774 Die Meerwasser-Aquarien erfordern bei weitem kostspieligere Einrichtungen, da das Seewasser, welches die Meertiere genießen,
entweder beständig erneuert oder aufs neue mit Luft gesättigt werden muß. Gewöhnlich läßt man eine Dampfmaschine
[* 2] das
aus den Glasbehältern, in welchen die Seetiere sich befinden, abfließende Wasser in die Höhe pumpen in Sammelbecken, aus
welchen dasselbe sich wieder im
Strahle in die Glaskästen ergießt, wobei es eine Menge Luft mitreißt. Jetzt befinden sich
fast in allen größern zoolog. Gärten auch Aquarien für Seetiere und an vielen Orten
(Berlin,
[* 3]
Brighton,
Havre,
[* 4] Trieft) besondere
Aquarien ohne
Verbindung mit zoolog. Gärten. Auch giebt es Aquarien, welche für
wissenschaftliche Zwecke eingerichtet sind (s. ZoologischeStationen). –
ÜberAnlage von See-Aquarien vgl. Gosse, A handbookto the marine Aquarium (Lond. 1855). (Hierzu
Tafel: Meerwasser-Aquarium.)
(lat.-ital.) heißt Kupfer- oder
Stahlstich in getuschter
Manier, durch welchen Zeichnungen in
Tusche,
Bister,
Sepia u.s.w. nachgeahmt werden (s. Kupferstechkunst).
Tofāna oderToffana, auch
Acquetta di Napoli, diPerugia oder dellaToffa genannt, heißt ein
Gifttrank, der zu Ende des 17. Jahrh. in Neapel
[* 5] außerordentliches Aufsehen machte, dessen
Zusammensetzung aber ziemlich dunkel ist. Eine Sicilianerin Tofana, welche zuerst in Palermo
[* 6] lebte und nachher, als die Obrigkeit
auf sie aufmerksam ward, nach Neapel flüchtete, soll die Erfinderin dieses Tranks gewesen sein und ihn
an junge Frauen verkauft haben, welche den
Tod ihrer
Männer herbeigeführt zu sehen wünschten.
Nachdem durch ihren Trank mehrere hundert
Menschen den
Tod gefunden hatten, ward sie 1709, ungeachtet es ihr gelang, in ein
Kloster zu flüchten, eingezogen, gefoltert und, wie einige berichten, erdrosselt, während andere
versichern, daß sie noch 1730 im Kerker gelebt habe. Meist wird das
Gift als ein klares, farb-, geschmack- und geruchloses
Wasser beschrieben, wovon fünf bis sechs
Tropfen hinreichten, den
Tod zu geben, der langsam, ohne
Schmerzen,
Entzündungen,
Zuckungen oder
Fieber, unter allmählicher
Abnahme der Kräfte, Lebensüberdruß,
Mangel an Eßlust und
beständigem Durst erfolgte.
Garelli, erster Leibarzt
Karls VI., wollte aus dem Munde des
Kaisers selbst, dem die
Akten des Prozesses der Verbrecherin vorgelegt
wurden, gehört haben, daß nichts anderes sei als eine wässerige
Auflösung von arseniger Säure mit einem Zusätze von
HerbaCymbalariae. Nach Ozanam führte auch eine Bleizuckerauflösung und eine Flüssigkeit, die durch
Destillation
[* 7] von Kanthariden mit Wasser und
Alkohol entsteht, den
NamenAcqua del Petesino und
Eauadmirabile deBrinvilliers
scheinen von der wenig oder gar nicht verschieden gewesen zu sein.
(lat.,
«Gleicher»). Der Himmelsäquator oder
Äquinoktialkreis ist derjenige größte
Kreis
[* 8] der
Himmelskugel, auf dessen Ebene die Weltachse senkrecht steht, der mithin von den Weltpolen überall um 90° absteht.
Er teilt die
Himmelskugel in die nördl. und südl. Halbkugel, ist zur Hälfte
über, zur Hälfte unter dem Horizonte und schneidet den Horizont
[* 9] in zwei entgegengesetzten Punkten,
die
Osten oder Morgenpunkt und Westen oder
Abendpunkt heißen.
