eine britische, südöstlich von Neuseeland unter 49° 48' südl.
Br. und 178° 20' östl. L. von Greenwich
gelegene unbewohnte Felseninsel von 27 qkm, so genannt, weil sie dem Meridiananfangspunkt von Greenwich fast ganz antipodisch
liegt;
eine von
Knorr entdeckte und in den Farbwerken zu höchst a/M. fabrikmäßig dargestellte organische stickstoffhaltige
Verbindung von der Zusammensetzung C11H12N2O und beistehender Konstitutionsformel, die zur
Klasse der Pyrazolverbindungen
gehört und als
Mittel gegen fieberhafte
Krankheiten vielfache Anwendung findet. Bei fieberhaften
Affektionen
tritt schon in ½ bis 1
Stunde nach Darreichung ein Temperaturabfall von 1 bis 4° C. ein.
Dosis: 1-2 g stündlich. Das Antipyrin wird auch gegen Neuralgien, akuten
Gelenkrheumatismus und Keuchhusten angewendet. Durch Erhitzen
von
Acetessigester mit
Phenylhydrazin wird zunächst " (1*3) Phenylmethylpyrazolon» gebildet,
das durch Einwirkung von
Methyljodid in " (1*2*3) Phenyldimethylpyrazolon» oder Antipyrin übergeht.
Das Antipyrin bildet tafelförmige, farblose
Krystalle von mild bitterm
Geschmack, löst sich leicht in Wasser und schmilzt bei 113°.
Die wässerige Lösung wird durch Eisenchloridlösung tiefrot, durch salpetrige Säure grün gefärbt. Das Antipyrin ist
seit 1890 offizinell.
(frz. Romain; engl.
Roman), im allgemeinen
Sinne alle rein lat. Schriftarten im Gegensatze zu den sog.
deutschen oder der
Fraktur (s. d.). In der
Buchdruckerkunst versteht man unter Antiqua die gerade stehende lat. Druckschrift
und unterscheidet zwei Hauptarten:
1) Renaissance- oder Mediäval-(mittelalterliche) Antiqua (Schriftprobe), 2)Antiqua
(Schrftprobe), beide in verschiedenen
Größen, in verschiedenem Verhältnis der Höhe zur
Breite,
[* 2] sowie in gewöhnlicher
Stärke,
[* 3] halbfett und fett, und einfach oder verziert. Die Antiqua ist eine Nachahmung der
Schrift, in welcher man bei Beginn der Renaissancezeit
die antiken lat. Klassiker zumeist vorfand, nämlich der ausgebildeten fränk.
Schrift des 10. bis 12. Jahrh.
In den Schreiberstuben
Italiens
[* 4] lebte seit dem 14. Jahrh. auch die
Schrift
der Alten wieder auf.
Für den Druck wurde die handschriftliche Antiqua sehr früh nachgeahmt; in
Italien
[* 5] ist sie die früheste und schon im 15. Jahrh.
die verbreitetste Typenart. Sweynheim und Pannartz, die ersten DruckerItaliens, gebrauchten sie in
Subiaco
(1465), später noch reiner in
Rom
[* 6] (seit 1467). In
Deutschland
[* 7] ist die vereinzelte Anwendung von Antiqua noch älter; sie fand aber
erst später allgemeinen Eingang. Eine sehr gefällige oben nach rechts geneigte Form
(Italique oder Kursiv) erhielt die Antiqua im
Anfang des 16. Jahrh, zuVenedig
[* 8] durch den ältern
Aldus Manutius (s. unter
Aldinen).
Sie entspricht im wesentlichen der bei uns eingebürgerten Kursivschrift (s. d.).
Bis Anfang des 19. Jahrh, war die Renaissance-Antiqua unter der einfachen Bezeichnung «Antiqua»
ausschließlich im Gebrauch und wurde dann durch die neue Form der Antiqua 2 verdrängt. Da auch diese neue Form
mit «Antiqua» bezeichnet wurde,
so mußte später die frühere Form der
Unterscheidung wegen die
Beinamen erhalten. In neuerer Zeit neigt der allgemeine
Geschmack wieder mehr der Renaissance-Antiqua
zu.
westgotische,
Name eines nur in Bruchstücken erhaltenen, sehr alten westgot. Gesetzbuchs, welches F. H. Knust 1839 in
einem
PariserCodex rescriptus entdeckte.
Bluhme gab die Reste u. d. T. «Die westgotische
Antiqua oder das Gesetzbuch Reccared des Ersten»
(Halle
[* 9] 1847) heraus. Diese Sammlung wird von einigen dem König Eurich (446-483)
zugeschrieben; überwiegende
Gründe der Wahrscheinlichkeit sprechen aber dafür, daß sie von König Reccared I. (586-601)
herstammt. Viele in der Sammlung enthaltene
Stellen kehren in der spätern, im 7. Jahrh, verfaßten und
am Anfang des 8. Jahrh, neu redigierten Lex Wisigothorum (s.
