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Belagerungsmaschinen ist gedruckt in den «Veteres mathematici» (Par. 1693),
vollständiger in der «Poliorcétique des Grecs» von Wescher (ebd. 1867).
Belagerungsmaschinen ist gedruckt in den «Veteres mathematici» (Par. 1693),
vollständiger in der «Poliorcétique des Grecs» von Wescher (ebd. 1867).
s. Stearin. ^[= Tristearin, neben Palmitin ein Hauptbestandteil der festen Fette (s. d.) oder Talgarten, in ...]
[* 2] (lat. Apollo) erscheint unter den Göttergestalten der griech. Mythologie als eine in ethischem Sinne besonders durchgebildete, und sein Kult hat namentlich in den dor. Staaten sehr viel zur Milderung der Sitten und zur Heilighaltung der staatlichen Ordnung beigetragen; doch ist Apollon nicht ein ursprünglich nur dorischer, sondern ein von allen griech. Stämmen verehrter Gott. Seiner ursprünglichen Naturbedeutung nach ist der Gott des Sonnenlichts, wie es deutlich in dem Beinamen, den er in der Homerischen Poesie gewöhnlich führt, Phoibos (d. h. der Leuchtende, Strahlende), sowie in den Beinamen Lykcios (s. d.), Aigletes (der Glänzende), Chrysokomas (der Goldhaarige) u. s. w. hervortritt.
Daher heißt er der Sohn des Zeus [* 3] und der Leto (s. d.), vielleicht einer Göttin des nächtlichen Dunkels, die in der systematischen griech. Mythologie, als die Mondgöttin Hera [* 4] zur rechtmäßigen Gemahlin des Zeus geworden war, nur als Kebsfrau des Zeus erscheint. Der Mythus erzählt: Leto, von der Eifersucht der Hera, die allen Ländern und Inseln verboten hatte, die Verfolgte aufzunehmen, lange Zeit umhergetrieben, findet endlich auf Delos, das zu der Zeit noch als schwimmender Fels in der stürmisch bewegten Meeresflut umtrieb, eine Stätte und gebiert hier Zwillinge, den und die Artemis. [* 5]
Der neugeborene Gott ergreift alsbald Pfeil und Bogen, [* 6] eilt über Meer und Länder hinweg und tötet mit seinen sichern Pfeilen den verderblichen Drachen Python (s. d.). So zeigt er sich gleich nach seiner Geburt als der Überwinder der dem Lichte und, wie dies dann im ethischen Sinne aufgefaßt wurde, der sittlichen Weltordnung feindlichen Mächte, und wird als Übelabwender, Retter durch eine Reihe von Beinamen (Alexikatos, Apotropaios, Epikurios, Sotēr u. ähnl.) bezeichnet.
Demnach erscheint er in den Sagen auch als Rächer frevelhafter Überhebung der Menschen über die ihnen von der Gottheit gesetzten Schranken (der Hybris). So erlegt er mit Artemis den ungefügen Riesen Tityos, vernichtet samt den übrigen Göttern die Giganten, tötet wiederum in Gemeinschaft mit Artemis die Kinder der Niobe und sendet pestbringende Pfeile (die ursprünglich die verderblichen Wirkungen der allzu mächtigen Strahlen der Sonne [* 7] bedeuten) in das Lager [* 8] der Griechen vor Troja, [* 9] weil Agamemnon seinen Priester Chryses beleidigt hat. Daher heißt er auch schon in den Homerischen Gedichten gewöhnlich der Ferntreffer (Hekatebolos) und der Gott mit dem silbernen Bogen (Argyrotoxos).
Die ursprüngliche Naturbedeutung des Apollon tritt noch deutlich im Kultus hervor, insofern alle seine Feste ausschließlich in die warme Jahreszeit fallen. So feierte man im Frühling zu Delos, Delphi, Ephesus u. s. w. heitere Feste, die entweder der Rückkehr des während des Winters in der Ferne weilenden Sonnengottes oder dessen Geburt und seinem Sieg über die dämonischen Gewalten des Winters galten. Die Seefahrer, Fischer und Kolonisten, die mit Sehnsucht den Frühling erwarteten, um ihre Fahrten Zu beginnen, pflegten ihn als Delphinios, d. i. als Eröffner der Seefahrt im Frühling, zu verehren.
