758 süßen, weichlichen
Speisen Appetit nach scharfschmeckenden
Stoffen, welche auch wirklich nützlich sein können, insofern
sie durch Reizung der
Magenschleimhaut die
Absonderung des
Magensaftes und damit die
Verdauung befördern, jedoch nur dann, wenn
der
Magen
[* 2] im übrigen gesund ist. Liegt aber dem Unbehagen nach dem
Essen
[* 3] eine
Magenkrankheit oder ein sonstiges
Leiden
[* 4] zu
Grunde, so können dabei Reizmittel nur schaden. Dies gilt überhaupt von den Appetit oder Gelüsten (s. d.)
der
Kranken (wie auch der Schwangern), denen nur selten ein wirkliches physiol. Bedürfnis
zu
Grunde liegt.
Appetitlosigkeit
(Anorexie) stellt sich bei fast allen
Krankheiten ein, meist dadurch, daß sie dieVerdauungsorgane
in Mitleidenschaft ziehen, oft aber lediglich unter Vermittelung des
Nervensystems.
Schon Gemütsbewegungen,
Gram, Schreck,
Furcht,
Ärger verscheuchen den Appetit. Die wirklich vorhandene
Magenkrankheit steht oft in gar keinem Verhältnisse zur
Störung
des Appetit. Sehr schwere Magenleiden bestehen bei gutem Appetit, ganz leichte
Affektionen vernichten ihn bisweilen gänzlich.
Nach zu vielem oder zu schwerem
Essen den schon verdorbenen
Magen durch reizende
Substanzen noch mehr anzugreifen,
ist verkehrt; vielmehr ist hier nur die strengste Diät am Platze. Leidet man dagegen an dauernder Appetitlosigkeit, so richtet
es sich nach dem, durch den
Arzt zu bestimmenden
Grund der
Störung, ob man zu gelinden Reizmitteln greifen
darf oder nicht. Magenstärkende
Mittel giebt es nicht, nur
Mittel, welche wegen ihrer chem.
Ähnlichkeit
[* 5] mit dem verdauenden
Magensafte die
Verdauung unterstützen, und
Mittel, welche die Thätigkeit des
Magens anregen. (S.
Dyspepsie.)
Andrea, genannt der
«Maler der Grazien», geb. in Mailand,
[* 6] studierte zu
Parma,
[* 7]
Bologna und
Florenz
[* 8] die Werke großer
Meister, insbesondere aber wirkten
Batoni und R. Mengs auf ihn ein. Er besuchte
Rom
[* 9] dreimal, um in das beinahe verlorene
Geheimnis Raffaelscher Freskomalerei einzudringen, und bald übertraf er in diesem
Kunstzweige alle lebendenMaler in
Italien.
[* 10] Seine Kunst bewies er vorzüglich in der
Kuppel der
Kirche Sta.
Maria presso
San Celso in Mailand und in den
Wand- und Deckengemälden, welche er für den
Statthalter Erzherzog Ferdinand in
dessen Landhause 1795 ausführte.
Napoleon ernannte ihn zu seinem Hofmaler. Appiani malte in der Folge beinahe die ganze kaiserl.
Familie sowie mehrere franz.
Generale, Minister u.s.w. Er starb in Mailand. Er gehört zu den
Vertretern des akademisch-klassticistischen
Stils. Seine besten Werke sind die Deckengemälde im königl. Landhause zu
Monza (Geschichte
Amors und
Psyches) und sein
Apollo
mit den
Musen
[* 11] in der Villa
Bonaparte. Im königl.
Palaste zu Mailand malte er 1808–12
Allegorien auf Napoleons
Leben.
aus
Alexandria, lebte im 2. Jahrh. n.Chr. unter
Trajan, Hadrian und
AntoninusPius, war anfangs Sachwalter zu
Rom, und bekleidete später eine der höchsten kaiserl. Beamtenstellen in
Ägypten.
[* 12] Er schrieb in griech.
Sprache
[* 13] eine röm.
Geschichte von der ältesten bis auf seine Zeit in 24
Büchern, von denen kaum die Hälfte erhalten ist.
Appianus erzählt die Begebenheiten nicht annalistisch, sondern stellt die Geschichte der einzelnen
Teile des
RömischenReichs dar,
wie sie allmählich zu
Rom gekommen sind,
daher die Sondertitel der einzelnen
Bücher, z.B. Iberike, Libyke u.s.w. Die
Darstellung ist nüchtern und kunstlos. Appianus folgt seinen jeweiligen
Quellen ohne Selbständigkeit, entstellt sie auch öfters
durch Flüchtigkeit.
Die erste kritische
Ausgabe von Schweighäuser (3 Bde., Lpz.
1785) ist wieder abgedruckt mit den von Appianus Mai gefundenen Bruchstücken in Didots «Bibliothecascriptorum graecorum», Bd. 5 (Par.
