Scheidungsgrund auf: «wenn ein Gatte ein schimpfliches Gewerbe ergreift».
Vgl. ferner daselbst II, 18, §. 135 und Österr.
Bürgerl. Gesetzb. §. 191 wegen der Bestellung zum Vormunde, Preuß. Allg. Landr. II, 2, §. 409 und Österr. Bürgerl. Gesetzb.
§§. 768, 769 wegen der Enterbungsgründe. Zu der Verächtlichkeit und Bescholtenheit dürfte die Vorschrift
des Gemeinen Rechts zu stellen sein, nach welcher Geschwister eine letztwillige Verfügung angreifen dürfen, wenn ihnen eine
persona turpis vorgezogen ist. Die Anrüchigkeit unehelicher Kinder ist als in dem geltenden Rechte nicht mehr anerkannt anzusehen. -
Vgl.
Beneke, Von unehrlichen Leuten (2. Aufl., Berl. 1888).
in der deutschen und österr. Zollgesetzgebung dasjenige Verfahren, welches eintritt, wenn 1) zoll-
oder kontrollpflichtige Waren über sog. Ansagestellen (Ansageposten) aus dem Auslande eingehen, d. h. Stellen, die nicht sowohl
zur Feststellung und Erhebung als vielmehr nur zur Sicherung der Zollabgabe da, wo die Grenzzollämter (s. Zollbehörden)
nicht nahe genug an der Zolllinie liegen, an dieser besonders errichtet sind; oder wenn 2) zoll-
oder kontrollpflichtige Waren zwar über Grenzzollämter, die mit Hebe- und Abfertigungsbefugnissen ausgestattet sind, aus
dem Auslande eingehen, die grenzzollamtliche Abfertigung derselben (Deklaration und Revision, s. d.) aber von da aus an
ein hierzu befugtes Amt im Innern des Zollgebietes verlegt oder deren Wiederausgang in das Ausland lediglich
durch amtliche Begleitung kontrolliert werden soll.
Das Ansageverfahren besteht darin, daß die Papiere, die der Warenführer über seine Ladung bei sich führt, in seiner
Gegenwart eingesiegelt, an das Grenzzollamt oder das gewählte Abfertigungsamt im Innern gerichtet und einem Grenzaufseher
überliefert werden, der das Fuhrwerk oder Schiffsgefäß bis zum Grenzzollamte oder dem gewählten Abfertigungsamte im Innern
oder bis zum Wiederaustritt über die Grenze begleitet. Über Schiffe werden noch besondere Ansagezettel ausgefertigt; auch
werden die Schiffe in der Regel mit zwei Beamten besetzt, von denen sie nach dem Bestimmungsorte zu begleiten
sind.
Vgl. Vereinszollgesetz vom 1. Juli 1869, §§. 18, 33, 38, 52, 74, 83, 84.
(Lago di Ansanto oder Mufiti, bei den Alten Lacus Ampsanctus), kleiner See im neapolit.
Apennin, in Campanien, 28 km
östlich von Avellino, wo mitten in der Verbindungslinie des Vesuvs und des erloschenen Vultur reichliche
Mengen Kohlensäure und Schwefelwasserstoffgas dem Boden entströmen.
Die Römer hatten neben dem See der Göttin Mefitis einen
Tempel mit einer Höhle geweiht.
Der Name des 18,5 km im SW. gelegenen größern Lago di Dragone (Drachensee) bei Montella scheint
auf ein ähnliches Phänomen zu deuten.
der Wohnsitz an einem Orte, insofern er durch Grundbesitz oder ein festes Gewerbe
oder einen stetigen Beruf fundiert erscheint.
Ursprünglich war in den Städten das Bürgerrecht an die Ansässigkeit geknüpft, und noch
heute übt sie nach vielen Gesetzgebungen Einfluß aus, wo es sich um die Zulassung zum staats-und gemeindebürgerlichen
Wahlrecht handelt. (S. auch Bürgerrecht.)
(frz. embouchure), in der Musik die Stellung der Lippen zur Hervorbringung des Tons auf Blasinstrumenten. Diese
Lippenstellung ist verschieden sowohl in Beziehung
auf die Form der Lippen ^[] und des Mundes als auch auf die Form des Mundstücks
des zu blasenden Instrumentes, anders bei der Flöte als bei der Oboe u. s. w. Für Reinheit der Intonation
sowie für die Qualität des Tons, für seine Schönheit und Rundung ist der von größter Wichtigkeit, ja es hängen diese
Eigenschaften zum größten Teil von ihm ab. So erklärt sich auch der Ausdruck: der Bläser habe einen guten (richtigen) oder
einen schlechten (unrichtigen) Ansatz. Im uneigentlichen Sinne nennt man Ansatz auch das Mundstück der Instrumente
selbst sowie ferner auch bei den Hörnern und Trompeten diejenigen angesetzten Teile, vermöge deren eine Veränderung der
Stimmung hervorgebracht wird.
