Kunstausdruck in der
Musik, bezeichnet, daß ein Tonstück (für
Instrumente oder für
Gesang) ohne vorherige Einübung ausgeführt
wird. Im
Deutschen sagt man dafür «vom
Blatt»
[* 2] spielen oder singen und bezeichnet die Fähigkeit überhaupt, ein Musikstück
in solcher
Weise auszuführen, mit «vom
Blatt lesen». Im
Englischen bedeutet
«at sight» dasselbe.
priōri (lat.), ein in der Erkenntnistheorie namentlich seit Kant gebräuchlicher
Kunstausdruck, der seinen Ursprung hat in der von
Aristoteles aufgestellten Unterscheidung solcher Erkenntnis, die aus dem
sachlich und logisch Frühern oder Vorausgehenden (a priori), d. h. aus allgemeinern Grundsätzen
oder Principien gewonnen wird, von solcher, die aus dem Spätern, d. h. Abhängigen
(a posteriori), nämlich aus weniger allgemeinen Erkenntnissen und zuletzt aus den einzelnen empirischen
Thatsachen abgeleitet
ist.
Danach deckt sich Erkenntnis
a posteriori mit induktiver oder Erfahrungserkenntnis, Erkenntnis a priori mit deduktiver oder
Vernunfterkenntnis. Ungefähr so ist der Gebrauch beider
Ausdrücke noch bei
Leibniz. Nachdem aber die erkenntnis-theoretische
Frage sich hauptsächlich auf die Grundsätze, die «allgemeinen
und notwendigen» Wahrheiten, konzentriert hatte, ging die Bezeichnung Erkenntnis a priori vorzugsweise auf diese über.
Die Grundsätze galten ehedem als von selbst verständlich und unmittelbar evident (gemeinhin als angeboren, s. d.);
Kant zog gerade sie in Prüfung und verlangte für jeden
Begriff und
Satz, der a priori gelten will, eine
besondere Deduktion (Nachweisung seiner
Gültigkeit), die darin besteht, daß er als eine notwendige
Bedingung oder ein Grundgesetz
der Erfahrung selbst erwiesen wird.
Nach dieser
Auffassung sind die apriorischen
Bestandteile der Erkenntnis weder in einem abgesonderten Gebiet jenseit der Erfahrung
zu suchen, noch sind sie jemals zulänglich zu einer Erkenntnis von Objekten, die außerhalb des Bereichs
unserer Erfahrung liegen; insofern bedeutet das nicht mehr einen Gegensatz zur Erfahrung, sondern beide
Begriffe entsprechen
sich genau. Nur indem Erfahrung nicht allein für das Ganze der empirischen Erkenntnis, sondern daneben auch für den einen
Faktor derselben (denjenigen nämlich, der nicht auf dem Erkenntnisgesetz, sondern auf dem gegebenen
sinnlichen
Stoff beruht) gebraucht wird, steht das Apriorische dem
Empirischen gegenüber und lehnt Kant eine empirische
Begründung
der von ihm behaupteten Erkenntnisse a priori (z. B. des Kausalgesetzes) ab. Noch besonders
verwahrt er sich gegen die Gleichsetzung des Apriorischen mit demAngeborenen.
Alle Erkenntnis ist nach
ihm erworben, aber ihr Erwerb beruht selbst auf solchen Principien, die in der Erkenntnis ursprünglich und für sie grundlegend
sind. Sie werden uns erst bewußt im Laufe der Erfahrung selbst, die auf ihnen beruht; ja sie sind vielleicht dasjenige,
worin wir am spätesten eine volle, abgeschlossene Einsicht gewinnen.
nasālis, eigentümlicher Symptomenkomplex, bestehend aus Schwindel,
Kopfschmerzen, Unlust zu jeder Thätigkeit,
allmählich zunehmendem
Verlust des
Denk- und Reproduktionsvermögens, Gehörstörungen und einem unbezwinglichen
Widerwillen gegen
Alkohol.
Die
Ursache der Aprosexia nasalis liegt meist in chronischen
Krankheiten der
Nasen- und Rachenhöhle, mit deren
Beseitigung auch die Aprosexia nasalis verschwindet. ^[]
im Sanskrit
Name der Götterhetären. Sie gelten als Frauen der Gandharven (s. d.),
sind von unvergänglicher Schönheit und
Jugend und im Epos eine Zierde von Indras Himmel,
[* 3] wo sie bei Aufführungen als Tänzerinnen
und Schauspielerinnen mitwirken. Der Lieblingsaufenthalt der Apsaras sind
Flüsse
[* 4] und
Gewässer, weshalb sie im
Veda auch «Wasserfrauen»
genannt werden. Sie gelten als geistesverwirrend und werden oft von Indra auf die Erde gesandt, um einen
Büßer zu verführen, dessen strenge
Buße die
Götter fürchten.