Alle im Ä. stehenden
Sterne (sehr nahe ist dies z. B. der Fall bei dem westlichsten
Stern im Gürtel
[* 10]
des Orion) beschreiben,
von irgend einem Punkte der Erde aus gesehen, am Himmel
[* 11] einen Halbkreis und verweilen 12
Stunden über und ebensolange unter
dem Horizonte. Wenn daher die
Sonne
[* 12] im Ä. steht, was im Laufe eines Jahres zweimal der Fall ist (s.
Äquinoktium), so sind
Tag und Nacht einander gleich, und zwar überall auf der ganzen Erde. Von dieser Eigenschaft leitet sich die Bezeichnung
Äquator oder
Gleicher her.
Der Erdäquator, auch Äquinoktiallinie oder von den Schiffern schlechthin die Linie genannt (daher der
Ausdruck: die Linie passieren), ist derjenige größte
Kreis der Erdkugel, auf dessen Ebene die Erdachse senkrecht steht, und
der mithin von den beiden Erdpolen überall gleichweit, 90°, absteht. Er teilt die Erdkugel in zwei Halbkugeln, die nördliche
und südliche (s.Erde). Die Ebene des Erdäquators fällt zusammen mit der
des Himmelsäquators; daher geht den Bewohnern der Orte, die unter dem Äquator liegen, der Himmelsäquator durch
das
Zenith und steht mithin auf ihrem Horizonte senkrecht, wie alle mit ihm parallelen
Kreise
[* 13] der
Himmelskugel
(Parallelkreise),
die auch gleich dem A. zur Hälfte über, zur Hälfte unter dem Horizonte liegen.
Hieraus folgt ferner, daß für die Bewohner jener Gegenden im ganzen Jahre
Tag und Nacht gleich sind und jeder
Stern immer 12
Stunden
über und dann ebensolange unter dem Horizonte verweilt. Die unter dem Äquator liegenden Gegenden sind die einzigen
auf der Erde, denen sämtliche
Fixsterne
[* 14] der ganzen
Himmelskugel zu
Gesicht
[* 15] kommen; die Weltpole erscheinen
dort beide im Horizont, während sonst überall auf der Erde nur einer sichtbar ist. Die durch den
Pol gehenden und zum Himmelsäquator
senkrechten
Kreise heißen
Abweichungs-, Deklinations- oder
Stundenkreise.
MagnetischerÄquator heißt die in der Nähe des Erdäquators
verlaufende Linie, auf der die Inklination der
MagnetnadelNull ist (s.
Magnetismus
[* 16] der Erde).
ThermischerÄquator wird der sich ziemlich um die ganze Erde erstreckende Gürtel genannt, innerhalb dessen
die mittlern Jahrestemperaturen 25° C. und mehr betragen. Der thermische A. liegt dem astronomischen zwar nahe, aber mehr
auf der nördl. als auf der südl. Halbkugel.
(Äquatorial),
[* 17] ein
Fernrohr
[* 18] mit
Parallaktischer Aufstellung (s. d.), dessen
Stundenkreis und Deklinationskreis
eine feine
Teilung besitzen. Da mit ihm Deklination und
Stundenwinkel eines Gestirns scharf bestimmt werden können, ist es
zu absoluten Messungen in beliebigen Entfernungen vom Meridian verwendbar. Selbst von sehr mäßiger
Größe stehen aber
an Festigkeit
[* 19] der
Aufstellung und Unveränderlichkeit der einzelnen
Teile auch bei vollkommenster Ausführung den Meridiankreisen
sehr nach; man ist daher von einer allgemeinen Anwendung des Äquatoreal wieder abgekommen. Im weitern
Sinne versteht man unter Äquatoreal auch
jedes parallaktisch montierte
Fernrohr, das mit
Kreisen versehen ist. –
Äquatoria,Hatel-Estiwa, ehemalige südlichste
Provinz des ägypt.
