zwischen dem Innern und dem Äußern des
Menschen vorhanden. Allerdings genügt, wie bei jeder Schönheit, der Schein der
Unwillkürlichkeit der
Bewegung, aber die Anmut verschwindet, sobald man die Willkürlichkeit der
Bewegung entdeckt hat, und es
entsteht
Affektation (s. d.). Zwar sind willkürliche und unwillkürliche
Bewegungen stets zu einem Ganzen vereinigt, das
anmutig genannt wird, aber das, was an diesem Ganzen die Anmut ausmacht, sind die unwillkürlichen. So ist der Tanz
eine willkürliche
Bewegung, aber die Art und
Weise, wie er vollzogen wird, ist zum
Teil unwillkürlich, oder muß unwillkürlich
werden, um anmutig heißen zu können.
Der
Begriff der Anmut kann auch auf die tierische und leblose Natur ausgedehnt werden, insofern
ihre
BewegungenÄhnlichkeit
[* 2] mit den menschlichen zeigen. Auch Linien, die das
Auge
[* 3] durch ihren Schwung zu
Bewegungen zwingen,
können anmutig genannt werden; dann zerfällt aber das ganze Gebiet des Schönen überhaupt in das der und des
Erhabenen.
In einem Gegensatz, der aber kein ausschließender ist, steht die Würde zur Anmut; denn die Würde
ist eine Beherrschung der willkürlichen
Bewegungen, die keinen notwendigen Gegensatz zu den unwillkürlichen bilden. Im gewöhnlichen
Sprachgebrauch wird Anmut nicht allein vom Schönen, sondern auch vom
Angenehmen (s. d.), doch nie vom roh-sinnlichen Genuß
gesagt.
Geldrechnungsstufe im brit.
Ostindien,
[* 4] der 16.
Teil der Rupie, ist (zum Preise von 125 M.
für 1 kg Feinsilber) - etwa 8,4
Pf. In
Silber wird das Doppelte, in
Bronze
[* 5] die Hälfte des Anna (das
Stück von 2
Pice oder 6 Pie)
geprägt. Als ein Münzstück ist das Anna nicht vorhanden. Der vierte
Teil eines Anna heißt
Pice, der dritte
Teil eines
PicePie, so daß das Anna 12 Pie hat. - Anna ist ferner ein Salzmaß (von 26,34 hl
Inhalt und 2540 kg
Schwere), sowie
ein Perlengewicht (von 12,15
mg) in
Bombay
[* 6] und ein
Gold- und Silbergewicht (von 0,728
g) in
Bengalen, ein
Handelsgewicht in
Hindostan, ein
Maß oder Gewicht für
Reis auf
Ceylon.
[* 7]
(vom hebr. channâh, d. h.
Gnade), die
Heilige, nach der
Tradition die Frau des heil. Joachim und nach 20jähriger
UnfruchtbarkeitMutter der
Jungfrau Maria (s. d.).
Ihre Verehrung wird zuerst bei
Gregor vonNyssa und
Epiphanius
im 4. Jahrh. erwähnt; sie gilt als Schutzpatronin der Tischler.
Ihre Gebeine sollen 710 nach
Konstantinopel
[* 8] übergeführt
worden sein,
Reliquien ihres Hauptes sind in der St. Annakirche zu
Düren.
[* 9] Die röm.
Kirche feiert ihr Fest, den
Annentag, 26. Juli,
die griechische 9. Dez.Ihre Heiligenattribute sind
Jesus und Maria, bisweilen beide, als
Kinder auf dem
Arme.
Der heiligen Anna zu Ehren bildete sich die
Sankt
[* 10] Annenbruderschaft oder die
Annenbrüder, die, schon im 13. Jahrh. vorhanden,
zur Zeit der
Reformation durch die
Jesuiten neu organisiert wurde. -
Vgl. Schaumkell, Der
Kultus der heiligen Anna (Freib. i. Br.
1893).
Komnēna, Tochter des byzant.
