desgleichen die Anisessenz, ein wohlriechendes Wasser. Auch werden die Anissamen als Küchengewürz, zu Backwerk und zur
Liqueurfabrikation gebraucht. Die Anispflanze wird in
Spanien,
[* 2]
Italien,
[* 3] der Levante, südl.
Frankreich sowie in
Thüringen, besonders
in der Umgegend von
Erfurt,
[* 4] und in
Rußland als Feldfrucht angebaut. Sie verlangt zum Gedeihen ein warmes, trocknes
Klima
[* 5] sowie lockern, kraftreichen
Boden. Von ähnlichem
Geschmacke wie der gemeine Anis ist der
Sternanis (s. d.). Feinde des Anis sind
die Maden der
Anismotte(Depressaria nervosaHaw.), ferner die rote
Lohe oder das Rotwerden und Faulen der Samenkörner bei
beginnender Reife. Die von der
Krankheit befallenen
Pflanzen müssen sofort herausgezogen und verbrannt
werden. Die
Anismotte legt ihre
Eier
[* 6] an die Samen,
[* 7] wo sie bei trockner Aufbewahrung zwei Jahre lebensfähig bleiben. Die Maden
entwickeln sich erst, nachdem die Samen in die Erde gebracht sind und zu keimen beginnen und gehen, wenn dies nicht erfolgt,
im dritten Jahre zu
Grunde. Man verwendet deshalb an Orten, wo die
Anismotte aufgetreten ist, dreijährigen
Samen zur
Aussaat.
entsteht aus
Anethol (s. d.) durch
Oxydation mit
Chromsäure, wenn man einen Überschuß von
Anethol anwendet
und dadurch die
Oxydation nicht bis zur
Bildung der
Anissäure (s. d.) treibt. Man wendet dazu auf ein
TeilAnethol ein Gemisch
von zwei
Teilen Kaliumbichromat (s. Kaliumchromate) mit verdünnter Schwefelsäure
[* 8] an. Man destilliert
den Anisaldehyd im Dampfstrome ab und erhält ihn als farbloses Öl, das bei 248° siedet und in Wasser unlöslich
ist. Der Anisaldehyd ist als
Methyläther des Paraoxybenzaldehyds, C6H4(OCH3)CHO ^[C6H4(OCH3)CHO], aufzufassen. Durch
alkoholische Kalilauge wird er in
Anissäure undAnisalkohol, C6H4(OCH3)CH2OH ^[C6H4(OCH3)CH2OH],
verwandelt.
ein ätherisches Öl, das durch Dampfdestillation der zerquetschten
Aniskörner, den
Früchten
von
PimpinellaanisiumL. (s.
Anis), oder des Krautes der getrockneten
Pflanze gewonnen wird. Es ist farblos oder schwach gelblich
gefärbt, von charakteristischem
Gerüche und besteht zum überwiegend größten
Teile, bis zu 90 Proz., aus
Anethol (s. d.)
und erstarrt infolgedessen bei niedernTemperaturen zu einer krystallinischen
Masse, die bei etwa 18°
C schmilzt.
Der beim Krystallisieren des
Anethols flüssig bleibende
Teil ist wenig untersucht. In mangelhaft verschlossenen, höherer
Wärme
[* 11] ausgesetzten
Gefäßen aufbewahrtes Anisöl erleidet eine
Veränderung und scheidet dann in der Kälte kein
Anethol mehr aus.
Die Fabrikation des Anisöl findet in einigen thüring.
Städten, im größten Maßstabe aber in
Leipzig
[* 12] statt;
im
Handel wird außer diesem das aus dem südl.
Rußland
(Sarepta) kommende Öl besonders geschätzt. Das Anisöl wirkt sehr energisch
auf tierische
Parasiten und wird z.B. gegen
Kopfläuse und
Krätze angewandt.
eine ätherisch riechende Flüssigtcit, die bei 152° siedet und bei der
Destillation
[* 13] von Anissaure mit
Kalk oder beim Erhitzen von
Phenol mit
Kali und
Methyljodid entsteht.
Anisidinponceau, ein Teerfarbstoff, ist ein scharlachrotes, in Wasser lösliches Pulver und besteht aus
dem Natriumsalz der Anisolazobetanaphtholmonosulfosäure.
eine organische Säure von der Zusammensetzung C8H8O3 , die bei der
Oxydation
von
Anethol (s. d.) mit
Chromsäure gebildet wird und auch synthetisch ans Paraoxybenzoesäure dargestellt werden kann.
Sie
ist der
Methyläther dieser Säure: C6H4(OCH3).COOH
^[C6H4(OCH3).COOH].
Aus heißem
Wasser krystallisiert die in farblosen
Nadeln;
[* 14]
eine auf dem Gute Anjala in
Finland gestiftete Adelsverschwörung gegen König Gustav III. von
Schweden,
[* 15] der 1788 ohne
Beratung der
Stände das im
Kriege gegen dieTürkei
[* 16] befindliche
Rußland angriff und sich dadurch
einer
Übertretung der Fundamentalgesetze des
Reichs schuldig machte.