¶
mehr
775 Sudan, ungefähr zwischen dem 2. und 7.°nördl. Br. und dem 27. und 34.° östl. L. von Greenwich, mit den Distrikten
Rohl, Bor, Ladó, Kirri, Dufilé, Makraka, Monbuttu, Latuka, Fadibek und Fauvera, ist durch den WeißenNil in zwei ungleiche
Hälften geteilt, von den Zuflüssen des Nils und des Uelle ungemein reich bewässert, vielfach mit Getreide
[* 24] bebaut und zu tropischen Kulturen geeignet. Die Bewohner gehören zu dem Stamme der Sudanneger und gruppieren sich in die
Stämme der Dinka, Bari, Madi, Schilluk, Schuli, Sandeh (Niamniam) und Monbuttu.
Unter dieser Bevölkerung
[* 25] hausten seit Jahrzehnten als die berüchtigtsten Sklavenhändler die nub. Dongolaner (von
den Arabern Danagla genannt). Nach der Eroberung von Kordofan und Darfur richtete Ägypten
[* 26] sein Augenmerk auf dies durch seine
ungeheuren Schätze von Elfenbein und seine Kulturfähigkeit wertvolle Gebiet. Gordon (s. d.), als Generalgouverneur des Sudan,
organisierte von 1874 bis 1876 die Äquatorialprovinz als solche. Ihm folgte, und zwar anfangs mit großem
Erfolg, Emin Pascha (s. d.) im Juli 1878. Nach Verlauf eines Jahres herrschte vollkommene
Sicherheit in dem weiten Lande und bis 1885 waren 48 Militärstationen errichtet, die regelmäßig von den Eingeborenen mit
Getreide und Rindern versorgt wurden.
Der gut organisierte Trägerdienst ermöglichte die Beförderung der Waren (Elfenbein und Kautschuk) an den Nil;
die Einnahmen stiegen derartig, daß nicht nur die Kosten der Verwaltung gedeckt, sondern 1883 Überschüsse von 240000 M.
erzielt werden konnten. Da brach 1881 der Aufstand des Mahdi (s. d.) aus; Juli 1883 überfielen plötzlich die Dinka die ägypt.
Garnison in Rumbek und metzelten sie nieder. Wohl gelang es, die Anfänge der Rebellion hier und 1884 in
Schambe niederzuschlagen; aber die Kunde von der Übergabe der nördlich angrenzenden ProvinzBahr el-Ghasal in die Hände der
Mahdisten entzündete mit unwiderstehlicher Gewalt den Aufruhr, und 1884 empörten sich die ägypt. Truppen gegen ihren Gouverneur.Emin
Pascha sah sich gezwungen, eine Reihe von Stationen an den Grenzen
[* 27] aufzugeben und nach dem Fall von Chartum den Sitz des Gouvernements von Ladó nach Wadelai zu verlegen (Juli 1885). Der Sieg bei Rimo (Frühjahr 1885) verschaffte
ihm einigermaßen Luft, ja sogar Sicherheit gegen erneute Einfälle für die nächsten Jahre; allein die Disciplin unter
seinen Truppen war auf das tiefste erschüttert, wie eine Revolte in Ladó 1886 bewies; er mußte eine
Station nach der andern räumen. So schmolz bis 1887 die A. auf sieben Stationen zusammen.
Stanleys (s. d.) Erscheinen 1888 am obern Nil brachte keine Besserung, vielmehr eine Verschlimmerung, und Emin zog mit Stanley 1889 an
die Ostküste. Nach ihrem Abmarsch wurde die von den Mahdisten überschwemmt. 1892–94 gelang es einer Expedition des Kongostaates
unter van Kerckhoven, später unter Baert, in der Provinz bis Ladó zu dringen und sich am Bahrel-Dschebel festzusetzen. Ein Vertrag
(vom worin England dem Kongostaat
[* 28] den größten Teil der Äquatorialprovinz «verpachtete», wurde durch Frankreichs
Einspruch zunichte gemacht und der Kongostaat auf das Gebiet bis zum fünften Breitengrade beschränkt. –
Vgl. Buchta, Der
Sudan unter ägypt. Herrschaft (Lpz. 1888);