begrifflichen
Faktors der gegenständlichen Erkenntnis ist Anschauung eigentlich nicht mehr eine fertige Bewußtseinsgestalt,
sondern ein bloß in der abstrakten Zerlegung der Erkenntnisbedingungen isolierbarer
Bestandteil des bestimmten
Bewußtseins
eines Gegenstandes, und in dieser engern Bedeutung von der Anschauung im ursprünglichen und gewöhnlichen
Sinne wohl zu unterscheiden.
Der Gegenstand ist für die so verstandene Anschauung erst unbestimmter (noch zu bestimmender)
Gegenstand; nennt ihn Kant «gegeben», so ist er doch nicht ein schon erkannter,
worauf der
Begriff dann bloß weiter zu bauen hätte; er ist gegeben eigentlich nur im
Sinne der gestellten
Aufgabe (der Erscheinung
den Gegenstand zu bestimmen).
Daher deckt sich bei Kant der «unbestimmte» Gegenstand
der Anschauung mit der «Erscheinung». Weiter unterscheidet Kant
an der Anschauung selbst einen reinen und empirischen
Bestandteil. Das
Reine oder die Form der Anschauung (d. h. das Gesetzmäßige an ihr,
welches den Grundcharakter der Anschauung überhaupt bestimmt) ist die Ordnungsweise des Mannigfaltigen in Raum und
Zeit, während das bestimmte Gegebensein eines Anschaulichen (hier und jetzt) im Raume und in der Zeit
(genauer: was ein Hier und Jetzt in Raum und Zeit bestimmbar macht, nämlich die Empfindung) die Materie oder das
Empirische
der Anschauung heißt.
Kant nennt dann auch Raum und Zeit selbst «reine Anschauung», was
aber nicht darüber täuschen darf, daß eine gesonderte (also empfindungsfreie) von Raum und Zeit, ohne
Etwas in beiden, nicht möglich ist, und daß andererseits die bloße Form oder Gesetzlichkeit des räumlich-zeitlichen Anschauens
nicht selbst ein Gegenstand der Anschauung, sondern nur des
Begriffs ist.
(Über sinnliche und intellektuelle Anschauung sowie über den
Unterschied zwischen äußerer und innerer s. Intellektuell,Sinnlichkeit und
Sinn.) - In unbestimmtester Bedeutung versteht
man unter Anschauung dasselbe wie
Ansicht, d. h. die subjektive
Auffassung von irgend einer Sache. So spricht man von Weltanschauung,
Lebensanschauung u.s.w. und meint damit, die Gesamtvorstellung von Welt und Leben, die der Einzelne sich
gebildet hat.
zunächst das Unterrichtsprincip, wonach jeder Unterricht, auch auf den obern
Stufen, von der
Anschauung, d. h. von der Betrachtung wirklicher Gegenstände, von bildlichen
Darstellungen, Modellen, konkreten
Beispielen
oder den Erfahrungen und Erlebnissen des
Kindes ausgehen und daran anknüpfen soll, dann aber auch ein besonderes Unterrichtsfach
in den Elementarklassen der
Volksschule, das die
Aufgabe hat, auf gleicher Grundlage die
Anschauungen der
Kinder in den verschiedenen Bereichen der Natur und des Menschenlebens zu klären, zu ordnen, zu erweitern und zu vervollständigen,
die
Sinne zu üben, die
Sprache
[* 2] zu entwickeln und dadurch die
Schüler zur Erfassung der verschiedenen Unterrichtsgegenstände,
die aus dem Anschauungsunterricht hervorgehen, zu befähigen.
Der Grundsatz, daß alle Wissenschaft von der
Anschauung, der sinnlichen Erfahrung, auszugehen habe, wurde zuerst von
Baco
von Verulam und von John Locke mit Entschiedenheit geltend gemacht.
AmosComenius erfaßte ihn ebenso energisch in
Bezug auf
den Unterricht und machte in seinem «Orbis pictus» (s. d.)
einen Versuch, ihn praktisch zur Ausführung zu bringen.
In den Anstalten von Aug. Herm.
Francke in
Halle
[* 3] und ebenso in den Realschulen zu
Berlin
[* 4] und
Halle, jene von Hecker, diese von Semler gegründet, wurde der
Unterricht gleichfalls
auf die
Anschauung begründet. ^[] Vor allem haben
Rousseau und die Philanthropen, mit
Basedow an der
Spitze, das Ausgehen von der
Anschauung im Gegensatz zum Wortunterricht gefordert, und auch
Freiherr von Rochow
gründete den Unterricht in seiner Schule zu Rekahne bei
Brandenburg
[* 5]
a. d. H. auf das gleiche Princip.
Das Verdienst, es zu allgemeiner
Anerkennung gebracht und die Anschauungsübungen wirklich eingeführt zu haben, gebührt
Pestalozzi. Seine Ideen darüber und seine Methode hat er in dem
«Buch der
Mutter» und «Wie
Gertrud ihre
Kinder lehrt» niedergelegt.
