mehr
Pelikane, Störche, Taucher u. s. w. Die schädlichsten Insekten [* 2] A.s sind die Heuschrecken. [* 3] Sie kommen in allen wüsten Teilen der Halbinsel vor; in Nedschd dringen sie selbst in die Häuser. Wie im nördl. Afrika, [* 4] ißt man sie allgemein; sie werden eingesalzen, in Säcke gefüllt und zum Verkaufe gestellt. Auch die Termite ist sehr verbreitet. Zu den gefährlichen Plagen gehört endlich der Medinawurm. Die reiche Tierwelt des Roten und des Persischen Meers zeichnet sich in ersterm besonders durch Korallenriffe, [* 5] in letzterm durch Perlenbänke aus.
Bevölkerung.
[* 6] Man schätzt
die Bevölkerung
A.s auf 3½-5 Mill., welche teils seßhafte Lebensweise
führen, teils als
Beduinen
auf der
Stufe des Nomadentums stehen. Das Arabertum zerfällt in eine große Menge von
Stämmen, welche
in besondern Gebieten hausen. Auch die
Beduinen, welche in Zelten wohnen und mit ihren Herden ein Wanderleben führen, halten
sich innerhalb eines ihnen zugehörenden Distrikts, so daß selbst durch die Wüste bestimmte, nicht zu verletzende Grenzen
[* 7] laufen.
Die Beduinen sehen mit Verachtung auf die seßhaften Araber und schätzen ihr Leben in der Freiheit als das allein des Menschen würdige. Die Beduinen im nördlichen Arabien sind (nach Burckhardt) teils solche, welche im Frühling und Sommer in die fruchtbaren Teile Syriens wandern und im Winter in die Wüste zurückkehren (Anese), teils solche, welche das ganze Jahr hindurch in der Nähe der kultivierten Landstriche bleiben. Die Anese sind einer der mächtigsten Stämme der arab. Wüsten, auf deren Schutz sowohl die benachbarten Dorfbewohner als auch die Karawanen, die Pilgerkarawanen nicht ausgenommen, angewiesen sind.
Ihre Zahl wird ans mehr als 300000 geschätzt. Manche andere
Stämme an den Grenzen
Syriens und den Ufern
des Euphrat zahlen den Anese einen jährlichen
Tribut, andere leben mit ihnen in Feindschaft; manche wohnen in Zelten und
bebauen dennoch das Land, andere bringen die Produkte ihrer Viehzucht
[* 8] auf den Markt nach Haleb. Unter den im mittlern und
in den westl. Gebirgsstrichen hausenden
Stämmen sind noch erwähnenswert
die
Beni Schammar, die
Meter in den fruchtreichen
Weiden von Nedschd und die
Beni Harb, südlich von Medina. Im O. von Mekka und Taïf wohnt der tapfere und mächtige
Stamm der
Beni Otaiba; die in der Geschichte berühmten
Koreisch (s. d.) in und um Mekka sind jetzt wenig zahlreich
mehr.
Der wegen seiner Tapferkeit und Gastfreundschaft berühmte Stamm der Adwân, zu welchem die regierenden Scherifs von Mekka ihre Kinder zur Erziehung senden, besteht nur noch aus ungefähr 100 Familien. Im SO. von Taïf besitzen die Thakif die Gartenländer um Taïf und die fruchtbaren Thäler auf der Ostseite der Bergkette von Hedschas. Noch weiter nach SO. leben die Beni Kahtân und Beni Sad, schon im Altertume berühmte Stämme. Zwischen jenen und der Küste wohnen die Asir.
Unter allen arab. Stämmen nehmen die Beni Slêb (Solaib) in der syr. Wüste die verächtlichste Stellung in Arabien ein. Sie haben nur Esel; man kann sie in Damaskus sehen, wohin sie kommen, um die in der Wüste wachsenden Trüffeln zu verkaufen. Ebensolcher Geringschätzung begegnet im Hedschas der Fischerstamm der Huteimi. Erwähnung verdienen noch die in Südarabien wohnenden Pariastämme (Schumr, Achdâm), welche verschiedenen Hantierungen sich hingeben und auf welche der Araber mit Verachtung hinabblickt. - Der echte unverdorbene Bewohner der arab. Wüste ist ein kriegerischer Hirt, gewissermaßen der Urtypus der arab. Rasse, wie ihn die alte vormohammed.
