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Grafengeschlecht, das von dem Lande den Namen führte, erlosch 1060; die Schwester des letzten Grafen, Gottfried II., brachte
Anjou an das Haus Gatinais, dem Gottfried V., der Ahnherr der Plantagenet (s. d.), entsprang. Er heiratete 1128 Mathilde,
die Tochter Heinrichs I. von England; ihr Sohn bestieg 1154 als Heinrich II. den engl. Thron und Anjou gehörte
nun zu den franz. Besitzungen der engl. Krone. Durch Philipp II. August ward es aber 1204 wieder für Frankreich gewonnen; 1246 wurde
Karl, der jüngste Sohn Ludwigs VIII., damit belehnt, der auch Provence und Neapel-Sicilien erwarb (s. Karl I. von Anjou).
Diese ältere Linie von Anjou-Neapel kam dann auch in Ungarn zur Regierung. Karl II. von Sicilien gab Anjou seiner
Tochter Margarete bei ihrer Vermählung mit Karl von Valois, dem Bruder Philipps des Schönen. Dieser erhob Anjou 1297 zur Pairie.
Der Sohn Karls und Margaretens wurde 1328 als Philipp VI. König von Frankreich und vereinigte Anjou mit der
Krone. Sein Sohn Johann verlieh Anjou seinem zweiten Sohne Ludwig, der 1360 ebenfalls auf den Thron von Neapel kam und dort die jüngere
Linie Anjou begründete. Sein Enkel René, Titularkönig von Neapel, wurde von Ludwig XI. des Herzogtums Anjou beraubt, der es 1480 mit
der franz. Krone vereinigte. Mit Rene's Bruder Karl erlosch 1481 das Haus Anjou. Seitdem gab es nur noch einen
Titel für königl. Prinzen ab. Heinrich III. führte ihn vor seiner Thronbesteigung, ebenso der Enkel Ludwigs XIV., der 1701 als
Philipp V. König von Spanien wurde. -
Vgl. Port, Dictionnaire historique, géographique et biographique
de Maine-et-Loire (3 Bde., Par. 1879);
Bodin, Recherches historiques sur l'Anjou (2 Bde., Saumur 1821-22).
im Schiffswesen das Werkzeug, welches von einem Schiffe mittels einer Kette oder eines Taues in die Tiefe gelassen
wird, sich vermöge seiner Gestalt und Schwere im Grunde eingräbt und dadurch das Schiff festhält. Die
Hauptteile eines Anker sind der Schaft, die Arme mit den Flüen (Flügeln) und der Stock. Erstere beide sind aus Schmiedeeisen
verfertigt. Der Stock besteht bei den Anker neuern Modells aus Eisen, bei den schwerern ältern Modells aus
Holz. An dem untern Ende des Schaftes, der das Mittelstück des Anker nach altem Modell, Admiralitätsanker genannt,
bildet, gehen die Arme bogenförmig aus und endigen in die schaufelförmigen, mit einer Spitze zum Eingraben versehenen Flüen.
Der Stock ist senkrecht zu den Armen um den obern Teil des Schaftes befestigt. Ist er von Eisen, so geht
er durch ein Loch im Schaft; die hölzernen Stöcke sind aus zwei Hälften zusammengesetzt, die um den viereckigen Schaft
gelegt und durch eiserne Bänder zu einem Ganzen verbunden werden Der Stock ist länger als die Sehne zwischen den beiden Flüen,
so daß er sich, sobald die Ankerkette oder das Tau straff gezogen wird, in eine wagrechte Lage wirft. Dadurch
wird eine der Flüen dem Grunde zugekehrt und zum Eingreifen gebracht.
Der Schaft ragt über den Stock hinaus und hat hier eine runde Öffnung zur Aufnahme eines beweglichen eisernen Ringes, des
Röhrringes, in dem die Ankerkette oder das Tau befestigt ist. Alle größern Schiffsanker haben nur zwei
Arme, dagegen Bootsanker und Anker für Flußfahrzeuge deren fünf bis sechs, dann fehlt ihnen der Stock; letztere heißen Draggen.
Bisher waren die Arme fest an den Schaft geschmiedet. In neuerer Zeit macht man sie auch beweglich, indem
man die als ein Ganzes geschmiedeten Arme durch einen Bolzen mit dem untern Ende des Schaftes verbindet.
Die Folge dieser Konstruktion, Porteranker genannt, ist, daß, wenn sich der eine Arm eingräbt, der andere sich nach unten
biegt, bis die Spitze seiner Flüe gegen den Schaft liegt. Man will hierdurch einen «unklaren»
Anker vermeiden. Hierüber s. Vertäuen. Eine andere Konstruktion ist das System von Martin. Die aus einem Stück geschmiedeten
Flüen sind in der Weise durch ein Scharnier mit dem Stock verbunden, daß die durch sie gelegte Ebene nicht wie bei den übrigen
Anker senkrecht, sondern parallel zur Ebene des Stocks liegt.
Der Zweck ist, daß beide Flüen, die sich von der Achse des Stocks nur bis zu einem gewissen Winkel entfernen können, in
den Grund eingreifen und dadurch die Haltekraft des Anker verdoppeln. Die Folge davon ist, daß das Gewicht des ganzen
Anker bedeutend verringert werden kann (etwa 30 Proz.), letzterer daher
sowohl billiger als leichter zu handhaben ist. Außerdem haben die Martinsanker den Vorteil, daß man sie, weil Stock und Flüen
sich in dieselbe Ebene legen lassen, viel bequemer am Bord der Schiffe verstauen und befestigen kann. Im Princip ähnlich
sind die neuesten stocklosen Anker von Inglefield und Hall.