Dagegen sind die apollinischen Feste der heißen Jahreszeit (d. i. des eigentlichen Sommers und Herbstes) entweder Sühn- oder Erntefeste oder beides zugleich; man dachte sich nämlich in dieser Jahreszeit, in welche die Ernten fallen, aber auch infolge der Hitze epidemische Krankheiten ausbrachen, den Apollon entweder als eine wohlthätige Macht des Erntesegens und der Gesundheit, oder als einen verderblichen, durch Opfer und Gebete zu sühnenden Gott. Solche Feste waren die ion. Thargelien (s. d.), die lakonischen Hyakinthien (s. Hyakinthos) und Karneien (s. d.), die attischen Pyanepsien (s. d.) u. s. w. Als Sonnengott erscheint Apollon ferner in der Sage, nach welcher er dem Admetos (s. d.) als Knecht dienen mußte; denn Admetos (d. h. der «ungebändigte») ist der unüberwindliche Todesgott, und die Dienstbarkeit des Sonnengottes drückt die Machtlosigkeit der Sonne während des die Natur gleichsam in die Fesseln des Todes schmiedenden Winters aus. Endlich ist auch die Sage von den Hyperboreern (s. d.) aus der ursprünglichen Naturbedeutung des Lichtgottes zu erklären und damit das Symbol des ebenfalls im hohen Norden [* 10] gedachten Greifs (s. d.) in Verbindung zu setzen.
Wenn Apollon bei Homer und in mehrern altertümlichen Kulten, z. B. zu Amyklä, auf dem Thornax in Lakonien, in Attika u. s. w. als Kriegsgott auftritt (Apollon Boedromios, Boathoos, Stratagios u. s. w.), so beruht diese Auffassung auf dem vielfach verbreiteten Gedanken, daß der Sonnengott ein streitbarer Held sei, der die feindlichen Dämonen des Winters und der Finsternis siegreich überwindet. Dieselbe Entwicklung läßt sich auch für den altitalischen Mars [* 11] (s. d.) nachweisen.
Durch die mehr und mehr in den Vordergrund tretende geistige und ethische Auffassung der Gottheiten wurde der Gott des reinen Sonnenlichte zum Repräsentanten und Schützer aller Reinheit und Klarheit auf geistigem und sittlichem Gebiete, zum Urquell aller Bildung und alles Fortschritts in socialer wie polit. Beziehung. So erscheint er zunächst als Gott des Gesangs und des die Leidenschaften besänftigenden Kitharaspiels, daher ihm auch die Leier (Lyra, [* 12] Kithara, [* 13] Phorminx) als zweites Hauptattribut neben dem Bogen gegeben wird. Er führt (als Kitharaspieler) den Chor der Musen [* 14] (Apollon Musagetes; s. Fig. 1, wahrscheinlich die Kopie einer Statue des Skopas, die später in dem palatinischen Apollotempel aufgestellt war) und verleiht die Gabe des Gesangs und der Dichtung.
Als Gott der geistigen Erleuchtung ist Apollon auch der Gott der Weissagung, der Orakel erteilt, freilich oft nicht mit klaren Worten, sondern nur andeutend und mißverständlich, weshalb sein Beiname Loxias schon im Altertum von loxos, d.h. krumm, zweideutig, abgeleitet wurde. Viele seiner Heiligtümer waren zugleich berühmte Orakelstätten, wie vor allen das delphische, ferner das zu Abä in Phocis, zu Orobiä auf der Insel Euböa und ferner die Heiligtümer zu Didyma bei Milet (das sog. Heiligtum der Branchiden), zu
Klaros bei Kolophon in Ionien und zu Patara in Lycien mit ihren ursprünglich ungriech., aber von den griech. Ansiedlern mit Apollon identifizierten Gottheiten. Auch ist Apollon als Abwehrer alles Übels der hauptsächlichste Sühngott, zu dessen Altären sich der Sühne wegen die von Blutschuld Befleckten flüchten. Endlich wird der Urheber und Schützer aller bürgerlichen und staatlichen Ordnung, als Städtegründer und Gesetzgeber betrachtet. So verehrte man in Athen [* 16] den väterlichen Apollon (Apollon Patroos) als Stammgott und Beschützer des ion. Stammes überhaupt; so führten die Spartaner ihre von Lykurgos gegebene Verfassung auf den und sein Orakel in Delphi zurück, und wenn irgend ein griech. Staat eine Kolonie gründen wollte, so pflegte er sich vorher beim Delphischen Orakel Rats zu erholen und die beim Beginn des Frühlings aufbrechenden bewaffneten Kolonistenscharen dem Frühlings- und Kriegsgotte Apollon zu befehlen. Genau dieselbe Sitte findet sich als ver sacrum im Kulte des italischen Mars (s. d.) ausgeprägt. - Die Attribute des waren: der Wolf, Habicht, Schwan, Rabe, Geier, Delphin, Greif, [* 17] die Maus, Heuschrecke und Eidechse (s. Fig. 2, Apollon Sauroktonos, d. i. Eidechsentöter, wahrscheinlich die Kopie einer Statue des Praxiteles) sowie der Lorbeer;
Wolf, Habicht und Lorbeer lassen sich auch als Attribute des Mars nachweisen. -
Vgl. Röscher, Studien zur vergleichenden Mythologie der Römer [* 18] und Griechen. I. und Mars (Lpz. 1873);
Milchhöfer, über den attischen Apollon (Münch. 1873);
Sehrwald, Der Apollonmythus (Berl. 1895).
