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Kirche, die meisten Kaufläden und die
Niederlassung von
Ruge und Hedemann gerechnet. Der
Hafen ist den Nordwinden offen; 1893 liefen 81 Handelsschiffe
mit 74955 t ein. Am verlor hier die
deutsche Kriegsmarine 2 Schiffe,
[* 2] 5 Offiziere und 90 Mann bei einem
Orkan. –
Vgl. Tesdorpf, Das
Gefecht bei Apia Ende 1888 und fernere Ereignisse dort 1889 (Berl. 1891).
piacere (ital., spr. -tschehre,d. i. nach Gefallen, nach Belieben, auf Verlangen), eine
Klausel im Wechsel zur Bestimmung
der
Zahlungszeit, welche die Deutsche
[* 3] Wechselordnung nicht zuläßt, wohl aber die
Österreichische. Sie bedeutet, daß der
Wechselinhaber dieZahlung jederzeit fordern kann. In der Österr. Wechselordnung ist das a piacere ausdrücklich
dem
a vista gleichgestellt, so daß der Wechsel a piacere als reiner Sichtwechsel (s. d.)
gilt. Die
Klausel kommt wohl auch in dem
Sinne vor, daß sie die
Zahlungszeit in das Belieben des Verpflichteten stellt, ist
in diesemSinne im Wechsel aber unzulässig und würde den Wechsel ungültig machen. –
A p. (a piacimento)
in der
Musik, s.
Al piacer.
Petrus, eigentlich
Bienewitz oder
Bennewitz, Astronom und Geograph, geb. 1495 zu
Leisnig in
Sachsen,
[* 4] studierte
in
Leipzig,
[* 5] war seit 1527 Professor der Mathematik zu
Ingolstadt,
[* 6] ward 1541 vonKaiserKarl V. in den Adelstand
erhoben und starb zu
Ingolstadt. In seiner berühmten «Cosmographia» (Landsh.
1524;
Antwerp. 1529 u.ö.), die in mehrere
Sprachen übersetzt worden ist, schlug er nach dem Vorgange Werners die Messung
von Monddistanzen
[* 7] zur Bestimmung geogr. Längen vor und machte zuerst die Bemerkung,
daß die Schweife der
Kometen
[* 8] von der
Sonne
[* 9] abgewendet seien. Sonst sind noch sein «Astronomicum Caesareum»
(Ingolst. 1540, mit Holzschnitten) und die
«Inscriptionessacrosanctae vetustatis» (ebd. 1534, mit Holzschnitten) hervorzuheben.
Apianus erfand und verbesserte verschiedene mathem. und astron.
Instrumente, von denen er mehrere in besondern
Schriften beschrieben
hat. –
Philipp, Sohn des vorigen, geb. zu
Ingolstadt, folgte daselbst dem
Vater auf dem Lehrstuhle, mußte
aber,
weil erProtestant war, 1568 flüchten. Er wurde hierauf Professor der Mathematik zu
Tübingen
[* 11] und starb daselbst Apianus machte
sich berühmt durch die «Bayr.
Landtafeln» (1568), eine Karte von
Bayern
[* 12] in 24
Blatt.
[* 13] Einen Erd- und einen
Himmelsglobus von Apianus aus dem Jahre 1576 bewahrt
die königl.
Hof- und Staatsbibliothek zu
München.
[* 14] –
Marcus Gabius, ein sprichwörtlich gewordener Feinschmecker, der zur Zeit des
Augustus und
Tiberius lebte und
die
Kochkunst um viele neue Erfindungen bereicherte.
Als er sein großes Vermögen bis auf einen Rest von etwa 1 Mill. M. erschöpft
hatte, nahm er
Gift, um nicht, wie er fürchtete,
Hungers sterben zu müssen. Das Kochbuch in 10
Abteilungen,
«Dere coquinaria», das den
Namen des Apicius trägt, rührt von einem gewissen
Caelius her, der sein Werk wohl «Apicius» betitelt
hatte. Es wurde zuletzt herausgegeben von
Schuch (2. Aufl., Heidelb. 1874).
das in
Nadeln
[* 15] krystallisierende
Glykosid des Petersilienkrautes, C27H32O16, welches durch verdünnte
Säuren in Zucker
[* 16] und
Apigenin, C15H10O5, zersetzt wird.
Franz Maria
Ulrich Theod., deutscher Physiker, geb. 1724 zu Rostock,
[* 17] studierte
anfangs
Medizin, widmete sich dann physik. und mathem.
Studien und zeichnete sich darin derartig aus, daß
er Mitglied der
Berliner
[* 18]
Akademie der Wissenschaften wurde. 1757 ließ er sich in
Petersburg
[* 19] als Mitglied der
Kaiserl.
