Klaros bei
Kolophon in
Ionien und zu
Patara in Lycien mit ihren ursprünglich ungriech., aber von den griech. Ansiedlern mit
Apollon
[* 2] identifizierten Gottheiten. Auch ist Apollon als
Abwehrer alles Übels der hauptsächlichste Sühngott, zu dessen
Altären sich
der
Sühne wegen die von Blutschuld Befleckten flüchten.
Endlich wird derUrheber und Schützer aller bürgerlichen
und staatlichen Ordnung, als Städtegründer und Gesetzgeber betrachtet. So verehrte man in
Athen
[* 3] den väterlichen Apollon (Apollon
Patroos) als Stammgott und Beschützer des ion.
Stammes überhaupt; so führten die Spartaner ihre von
Lykurgos gegebene
Verfassung
auf den und sein Orakel in Delphi zurück, und wenn irgend ein griech.
Staat eine
Kolonie gründen wollte, so pflegte er sich vorher beim Delphischen Orakel
Rats zu erholen und die beim Beginn des
Frühlings aufbrechenden bewaffneten Kolonistenscharen dem
Frühlings- und Kriegsgotte Apollon zu befehlen. Genau dieselbe
Sitte
findet sich als ver sacrum im Kulte des italischen
Mars
[* 4] (s. d.) ausgeprägt. - Die
Attribute des waren:
der
Wolf,
Habicht,
Schwan,
Rabe,
Geier, Delphin, Greif,
[* 5] die
Maus, Heuschrecke und Eidechse (s. Fig. 2, Apollon Sauroktonos,
d. i.
Eidechsentöter, wahrscheinlich die
Kopie einer
Statue des Praxiteles) sowie der Lorbeer;
Die
Römer haben den
Kultus des Apollon früh von den griech. Pflanzstädten Unteritaliens aufgenommen
und bald zu hoher Bedeutung in der Staatsreligion gebracht. Man hat den Gott in
Rom
[* 7] ebenso wie in
Griechenland
[* 8] als den Urquell aller Reinheit, Klarheit und Ordnung, insbesondere als
Heil- und Sühngott, als Gott der
Musik und der
Weissagung
in zahlreichen
Tempeln verehrt, unter denen namentlich der von
Augustus nach dem
Siege bei
Actium (31v. Chr.)
gestiftete auf dem palatinischen Hügel hervorzuheben ist. Ja auch nördliche, namentlich kelt.
Völkerschaften haben manche ihrer einheimischen Göttergestalten mit dem griech.-römischen Apollon identifiziert,
daher man noch öfter in röm.
Inschriften auf gallischem und german.
Boden den Apollon mit barbarischen
Beinamen, wie Belenus, Grannus
findet.
Ein schönes
Bild des Übel abwehrenden Apollon ist die Mittelfigur im Westgiebel des Zeustempels zu Olympia.
Die entwickelte Kunst stellte Apollon als Ideal männlicher Jugendschönheit dar, bartlos, mit langem, bald über
den
Nacken herabwallendem, bald aufgenommenem und oben in einen Knoten gebundenem
Haar,
[* 9] mit schlankem Wuchs und dem
Ausdruck
reiner göttlicher Hoheit im
Antlitz, gewöhnlich, besonders wenn ihm
Bogen
[* 10] und
Köcher beigegeben sind,
bloß mit einem kurzen, über den Rücken herabhangenden Umwurf (Chlamys),
[* 11] bisweilen, wenn er als Kitharaspieler und Führer
der
Musen
[* 12]
erscheint, mit langem, bis auf die Füße herabwallendem Gewände bekleidet (s. Fig. 1).
Das Haupt ist nicht selten mit einem Lorbeerkranze geschmückt (s.Fig. 1);
öfters ist ihm der Dreifuß als
Symbol der
Weissagung beigegeben. Eine der berühmtesten
Statuen ist die des Apollon vom
Belvedere
(s.
Tafel:
Griechische Kunst III,
[* 1]
Fig. 7) im
Vatikan
[* 13] zu
Rom, eine aus der ersten röm. Kaiserzeit herrührende Nachbildung einer
Bronzestatue, welche den Gott als
Helfer in derNot (Boedromios) darstellt; man hat sie auf das in Delphi
zum
Gedächtnis an die Hilfe
A.s gegen die
Gallier (279 v.Chr.) aufgestellte
Weihgeschenk bezogen. Eine dem Apollon vom
Belvedere an
Alter etwas überlegene
Kopie desselben Originals ist in dem sog. Steinhäuserschen
Kopfe im Museum zu Basel
[* 14] erhalten (s. Fig. 3).
Eine
Statue aus der ältern Kunstperiode, die ihn in steifer Haltung zeigt, ist der von Tenea in
München
[* 15] (s.