Doch sagt man in dieser Beziehung lieber und häufiger Ansatzstücke, oder Setzstücke, Setzbogen. Eine besondere Wichtigkeit
hat der in der Gesangkunst, wo er die Art und Weise bezeichnet, wie der Ton der Stimme zuerst durch Stellung des Kehlkopfes, dann
im weitern Verlauf durch Zungen- und Mundstellung zur Bildung kommt. (S. Anschlag.) - In der Mathematik heißt Ansatz die Art, wie
eine Anzahl gegebener Größen in bestimmter Ordnung so aufzustellen sind, daß auf kürzestem Wege das
gesuchte Resultat gefunden werden kann.
Fürstentum, in alter Zeit ein Teil des Rangaues und meist von Slawen bevölkert, gehörte später zum Fränkischen
Kreise. Friedrich V., Burggraf von Nürnberg, 1362 damit belehnt, teilte es 1398 für seine Söhne in das
Land oberhalb des Gebirges (Ansbach) und das Land unterhalb des Gebirges (Kulmbach, nachher Bayreuth), welche Teilung 1464 wieder
aufhörte. Kurfürst Albrecht Achilles bestimmte es 1474 seinem zweiten Sohne Friedrich, der dadurch der Stifter der fränk. Linie
der brandenb. Markgrafen wurde, die sich in die Linien und Bayreuth (s. d.) teilte und nach Aussterben
der letztern 1763 wieder vereinigt wurde. Der letzte Markgraf von Ansbach-Bayreuth war Alexander, der «Freund» der Lady Craven
(s. d.), der beide Fürstentümer 2. Dez. 1791 freiwillig an seinen Lehnserben,
den König Friedrich Wilhelm II. von Preußen, abtrat. Friedrich Wilhelm III. mußte Ansbach 1806 Frankreich überlassen,
worauf es nebst dem im Frieden von Tilsit abgetretenen Bayreuth 1806 an Bayern kam. -
Vgl. Stieber, Histor. und topogr.
Nachricht
von dem Fürstentum Brandenburg-Onolzbach (Schwabach 1761); Fischer, Statist. und topogr. Beschreibung des Fürstentums Brandenburg-Anspach
(2 Tle., Ansb. 1786);
von Lang, Neuere Geschichte des Fürstentums Bayreuth (3 Bde., Gött.
und Nürnb. 1798 - 1811);
Jacobi, Urgeschichte der Stadt und des Fürstentums Ansbach (Ansb. 1868);
Meyer, Beiträge zur Geschichte
der Ansbacher und Bayreuther Lande (ebd. 1880);
ders., Erinnerungen an die Hohenzollernherrschaft in Franken (ebd. 1890).
früher Onolzbach.
1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Mittelfranken, hat 633,49 qkm, (1890) 32544 (15810
männl., 16734 weibl.) E., 82 Gemeinden mit 337 Ortschaften, darunter 2 Städte. - 2) Unmittelbare Stadt und Hauptstadt des
bayr. Reg.-Bez. Mittelfranken sowie des Bezirksamtes Ansbach, vormals Residenz der Markgrafen von Ansbach-Bayreuth, in 410 m Höhe,
an der Rezat und den Linien Nürnberg-Grenze-Crailsheim, Treuchtlingen-Ansbach (51,38 km), Würzburg-Ansbach (88,84 km)
der Bayr. Staatsbahnen, ist Sitz der Kreisregierung, eines prot. Konsistoriums, kath.
Dekanats, Landgerichts
mehr
^[Abb.: Wappen von Ansbach] (Oberlandesgericht Nürnberg) mit einer Kammer für Handelssachen und 11 Amtsgerichten (Ansbach, Dinkelsbühl,
Feuchtwangen, Gunzenhausen, Heidenheim, Heilsbronn, Herrieden, Rothenburg, Schillingsfürst, Uffenheim, Wassertrüdingen), Amtsgerichts,
Bezirks-, Zoll-, Forst-, Rentamtes, Land-, Straßen- und Flußbauamtes, Bezirksgremiums und Bezirkskommandos und hat (1890) 14258 (6904
männl., 7354 weibl.) E., darunter 2059 Katholiken und 270 Israeliten, in
Garnison das 2. bayr. Ulanenregiment König, Postamt erster Klasse, Telegraph.