Die Römer haben den Kultus des Apollon früh von den griech. Pflanzstädten Unteritaliens aufgenommen und bald zu hoher Bedeutung in der Staatsreligion gebracht. Man hat den Gott in Rom [* 19] ebenso wie in Griechenland [* 20] als den Urquell aller Reinheit, Klarheit und Ordnung, insbesondere als Heil- und Sühngott, als Gott der Musik und der Weissagung in zahlreichen Tempeln verehrt, unter denen namentlich der von Augustus nach dem Siege bei Actium (31 v. Chr.) gestiftete auf dem palatinischen Hügel hervorzuheben ist. Ja auch nördliche, namentlich kelt. Völkerschaften haben manche ihrer einheimischen Göttergestalten mit dem griech.-römischen Apollon identifiziert, daher man noch öfter in röm. Inschriften auf gallischem und german. Boden den Apollon mit barbarischen Beinamen, wie Belenus, Grannus findet.
Ein schönes Bild des Übel abwehrenden Apollon ist die Mittelfigur im Westgiebel des Zeustempels zu Olympia. Die entwickelte Kunst stellte Apollon als Ideal männlicher Jugendschönheit dar, bartlos, mit langem, bald über den Nacken herabwallendem, bald aufgenommenem und oben in einen Knoten gebundenem Haar, [* 21] mit schlankem Wuchs und dem Ausdruck reiner göttlicher Hoheit im Antlitz, gewöhnlich, besonders wenn ihm Bogen und Köcher beigegeben sind, bloß mit einem kurzen, über den Rücken herabhangenden Umwurf (Chlamys), [* 22] bisweilen, wenn er als Kitharaspieler und Führer der Musen erscheint, mit langem, bis auf die Füße herabwallendem Gewände bekleidet (s. Fig. 1). Das Haupt ist nicht selten mit einem Lorbeerkranze geschmückt (s. Fig. 1); öfters ist ihm der Dreifuß als Symbol der Weissagung beigegeben. Eine der berühmtesten Statuen ist die des Apollon vom Belvedere (s. Tafel: Griechische Kunst III, [* 15] Fig. 7) im Vatikan [* 23] zu Rom, eine aus der ersten röm. Kaiserzeit herrührende Nachbildung einer Bronzestatue, welche den Gott als Helfer in der Not (Boedromios) darstellt; man hat sie auf das in Delphi zum Gedächtnis an die Hilfe A.s gegen die Gallier (279 v.Chr.) aufgestellte Weihgeschenk bezogen. Eine dem Apollon vom Belvedere an Alter etwas überlegene Kopie desselben Originals ist in dem sog. Steinhäuserschen Kopfe im Museum zu Basel [* 24] erhalten (s. Fig. 3). Eine Statue aus der ältern Kunstperiode, die ihn in steifer Haltung zeigt, ist der von Tenea in München [* 25] (s. Tafel: Griechische Kunst II, [* 15] Fig. 2). -
Vgl. Overbeck, Griech.
Kunstmythologie, 3. Bd., 5. Buch, Apollon (Lpz. 1887-89); Freericks, Der Apoll von Belvedere (Paderb. 1894).