die
Hingabe an Zahlungsstatt leichter der
Anfechtung (s. d.) der übrigen
Gläubiger oder des Konkursverwalters unterliegt als
die
Zahlung mit dem geschuldeten Gegenstande. Der annahme an zahlungsstatt Z. verwandt ist die
Überweisung einer gepfändeten Geldforderung an Zahlungsstatt,
welche das Vollstreckungsgericht auf
Antrag des
Gläubigers zu dessen Befriedigung ausspricht (Civilprozeßordn. §. 736).
Hier gilt die Regel, daß der
Gläubiger als befriedigt anzusehen ist, soweit die überwiesene Forderung
besteht.
Von der
Hingabe an Zahlungsstatt und der
Überweisung an Zahlungsstatt verschieden ist die
Überweisung oder
Hingabezahlungshalber.
Werden dem
Gläubiger Forderungen von seinem Schuldner abgetreten, so wird im Zweifel anzunehmen sein, es sei zahlungshalber
nicht an Zahlungsstatt abgetreten, so auch, wenn der
Gläubiger ein Wechselaccept erhält. Hier tritt
Tilgung der alten Schuld erst ein, wenn der
Gläubiger von dem Drittschuldner
Zahlung erlangt.
(lat. annales), geschichtliche Jahrbücher, welche die Hauptbegebenheiten einer
Stadt, eines
Landes, eines
Reichs Jahr für Jahr in chronol. Folge enthalten. Solche Aufzeichnungen, geknüpft
an die
Namen der Herrscher, finden sich schon bei den alten Ägyptern, Assyrern,
Juden u.s.w. sowie auch bei den
Chinesen. Die
ältesten Jahrbücher der
Römer
[* 2] entwickelten sich aus den an die
Namen der regierenden
Beamten jährlich vom
Pontifex Maximus
(s.
Pontifex) angeknüpften Aufzeichnungen und wurden später, als es auch andere Annalen gab,
zum Unterschiede von diesen annales pontificum oder annales maximi genannt.
Sie bilden kein Werk der Litteratur, sondern gehören zu den
Akten der Regierung, sind aber doch als erste
Stufe der Geschichtschreibung
zu betrachten. Seit dem Ende des zweiten
PunischenKrieges begann die Abfassung von Annalen aus freier litterar.
Thätigkeit durch eine Reihenfolge gebildeter
Männer, wie Fabius Pictor,
CalpurniusPiso,
Valerius Antias, Licinius Macer u. a.,
zunächst in griech., doch sehr früh auch in röm.
Sprache.
[* 3] Der
Name blieb dann auch denjenigen Geschichtswerken, welche die
Ereignisse vergangener
Zeiten Jahr für Jahr berichteten, aber schon an die
Stelle trockner Aufzeichnung
der
Thatsachen die pragmatische Erzählung treten ließen, während der
Name «Geschichtsbücher», historiae, für die pragmatische,
aber ebenfalls wesentlich chronol.
Darstellung selbsterlebter oder der nächst vorhergehenden
Zeiten gebraucht wurde, ein Unterschied, wie man ihn z. B. bei
Tacitus
findet. Im 4. und 5. Jahrh. n. Chr. traten an
Stelle der Annalen dieChroniken (s. d.). Dieser
Name wurde nun
gewöhnlich für die jetzt wieder aufkommenden trocknen chronol. Aufzeichnungen gebraucht, die in der Regel die ganze Weltgeschichte
seit der Schöpfung in einem kurzen Abriß behandelten und diesem erst die Aufzeichnung der selbsterlebten Ereignisse folgen
ließen, so daß meist nur der letzte
Teil histor. Wert hat. Dann entstand wieder im Mittelalter seit
der karolingischen Zeit eine große Anzahl von Annalen im
Sinne gleichzeitiger Aufzeichnung von Ereignissen. Heutzutage gebraucht
man den
Ausdruck Annalen für Geschichtswerke jeder Art, die ihren
Stoff nach Jahren ordnen. Außerdem wird der
Name Annalen häufig für
Zeitschriften benutzt. -
Vgl.