Seitdem ist der Anschauungsunterricht auch als besonderes Fach des Elementarunterrichts vielfach bearbeitet worden,
so von von
Türk,
Harnisch, Grasmann, Denzel, Diesterweg, Graser,
Gräfe, Curtmann,
KarlRichter,
Kehr, Dittes,Klauwell
u. a. Einige
Pädagogen,
Vertreter der Normalwortmethode, wie
Klauwell, wollen ihn nur zum Begleiter des Schreibleseunterrichts
machen, und zwar sollen die Normalwörter die Gegenstände der Behandlung angeben; die meisten jedoch verlangen einen besondern,
selbständigen Anschauungsunterricht Entschiedene Gegner des Anschauungsunterricht sind
Karl von Raumer,
Völter und
Palmer.
Das Regulativ für die preuß.
Volksschulen vom und die allgemeinen Bestimmungen vom halten
einen gesonderten Anschauungsunterricht nicht für erforderlich; die mündlichen
Übungen im
Ausdrucke sollen nur den Schreib- und Leseunterricht
vorbereiten und ihn auf seinen weitern
Stufen begleiten. Die Normallehrpläne anderer
Staaten dagegen, wie
Baden
[* 6] und
Württemberg,
[* 7] ordnen ihn an und geben seinen
Inhalt an. Die gegenwärtigen
Pädagogen erkennen ihn fast allgemein als
notwendig an. -
Vgl. K.
Richter, Der in den Elementarklassen (3. Aufl., Lpz. 1887);
Schäfer, Geschichte des (in Kehrs «Geschichte
der Methodik», 2. Aufl., Gotha
[* 8] 1888);
Harder, Handbuch für den Anschauungsunterricht (10. Aufl., Hannov.
1891);
Heinemann, Handbuch für den Anschauungsunterricht (6. Aufl., Berl.
1892);
vonHandfeuerwaffen
[* 11] ist die Prüfung derselben auf
Treffgenauigkeit, Genauigkeit der
Visiereinrichtung und bisweilen auch auf Flughöhe. Die Schießvorschriften der einzelnen
Armeen enthalten über das von Gewehren
und Revolvern besondere Bestimmungen. - Unter (in
Österreich
[* 12]
Beschießen) versteht man auch den
Teil der Untersuchung von
Geschützrohren,
welcher in der
Abgabe einer Anzahl von Schüssen unter regelrechten Ladungsverhältnissen, oft auch mit
vergrößerter Ladung oder erhöhtem Geschoßgewicht besteht. Das Anschießen soll solche
Fehler der Rohre aufdecken, die durch bloße
Untersuchung nicht gefunden werden können, oder es soll bei Rohren mit geringen
Fehlern zeigen, ob die Haltbarkeit oder die
Trefffähigkeit durch diese leidet.
[* 13] die Zugtiere mit den notwendigen Vorrichtungen versehen, damit ihre Zugkraft ausgenutzt
werden kann.
BeimPferde
[* 14] unterscheidet man das Brustblatt- oder Silengeschirr
[* 1]
(Fig. 1.) und das Kummetgeschirr.
Das erstere ist für leichtere Zugarbeit geeignet und besteht aus einem breiten, um die
Brust des
Pferdes gelegten
Riemen, der
durch den Bauchgurt und den Widerristriemen in seiner
Lage erhalten wird. Das Kummetgeschirr
¶
mehr
[* 13]
(Fig. 2), für schweren Zug
geeignet, besteht aus einem dem Halse des Pferdes angepaßten, an seiner Auflage weich gepolsterten
Lederring, der beiden Fuhrmannsgeschirren oft in eine oder zwei Spitzen (Hörner) ausläuft, eine unnütze Größe hat und mit
Zieraten aus Messing u. s. w. versehen ist.
Auch beim Rindvieh wird das Kummet angewendet, jedoch meistens nur bei Zugkühen oder für Ochsen aus
Niederungsrassen, deren Halsmuskeln nicht sehr stark ausgebildet sind. Für das der Ochsen wendet man das Joch an, welches
Nacken- und Kopfjoch sein kann. Das Nackenjoch liegt vor dem Widerrist, besteht aus einem nach der Form des Nackens gebogenen
Holzstück, an dem in zwei Löchern schwache Holzriegel beweglich sind, welche unter dem Halse mit einer Holzplatte vermittelst
eines Durchstecknagels verbunden werden. Das Doppeljoch
[* 13]
(Fig. 3) besteht aus zwei verbundenen Einzeljochen,
bei denen Nacken- und Brusthölzer gemeinsam sind. Die Deichsel des Wagens oder des betreffenden Werkzeuges wird mit dem Jochnagel
unmittelbar am Doppeljoch befestigt. Die Anspannung der Tiere mit dem Doppeljoch ist tierquälerisch und außer in einigen
Gebirgsgegenden Deutschlands
[* 16] meistens nur in Österreich und den Balkanstaaten sowie in Südeuropa in Gebrauch. Das Stirnjoch
[* 13]
(Fig. 4) besteht aus einer metallenen Platte, die unten gepolstert ist und mit Riemen an den Hörnen und
solchergestalt an der Stirn des Ochsen befestigt wird. An zwei seitlichen Ringen befinden sich die Zugstränge. Das in den
Balkanstaaten, in Griechenland
[* 17] und Italien
[* 18] stellenweise noch im Gebrauch befindliche Doppelstirnjoch besteht einfach aus einem
vor den Stirnen der beiden Zugochsen geschnürten Balken, an dem die Deichsel befestigt wird.