (Ehkili) erkannt.
Die ältesten schriftlichen Denkmäler des Nordarabischen hat man in neuester Zeit bis 1000-1200 Jahre
vor Mohammed zurückgeführt; sie sind in jenen durch Charles Doughty und Julius Euting in Arabien entdeckten inschriftlichen
Denkmälern vorhanden, die in einem mit dem südarab. eng zusammenhängenden Schriftcharakter geschrieben sind, aber in sprachlicher
Beziehung von den südarab. Denkmälern getrennt werden müssen. Sie werden lihjânische Inschriften genannt;
den ersten Versuch, sie zu entziffern und zu erklären, machte Joseph Halévy (1884); auf breiterer Grundlage hat dies neuerdings
David Heinrich Müller unternommen: «Epigraphische Denkmäler aus Arabien» (mit 12 Tafeln, Wien 1889).
Das Verbreitungsgebiet der arab. Sprache hat sich bereits vor dem Islam nördlich bis nach Mesopotamien
erstreckt. Diese große Ausdehnung läßt uns dialektische Unterschiede innerhalb dieses
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Sprachgebietes voraussetzen; solche Unterschiede sind in der That von den spätern Philologen fleißig gesammelt und verzeichnet
worden, machen sich aber in den Resten der ältesten arab. Litteratur, deren Urheber den verschiedensten Stämmen angehören,
nur sehr wenig bemerkbar, so daß man voraussetzen kann, daß schon in alter Zeit die Sprache der Poesie
allenthalben ziemlich dieselbe Gestaltung hatte, die auch der Koran aufweist, und die man fälschlich als Dialekt des Stammes
Koreisch (s. d.) bezeichnet hat. Ganz frei von fremdem Sprachgut hat sich
auch diese älteste Schicht der arab. Sprache nicht erhalten, eine Menge von Kulturwörtern ist bereits in der heidn. Zeit
aus dem Persischen, Griechischen und Aramäischen eingedrungen (vgl. Fränkel, Die aramäischen Fremdwörter
im Arabischen, Leid. 1886), deren Anzahl sich im Islam durch das Entlehnen religiöser Ausdrücke und durch das weitere Eindringen
fremder Kulturwörter noch vermehrt hat. - Es kann vorausgesetzt werden, daß bereits in vormohammed.
Zeit in der Umgangssprache nicht die vollen Formen der Dichter- und Koransprache angewendet wurden; mit
dem Fortschritt der Sprachentwicklung, mit der durch die Ausbreitung des Islam erfolgten weitern Ausbreitung des Sprachgebietes,
bilden sich die vulgärarabischen Dialekte heraus. Im Vulgärarabischen verschwindet die Fülle der grammatischen Formen
der altklassischen Sprache, es verschwinden namentlich die Vokalendungen, die in der klassischen Sprache
Casus und Modi differenzieren, der Wortvorrat ist ärmlicher, die Syntax freier; dafür bilden sich zur Bezeichnung mancher
grammatischer Kategorien selbständige Behelfe heraus u. s. w. Die alte klassische Sprache wird Religions- und Gelehrtensprache
des Islam. Das Vulgärarabische weist in seinen verschiedenen Gebieten große Verschiedenheiten auf; im großen sind drei
Dialekte zu unterscheiden: der syr., ägypt.
und der maghribinische Dialekt. - Über die arab. Schrift s. Schrift, Kufische Schrift, Neschi.
Infolge der Eroberung Siciliens und Spaniens durch die Araber drang die arab. Sprache auch nach Europa. Sie hat in den roman.
Sprachen, namentlich im Spanischen und Portugiesischen, zahlreiche Spuren ihres Einflusses hinterlassen.
(Vgl. Dozy und Engelmann, Glossaire des mots espagnols et portugais dérivés de l'Arabe, 2. Aufl.,
Leid. 1869.) - In Europa begann man im 16. Jahrh. sich mit dem Studium des Arabischen zu beschäftigen. Auch durch die 1622 von
Papst Gregor XV. in Rom gestiftete Congregatio de propaganda fide erhielt das Sprachstudium neue Förderung.
Seit Urban VIII. (1627) besitzt die Kongregation zugleich eine Schule für künftige Missionare, das sog. Collegium oder Seminarum
de propaganda fide. In dieser wurde Arabisch und Syrisch von Eingeborenen gelehrt, und zum Behufe des sprachlichen Unterrichts
druckte man nicht nur orient. Texte, sondern verfaßte auch Grammatiken der betreffenden Sprachen. Einen
epochemachenden Aufschwung nahm das Studium des Arabischen in der holländischen Schule, zuerst durch Erpenius (Grammatik, 1. Ausg.,
Leid. 1613, dann öfters), dann durch die Erforschung der reichen handschriftlichen Schätze, die Levin Warner (geb. 1619,
gest. 1665) im Orient sammelte und der Universität Leiden schenkte (Legatum Warnerianum). Hervorzuheben
sind die Arbeiten von Albert Schultens (geb. 1686, gest. 1750) und seiner Schule, in der
zu allererst ein selbständiges Studium der u.