Gleichzeitig benutzten einflußreiche
Finländer die hierdurch
entstandenen Wirren, um einen
Plan zur Erreichung der polit. Unabhängigkeit für ihr Land zu entwerfen. Der Anjalabund wandte sich
um Schutz der schwed.
Verfassung direkt an die russ. Kaiserin und überreichte zu derselben
Zeit dem Könige eine von 113 Offizieren unterzeichnete
Schrift, worin sich die Unterzeichner eidlich verpflichteten,
den König zum Frieden und zur
Berufung eines
Reichstags zu vermögen. Es kam in der That zu einem Waffenstillstand, aber auf dem
Reichstag von 1789 gelang es dem König mit Unterstützung des
Volks den
Widerstand des
Adels zu brechen
und seine eigene Macht zu erweitern.
Befehle zur Verhaftung der leitenden
Männer wurden erteilt, die Eiferer für die finn.
Selbständigkeit entflohen nach
Rußland, den übrigen ward in
Stockholm
[* 17] ein Prozeß gemacht, jedoch nur Oberst Hästesko zum
Tode verurteilt. -
(spr. andscher),Hafenplatz und
Fort in der niederländ. Residentschaft
Bantam an der Nordwestspitze Javas und
der Mündung der
Sundastraße in die
Binnensee des Archipels, hat 3000 E. und eine 11 km lange Wasserleitung.
[* 18] In Anjer laufen
die durch die
Sundastraße fahrenden und die nachBatavia
[* 19] bestimmten Schiffe
[* 20] an, um sich mit frischem Wasser
und Lebensmitteln zu versehen. Auch werden daselbst die nach
Batavia bestimmten Briefbeutel abgegeben und die Reisenden gelandet,
die den Landweg (über Serang, den Hauptort der Residentschaft) nach dem 105 km entfernten
Batavia vorziehen, der in einem
Tage zurückzulegen ist, während die Schiffahrt viel länger dauern kann. Anjer wurde durch
die Erdbebenflut, die einem Vulkanausbruch auf Krakatau folgte, vollständig zerstört, ist jedoch wieder aufgebaut.
(spr. angschuh), ehemalige, von Maine,
Bretagne, Poitou und
Touraine umgebene
Provinz des nordwestl.
Frankreich,
etwa 9000 qkm groß, umfaßt das heutige Depart. Maine-et-Loire undTeile von Indre-et-Loire, Mayenne
und Sarthe. Die Hauptstadt war
Angers (Andegavum). - Das alte
¶
mehr
Grafengeschlecht, das von dem Lande den Namen führte, erlosch 1060; die Schwester des letzten Grafen, Gottfried II., brachte
Anjou an das Haus Gatinais, dem Gottfried V., der Ahnherr der Plantagenet (s. d.), entsprang. Er heiratete 1128 Mathilde,
die Tochter Heinrichs I. von England; ihr Sohn bestieg 1154 als Heinrich II. den engl. Thron
[* 22] und Anjou gehörte
nun zu den franz. Besitzungen der engl. Krone. Durch Philipp II. August ward es aber 1204 wieder für Frankreich gewonnen; 1246 wurde
Karl, der jüngste Sohn Ludwigs VIII., damit belehnt, der auch Provence und Neapel-Sicilien erwarb (s. Karl I. von Anjou).
Diese ältere Linie von Anjou-Neapel kam dann auch in Ungarn
[* 23] zur Regierung. Karl II. von Sicilien gab Anjou seiner
Tochter Margarete bei ihrer Vermählung mit Karl vonValois, dem Bruder Philipps des Schönen. Dieser erhob Anjou 1297 zur Pairie.
Der Sohn Karls und Margaretens wurde 1328 als Philipp VI. König von Frankreich und vereinigte Anjou mit der
Krone. Sein Sohn Johann verlieh Anjou seinem zweiten SohneLudwig, der 1360 ebenfalls auf den Thron von Neapel
[* 24] kam und dort die jüngere
Linie Anjou begründete. Sein Enkel René, Titularkönig von Neapel, wurde von Ludwig XI. des Herzogtums Anjou beraubt, der es 1480 mit
der franz. Krone vereinigte. Mit Rene's BruderKarl erlosch 1481 das Haus Anjou. Seitdem gab es nur noch einen
Titel für königl. Prinzen ab. Heinrich III. führte ihn vor seiner Thronbesteigung, ebenso der Enkel Ludwigs XIV., der 1701 als
Philipp V. König von Spanien wurde. -
Vgl. Port, Dictionnaire historique, géographique et biographique
de Maine-et-Loire (3 Bde., Par. 1879);
Bodin, Recherches historiques sur l'Anjou (2 Bde., Saumur 1821-22).