Nitzsch, Die röm. Annalistik von ihren ersten Anfängen bis auf
Valerius
Antias (Berl. 1873):
Wattenbach,
Deutschlands
[* 4] Geschichtsquellen im Mittelalter (2 Bde., 5. Aufl.,
ebd.
1887).
oder
Milchweiß, sehr feingemahlener ungebrannter
Gips,
[* 5] der als mineralischer Füllstoff in der Papierfabrikation
[* 6] ausgedehnte Anwendung findet. Es wird in Annenmühle bei Osterode
[* 7] am Harz gemahlen, daher sein
Name.
Ein
der Annaline an Feinheit und
Weiße gleichkommendes Präparat wird hergestellt, wenn man mäßig feingepulverten gebrannten
Gips
in die 12fache Gewichtsmenge Wasser einrührt und mit dem
Rühren etwa 15 Minuten fortfährt;
dann nimmt die vorher dünnflüssige
Masse Rahmkonsistenz an.
Man befreit die sehr wasserhaltige
Masse durch Filterpressen vom Wasser.
auch Nam-Viet,
Viet-Nam (d. h.
Süden von Viet oder chines.
Yüe), Nhat-Nam
(Sonne
[* 8] des
Südens), Giao-Nam
(Süden von Giao), Nam-Giao genannt, Königreich unter franz. Protektorat an der
Ostküste der indo-chines. Halbinsel, ein schmaler
Streifen zwischen 10° 30' und 18° nördl.
Br., 106 und 109°
östl. L. von Greenwich, mit einer mittlern
Breite
[* 9] von 150 km. Es grenzt im N. an
Tongking,
[* 10] im O. an das
Südchinesische Meer,
im
S. an das franz. Cochinchina, im
W. an Kambodscha und den Me-kong, der von Siam trennt.
Der Flächeninhalt beträgt etwa 230000 qkm, die Küstenausdehnung 1200 km.
Die
Küsten sind sehr zerklüftet, begrenzt von hohen
Bergen
[* 11] und haben zahlreiche
Inseln,
Spitzen,
Kaps,
Baien,
Bänke und
Riffe,
aber nur wenige Häfen. (S. Karte:
Ostindien
[* 12] II:Hinterindien.)
[* 13]
Bodengestaltung. Eine lange Bergkette von 600 bis 700 m mittlerer
Höhe, aber mit Gipfeln, die sich im Pu-san bis 2760 m, im Pu-atuat zu 2500 m erheben, erstreckt sich
von N. nach
S. und bedeckt fast das ganze Land. Zahlreiche Bergzüge zweigen sich ab und wenden sich dem
Meere zu, wo sie in
Piks bis über 2000 m Höhe auslaufen.
Zwischen diesen bewaldeten, zuweilen aber auch vollständig kahlen
Bergen erstrecken sich kleine
Thäler,
längs der
Küste jedoch ebene
Flächen und niedrige Dünen. – Eine große Zahl
Flüsse
[* 14] von geringer
Ausdehnung
[* 15] und
Tiefe fließen
von den
Bergen ins
Meer. Die hauptsächlichsten sind der aus dem Zusammenfluß des Song-nam und des Song-naï gebildete Song-giang;
der aus dem
Song-ka und dem Song-sao gebildete Song-hoï; sie kommen aus dem Gebiet der
Schan und Lao.
Der Song-ma ist nur wenig schiffbar.
Klima.
[* 16] Der Winter oder die nasse Jahreszeit dauert vom November bis April, der
Sommer oder die trockne Jahreszeit vom April
bis November. Die höchste
Temperatur im Juni, Juli und
August beträgt 36–37°, im Dezember und Januar
11–12°. Die gewöhnlich im September beginnenden
Regen treten zunächst als Gewitterstürme auf, die sich Ende November
in feine Regenschauer umwandeln. Die Hitze wird durch die Meeresluft gemäßigt.
andere Vögel,
[* 27] Alligatoren, giftige Schlangen
[* 28] und unzählige Fische.