KaisersAlexios I., geb. gelehrt erzogen, wurde an den
reichbegabten und ehrenhaften
NikephorosBryennios verheiratet, den sie und ihre
Mutter Irene bei
Alexios'
Tod (1118) vergeblich
gegen ihren
Bruder,
KaiserJohannes, aufstachelten, um ihm selbst den
Thron
[* 11] zu verschaffen. Nach seinem
Tode (1137) zog sie sich
ins
Kloster zurück, wo sie nach 1148 starb. Die von ihr verfaßte Geschichte der J. 1069 - 1118, «Alexias»,
eine wichtige
Quelle
[* 12]
für den ersten Kreuzzug, gehört zu den hervorragendsten histor. Werken der
Byzantiner.
BesteAusgabe von
Reisserscheid (2 Bde., Lpz. 1884);
deutscher
Auszug in Fr.
Schillers«Allgemeiner Sammlung histor. Memoires», I, 1 - 2
(Jena
[* 13] 1790). -
Vgl.
Oster,
Anna K. (3
Tle., Rastatt
[* 14] und Tüb. 1868 - 71).
von Kleve, Königin von England, geb. 1515 als Tochter des
HerzogsJohann von Kleve.Thomas Cromwell, der den
verwitweten
Heinrich VIII. durch eine neue
Ehe dem deutschen
Protestantismus anzunähern wünschte, empfahl ihm Anna zur Gemahlin.
Wenn auch
die erste Begegnung entgegen den landläufigen Erzählungen leidlich verlief, so fand doch
Heinrich die Gattin nicht
den
Berichten entsprechend, auch ihre Unkenntnis des
Englischen war ihm unbequem, so daß er schon
vor der
kirchlichen Einsegnung an Scheidung dachte. Cromwells Gegner benutzten
Heinrichs Stimmung, den Minister zu stürzen
und aufs
Blutgerüst zu bringen; am erfolgte die Scheidung von Anna, die 3000 Pfd. St.
Jahresrente und die Bezeichnung als «Schwester» des Königs erhielt. Sie
blieb in England, nahm noch am Einzug der Königin Maria (s. d.)
in
London
[* 15] teil und starb am Ihr Porträt, von H. Holbein
[* 16] d. J. 1539 gefertigt,
befindet sich im Louvre.
von
Bretagne, Königin von
Frankreich, geb. zu Nantes,
[* 17] Erbtochter des
Herzogs von
Bretagne, vermählte sich, obwohl durch Prokuration schon
Kaiser Maximilian I. angetraut, mit
Karl VIII. von
Frankreich,
dem sie ihr Herzogtum mitbrachte, und nach
KarlsTod mit seinem Nachfolger
Ludwig XII. Um die
Erhaltung ihres Herzogtums
bei
Frankreich drehen sich die polit. Geschicke ihres Lebens; sie blieb Bretonin, aber die nationale
Partei zwang sie, jene Zugehörigkeit zu bestätigen,
und sie mußte dulden, daß ihre Erbtochter
Claudia (s. d.) mit dem Thronerben
Franz vonAngoulême verlobt wurde. Anna war am
HofeLudwigs die Seele der litterar.
Bewegung und eine polit. Macht; zeitweilig
regierte sie selbst das Königreich. Sie starb
von
Österreich,
[* 18] Königin und Regentin von
Frankreich, älteste Tochter Philipps III. von
Spanien,
[* 19] geb.
wurde bereits mit dem nur fünf
Tage ältern
Ludwig XIII. von
Frankreich vermählt. Mit äußern Vorzügen reich
ausgestattet, dabei von leidenschaftlicher Gemütsart, liebte sie ihren schwächlichen und mürrischen
Gemahl nicht; ihre geheime
Verbindung mit dem span.
Hofe und ihre Opposition gegen Richelieus Regierungssystem machten das
Verhältnis zwischen den Gatten so gespannt, daß sie getrennt lebten.
