Antimonsulfür fällen. Dieselbe
Verbindung entsteht auch neben Antimonoxydnatron beim
Kochen von Antimonsulfür mit Natronhydrat oder kohlensaurem
Natrium nach der
Gleichung:
Kocht man eine solche Lösung mit überschüssigem Antimonsulfür, so löst sich von letzterm
eine reichliche Menge. Die Flüssigkeit giebt dann beim Erkalten einen, aus einem Gemenge von Antimonsulfür, Antimonoxydnatron
und
Antimonoxyd bestehenden, roten Niederschlag von wechselnder Zusammensetzung, der in früherer Zeit unter dem
NamenKermes
ein vielfach angewendetes
Arzneimittel war, jetzt aber nur noch in seltenen Fällen verwendet wird, da
seine Wirkung eine zu unsichere ist. Der
Kermes war früher unter dem
NamenStibium sulfuratum rubeum oder
Kermes minerale noch
in
die ersteAusgabe der «Pharmacopoea Germanica» aufgenommen, ist aber in der 2. und 3.
Auflage des
«DeutschenArzneibuches»
nicht mehr aufgeführt.
SbH3 , farb- und geruchloses
Gas, welches entsteht, wenn
Wasserstoff im
Entstehungszustande
mit einer löslichen Antimonverbindung zusammentrifft; im reinern Zustande wird es erhalten, indem man
Antimonkalium oder Antimonzink mit verdünnter Schwefelsäure
[* 3] zersetzt. Dies
Gas brennt mit grünlichweißer Flamme;
[* 4] bringt
man einen Porzellanscherben in dieselbe, so bedeckt er sich mit schwarzen Flecken von
Antimon. Leitet man das
Gas durch ein
heißes Glasrohr, so scheidet sich ein
Spiegel
[* 5] von
Antimon ab. Leitet man es durch eine Lösung von salpetersaurem
Silber, so fällt schwarzes
Antimonsilber aus. Der
Arsenwasserstoff (s. d.) zeigt ein ähnliches Verhalten.
(grch.), der Widerstreit zweier Gesetze. So nannte Kant den Streit, in den
die
Vernunft mit sich selbst gerät, wenn sie die ihr wesentliche Idee des
Unbedingten auf die Welt als Ganzes anzuwenden versucht.
Alsdann gerät nämlich das Vernunftgesetz, das den
Abschluß der Reihe der
Bedingungen im
Unbedingten fordert,
in Zwiespalt mit den Gesetzen der Erfahrung, welche die Erreichbarkeit des
Unbedingten ausschließen. Läßt man außer acht,
daß die letztern Gesetze eben nur Gesetze einer uns möglichen Erfahrung, nicht der Dinge
an sich sind, so ergeben sich,
je nachdem man sich auf den Standpunkt der Erfahrungsgesetze oder auf
den der Vernunftforderung des
Unbedingten
stellt, direkt miteinander streitende Behauptungen bezüglich der Fragen, ob die Welt in Raum und Zeit endlich oder unendlich
ist, ob es einen letzten, einfachen
Bestandteil der Materie giebt u. s. w. Die
Auflösung ergiebt sich, wenn man einerseits
die Gesetze der Erfahrung
nur für diese, nicht für Dingean sich gelten läßt, andererseits den Ideen
der
Vernunft nicht die konstitutive Bedeutung (einer
Erkenntnis von Gegenständen unabhängig von Erfahrungsbedingungen),
sondern die bloß regulative (letzter
Gesichtspunkte, mit denen man das in der Erfahrung Erkennbare vergleicht, oder bloß
gedachter Grenzen,
[* 6] denen sie sich in unbegrenztem Fortschritt annähern kann, ohne sie doch zu erreichen)
zuschreibt. Die Antinomie dient daher Kant zu einer gewichtigen
Bestätigung seines transcendentalen Idealismus.
(grch.), Geringschätzung des alttestamentlichen Gesetzes, die entweder
praktisch wird in der Behauptung, der Wiedergeborene bedürfe keines äußern Gesetzes, denn alle seine Handlungen seien
gut, oder theoretisch bleibt in der
Lehre,
[* 7] der
Mensch werde zurBuße geführt durch die Predigt des Evangeliums
und bedürfe dazu der Predigt des Gesetzes nicht. der ersten Art zeigt sich schon zur Zeit des
NeuenTestaments (2 Petr. 2,
18,19),. später unter den Gnostikern, bei spiritualistischen Sekten des Mittelalters, in der Reformationszeit, bei manchen
Wiedertäufern, und in der Neuzeit z. B. bei den
Antonianern (s. d.). Um den der letztern Art handelt
es sich in dem Antinomistischen Streite zur Reformationszeit.
