er ebenfalls im «Bulletino» berichtete, wogegen er die zoolog.
Ausbeute dieser
Reise ital. Museen und dem zoolog.
Garten
[* 2] zu
Florenz
[* 3] überließ. 1875 ging er nach
Tunis
[* 4] behufs Untersuchung der
Ausführbarkeit des Roudaireschen Projekts, einen
Teil der
Sahara unter Wasser und durch die
Schotts mit dem Mittelmeere in
Verbindung zu setzen. Im März 1876 verließ er Neapel
[* 5] an der
Spitze einer von der
Italienischen Geographischen
Gesellschaft ausgerüsteten Expedition nach
Schoa, wo er die
Station Let Maresià gründete, während seine Begleiter Cecchi
und Chiarini die
Reise nach
Kassa fortsetzten. Die gründliche Erforschung
Schoas in zoolog.
Beziehung ist wesentlich ihm zu
verdanken. Er starb zu Let Maresià. -
Vgl. Bulletino della
Società geografica italiana (1876-82);
Memorie derselben Gesellschaft, Bd. 1 u. 2; G. Antinori, Il marchese
O. Antinori
(Perugia 1883).
Sternbild in der
Milchstraße, südlich von dem des
Adlers, mit dem es in der Regel vereinigt wird. Es enthält
den 1781 von Pigott entdeckten veränderlichen
Stern η, bei dem die
Periode des Lichtwechsels 7,176
Tage
beträgt.
Der
Name rührt von Hadrians Liebling Antinous (s. d.) her.
ein schöner
Jüngling aus Claudiopolis in
Bithynien, den sich
Kaiser Hadrian zum Liebling und steten Begleiter
auserwählt hatte, stürzte sich in einem
Anfalle von Schwermut, oder in religiösem
Wahne für den Gebieter
sich opfernd, unweit
Besa
[* 6] in
Ägypten
[* 7] in den Nilstrom. Hadrian versetzte das
Bild des Antinous unter die
Sterne (s. Antinous, Sternbild).
Auch errichtete er ihm mehrere
Statuen und
Altäre und insbesondere zu Mantinea in
Arkadien einen
Tempel,
[* 8] ließ bei
Besa die Stadt
Antinoupolis erbauen und ihm zu Ehren in ersterer Stadt ein Fest feiern, das auch anderswo, namentlich zu
Athen,
[* 9] unter dem
NamenAntinoeia längere Zeit regelmäßig begangen wurde.
Die Verehrung des Antinous fand selbst noch im 3. Jahrh. vielfach statt. Da es, solange
Hadrian lebte, zum guten
Tone gehörte, dasBild des Antinous aufzustellen, so ward er durch die Künstler unter
den Gestalten der verschiedensten
Götter und Heroen, bald als
Statue, bald als Relief und selbst auf Münzen
[* 10] dargestellt.
Mehrere dieser Antinousbilder gehören zu den schönsten Werken der Kunst zur Zeit Hadrians. Berühmt ist die Antinousstatue
im
Vatikan
[* 11] (den Antinous als Dionysos
[* 12] darstellend), aufgefunden in
Palestrina, wo Hadrian eine Villa hatte; sowie
die im Museo Capitolino, aufgefunden in der Villa Hadrians zu
Tivoli; ferner das ebendorther stammende marmorne Reliefbrustbild
in der Villa
Albani. Die charakteristischen
Merkmale derselben sind kurzes, gelocktes, in die
Stirn fallendes
Haar,
[* 13] starke, düstere
Brauen, voller Mund, sehr hochgewölbte
Brust, vor allem ein schwermütiger
Gesichtsausdruck. -
Vgl. Levezow,Über den Antinous, dargestellt in Kunstdenkmälern des
Altertums (Berl. 1808);
Dietrichson, Antinous (Krist. 1884);
Laban, Der Gemütsausdruck
des Antinous (Berl. 1891);
Gregorovius, Der
Kaiser Hadrian (3. Aufl., Stuttg. 1884).