Poesie schildert. Stets sind sie mit Lanze und Säbel, oft auch mit Flinte und Pistolen [* 9] bewaffnet. Der Kampf, sei es um Blutrache, um einen Brunnen, [* 10] um ihren Weidegrund, ist ihr Element. Noch heute pflegen sie die Jugendideale des alten Arabertums, deren Summe Muruwwa (virtus) genannt wird, in welchen die Wahrung der Ehre des Stammes und die rachsüchtige Bekämpfung aller, die derselben Abbruch gethan, die erste Stelle einnimmt. Großmütig sind sie in der Übung der Gastfreundschaft und in der Beschützung der Verfolgten, die in ihren Zelten Schutz suchen.
Ein Heiligtum ist ihnen die Pflicht der Blutrache, deren Übung durch uralte Gewohnheitsgesetze geregelt ist. Die Strenge der Blutrache wird durch die Institution des Lösegeldes (Dija) gemildert, welches mit Einverständnis der zur Blutrache Verpflichteten an Stelle derselben tritt. Nirgends in der Welt findet man einen größern Familienstolz als unter den Arabern.- Unter den Städtebewohnern (namentlich im Hedschas) werden als Nachkommen Mohammeds besonders die Scherifs (s. d.) als Adlige ansgezeichnet, und aus ihrer Familie geht der Großscherif von Mekka hervor. Der Inhaber dieser Würde übt bis zum heutigen Tage großen Einfluß auf die Bewohner des Hedschas und die umwohnenden Beduinen aus. Auch die Nachkommen der übrigen Zweige des Koreischstammes genießen noch heute ein in den Traditionen des Arabertums begründetes Ansehen.
Politische Verhältnisse. Ein bedeutender Teil von Arabien hat sich von dem Osmanischen Reiche unabhängig zu erhalten gewußt. Namentlich in Südarabien (Jemen) herrschen in den einzelnen Distrikten feudale Dynastien, über welche uns Maltzan in seinem südarab. Reisewerke näheres mitgeteilt hat. Die Herrschaft über die Provinz Oman behauptet der in Maskat residierende sog. Imâm. Zumal die Beduinen Centralarabiens leben, trotz aller Versuche der Türkei [* 11] sie zu unterwerfen, noch heute in ihrer alten unabhängigen patriarchalischen Verfassung.
Das Oberhaupt des Stammes ist der Scheich (s. d.); die Würde eines solchen ist in der Familie erblich, aber auf welchen der Nachkommen sie übergehen soll, bestimmt stets eine Wahl. Daher kann ein solcher auch wohl abgesetzt werden, oder die Glieder [* 12] des Stammes können ihn verlassen. Er ist Führer und Leiter, aber nicht eigentlich Befehlshaber. Unter den verschiedenen Stämmen bilden sich gemeinsame Schutz- und Trutzverbrüderungen, Eidgenossenschaften (Hilf). Einen größern Staat haben im Innern A.s die Wahhâbiten (s. d.) gegründet. Die Beduinen bekennen den Islam nur äußerlich; unter ihnen hat die positive Religion nie feste Wurzel [* 13] geschlagen. Unter den Städtebewohnern findet man die beiden Hauptsekten des Islam, Sunniten und Schiiten, vertreten; die letztern vielfach an der Ostküste und in Südarabien, wo die Seiditen (s. d.) in großer Anzahl zu finden sind.
Lebensart und Sitte. Sein Zelt bedeckt der Araber mit aneinander genähten Stücken eines Filzes aus Ziegenhaaren, der gegen den stärksten Regen schützt. Es ist 2,2 m hoch, 6-9 m lang und etwa 3 m breit. Das Innere ist für die männlichen und die weiblichen Bewohner durch einen Teppich geteilt. In den Städten hat man steinerne ¶
mehr
Häuser mit flachen Dächern. Die Stämme an den Ufern des Euphrat wohnen in Hütten [* 15] aus Blattrippen der Dattelpalme, die ein rundes, mit Binsenmatten bedecktes Dach [* 16] haben. Die Araber kleiden sich in ein grobes Baumwollhemd, über das die Reichen eine lange, seidene oder baumwollene Robe werfen. Die meisten jedoch ziehen darüber nur einen dünnen, leichten, weißen, wollenen Mantel oder einen gröbern, schwerern, der weiß und braun gestreift ist. Die Mäntel der Scheichs sind mit Gold [* 17] durchwoben und oft kostbar.