Akademie
der Wissenschaften und Professor der Physik nieder, stand in großer Gunst bei
Katharina II., die ihn zum Erzieher ihres
SohnesPaul bestimmte, und wollte Schulen in ganz
Rußland einführen, was ihm aber mißlang. Äpinus starb im Aug. 1802 zu
Dorpat.
[* 20] Er erzielte besondere Erfolge auf dein Gebiete der Elektricität und des
Magnetismus
[* 21] und baute die Franklinsche
Theorie
weiter aus. Er veröffentlichte: «TentamenTheoriae Electricitatis et Magnetismi» (Petersb. 1759),
sein Hauptwerk;
ferner
«On the distribution of heatatthe surface of the earth» (1762) und andere
Schriften astron., mechan.,
optischen, meteorolog. und rein mathem.
Son.,
Birnenhaarstern,
Vertreter der bekanntesten oberjurassischen Seelilienfamilie, am meisten eigentümlich
durch den allmählichen Übergang des Stieles in den aus sehr großen Kalkstücken gebildeten
Kelch mittels sehr bedeutender,
ungefähr birnförmiger Verdickung der Stielglieder.
Petersilienkampfer, eine organische
Verbindung von der Zusammensetzung C12H14O4, die neben einem
Terpen
bei der
Destillation
[* 22] von Petersiliensamen mit Wasserdämpfen erhalten wird. Es krystallisiert in
Nadeln, ist unlöslich in
Wasser, löslich in
Alkohol und
Äther, schmilzt bei 32° und siedet bei 294°. In konzentrierter Schwefelsäure
[* 23] löst sich
Apiol mit roter
Farbe. Durch alkoholisches Kalium wird es in das isomere Isapiol übergeführt, das durch
OxydationApiolaldehyd, C10H10O5, und Apiolsäure, C10H10O6, liefert. Die letztere spaltet sich beim
Erhitzen in
Kohlensäure und
Apion, C9H10O4, welches wahrscheinlich ein
Methyläther eines Tetraorybenzols ist. Apiol wird
besonders in
Frankreich als Ersatz des
Chinins bei
Wechselfieber in täglichen Dosen von 0,25 benutzt, größere
Mengen verursachen, ähnlich wie große Chinindosen,
Trunkenheit,
Kopfschmerz u.s.w.
Die
bekannteste Art, Apios tuberosa Pursh.
aus Nordamerika,
[* 25] seit 1640 bekannt, mit purpurfarbenen
Blumen, findet sich häufig als Gartenzierpflanze und eignet sich zu
Lauben, Pyramiden und Wandbekleidungen.
Sie hat einen aus (eßbaren)
Knollen
[* 26] zusammengesetzten, viele
Ausläufer bildenden
Wurzelstock, durch dessen Zerteilung sie leicht vermehrt werden kann.
[* 27] ägypt.
Hap, heiliger
Stier, zu Memphis verehrt. Sein Dienst ist uralt; nach der manethonischen Überlieferung
soll er in der 2. Dynastie vom Könige Kaiechôs zugleich mit dem des Mnevisstieres von Heliopolis und des
Bocks von
Mendes
eingeführt worden sein. Man setzte den Apis mit dem Ortsgott von Memphis, dem Ptah,
[* 28] in
Verbindung¶
und hielt ihn für eine «Wiederholung» des Ptah. In der spätern Theologie, die alle Götter als Sonnengötter miteinander identifizierte,
wird der Apis auch als «das beseelte Bild des Osiris»
[* 30] (Plutarch) aufgefaßt. Die Ägypter stellen ihn als schwarzen Stier dar;
vorn an der Stirn trägt er einen dreieckigen weißen Fleck; der untere Teil des Halses, der Bauch,
[* 31] die Beine
und das Schwanzende sind weiß. Um den Hals trägt er eine Kette, auf dem Rücken eine Decke.
[* 32] Auf dem Nacken hat er als Abzeichen
die geflügelte Sonne, oder einen Geier mit ausgebreiteten Flügeln; dieselben Merkmale finden sich auch auf dem Hinterkörper.
Hierzu stimmt im wesentlichen die Schilderung, die Herodot vom Apis entwirft. Als Tier des Sonnengottes wurde der Apis auch mit
der Sonnenscheibe,
[* 33] an der sich vorn eine Schlange
[* 34] emporreckt, dargestellt (s. vorstehende
[* 27]
Figur).
Wie der Mensch, wurde nach ägypt. Glauben auch das heilige Tier nach seinem Tode eins mit Osiris; wie man
den verstorbenen Menschen als Osiris bezeichnet, so heißt deshalb auch der tote Apis: Osiris-Apis, ägypt.
Osar-Apis (Sarapis, s. d.). Die verstorbenen Apisstiere wurden seit der 18. Dynastie
in einer bei Sakkara belegenen Gruft, dem sog. Serapeum (s. d.),
beigesetzt.