[* 29] Der Büffel wird gezähmt und zum Bestellen der Acker, was
den Frauen obliegt, gebraucht. Kleine Rinder,
[* 30] Ziegen und Schafe
[* 31] werden gehalten; am meisten aber das chines. Schwein.
[* 32]
Bevölkerung.
[* 33] Dieselbe wird von einigen auf 2, von andern auf 6 Millionen geschätzt. Wirklich annamit.
Abstammung sind die Bewohner der Küste, während die Berge im Westen von den Moï, unabhängigen Völkerschaften verschiedener
Abkunft, den Resten der Ureinwohner des Landes, eingenommen werden, im Süden Überbleibsel der Tjam, der alten Herren des
Landes, angesiedelt sind. Erstere haben eine sehr helle Farbe, kleine Gestalt, hübsche Formen und runde
Köpfe, letztere sind groß, kräftig und von dunklerer Farbe.
Die Moï leben in den Wäldern, die eigentlichen Annamiten sind Ackerbauer und Fischer. Die letztern sind zuvorkommend, wohlwollend
und heiter, klug, mißtrauisch und furchtsam, leichtsinnig und eitel. Spiele und Theater
[* 34] sind sehr beliebt. Die Gebäude sind
in der Regel aus Bambus und gestampfter Erde hergestellt und ruhen auf einem Erdaufwurf; das Dach
[* 35] besteht
aus Binsen, Blattwerk oder Stroh. Die Häuser der Begüterten haben schöne Holzsäulen und einen Säulengang. Die Sprache ist
im ganzen Reich das Annamitische, von dem es jedoch verschiedene Mundarten giebt; sie ist einsilbig, die Aussprache singend,
die Schrift eine abgeänderte chinesische, doch haben die portug. Missionare das lat.
Alphabet zur Wiedergabe der Laute der annamit. Sprache benutzt und eine Schrift aufgestellt, die Quoc-Ngü oder Cocgneu heißt.
Schulunterricht ist im Volke ziemlich verbreitet.
Religion. Die Staatsreligion beruht auf der Lehre
[* 36] des Confucius (s. d.). Die eigentlich herrschende Religion ist aber
eine entartete mit Götzendienst und dem Glauben an Zauberer gemischte Form des Buddhismus. Es giebt etwa 200000 (nach andern
gegen 420000) Christen. Polygamie besteht, um dem Manne eine männliche Nachkommenschaft zu sichern, wird aber in Wirklichkeit
meist durch Adoption ersetzt.
Industrie und Handel. Erstere ist von geringer Bedeutung, der Handel fast ganz in den Händen der Chinesen.
Die Einfuhr erstreckt sich auf Baumwollgarne und Gewebe
[* 37] aus Europa
[* 38] und Britisch-Indien, Opium aus China,
[* 39] Papier, Heilmittel
und Töpferwaren aus Japan und Zündhölzchen. Die Seidenzucht und Seidenweberei steht in hoher Blüte.
[* 40] Zur Ausfuhr gelangen
die einheimischen Erzeugnisse.
Im J. 1891 betrug die Einfuhr aus Frankreich 309 215 Frs., aus dem Ausland 3,95 Mill., die Ausfuhr 230 210 Frs. und 8,65 Mill.
Frs.
Es giebt Gold-, Silber- und Zinkmünzen in der Form von Barren, Taëls und
Schnüren; das Gold in kleinen Barren von unregelmäßiger
oder prismatischer Gestalt und 37 g Schwere, Silber in größern Barren im Werte von 60 bis 70 Frs. oder
in Taëls von ungefähr 6 Frs., Zink in Sapekenschnüren. Jede Schnur enthält 600 mit einem viereckigen Loch durchstochene und
an einer Bambusfaser aneinander gereihte Sapeken im Gesamtwerte von 70 bis 75 Cent. und 1 kg schwer.
