707 aber, nach dem mißglückten Versuche, im
Reichstage eine franz. Rede zu halten, den Verhandlungen nur sehr selten bei.
Am aus dem
Reichslande ausgewiesen, siedelte er nach Grevenmachern in Luxemburg
[* 2] über; sein Reichstagsmandat legte
er erst, als ihm die Verwicklung in einen Landesverratsprozeß dauernd die Rückkehr nach
Deutschland
[* 3] verbot, am nieder. Er ging dann nach
Frankreich, trat hier als Revancheredner
auf und stellte sich später der franz.
Regierung in dem Wahlfeldzuge gegen
Boulanger zur
Verfügung. Im März 1889 wurde er durch Beschluß der Deputiertenkammer
in
Frankreich naturalisiert. Es gelang ihm zwar nicht, ein parlamentarisches
Mandat zu erringen, doch belohnte
ihn die Regierung durch Anstellung bei der
Verwaltung des Tabakmonopols. 1893 wurde er zum Generalzahlmeister ernannt.
Markus, russ. Bildhauer, geb. 1843 in Wilna,
[* 4] besuchte die
Akademie in
Petersburg
[* 5] und ist seit 1880 Professor
derselben. Er lebt in
Paris.
[* 6]
Bai an der Nordspitze
Madagaskars, auch
Bai von
Diego Suarez genannt, liegt unter 12° 14' südl.Br.
und erstreckt sich an der
Spitze einer langgestreckten Halbinsel, die ins
Kap Amber ausläuft, durch eine schmale Einfahrt
tief ins Land hinein, so einen großen wohlgeschützten
Hafen bildend, der jetzt mit dem umgebenden
Lande zu
Frankreich gehört
und mit
Mozambique und den madagassischen Häfen in
Verbindung steht.
(spr. -ki),Francesco, Napoleons I.
Arzt auf St. Helena, geb. 1780 auf Corsica,
[* 8] studierte
zu Pisa
[* 9]
Medizin und war seit 1812 Prosektor am Hospitale Sta. Maria zu
Florenz.
[* 10] Er wurde 1818 im
Namen der
Mutter Napoleons durch
Kardinal
Fesch bewogen nach St. Helena zu gehen, um dem
Kaiser, von dem man soeben den Dr. O'Meara entfernt
hatte, ärztlichen
Beistand zu leisten. Nach Napoleons
Tode erklärte er, daß der
Kaiser nicht am
Magenkrebs, sondern an einem
auf der
Insel herrschenden
Fieber gestorben sei, und weigerte sich, das Obduktionsprotokoll zu unterzeichnen. Er wandte sich
dann nach
Paris, wo er das vielgelesene Werk «Mémoiresdu docteurF.Antommarchi ou les derniers moments de Napoléon» (2 Bde.,
Par. 1823; deutsch Stuttg. 1825) herausgab. Die poln.
Revolution 1830 veranlaßte Antommarchi, als
Arzt nach Warschau
[* 11] zu gehen. Von da kehrte er nach
Paris zurück, ging 1836 nach
Amerika
[* 12] und starb zu
SanAntonio aufCuba.
Ulrich,Herzog von
Braunschweig-Wolfenbüttel, geb. zu Hitzacker, wurde 1685 Mitregent seines
BrudersRudolfAugust, nach dessen
Tode (1704) alleiniger
Regent. Nachdem seine Enkelin Elisabeth Christine auf sein Anstiften 1707 katholisch
und 1708 Gemahlin des Prätendenten auf den span. Königsthron, nachherigen deutschen
KaisersKarl VI. geworden war,
trat er 1710 selbst in
Bamberg
[* 13] zum
Katholicismus über. Anton Ulrich starb Er war äußerst prachtliebend, zugleich eifriger
Gönner der Wissenschaften und Künste, auch als der «Siegprangende»
Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft (1659); die
Bibliothek zu Wolfenbüttel
[* 14] vermehrte er beträchtlich und erbaute
das herrliche Lustschloß Salzdahlum.
Außer
einigen für Hoffeste bestimmten
Singspielen giebt es von ihm 61 geistliche Lieder, die u. d. T.
«Christfürstliches
Davids Harpffenspiel» (Nürnb. 1007; Wolfenb. 1670; in Auswahl von Wendebourg,
Halle
[* 15] 1855) erschienen;
Melodien dazu setzte seine Stiefmutter
Sophia Elisabeth von
Mecklenburg.
[* 16] Außerdem verfaßte zwei ihrer Zeit hochberühmte
Romane: «Die durchleuchtige Syrerinn Aramena» (5 Bde.,
Nürnb. 1669–73; 1678–79; verkürzt von S.
