Verband
[* 2] vielfach modifiziert worden (s. Wunde); statt der
Carbolsäure verwendet man die wegen ihrer
Geruchlosigkeit minder
unangenehme Salicylsäure (s. d.), ganz besonders aber mit sehr günstigen Resultaten
das
Quecksilbersublimat, das weitaus stärkste Antiseptikum, welches schon in einer Verdünnung von 1:300000 die
Entwicklung
und das Wachstum der meisten
Bakterien völlig aufhebt und in einer Lösung von 1:1000 selbst die widerstandsfähigsten
Sporen sicher tötet. Ebenso werden
Benzoesäure,
Borsäure,
Thymol, essigsaure
Thonerde,
Jodoform,
Jodol u. a. als antiseptische
Verbandmittel benutzt.
Über antiseptische
Mittel zur
Desinfektion
[* 3] von Wohnräumen und Abfallstoffen s.
Desinfektion.
chem. Präparat, als Ersatzmittel des
Jodoforms empfohlen, ist ein lockeres, rotbraunes, geruchloses Pulver,
unlöslich in Wasser, löslich in
Alkohol und in
Chloroform;
es soll aus jodschwefelsaurem Cinchonin (Cinchoninum jodo-sulfuricum)
bestehen.
Man bezeichnet so namentlich eine Anzahl zu Gemüsen brauchbarer
Pflanzen, die sich gegen den Skorbut bewährt haben, besonders Löffelkraut, die
Kressen, Brunnenkresse,
Meerrettich, Senf,
Zwiebeln, Lauch und verschiedene Kohlarten.
bei den
Römern Bezeichnung für die Vorsteher eines bestimmten
Kultus oder
Tempels.
In der
frühern christl. Zeit ward den
Bischöfen,
Äbten, Prioren u. s. w. der
Name als Ehrentitel beigelegt. In einigen Schweizerkantonen
führen jetzt noch die Vorgesetzten der reform. Geistlichkeit diesen
Titel.
ausAthen,
[* 4] griech.
Philosoph, geb. um 440
v. Chr.,
Schüler des
Sokrates und Begründer einer Philosophenschule,
die von ihrem Sitz im Gymnasium Kynosarges den
Namen der cynischen erhielt. Er hatte früher den Unterricht des Gorgias genossen
und bereits
vor derVerbindung mit
Sokrates als
Lehrer derRedekunst gewirkt. Zu diesem
Beruf kehrte er nach
dessen
Tode zurück, erhob aber jetzt die
Philosophie zum Hauptlehrgegenstande. Er war ein fruchtbarer und geistreicher Schriftsteller,
griff den
Plato heftig an und wird von diesem in seinen
Schriften vielfach, obwohl ohne Namennennung, bekämpft. Er wollte
der echteste Nachfolger des
Sokrates sein und trieb dessen Ideal der Selbstbezwingung und Bedürfnislosigkeit
auf die
Spitze. Er verwirft alle Wissenschaft, die nicht aufs Praktische zielt, als eitlen Luxus;
Tugend allein reiche hin
zur
Glückseligkeit, dazu bedürfe es nichts weiter als der sokratischen Kraft
[* 5] (nämlich der Selbstbezwingung).
Tugend allein ist des
Menschen wahres Eigentum;
Besitz,
Angehörige, Freunde, Ehre,
Heimat, Vaterland, alles
das ist nicht unser und darf uns nichts bedeuten. Durch
Tugend allein sind wir frei, ohne sie Sklaven. Besonders haßt er
den Reichtum. Der
Tod ist
kein Übel, er besteht in dem Aufhören aller Empfindung. Die
Lustsoll er schroff verworfen haben,
doch heißt es dann wieder, daß er die gezügelte, «reuelose»
Lust empfohlen habe, eben weil sie die reinere und nachhaltigere sei. Er empfiehlt
Abhärtung und Anstrengung,
«Ascese», nicht
durchaus im
Sinne der «Ertötung des Fleisches», sondern weil der abgehärtete
Körper mehr
Schmerz erträgt, auch den mäßigen Genuß reiner und intensiver empfindet als der verweichlichte.
Daß diese
Lehre
[* 6] eigentlich nur ein feinerer Hedonismus (s. Hedonik) sei, hat
Plato wohl erkannt.
DaßTugend auf Besinnung beruhe,
nimmt von
Sokrates her auch Antisthenes an, er behauptet ferner, daß sie, als ein
Wissen, auch lehrbar sei, und daß, wer sie einmal
besitze, sie nicht mehr verlieren könne. Seine Tugenderziehung beruht aber eigentlich nicht auf freier
Einsicht, sondern auf
Übung und Gewöhnung. Wer das cynische Tugendideal (besonders der
Armut und Bedürfnislosigkeit) verwirklicht,
heißt der
«Weise». Die Volksreligion und den
Kultus verwirft und behauptet in Anlehnung an
Xenophanes,
Heraklit und
Diogenes
von
Apollonia einen reinen teleologischen Monotheismus, nach welchem er die
Götter- und
Heldensagen der
Griechen frei deutet. Sein Einfluß war ein mächtiger (s. Cyniker). -
im Zeitalter der
Reformation gemeinsame Bezeichnung aller Gegner der
Lehre von der Dreieinigkeit. Während
die
Reformatoren diese
Lehre (s.Trinität) als unantastbares, wenn auch unbegreifliches Lehrstück festhielten,
wollten andere sie einer kritischen Neubildung unterwerfen, sei es nach Aussagen der
Heiligen Schrift, sei es nach den allgemeinen
Regeln des
Denkens. Von ihren Zeitgenossen sind diese, wie
HansDenk (s. d.), Seb.
Frank (s. d.) und die übrigen Leitenden unter
den Wiedertäufern, als Bekämpfer der
Trinität bezeichnet worden.
Über die Leugnung der sog. Wesenstrinität ging der
Spanier Servet (s. d.) nicht hinaus, weiter ging der
Niederländer Joh.
Campanus (s. d.), während
David Joris (s. d.) und Heinr.
Niclaes (s. Familisten) in der
Trinität nur das
Symbol dreier Weltalter
sehen, in denen das
Heil sich verwirklicht. Die eigentliche
Heimat der antitrinitarischen
Richtung ist
Italien,
[* 9] wo die reformatorische
Bewegung im
Bunde mit der humanistischen in gewissen Hauptvertretern eine entschieden kritische
Richtung
annahm. Als dann die
Inquisition diese
Männer zwang, ihr Vaterland zu verlassen, wurden die
Keime der antitrinitarischen Kritik
in andere prot. Gegenden, besonders die
Schweiz,
[* 10] übertragen. Hervorzuheben sind: Claudius von Savoyen,
der seit 1534 in Bern,
[* 11] Basel
[* 12] und Wittenberg
[* 13] lehrte,
Christus sei bloßer
Mensch, der
HeiligeGeist ein Geschöpf, 1537 zu Lausanne
[* 14] widerrief,
aber dennoch
¶
mehr
bis 1550 hin und wieder in Oberdeutschland sein Wesen trieb;
Bartolomeo Maturo, Prior eines Dominikanerklosters zu Cremona,
dann Prediger im Veltlin;
Agostino Mainardo von Saluzzo, Augustinermönch und Doktor der Theologie, seit 1539 Prediger in Chiavenna;