Die spätgot. Johanniskirche (1441 erbaut, 1872 erneuert) enthält die Gruft der Markgrafen von Ansbach aus dem Hause
Hohenzollern mit 25 Zinnsärgen; die roman. Gumbertuskirche (Stiftskirche) aus dem 12. Jahrh.
mit drei got. Türmen (1483 - 93 und 1597) und spätgot. Chor (1523) die schöne St. Georgs- oder Ritterkapelle,
die Kurfürst Albrecht Achilles von Brandenburg dem Schwanenorden anwies, 12 Steindenkmäler von Schwanenrittern, einen Schwanenordens-Hauptaltar
(1888 erneuert) mit Schnitzereien und Bildern von M. Wohlgemuth und alte erbeutete Fahnen; an der Nordseite der Kirche die
ehemalige Hofkanzlei von 1563, mit schönen Giebeln, jetzt Gerichtsgebäude.
Die kath. Ludwigskirche (1840) im dor. Stil hat 4 aus dem Metall der in der Seeschlacht bei Navarin (1827) erbeuteten türk.
Kanonen gegossene Glocken, die nach den Söhnen des Königs Ludwig I. getauft sind. Die Synagoge ist 1743 - 49 erbaut. Vor dem
schönen, in ital. Stil 1713 - 32 von Gabrieli, Retti und Zocha erbauten Schlosse, jetzt Regierungsgebäude,
die von Halbig modellierte, von Miller gegossene Statue des Dichters Grafen Platen und in der Nähe der Hofgarten, ein großer
Park mit alten Bäumen, einem Pavillon (Heideloffsche Fresken), einer großen Orangerie, der Kolossalbüste des Dichters Uz
von Heideloff (1835 errichtet) und dem Denkmal Kaspar Hausers (s. d.). Auf dem Markte ein Brunnen mit dem
Erzstandbild des Markgrafen Georg des Frommen (1515). Ferner hat Ansbach eine königliche prot.
Studienanstalt (Gymnasium und Lateinschule mit Alumnat für 30 Zöglinge, 1528 gestiftet, Rektor, 23 Lehrer, 320 Schüler), Realschule
(Rektor, 15 Lehrer, 174 Schüler), höhere Mädchenschule (Theresien-Institut), Mädchen- und Knabenfortbildungs-,
Frauenarbeits-, Taubstummenschule, prot. Volksschulen (27 Klassen), 5 kath., 1 israel. Volksschule; Schloßbibliothek, eine
markgräfl. Stiftung, reich an histor. Werken; einen histor. Verein für Mittelfranken, Gewerbeverein, königl. Schloßtheater
(Eigentum der Stadt und von derselben jährlich verpachtet) mit 400 Zuschauerplätzen, nur im Winter benutzt; Armenbeschäftigungsanstalt,
Reichenspital, Kranken- und Witwenhaus, Konsumverein, Leih-, Aussteuer-, Bade- (1889), Aichanstalt, Schlachthaus.
Die Industrie umfaßt Eisengießerei, Buchdruckerei, Fabrikation von Maschinen, Strohmosaik, Liqueuren, Konserven, Gold-, Silber-
und Spielwaren, Kinderwagen, Bürsten, Pinseln, Preßhefe, Stärke, Möbeln, Gewehren, Nähseide, Beindreherei, Bierbrauereien,
Gold- und Silberstickerei, mechan. Werkstätten, Spinnerei, Färberei. Der Handel erstreckt sich auf Vieh, Wein,
Konditorei-, Spezerei-, Bein- und Eisenwaren, Tapeten und Teppiche. ^[] Es bestehen 4 Messen, Viehmärkte, 3 Roßmärkte, königl.
Filialbank, landwirtschaftlicher Kreditverein für Mittelfranken, städtische Sparkasse. Ansbach ist Geburtsort der
Dichter Cronegk,
Uz, Platen, des Bildhauers Bandel, des preuß. Generalpostmeisters Nagler, des preuß.
Ministers Altenstein. - Ihre Entstehung verdankt die Stadt dem im 8. Jahrh. vom heil.
Gumbertus gegründeten Benediktinerkloster, das 1057 in ein Kollegiatstift verwandelt und 1560 aufgehoben wurde. Nach Aussterben
der Vögte von Dornberg, der Schirmherren des Stifts, kam es 1288 an die Grafen von Öttingen, die es 1331 an die Burggrafen
von Nürnberg verkauften. -
Vgl. Haenle, Geschichte der Stadt Ansbach (Ansb. 1865);
J. Meyer, A.s Sehenswürdigkeiten
(ebd. 1890).