Melanchthon ermahnte 1527 in seinen Visitationsartikeln die Pfarrer, den
Glauben und die Vergebung der
Sünden nicht zu predigen,
ohne vorher
Buße und Reue zu treiben, und machte ihnen deshalb die wiederholte
Auslegung des
Dekalogs zur
Pflicht.
Darin sah J.
Agricola (s. d.) einen Rückfall in
Katholicismus, weil nicht die
Furcht vor
Strafe, sondern die Liebe zur
Gerechtigkeit, nicht die Gesetzespredigt, sondern das Evangelium die
Buße wirke. Durch
Luther auf einem Gespräch zu
Torgau
[* 8] (Dez. 1527) vorläufig beruhigt, breitete
Agricola seine Meinung zu Eisleben
[* 9] im stillen weiter aus und
vertrat sie auch 1537 auf einer Disputation zu Wittenberg.
[* 10]
Luther bekämpfte die
Antinomer voll Eifer und veranlaßte
Agricola
zum
Widerrufe (1540). Die Konkordienformel (s. d.) stellte dann die luth.
Lehre von der Bedeutung des Gesetzes fest. In neuester
Zeit ist in der evang.
Kirche die ähnliche Meinung vertreten worden, daß die Erkenntnis der
Sünde erst
aus dem Evangelium komme.
Marchese Orazio, ital. Afrikareisender und Zoolog, geb. in
Perugia, studierte an der dortigen
Universität und in
Rom
[* 11] hauptsächlich Naturwissenschaften und nahm 1835 dauernden Aufenthalt
in
Rom. 1815 wandte er sich mit Eifer der politischen, nationalen
Bewegung zu, kämpfte bei
Velletri gegen
die Neapolitaner und nahm an der Verteidigung
Roms gegen die
Franzosen teil. 1854 begleitete Antinori die Fürstin
Belgiojoso nach
Syrien und Smyrna und durchkreuzte von hier aus
Kleinasien nach allen
Richtungen. 1859 brach er nach
Ägypten
[* 12]auf und
bereiste mit Carlo Poggia 1860-01 die obern Nilländer
(Land derDjur-Neger u. s. w.), wo er mit
Al.
Tinne und
Heuglin zusammentraf.
Nach
Italien
[* 13] zurückgekehrt, verkaufte er seine ornithologische Sammlung an das
Turiner Museum, zu welcher er einen vortrefflichen
Katalog 1864 verfaßte und ward 1867 Mitbegründer der
Italienischen Geographischen Gesellschaft, in deren
«Bulletino» er seine
Reise in
Nubien beschrieb. Nach den Eröffnungsfeierlichkeiten des
Sueskanals unternahm er 1869 in Gemeinschaft
mit
Beccari u. a. eine
Reise nach dem Bogolande nördlich von
Abessinien, über die
¶
mehr
er ebenfalls im «Bulletino» berichtete, wogegen er die zoolog.
Ausbeute dieser Reise ital. Museen und dem zoolog. Garten
[* 15] zu Florenz
[* 16] überließ. 1875 ging er nach Tunis
[* 17] behufs Untersuchung der
Ausführbarkeit des Roudaireschen Projekts, einen Teil der Sahara unter Wasser und durch die Schotts mit dem Mittelmeere in
Verbindung zu setzen. Im März 1876 verließ er Neapel
[* 18] an der Spitze einer von der Italienischen Geographischen
Gesellschaft ausgerüsteten Expedition nach Schoa, wo er die Station Let Maresià gründete, während seine Begleiter Cecchi
und Chiarini die Reise nach Kassa fortsetzten. Die gründliche Erforschung Schoas in zoolog. Beziehung ist wesentlich ihm zu
verdanken. Er starb zu Let Maresià. -
Vgl. Bulletino della Società geografica italiana (1876-82);
Memorie derselben Gesellschaft, Bd. 1 u. 2; G. Antinori, Il marchese
O. Antinori (Perugia 1883).