Tafel:
Griechische Kunst II,
[* 1]
Fig. 2). -
1) in Illyrien, nördlich vom
Flusse Aous (jetzt Vojuca), etwa 10 km von dessen Mündung in das
Adriatische Meer, war eine
korinth.-corcyräische
Kolonie im Gebiete der Taulantier. Von den Illyriern bedrängt, begab sie sich im 3. Jahrh.
v. Chr. in den Schutz der
Römer. Die geringen Reste der Stadt finden sich bei dem heutigen
Kloster Poiani
im Westen von
Berat. - 2) in
Thrazien, am
Pontus, eine wichtige
Kolonie der Milesier, mit zwei Häfen und einem berühmten
Tempel
[* 16] des
Apollon, dessen kolossale
Bildsäule Lucullus nach
Rom brachte. In der röm. Kaiserzeit sank die
Blüte
[* 17] der Stadt, die
unter den
Byzantinern den
NamenSozopolis erhielt. Jetzt heißt der unbedeutende Ort Sizeboli. - 3) Apollonia, Küstenstadt in Nordafrika,
Hafen der alten Stadt
Kyrene und Geburtsort des Geographen
Eratosthenes. In der spätern rom. Kaiserzeit hieß es
Sozusa, woraus
der heutige
Name Marsa Suza entstanden ist. - 4) inPalästina,
[* 18] 22 röm. Meilen südlich von
Cäsarea. Die
Stätte trägt heute die Ruinen der Kreuzfahrerfestung Arsuf, 17 km nördlich von
Jaffa.
und Apollonion,Musikinstrumente der Engländer Flight und Robson (Anfang des 19. Jahrh.), die durch
Verbindung
von Orgel- mit andern
Klängen
(Pianoforte, Trompeten) das Orchester nachahmten,
Vorläufer der Orchestrions (s. d.).
seine von der alexandrinischen Dichtungsweise abweichenden «Argonautica»
keinen Beifall gefunden hatten und er infolge seiner Richtung mit seinem Lehrer Kallimachus verfeindet war, nach Rhodus. Dort
überarbeitete er die «Argonautica» und erwarb als Lehrer und Schriftsteller so großen Ruhm, daß die Rhodier ihm das Bürgerrecht
erteilten. Später kehrte er nach Alexandria zurück, wo er nach Eratosthenes (s. d.) Vorstand der Bibliothek
wurde. Seine grammatischen Schriften sowie seine andern Dichtungen sind bis auf Bruchstücke verloren; erhalten sind die «Argonautica»
(4 Bücher), ein Gedicht, das mehr Gelehrsamkeit und Fleiß als Dichtergenie zeigt. Die Römer bewunderten das Werk, es wurde
von Publius Terentius Varro übersetzt, von Virgilius im einzelnen und von Valerius Flaccus im ganzen nachgeahmt.
BesteAusgabe mit den Scholien von Merkel (Lpz. 1853-54), deutsche Übersetzungen von Willmann (Köln
[* 21] 1832) und Osiander (Stuttg.
1837). -
Vgl. Weichert, Über das Leben und Gedicht des Apollonius (Meiß. 1821);
von Perga (in Pamphylien), neben Euklid und Archimedes einer der Begründer der mathem. Wissenschaften im 3. Jahrh.
v. Chr., bildete sich Zu Alexandria, wo er um 200 v. Chr. lebte. Von seinem Hauptwerk über die Kegelschnitte
[* 23] («De sectionibus
conicis libri octo») sind vier Bücher in griech. Sprache,
[* 24] die drei folgenden in arab. Übersetzung vorhanden,
das achte ist verloren. Eine mathem. Abhandlung («Peri logu apotomēs) ist nur in arab.
Übersetzung bekannt, andere seiner Werke zum Teil nur durch Anführungen bei Pappus (s. d.). Ausgaben von Halley (Oxf. 1710),
Heiberg (Apollonii Pergaei quae graece exstant, 2 Bde., Lpz.
1891-93), deutsche Bearbeitung von Balsam (Berl. 1863).
von Tyăna (in Kappadocien), ein Neupythagoreer (s. d.), der unter Nero lebte.
Erhalten sind unter seinem Namen über hundert meist kurze, aber an Kernsprüchen reiche Briefe (hg. von Hercher in den «Epistolographi
graeci», Par. 1873), deren Echtheit jedoch sehr fraglich ist. Sein Leben beschrieb in romanhafter
Ausschmückung der ältere Philostratus (3. Jahrh.), der den Apollonius weite Reisen bis Indien unternehmen, wunderbare
Abenteuer erleben läßt und in der Person des Apollonius die neupythagoräischen Ideen den stoischen, christlichen u. s. w.
gegenüberstellt (hg. von Westermann, Par. 1849; von Kayser, Lpz. 1870; deutsch von von Baltzer, Rudolst. 1883). Im 4. Jahrh.