A[lbrecht], 3 Bde., Berl. 1782–86)
und «Octavia» (6 Bde.,
Nürnb. 1677; 1685; als «Die
Römische
[* 17] Octavia», 6 Bde., Wittenb. 1711 und 7 Bde.,
Braunschw. 1712). Beide leiden an großer
Breite
[* 18] und verwickelter
Anlage, oft auch an Unwahrscheinlichkeit, geben aber dem
Dichter Gelegenheit zu geistvollen Betrachtungen über staatliche und sociale Verhältnisse und zu
Episoden,
die verhüllt Ereignisse aus dem damaligen Hofleben erzählen. –
Nachdem die Herrschaft
Birons durch Münnich 20. Nov. gestürzt war, übernahm
Anna die Regentschaft, und wurde
zum Mitregenten ernannt. Beide wurden in der Nacht vom 5. zum durch eine Palastrevolution abgesetzt undPeters d. Gr.
Tochter Elisabeth auf den russ.
Thron
[* 20] erhoben. und seine Gemahlin wurden nach
Cholmogory im Gouvernement
Archangelsk verwiesen.
Vor ihrer
Verbannung war ihnen die Prinzessin
Katharina geboren worden; in die Zeit der Gefangenschaft
fällt die
Geburt von Elisabeth,
Peter und
Alexis.
Anna starb Im J. 1780 verschaffte die Kaiserin seinen
Kindern mit Ausnahme des schon geopferten
Iwan ein
Asyl in
Horsens in Jütland, wo dieselben lebten, bis 1807 auch
das letzte von ihnen starb. –
vonBourbon, König von Navarra, Sohn des
HerzogsKarl vonBourbon-Vendôme (s.
Bourbon), geb. Gouverneur
der Picardie, an den spätern
KriegenFranz' I. und denen
Heinrichs II. beteiligt, 1548 mit der Erbin von
Navarra,
Jeanne d'Albret (s. d.), vermählt, 1555 durch den
Tod ihres
Vaters Gouverneur der
Guienne und König von Navarra, wurde
durch seinen Gegensatz zu
Spanien
[* 21] und den Guisen neben seinem
Bruder Condé seit 1557 eins der Parteihäupter der Hugenotten
und unter
Franz II. der oberste Führer der Opposition gegen die Guisen. Herbst 1560 scheint er eine weitere
Empörung, aber kraftlos, gegen sie geplant zu haben. Der
TodFranz' II. befreite ihn aus dem bereits zugezogenen
Netze seiner
Gegner; unter dem unmündigen
Karl IX. trat er als ältester Prinz an die
Spitze der Regierung, ließ sich
aber von
¶
mehr
Katharina von Medici aus der thatsächlichen Leitung verdrängen. Die Unzuverlässigkeit der deutschen Protestanten, deren
Hilfe er suchte, die Umwerbung der kath. Partei, Hoffnungen, die Spanien ihm auf Obernavarra erweckte, und die Haltlosigkeit
seiner sinnlichen, leicht beweglichen Natur bewirkten, daß er Anfang 1562 offen zu den Guisen übertrat, während seine
Gemahlin am Calvinismus innerlich und politisch festhielt. Im ersten Hugenottenkriege führte Anton das kath.
Heer mit Franz Guise und Montmorency; vor Rouen
[* 23] verwundet, starb er 17. Nov., von allen Parteien mißachtet. Sein Sohn
Heinrich IV. wurde 1589 König von Frankreich. -
Clemens Theodor, König von Sachsen,
[* 24] (1827-36), geb. lebte, ursprünglich zum geistlichen Stande bestimmt,
als Prinz in völliger Zurückgezogenheit, beschäftigt mit Musik, in der er selbst als Komponist sich versuchte,
und mit Genealogie, als der Tod seines BrudersFriedrichAugust I. ihn auf den Thron rief. Nach den Bewegungen von 1830 nahm
er seinen Neffen, den Prinzen FriedrichAugust, zum Mitregenten an und ernannte ein neues Ministerium. Mit der Verfassung vom trat
Sachsen in die Reihe der konstitutionellen Staaten ein (s. Sachsen, Königreich). Anton starb zu
Pillnitz. Er war zweimal vermählt: erst mit der Prinzessin Marie von Sardinien,
[* 25] gest. 1782, dann mit Marie Theresie, der
Tochter KaiserLeopolds II., die starb. Die ersteEhe war kinderlos, die Kinder der zweiten starben
in früher Kindheit.