Den Kopf bedeckt ein viereckiges Baumwolltuch; nur wenige Reiche tragen statt dessen einen Shawl aus Damaskus oder Bagdad. Im Winter hängen sie über das Hemd einen Pelz aus Schaffellen, durch den sich viele auch im Sommer mit Erfolg gegen die Sonne [* 18] schützen. Die Weiber tragen eine weite, baumwollene, dunkel gefärbte Robe und auf dem Kopfe ein Tuch, Silberringe in Nase [* 19] und Ohren, Glas- oder Silberbänder um Hals, Knöchel und Arme. Mit einem dunkelfarbigen Schleier verhüllen sie Mund und Kinn. Um Mekka und Taïf und in südlichern Gegenden tragen beide Geschlechter meistens eine lederne Schürze, die im Sommer die einzige Bekleidung der Männer ist.
Überall besteht die Nahrung in Mehl [* 20] und Butter; ungesäuerten Mehlteig, in Asche von Kameldünger gebacken, bewahrt man in hölzernen oder ledernen Kufen. Ein hervorragendes Nahrungsmittel [* 21] bildet die Kamelsmilch; bei manchen Stämmen wird aus saurer Kamelsmilch und Mehl ein Teig zubereitet. Schwelgerei ist, außer bei Festlichkeiten, selbst beim reichsten Scheich ungewöhnlich. Für Gäste von Auszeichnung bereitet man eine junge Ziege oder ein Lamm, geringern setzt man Kaffee vor oder Brot mit [* 22] geschmolzener Butter. In den hügeligen Gegenden des Westens ißt man ind. Reis mit Linsen, ohne Brot, und wo Datteln wachsen, bilden diese die Hauptnahrung. - Der Araber hat in der Regel nur eine Frau, und Beispiele von Ehebruch sind nicht häufig.
Der Mann kann indes jederzeit nach seinem Belieben die Ehe scheiden. Eine schlecht behandelte Frau kann zu ihres Vaters Zelt entfliehen. Nur die wohlhabenden Scheichs haben mehrere Frauen. Das Gastrecht gilt im ganzen Arabien als unverbrüchlich und heilig. Jeder Araber verteidigt seinen Gast mit Gefahr seines Lebens. Er erträgt mit der größten Fassung den schlimmsten Wechsel des Glücks, zeigt sich aber auf seinen Raubzügen gegen die Feinde als sehr grausam und hinterlistig. In der Familie ist er freimütig, heiter und anständig. Im Zelte lebt er träge, seine Arbeit beschränkt sich auf das Füttern der Pferde [* 23] und das Melken der Kamele. [* 24] Die Herde bewacht ein gemieteter Hirt. Die Frauen und Töchter verrichten die Hausarbeit. Die Pocken richten noch jetzt unter den Stämmen große Verwüstungen an. Auch Fieber sind nicht selten, Augenkrankheiten [* 25] häufig. Der Aussatz herrscht unheilbar erblich in gewissen Familien.
Handel, Gewerbe. Da das Land keine Industrie hat, ist es auf die Einfuhr aus andern Ländern angewiesen, und schon deshalb fehlt es nicht an Handelsbeziehungen. Überdies ist Arabien stets ein vermittelndes Land zwischen Indien und dem Westen gewesen, und von seinem ehemals hochwichtigen Welthandel sind noch immer nicht alle Spuren vergangen. Seit England seine Poststraße über Sues und Aden [* 26] gelegt hat, ist ein neuer Anstoß zur Hebung [* 27] gegeben. Der wichtigste Mittelpunkt des arab. Handels ist Maskat (s. d.). Der größte Teil des Binnenhandels wird bei Gelegenheit der Haddschs oder Pilgerfahrten bewerkstelligt.