In
Romanen behandelten ihn: G. Ebers, Der
Kaiser (Stuttg. 1881); G.
Taylor
(Hausrath), Antinous (Lpz. 1880).
Schule, eine theol.
Richtung, die vorzugsweise in der zu
Antiochia in
Syrien Anfang des 4. Jahrh. gestifteten
theol. Schule gepflegt, aber auch von andern namhaften
Kirchenlehrern geteilt wurde. Im Gegensatze zu der tiefsinnigen und
spekulativen, aber
oft phantastischen
Alexandrinischen Schule (s. d.) bewahrten die Antiochener
den an nüchterner Schriftforschung genährten
Geist praktischer Verständigkeit, hielten in der Schriftauslegung an dem einfachen
Wortsinne fest und verwarfen die willkürliche allegorische Deutung.
Aus ihren Reihen sind die sorgfältigsten Geschichtsforscher und die gelehrtesten Exegeten des 5. Jahrh.
hervorgegangen. In der
Philosophie schlossen sie sich mehr demAristoteles als dem
Plato an; in der
Theologie
machten sie vor allem die Forderung einer ernsten sittlichen Weltanschauung geltend. In der großen Streitfrage der Zeit
über das Verhältnis des Göttlichen und Menschlichen in der
Person des
Erlösers hielten die Antiochener an der strengen
Scheidung der göttlichen und menschlichen Natur fest, während die konsequente alexandrinische
Lehre
[* 14] zum Monophysitismus führte. Als
Stifter der Schule werden die Presbyter Dorotheus und Lucianus (gest. 311) genannt.
Ihre Häupter
im 4. und 5. Jahrh. waren
Theodorus,
Bischof von Heraklea (gest. um 358), Eusebius von
Emesa,
Cyrillus von
Jerusalem,
[* 15] Ephraem
der
Syrer,
Diodorus von
Tarsus,
Theodorus von Mopsuestia und
JohannesChrysostomus. Die letzten namhaften
Vertreter
der Schule waren im 5. Jahrh. Ibas von
Edessa (gest. 457) und der
BischofTheodoret von Cyrus. -
Vgl. Hergenröther, Die Antiochenische Schule (Würzb.
1866);
Kihn, Die Bedeutung der Antiochenische Schule (Weißenb. 1867).
1) Die Residenz der
Seleuciden (s. d.) in
Syrien, die berühmteste der 16 von Konig Seleucus I.
Nikator
zu Ehren seines
Vaters gegründeten
Städte dieses
Namens, nach dem etwa 8 km entfernten
Daphne mit seinem berühmten
Tempel des
Apollon,
[* 16] auch Antiochia Epidaphnes genannt, lag 22 km vom Mittelländischen
Meere am
Flusse Orontes in einer fruchtbaren Landschaft,
die im S. vom
Berge Casius (jetzt
Dschebel Akrah), im N. vom
Gebirge Picria (jetzt
DschebelMusa) begrenzt
war. Bei ihrer Gründung (300
v. Chr.) wurde die Stadt mit den Einwohnern des benachbarten Antigonia bevölkert.
Infolge von drei bedeutenden Erweiterungen bestand es seit
Antiochus (s. d.)
Epiphanes, eigentlich aus vier
Städten (Tetrapolis),
jede mit einer eigenen
Mauer umgeben, zugleich aber in die gemeinsamen Befestigungen der Gesamtstadt eingeschlossen.
Die
Römer
[* 17] gewährten ihr die
Autonomie, die sie bis ins 2. Jahrh. n. Chr. behielt.
Eine noch größere Bedeutung erlangte die Stadt als Sitz der röm.
Statthalter von
Syrien, als Mittelpunkt des westasiat.
Handels und als ein Sitz spätgriech.
Kunst und Wissenschaft; sie war bis zur Verlegung der kaiserl. Residenz
nach
Konstantinopel
[* 18] nächst
Rom und
[* 19]
Alexandria die dritte Metropole des
RömischenReichs.