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Die Namen der verschiedenen waren in früherer Zeit, je nach Größe, Lage im Schiffe und Bestimmung, sehr mannigfaltig. In der
Neuzeit hat man diese Bezeichnungen vereinfacht und die einzelnen Klassen auch an Größe und Gewicht einander näher gebracht.
Die jetzt gebräuchlichen Benennungen sind für die größern Anker eines Schiffs Bug- und Rüstanker, je
nachdem sie am Bug oder in den Rüsten des Schiffs ihren Platz haben. Kriegsschiffe führen zwei von jeder Art, Kauffahrteischiffe
gewöhnlich nur zwei Buganker und einen Reserveanker, der meistens auf dem Oberdeck liegt.
Bug- und Rüstanker macht man jetzt gleich schwer. Für mittlere Handelsschiffe beträgt ihr Gewicht
1-1½ t, für Fregatten 2½-3 t, für größere Panzerschiffe bis zu 5 t. Außerdem unterscheidet man noch den Stromanker und
die Warpanker. Ersterer ist leichter als Bug- und Rüstanker und wird dort angewandt, wo man wegen veränderlicher Winde, Strömung
u. s. w. nur auf kurze Zeit ankert und die mit dem Gebrauche der großen
Anker verbundene schwerere Arbeit vermeiden will.
Die Warpanker sind noch leichter und werden zum Warpen (s. d.) benutzt. Man bringt
den Warpanker zu diesem Zwecke mit einem Boote aus und zieht dann das Schiff an dem im A. befestigten Tau nach dem gewünschten
Punkte hin. Ein Schiff treibt vor seinen Ankern, wenn diese nicht festhalten, sondern Wind oder Strömung
das Schiff treiben und den oder die Anker über den Grund nachschleppen. Dies kann sowohl durch unklare Anker als durch schlechte
Beschaffenheit des Ankergrundes herbeigeführt werden.
Ein guter Ankergrund darf nicht über 19 m Tiefe haben und muß sandig oder lehmig sein. Auf felsigem
Grunde faßt der Anker entweder nicht oder er kann leicht brechen. Zum Verankern von Feuerschiffen (s. d.) und Bojen (s. d.) verwendet
man Pilzanker, die sich in weichen Grund ganz einsenken und sehr fest halten, doch schwer zu lichten (heben) sind, oder Steinanker,
aus großen Quadersteinen bestehend. Das Lichten der Schiffsanker geschieht durch Einhieven (Eindrehen
der Ankerkette mittels des Spills, s. d.). Wenn so der Anker vor der Klüse (s. d.) hängt, wird er mittels zweier Takel, Katt und
Fisch genannt, außenbords an der Schiffswand so befestigt, daß er durch eine Hebellösevorrichtung, wenn nötig, sofort
wieder fallen gelassen werden kann. Treibanker bestehen aus einem durch Gewichte beschwerten Segel oder
Sack und werden von Booten in offener See oder Brandung benutzt, um das Boot gegen das Brechen der Wellenkämme zu schützen.
Anker im Bauwesen, eiserne Schienen oder Stangen oder auch hölzerne Balken, die bestimmt sind, Mauer- oder Holzwerken einen festern
Zusammenhang zu geben. Man unterscheidet Zuganker, welche der Seitenausweichung von Mauern, Gewölben, Dächern u. s. w. vorbeugen,
und Traganker, wodurch Vorbaue, Decken, Gewölbe u. s. w. am Herabstürzen oder Herabsinken verhindert werden sollen. Für Mauerwerk
werden gewöhnlich eiserne Zuganker angewendet. Diese bestehen aus einer einfachen oder auch aus einer aus mehrern Schienen
zusammengesetzten Stange, die an dem einen Ende einen angeschmiedeten oder angeschraubten Kopf besitzt,
an dem andern aber mit einer Öse versehen ist, durch welche eine Schließe oder Splint gesteckt wird.
Die Anker laufen entweder innerhalb der Mauern fort, oder sie liegen frei zwischen zwei gegenüberstehenden oder miteinander
einen Winkel bildenden Mauern oder Pfeilern, deren Auseinanderweichen sie
verhindern sollen. Eine besondere
Art der Zuganker bilden die Balkenanker, die an beiden Enden der durch die ganze Gebäudetiefe reichenden Balken angebracht
werden (s. Balken). Die Traganker bringt man meist in senkrechter, aber auch in wagerechter Lage an. Die Schließen erhielten
im Spätmittelalter und auch in neuerer Zeit oft eine künstlerische Verzierung, besonders an den Wohngebäuden
der niederländ. Städte, oder auch die Form von Ziffern (Jahrzahlen); sonst werden sie meist im Putz versteckt.
Anker, im Maschinenbau die zur Befestigung einer Maschine mit ihrem Fundamente benutzten Bolzen. Diese erhalten auf der einen
Seite einen Kopf, mit dem sie sich gegen die in das Mauerwerk eingelassene, meist gußeiserne Ankerplatte
anlegen, oder sie werden durch einen sich gegen die Platte stützenden Querkeil gehalten. Am andern Ende haben die Anker Schraubengewinde
(Ankerschrauben). Durch Anziehen der Mutter wird die Maschine und Fundament fest verbunden.
Anker, Armatur oder Induktor bei Dynamomaschinen ist der Teil, in dessen Windungen, der sog. Ankerwicklung
(s. d.), der Strom entsteht.
Anker des Magneten, s. Elektromagnetismus.
Anker, ein Teil der Ankerhemmung (s. Uhren).