Erst in seinen letzten Lebensjahren ließ sich
Ludwig zu einer
Annäherung an Anna bestimmen, die ihm zwei
Söhne gebar, von denen der ältere, geb. 1638, als
Ludwig XIV. den
Thron bestieg, während der zweite, Philipp, geb. 1640,
Stammvater des Hauses
Orléans
[* 20] wurde. Entgegen der Testamentsbestimmung
Ludwigs, daß nach seinem
Tode, während der Minderjährigkeit
seines
Sohnes, ein Regentschaftsrat die Regierung führen sollte, übertrug das Parlament im
Einverständnis mit dem hohen
Adel Anna die Regentschaft. Anna wandte ihr Vertrauen dem Freunde und Günstling Richelieus,
¶
mehr
Mazarin, zu, der, gestützt auf A.s feste Treue, die ministerielle Allgewalt noch fester als sein Vorgänger begründete. Es
ist unzweifelhaft, daß eine heiße und schwerlich nur geistige Liebe (nicht Ehe, wie man behauptet hat) sie an den feinen
und glänzenden Mann band. Anna überlebte ihren Freund 5 Jahre, die sie in ihrer Klosterstiftung
Val-de-Grace und am Hofe zubrachte. Sie starb -
Königin von Großbritannien
[* 22] und Irland (1702-14), war geboren im St. James'-Palast zu London als
zweite Tochter des Herzogs von York, spätern Jakobs II. aus seiner ersten Ehe mit Anna Hyde. Im Glauben der anglikan. Kirche erzogen,
wurde sie 1683 mit dem Prinzen Georg von Dänemark
[* 23] verheiratet. Die zahlreichen Kinder aus dieser Ehe starben aber sämtlich
vor A.s Thronbesteigung. Bei der Revolution von 1688, die ihren Vater stürzte, trat sie auf die Seite
des Gatten ihrer ältern Schwester Maria, des Prinzen von Oranien, der dann als Wilhelm III. mit Maria zusammen auf den Thron
erhoben wurde.
Nach beider kinderlosem Tode folgte am Ihre Regierung erhielt eine außerordentliche Bedeutung für England
durch dessen Teilnahme amSpanischen Erbfolgekrieg gegen Frankreich; aber A.s Verdienste dabei waren äußerst gering. Sie war
eine beschränkte, eigenwillige, durch die kleinlichsten Intriguen bestimmbare Frau; dabei aber wohlwollend, fromm und mildthätig.
Die Größe ihrer Zeit beruht auf dem Wirken ihrer langjährigen Chefminister Marlborough (s. d.) und Godolphin, die ihre Stellung
bei der Königin vornehmlich dem beherrschenden Einfluß von Marlboroughs whiggistisch gesinnter Gattin Sarah, der Oberhofmeisterin
A.s, zu verdanken hatten.
Widerwillig entschloß sich 1708 die toryistisch gesinnte Königin zu der notwendig werdenden whiggistischen Umgestaltung
des Ministeriums; nach einem Wandel zu Gunsten der Tories 1710 mußten Marlborough und Godolphin weichen, Harley und
neben ihm St. John (s. Bolingbroke) traten an ihre Stelle. Den Krieg gegen Frankreich beendeten diese baldmöglichst, nachdem
sie durch den Utrechter Frieden (s. d.) April 1713 den Gewinn für England in Sicherheit
gebracht hatten. Der Verdacht, daß vom Ministerium aus Umtriebe für die Nachfolge der vertriebenen Stuarts geschähen, veranlaßte
die führenden Lords der Whigpartei, der auf dem Sterbelager liegenden Königin die Berufung eines Whig
an die leitende Stelle abzutrotzen. Anna, das letzte in England regierende Glied
[* 24] des Hauses Stuart, starb -
Vgl. Stanhope,
History of England comprising the reign of QueenAnne until the peace of Utrecht
[* 25] (4. Aufl., Lond. 1873);
Burton, History of the reign of QueenAnne (3 Bde., Edinb. 1880);
Ranke, Engl. Geschichte, Bd. 7; von Noorden, Europ.
Geschichte im 18. Jahrh. (Bd.
1-3, Düsseld. und Lpz. 1870-82).
Gemahlin Kurfürst Augusts von Sachsen,
[* 26] Tochter Christians III. von Dänemark, geb.
in Sachsen wegen ihres Wohlthätigkeitssinns noch jetzt als «Mutter Anna» bekannt, war bei ihrer Klugheit und Sparsamkeit eine
treffliche Gattin für den haushälterischen Fürsten. Auch seine Neigung zu der Naturwissenschaft teilte sie und hat sogar
ein «Erzneibüchlein» hinterlassen, mehrere Heilmittel
erfunden und die Hofapotheke zu Dresden
[* 27] (1581) gestiftet. Doch war sie auch als streng orthodoxe Lutheranerin an den harten
Maßregeln des Kurfürsten gegen die Kryptocalvinisten (s. d.) beteiligt. Seit mit August vermählt, gebar sie
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