Dschidda am Roten Meere ist für Arabien das eigentliche Handelsemporium. Hier sammeln sich jährlich zu Ende Mai die Handelsflotten von Surat, Bombay [* 28] und Kalkutta, [* 29] welche die kostbaren Natur- und Industrieprodukte Südasiens dorthin bringen. Andere wichtige Seestädte sind am Roten Meere Jambo, der Hafen von Medina, ferner Lohaja, Hodeida und Mokka in Jemen, Makalla in Hadramaut am Indischen Ocean, El-Khatif in El-Hasa, sowie Menama auf den Bahrein-Inseln am Persischen Golfe.
Von bedeutendem Vermögen und großen Schätzen ist nicht die Rede, da das Eigentum keinen Schutz hat. Man rechnet im Handel auf 30-50 Proz. Gewinn; Geld auf Zinsen auszuleihen verbietet der Koran. Künste und Wissenschaften haben, wenigstens unter der heutigen Bevölkerung A.s, keinen Boden, kaum das Handwerk. Es giebt nur einige Hufschmiede und Sattler; daneben Gerberei und Weberei. [* 30] In den Städten werden Töpferwaren, Feuerwaffen, einige Seiden- und Wollstoffe gefertigt.
Verkehrswesen. Die wichtigsten Pilgerstraßen sind folgende:
1) Die syr. Haddsch von Konstantinopel [* 31] über Kleinasien nach Damaskus, dann 30 Tage Marsch bis Medina über El-Hidschr oder Medaïn-Salich.
2) Die ägypt. Haddsch von Kairo [* 32] über die Wüste El-Tih im Küstenland bis Dschidda, dem Hafen von Mekka, jetzt meist per Dampfer von Sues nach Dschidda.
3) Die pers. Haddsch, früher von Bagdad quer durch Arabien nach Mekka, seit dem Wahhâbitenkriege zur See um Arabien herum nach Dschidda, oder über Täbris, Konstantinopel, oder über Teheran, Erzerum, Damaskus.
4) Die marokk. Haddsch durch Nordafrika nach Ägypten, [* 33] oder zur See von Alexandria nach Dschidda.
5) Jemen-Dschidda.
6) Von Singapur [* 34] nach Dschidda.
7) Aus Afrika nach Dschidda oder Hodeida. Von Mekka nach Medina führen zwei Straßen, eine östliche, eine westliche, beide unsicher.
Geschichte. Die Geschichte der Araber vor Mohammed ist wegen ihrer geringen Verbindung mit der übrigen Welt von wenig allgemeinem Interesse. Die Ureinwohner A.s (Aditen, Thamuditen u. s. w.) werden Bâïde, d. h. die untergegangenen Völker, genannt und über sie wie über die alte Geschichte A.s überhaupt sind unter den arab. Historikern viele Fabeln entstanden. Die südl. Araber werden von Kahtân, dem Joktân des Alten Testaments, die nördlichen von Ismael, dem Sohne Abrahams, abgeleitet, der sich in den mit den Kahtaniden verwandten Dschorhomstamm einheiratete.
Die Kahtaniden werden daher vorzugsweise
Araber, die Ismaeliden Mostariba (fälschlich Mozaraber) genannt. Kahtans Sohn Jarob
war der erste, der sich der arab. Sprache
[* 35] bediente. Im Altertum hatte sich nur im südlichen Arabien einige Kultur, Städte- und
Staatsleben herausgebildet. Die Bewohner trieben Ackerbau, und durch ihren Handel mit Räucherwerk, Gold,
Edelsteinen, Elfenbein u. s. w. standen sie in Verbindung mit Indien, Persien,
[* 36] Syrien und Abessinien. Die Inschriften nennen die
Könige Südarabiens aus den teils neben-, teils nacheinander herrschenden Dynastien der Sabäer, Minäer und Himjariten; 525 n. Chr.
wurde die Unabhängigkeit des Landes durch äthiop. Invasion, später nach kurzer Restauration 634 durch
die Mohammedaner vernichtet. (S. Sabäer.) Im mittlern und nördlichen Arabien hausten die Bewohner in nomadischer
Verfassung. Mannhaft verteidigten die Araber jahrtausendelang die ererbte Freiheit gegen alle Angriffe der morgenländ. Eroberer.
Weder
¶