Nach
Geburt eines
Kindes kehren sie in den Himmel zurück, ohne sich um das
Kind zu kümmern. Die bekannteste Apsaras ist Urvaçī,
deren Liebesabenteuer mit Purūravas schon im Rigveda geschildert und in der spätern Litteratur häufig
erzählt wird, auch dramatisch von Kālidāsa behandelt worden ist (Geldner in Pischel und Geldner,
«VedischeStudien», Bd.
1, Stuttg. 1889). Das bekannteste
Kind einer Apsaras ist
Çakuntalā, die Tochter der Mēnakā, deren Geschichte ebenfalls Kālidāsa
dramatisch behandelt hat. –
Über die Apsaras vgl. Apsaras Holtzmann in der «Zeitschrift
der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft», Bd. 33 (Lpz.
1879).
eine zum russ. Gouvernement
Baku in
Transkaukasien gehörige Halbinsel, mit der das Südostende des
Kaukasus
als mächtiges
Vorgebirge unter dem
Namen Gjurgany über 60 km in das
KaspischeMeer vorspringt und an deren Südküste
Baku (s. d.)
liegt. Die Halbinsel ist sehr hoch gelegen, eben, steinig und den
Winden
[* 5] ausgesetzt, die den Sand vom
Meeresufer in das
Innere wehen und dort Dünen bilden. Nach der Sage der
Perser soll sie sich früher bis zum
Vorgebirge Taru,
dem entgegengesetzten Ufer des
Kaspisees, hingezogen und diesen in zwei Hälften geteilt haben.
Besonders merkwürdig ist Apscheron durch seine Salsen oder Schlammvulkane, seine mächtigen Erdfeuer
und andere Eruptionserscheinungen, in deren Bereich auch die umliegenden
Inseln gehören. Das Petroleum liegt in den mittlern
Tertiärschichten, unterhalb deren sich eine davon ganz durchdrungene Schicht über einer undurchlässigen Thonschicht vorfindet,
und aus welcher es infolge von Gasdruck aufsteigt. Die mittlere
Temperatur des
Bodens ist 15°, die des
Petroleums 16–18°, die der Gasquellen 20° C. Das
KleineEwigeFeuer liegt westlich, das
GroßeEwigeFeuer 16 km nordöstlich
von
Baku, zwischen den Dörfern
Surachany und Emir-Hadschan, an der
Stelle Ataschga, d. h. Feuerort, wo die feueranbetenden
Parsen oder Gebern einen
Tempel
[* 6] gebaut hatten.
Hier brennt das von
Kohlenwasserstoffgas genährte, ohne
Rauch und
Geruch aufflammende
Feuer in einer unregelmäßig gestalteten, 38 m
langen und über 3 m tiefen Grube, deren
Grund mehr felsig als erdig ist; doch brennt es nicht überall gleich hoch, nirgends
über 6 m hoch.
Über dieMauer des Tempelgebäudes ragten vier steinerne
Röhren,
[* 7] aus denen große Flammen
emporstiegen; auf den
Mauern selbst erhoben sich andere kleinereRöhren. Jede Vertiefung, die man im Umkreise von 2 km in
die Erde macht, läßt
Gas ausströmen, das sich zwar nicht von selbst entzündet, aber, nachdem es angezündet, fortbrennt,
bis man die Öffnung mit Erde zudeckt. An der
Stelle des ehemaligen
Tempels¶
mehr
liegen jetzt riesige Fabrikgebäude, wo man ununterbrochen das rohe Petroleum destilliert, indem man die mächtigen Retorten
nur mit den unterirdisch austretenden Gasen heizt. Unfern davon steht noch das verlassene Kloster der Feueranbeter. Über die
Ausbeutung der Quellen s. Baku. Die Schlammvulkane oder «WachsendenBerge» liegen an der Straße vonBaku nach
Nawagi in einer Ausdehnung
[* 9] von etwa 15 km. Auch das ganze dreieckige Gebiet zwischen Baku, Schemacha und Saljany an der Kura
gehört zu dem weiten Revier der südöstl.
Schlammwulkane des Kaukasus, denen ein anderes am äußersten Nordwestende des Gebirges, auf der Halbinsel Taman, entspricht.
In neuester Zeit hat Abich jenes Gebiet gründlich untersucht. Unter den benachbarten Inseln ist Swinoj-Ostrow
oder die Schweininsel fast ganz mit Petroleumquellen und Schlammvulkanen bedeckt, und die InselTscheleken hat, außer bedeutenden
Steinsalzlagern, 3500 Petroleumbrunnen. Der sog. Apscheronsche Berg, auf dem ein Leuchtturm erbaut ist, erhebt sich 75 m über
das Meer unter 40° 24' nördl. Br. und 67° 59' östl. L.