Verfassung und Verwaltung. Der Regierungsform nach ist Annam eine absolute und erbliche Monarchie. Der Herrscher, wie in China
«Sohn des Himmels» genannt, beauftragt mit der Verwaltung seine Minister des Innern, der Finanzen, des Krieges, der Justiz,
der öffentlichen Arbeiten und des Kultus. Jedes Ministerium bildet einen Rat, der den Titularminister zum
Vorsitzenden hat und die einschlägigen Angelegenheiten erörtert. Diese werden in zweiter Instanz von einer hohen Kommission
geprüft, die sie der königl. Entscheidung vorlegt. Ein Censorenrat überwacht die ganze Verwaltung.
Annam ist eingeteilt in 12 Provinzen, 6 große und 6 kleinere, jede mit einem Hauptort, der gleichzeitig
eine Hauptstadt des Reichs ist; jede Provinz zerfällt in 3 Phu (Departements), jedes Phu in mehrere Hujen (Arrondissements).
Seit der Errichtung des franz. Protektorats über Annam hat eine franz.
Generalresidentschaft ihren Sitz in Hue, und drei Residentschaften befinden sich in Qui-nhon, Thuan-khan und Than-hoa. Die
Residenten sind mit der Überwachung der einheimischen Beamten beauftragt.
Die finanziellen Mittel des Staates gehen hervor aus einer Personalsteuer (eine Schnur per Kopf, 70-75 Cent.), aus der Grundsteuer,
die als Naturalleistung für die Reisfelder, in Geld für die andern Kulturen bezahlt wird; aus Zöllen, Schifffahrtsabgaben,
Fischereien, Wäldern, Bergwerken u. a. Die Steuerlisten werden aller fünf Jahre aufgestellt, zu derselben
Zeit, wenn die Zahl der Mannschaft für den Fron- und Militärdienst festgesetzt wird. Über dasBudget für und Tongking s.
Tongking. Die Armee umfaßt die mit der Verteidigung von Hue betrauten Garderegimenter, die aus Nachbarprovinzen der Hauptstadt,
und die Provinzialregimenter, die in den Provinzen ausgehoben werden, endlich die Leibwache jedes Beamten.
Die Zahl der eingeborenen Truppen beträgt 11 833 Mann. Näheres s. Tongking.
Geschichte. Cochinchina und Tongking wurden 234 v. Chr. von dem chines. KaiserTschin-tschi-Hwang-ti erobert und waren dann abwechselnd
den Chinesen unterworfen oder unabhängig, bis sie 1428 das chines. Joch abwarfen und seitdem
ein einheitliches Reich unter dem Hause Leh bildeten. Die Herrscher aus demselben wurden jedoch bald durch
ihre Minister in Schatten
[* 41] gestellt, so daß neben dem eigentlichen Herrscher in Tongking noch die Dynastie der Trinh (seit
1545) und in Cochinchina die der Nguyen (seit 1600) regierten.
Bei Gelegenheit eines Aufstandes in Cochinchina erhob sich 1737 eine neue Dynastie, die Tai-song, die
nicht nur die alte Dynastie der Leh, sondern auch die der Trinh in Tongking und die der Nguyen in Cochinchina vernichtete.
Von letzterer blieb nur ein einziger Sprößling, Nguyen-anh, übrig, der von Pigneaux de Béhaine, Bischof von Adran und apostolischem
Vikar für Cochinchina, eine christl. Erziehung erhielt. Nguyen-anh sandte 1782 seinen
Sohn mit jenem Bischöfe nach Paris,
[* 42] unter dessen Vermittelung zu Versailles
[* 43] ein Schutz- und Trutzbündnis zwischen
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