L. Arabische Sprache hervortritt. In eine neue Periode tritt das Studium des Arabischen mit Silvestre
de Sacy (s. d.), dessen bahnbrechendes grammatisches Werk (2 Bde.,
Par. 1810; 2. Aufl. 1831) seinem bedeutendsten Schüler H.L. Fleischer (s. d.) als Ausgangspunkt diente
für die noch gründlichere Vertiefung der arab. Grammatik, namentlich der Syntax.
Aus dieser Epoche sind noch zu nennen die Werke von Lumsden («Grammar of the Arabic language», Kalkutta 1813) und die noch
heute bedeutende «Grammatica critica linguae arabicae»
von Ewald (2 Bde., Lpz. 1831-33).
Hieran schließt sich Caspari, dessen Buch (zuerst 2 Bde., Lpz. 1844-48)
in den durch August Müller besorgten, beträchtlich vermehrten und verbesserten Auflagen (5. Aufl. in 1 Bd., Halle 1887) sowie
in W. Wrights engl. Bearbeitung (2 Bde.,
Lond. 1859-62; 2. Aufl., ebd. 1874-75) fast zu einem
neuen Werke geworden ist; franz. Übersetzung von E. Uricoechea (Brüss. 1880). Eine gedrängte Darstellung der notwendigsten
Elemente samt Lesestücken, Glossar und Litteraturnachweisen bietet Socin («Porta linguarum orientalium IV», deutsch und engl.,
Berl. 1885; 3. Aufl. 1895). - Wörterbücher der arab.
Sprache verfaßten Giggejus (Mail. 1632), Golius (Leid. 1653), Freytag (4 Bde., Halle 1830-37), Kasimirski
(1848-60), Badger (1881). Diese Wörterbücher beruhen zumeist auf der einheimisch arab.-lexikogr.
Litteratur. In bisher noch nicht erreichter Vollständigkeit und mit musterhafter Zuverlässigkeit und Gewissenhaftigkeit
ist diese Litteratur verarbeitet in E. W. Lanes «Arabic English Lexicon» (Lond. 1864 fg.).
Außerdem sind zu erwähnen die Wörterbücher von Cuche (Beirut 1862; 2. Aufl., anonym, 1882; neu bearbeitet
von P. Belot 1888), Catafago (1873), Wahrmund (2 Bde., 2. Aufl.,
Gießen 1879), in der auch vulgärarab. Material verarbeitet ist, Gasselin (2 Bde.,
Par. 1891) und Salmone (2 Bde., 1890).
Zu allen bis dahin erschienenen Wörterbüchern der arab. Sprache lieferte Dozy aus der arab. Litteratur
geschöpfte Ergänzungen u. d. T. «"Supplément aux dictionnaires arabes" (2 Bde.,
Leid. 1877-81),
an die Fleischer («Kleinere Schriften», Bd. 3, Lpz.
1888) und Kremer (Wien 1883-84) noch weitere Beiträge anreihten.
Unter den Chrestomathien sind zu nennen die «Anthologie arabe», hg. von Humbert (Par. 1819),
die von Silvestre
de Sacy (3 Bde., ebd. 1827),
Kosegarten (Lpz. 1828),
Grangeret de Lagrange (Par. 1828),
Freytag (Bonn 1834),
F. Arabische Arnold (Halle
1853),
W. Wright («Arabic reading book», Lond. 1870),
Girgas-Rosen (1876), Derenbourg-Spiro (1885), Nöldeke-Müller (altarab. Poesie, Verl. 1890) und Brünnow (Prosaschriftsteller,
ebd. 1895). Die in Beirut wirkenden Jesuiten haben im letzten Jahrzehnt verschiedene Hilfsmittel zum Studium
der u. L. Arabische Sprache veröffentlicht: darunter ist besonders zu erwähnen die mit Noten und Glossar versehene große Chrestomathie «Fleurs
de la littérature arabe» (7 Bde., Beirut 1883-89). - Die arab. Metrik und Poetik bearbeiteten H. Ewald (Braunschw. 1825), Freytag
(Bonn 1830), Guyard (Par. 1877), Coupry (Lpz.
1875), Gies (1879). die Rhetorik Garcin de Tassy (1846) und Arabische. Mehren (Kopenh. 1853).
Die Kenntnis des Neu- und Vulgärarabischen nach seinen verschiedenen Dialekten förderten durch Grammatiken Canes (Madr. 1775),
Dombay (Wien 1800), Caussin de Perceval (4. Aufl., Par. 1858), der Scheich Mohammed al-Tantawi
(1848), Wahrmund («Praktisches Handbuch der neuarab.