Schon die
Seleuciden hatten sie mit prächtigen
Bauten geschmückt und immer von neuem erhob sich die Stadt prachtvoll aus den Zerstörungen, welche 148
v. Chr., 37, zwischen 41 und
54, 115, 341 n. Chr. furchtbare
Erdbeben
[* 20] und 260 n. Chr. die
Perser unter König Schapur in ihr anrichteten.
Zu Antiochia bildete sich
die erste heidenchristl. Gemeinde, schon sehr früh übte sie großen Einfluß auf die Gemeinden des
Orients
aus, und bald führten ihre
Bischöfe eine förmliche Oberaufsicht über diese.
Schon das
Konzil von
Nicäa 325 erkannte
ihnen neben den
Bischöfen von
Rom undAlexandria eine erhöhte kirchliche Gewalt zu, und seit Anfang des 5. Jahrh. galt der
Bischof von Antiochia unter den fünf
Patriarchen (s. d.) der
Kirche als der vierte dem Range nach.
¶
mehr
Außerdem blühte zu Antiochia eine ausgezeichnete theol. Schule (s. Antiochenische Schule). In den J. 458, 525, 526, 587 und 588 verheerten
Erdbeben aufs neue die Stadt, und 540 zerstörte sie der Perserkonig Chosroës gänzlich. Obgleich sie Kaiser Justinian unter
dem NamenTheupolis wiederherstellte, konnte sie sich doch nie wieder vollständig erholen. Seit der Eroberung
durch den Chalifen Omar 638 sank ihre weltliche und kirchliche Größe unaufhaltsam. Nachdem die Stadt im 10. Jahrh. durch
NikephorosPhokas (963-969) wieder dem ByzantinischenReiche einverleibt worden, fiel sie 1084 abermals den Sarazenen in die
Hände.
Nach längerer Belagerung ward Antiochia von den Kreuzfahrern genommen. Der NormanneBohemund (s. d.)
gründete nun das Fürstentum Antiochien, das 1268 von den Mamluken erobert ward und durch SultanSelim I. 1516 an die Türken
kam. (Vgl. K. O. Müller, Antiquitates Antiochenae, Gött. 1839.) - An der Stelle des alten Antiochia liegt das heutige Antiochia, auch Antakieh
genannt, Landstadt im türk. Wilajet Haleb, mit engen und schmutzigen Straßen und einstöckigen Häusern, die teilweise mit
Giebeln und Ziegeldächern versehen sind.
Die kolossalen Ruinen der Stadtmauern gewähren einen großartigen Anblick. Die Zahl der Einwohner wurde, bevor ein Erdbeben den
dritten Teil der Stadt zerstörte, auf 6-18000 angegeben, darunter nur wenige Christen. Antiochia ist Sitz eines
deutschen Konsularagenten (KonsulatBeirut). Die heutige Stadt nimmt nur einen kleinen Teil der Justinianischen ein. Der übrige
Raum ist großenteils mit Maulbeer-, Feigen- und Olivenbäumen bewachsen. Die Umgebung ist sehr fruchtbar. Die Einwohner treiben
Getreide-, Ölbau und Seidenzucht, sowie Handel mit Seide
[* 22] und dem Ertrage der Aalfischerei. -
Vgl. Treppner,
Das Patriarchat von Antiochia (Würzb. 1891).
2) in Pisidien, auf der Grenze von Phrygien und Pisidien, daher bald zu ersterm, bald zu letzterm gerechnet. Antiochia wurde von Seleucus
gegründet und mit Einwohnern aus Magnesia am Mäander
[* 23] bevölkert. Beim Zerfall des Seleucidenreichs wurde
von den Römern für frei erklärt und erhielt durch Augustus eine Kolonie von Veteranen mit dem NamenCäsarea. Reste der alten
Stadt finden sich an der Westseite des Sultan-Dagh beim heutigen Jalowadsch, 22 km von Akschehr.