Gotische Gesetzgebung) wieder und haben hier die
Überschrift
«Antiqua», woraus sich der
Name jener Rechtsquelle erklärt.
Außer in dem westgot. ist auch im altbayr.
Volksrecht diese Sammlung
benutzt. -
Vgl.
Bluhme, Zur Texteskritik des Westgotenrechts und Reccareds Leges antiquae
(Halle 1872).
der Einkauf und Verkauf von alten, kostbaren und seltenen Erzeugnissen der
Buchdruckerkunst
und der verwandten künstlerischen Vervielfältigungsarten, sowie von Manuskripten und
Autographen (s. d.) und
der Handel mit
gebrauchten
Büchern (frz. livres d'occasion, bouquins; engl. second-handbooks;
ital. libri d'occasione) und Auflageresten. Gegenstand des Antiquariatsbuchhandel sind
Werke aller
Zeiten und
Sprachen, deren Wert von der größeren oder geringern Seltenheit der verschiedenen
Ausgaben, aber auch
von der Beschaffenheit der
Erhaltung, Art des
Einbandes und auch wohl von handschriftlichen Zusätzen abhängt.
Der Antiquar ergänzt sein Lager
[* 10] durch Ankäufe ganzer
Bibliotheken, durch
Bezüge vonVerlegern, durch
Erwerbungen in
Auktionen und durch
Bezüge aus Katalogen anderer Antiquare. Viele Antiquare beschäftigen sich ausschließlich
mit dem Vertriebe bestimmter Disciplinen. Der Antiquariatskunsthandel befaßt sich mit dem Vertriebe solcher antiquarischer
Bücher, welche sich durch künstlerischen Schmuck auszeichnen, Kupferstichen
u. dgl. (S. Kunsthandel.) Als Vertriebsmittel
gebraucht der Antiquariatsbuchhandel meistens nach Wissenschaften geordnete und mit festen Preisen
versehene Kataloge, welche er an das Publikum direkt, an Sortimenter und an Antiquare versendet.
Ein Hauptunterschied von den andern buchhändlerischen Geschäftszweigen besteht darin, daß der Antiquar für sich keinen
Kredit in
Anspruch nimmt und weder seinen Geschäftsfreunden noch dem Publikum solchen gewährt. Mit dem Antiquariatsbuchhandel ist
auch das buchdändlerische Auktionswesen verbunden. Dasselbe blüht hauptsächlich in
Frankreich und England, wo bedeutendere
Bibliotheken nur auf diesem Wege zur Verwertung gelangen. Aber auch in
Deutschland werden die
Bücherauktionen seit dem 17. Jahrh.
eifrig gepflegt und zeichnet sich besonders
Leipzig
[* 11] (Auktionsinstitute von F. Antiquariatsbuchhandel
Brockhaus' Antiquarium, List & Francke
und Oswald
Weigel) noch beute darin aus. Antiquariatsbuchhandel, zum
Teil in
Verbindung mit
Sortimentsbuchhandel (s. d.), betrieben 1893 im
DeutschenReich,
Österreich
[* 12] und der
Schweiz
[* 13] 1351 Firmen, darunter ausschließlich Antiquariatsbuchhandel 193 Firmen. Die früher in
Deutschland nötigen
Konzessionen
für den Antiquariatsbuchhandel sind durch die Gewerbeordnung in Wegfall gekommen. In
¶
mehr
Frankreich ist der Antiquariatsbuchhandel (librairie ancienne) besonders entwickelt, da die Anzahl der Bücherliebhaber
(bibliophiles) und Käufer alter Drucke eine sehr große ist. Eine besondere Erscheinung im Pariser Antiquariatsbuchhandel sind die Bouquinistes,
welche auf einem Teile der Seinequais ihre Bücherkasten aufgestellt haben, in denen schon mancher Kenner seltene Werke, deren
Wert dem Verkäufer unbekannt war, gefunden hat. Auch in England hat der Antiquariatsbuchhandel große
Bedeutung. Bücherliebhaber und das allgemeine Publikum kaufen gern und viel bei den Antiquariatsbuchhändlern (second-hand
booksellers).
Der Betrieb des Antiquariatsbuchhandel als eines besondern Geschäfts, wenn auch schon im 17. Jahrh. vorkommend, entwickelte sich ausgesprochener
erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. Die bedeutendsten lebenden
Antiquare sind B. Quaritch (s. d.) in London,
[* 15] Antiquariatsbuchhandel Cohn (s. d.) in Berlin,
[* 16] Morgand u. Fatout in Paris.
[* 17]
Unter modernem Antiquariat versteht man einen Geschäftszweig, welcher Restvorräte älterer Auflagen und größere Partien
einzelner Werke vom Verleger erwirbt und diese vertreibt.
Litteratur. Schürmann, Organisation und Rechtsgewohnheiten des deutschen Buchhandels, Bd. 2 (Halle 1881);
Weg, Das deutsche wissenschaftliche Antiquariat (2. Aufl., Lpz. 1882).