1840); bessere
Ausgabe von
Bekker (2 Bde., Lpz. 1852–53)
und Mendelssohn (2 Bde., ebd. 1879–81);
Übersetzungen von Dillenius (3 Bde., Stuttg.
1828–37) und
Zeiß (2 Bde., Lpz. 1837–38).
–
(Appingedam), Stadt in der niederländ.
Provinz Groningen, an der Linie Delfzijl-Groningen der Niederländ.
Staatsbahnen,
[* 15] an beiden Seiten des Damsterdiep, hat 4341 E., Post,
Telegraph,
[* 16] Handwerk und Kleinhandel.
Das nach Appingadam genannte Damsterdiep ist ein von Groningen bis Delfzijl sich ausdehnender
Kanal,
[* 17] der 1598 gegraben ward, wobei
teilweise der Lauf des ehemaligen Flüßchens
Fivel verfolgt wurde.
Straße (lat.
ViaAppia), im
Altertume die Königin derStraßen genannt, führte von
Rom
über Bovillä,
Forum
[* 18] Appii, Tarracina
(Terracina), Formiä, Minturnä nach
Capua und ward von dem Censor
Appius Claudius Cäcus 312 v.Chr.
aus militär.
Gründen angelegt. Später, vermutlich schon im 3. Jahrh. v.Chr., erhielt sie über Beneventum
eine Fortsetzung bis
Brundisium. Auf einem vortrefflichen
Unterbau war sie mit sehr harten, ohne jeden
verbindenden
Stoff genau ineinandergefügten Polygonsteinen gepflastert; noch gegenwärtig kann man an den vielen wohlerhaltenen
Strecken, besonders bei Tarracina, ihre vorzügliche Bauart erkennen.
Breit genug für zwei sich begegnende Wagen, hatte sie zu beiden Seiten eine erhöhte
Einfassung nach Art unserer Fußsteige
und wurde, zumal beiRom, von zwei fast ununterbrochenen Gräberreihen begleitet, wodurch sie zugleich
die vornehmste monumentale Kunststraße war. Unter den Gräbern ist das bedeutendste und besterhaltene das der
Cäcilia Metella,
ein mit Travertinplatten bekleideter großer Rundbau. Näher nach der Stadt zu grenzen die
Katakomben des heil.
Callistus an
die
Straße. 1850–53 wurde sie von
Rom an bis zum elften Meilensteine unter der Leitung des
ArchitektenCanina ausgegraben und dabei nicht wenige der Grabhäuser und Mausoleen von dem Schutte befreit; freilich ist von ihnen
meistens nur der
Kern des
Mauerwerks erhalten. –
Vgl.
Canina, La prima parte della via Appia dalla porta Capena aBoville
(2 Bde.,
Rom 1853).
Claudĭus, der
Decemvir, aus dem Geschlechte der
Claudier (s. d.), wurde 452 v.Chr. zum Konsul designiert, 451 unter
die
Decemvirn (s. d.) gewählt und führte wider das
Recht nebst seinen Genossen das
Amt auch in dem dritten Jahre (449) fort.
Damals machten die
Volsker und
Sabiner einen Raubzug in das röm. Gebiet. Während die andern
Decemvirn
diesen entgegenzogen, blieben und Oppius mit zwei
Legionen in
Rom. hatte die heftigste Leidenschaft zu Virginia, der
Tochter des
Lucius Virginius und Verlobten des frühern
VolkstribunIcilius, gefaßt und benutzte die
Abwesenheit ihres
Vaters
beim
Heere, Virginia in seine Gewalt zu bringen. Einer seiner Klienten,
MarcusClaudius, mußte angeben,
Virginia sei die Tochter einer seiner Sklavinnen und von der
¶
mehr
kinderlosen Ehefrau des Virginius untergeschoben, und als Richter entschied, daß die angebliche Sklavin einstweilen ihrem
Herrn folgen solle. Jedoch enthüllten Numitorius, ihr Oheim, und Icilius die Absichten des Da ein Aufruhr aufzubrechen drohte,
gab der Decemvir nach und ließ Virginia in den Händen ihrer Familie, erklärte aber, daß er am folgenden
Tage sein Urteil sprechen werde. Virginius, von Numitorius und Icilius herbeigerufen, erschien auf dem Forum nebst seiner Tochter
in Trauerkleidern.
Trotz der Versicherungen des Vaters befahl dem Claudius, die Jungfrau als seine Sklavin wegzuführen. Da bat Virginius den
Decemvir um die Erlaubnis, nochmals die Wärterin in Virginias eigener Gegenwart befragen zu dürfen.
Als einwilligte, ergriff der unglückliche Vater plötzlich das Messer
[* 20] eines in der Nähe befindlichen Fleischers und stieß
es der Tochter in die Brust. Die Auflehnung des Volks und des Heers nötigte die Decemvirn nun ihre Macht niederzulegen, worauf
der Senat (449) die Wiederherstellung der alten Verfassung beschloß. starb 448 im Gefängnisse.