wurde dann diese Biographie von Hierokles zu einer Schrift gegen das Christentum benutzt, die aber nur aus
der Widerlegung des Eusebius bekannt ist. -
von Tyrus, der Held eines griech. Romans, der, namentlich wegen eingelegter Rätsel beliebt, im Mittelalter
fast in alle abendländ. Sprachen übersetzt wurde. Prinz Apollonius erkennt aus einem Rätsel, das ihm König Antiochus
von Syrien aufgiebt, als er um dessen Tochter wirbt, daß Antiochus mit dieser in Blutschande lebt. Von dem entlarvten Fürsten
verfolgt, erlangt er als Hofmeister Liebe und Hand
[* 27] der Prinzessin von Kyrene, Archestratis. Auf einer Reise verliert er die
Gattin durch Scheintod, seine Tochter durch
Piraten; diese findet er schließlich in den Händen eines
Kupplers zu Mitylene, aber unberührt, jene als Oberpriesterin der Diana zu Ephesus wieder.
Das vermutlich griech. Original, wohl im 3. Jahrh. n. Chr.
entstanden, ist nicht mehr vorhanden, nur eine alte lat. Bearbeitung, etwa aus dem 6. Jahrh.
n. Chr. (vgl. Historia Apollonii regis Tyri iterum rec. Alex. Riese, Lpz. 1893), verwertet in den «Gesta
Romanorum» (s. d.); in Verse umgesetzt ist der erste Teil in den fragmentarischen «Gesta Apollonii» in leoninischen Hexametern
(hg. von Dümmler in «Poetae lat. aevi Carolini», II),
das Ganze in Gottfrieds von Viterbo «Pantheon». Aus dem 11. Jahrh.
stammt ein angelsächs. Prosaroman aus lat.
Quelle
[* 28] (hg. von Thorpe, Lond. 1834); das engl. Volksbuch (1510)
beruht auf franz. Grundlage. Nach den «Gesta Romanorum»
erzählte die Apolloniussage Gower in seiner engl. Dichtung«Confessio amantis» (um 1400) und Twine in einer Prosanovelle (1576);
aus beiden schöpfte Shakespeare im «Pericles», an welchem Drama vielleicht Geo. Wilkins, der Verfasser
einer Perikles-Novelle (1608), beteiligt war. In Deutschland
[* 29] bearbeitete den StoffHeinrich von Neustadt
[* 30] (s. d.) um 1300, in
einem langen, größtenteils frei erfundenen Gedichte (Auszüge von J. Strobl, Wien
[* 31] 1875); das 15. Jahrh. brachte eine mitteldeutsche
Prosa (hg. von K. Schröder in «Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft», Bd. 5, Lpz.
1872) und die «Histori des Küniges Appolonij», die
Steinhöwel (s. d.) 1461 aus Gottfried von Viterbo und den «Gesta Romanorum» übersetzte. Eine niederdeutsche
Fassung erschien Hamburg
[* 32] 1601. Eine Erneuerung bot Simrock, «Deutsche
[* 33] Volksbücher», Bd. 15, und «Quellen des Shakespeare», Bd.
2, sowie Ed. von Bülow, «Novellenbuch», Bd. 4 (Lpz.
1836). In dem franz. Roman des 13. Jahrh. «Jourdains de Blaivies»
(hg. von Hofmann, 2. Aufl., Erlang. 1882) ist Apollonius ein karolingischer Held geworden; enger an die alte Erzählung schließt sich
eine altfranz.
Prosa (gedruckt um 1480 in Genf),
[* 34] der bis ins 18. Jahrh. mehrere andere franz.
Fassungen folgten. Eine span. Bearbeitung des 13. Jahrh.
enthält die «Biblioteca de autores españoles», Bd. 57. Dazu
kommen ital., dän. (Kopenh.
1627),
mit dem Beinamen Dyskŏlos (d. i. der ernste, strenge [Forscher]), griech. Grammatiker aus Alexandria, lebte
in der zweiten Hälfte des 2. Jahrh. n. Chr., wirkte
eine Zeit lang auch in Rom. Als Grammatikerstand er in größtem Ansehen. Unter seinen erhaltenen Schriften
ist die bedeutendste «De syntaxi seu constructione orationis libri IV», hg. u." a. von Bekker (Berl. 1817),
übersetzt und
erläutert von Buttmann (ebd. 1878). Bekker gab auch andere, früher meist nur dem Titel nach bekannte Schriften des Apollonius heraus:
«De pronomine» (Berl. 1813),
«De adverbiis» und «De conjunctionibus» (in den «Anecdota graeca», Bd. 2, ebd.
1817). Gesamtausgabe der Werke des von Rich.
Schneider und Uhlig, («Grammatici graeci», 1. Tl., Lpz. 1878). Sohn des Apollonius war der berühmte Grammatiker Herodianus (s. d.).