Muskeln
[* 2] ein, infolgedessen (teils auch infolge vermehrter
Absonderung) Abgang von
Urin und
Stuhl; oder es werden heftige stoßweise
Bewegungen ausgeführt; mitunter findet sich auch statuenartiges Verharren des ganzen Körpers in ein und derselben
Stellung.
Nach längerm Bestehen der Angst werden Schweiß und
Harn reichlich abgesondert, auch soll Ergrauen derHaare
[* 3] und
Tod vorkommen. Für die
Furcht sind
Gänsehaut, leichteres Muskelzittern, Zähneklappern, vermehrte Flüssigkeitsabsonderung
in den
Darmkanal charakteristisch.
Die höhern
Grade der Angst sind nur dann als innerhalb der Norm liegend anzusehen, wenn sie durch äußere richtig gedeutete
Eindrücke hervorgerufen werden. Häufig ist die Angst
Kennzeichen krankhafter Zustände des
Gehirns, des
Herzens, des
Unterleibs, des
Blutes (z. B.
Verblutung,
Vergiftung). Bei manchen
Geisteskrankheiten, vor allem bei
Melancholie, bei
manchen epileptischen Zuständen u.s. w., bildet die Angst die lästigste und bedrohlichste Erscheinung und wird häufig
Ursache von Gewalthandlungen (Verletzung anderer, Selbstmord).
Die Angst entsteht hier entweder im Anschluß an andere krankhafte geistige Vorgänge, wie
Sinnestäuschungen
(Erblicken drohender Gestalten
u. dgl.), Wahnvorstellungen von Versündigung, drohender
Strafe u. s. w. (sekundäre Angst) oder
unmittelbar ohne psychische Veranlassung (objektive, primäre Angst). In letzterm Falle kann der Ausgangspunkt in
den verschiedensten Organen (auch in krankhaft gereizten
Nerven
[* 4] des
Unterleibs, der
Haut,
[* 5] in Neuralgien u. s. w.) gegeben sein,
denen nur gemeinsam ist, daß sie zu einer Reizung oder mangelhaften
Ernährung
(Blutarmut) des
Gehirns
führen.
Die Präkordialangst Geisteskranker geht selten in erster Linie vom
Herzen aus, dieses leidet vielmehr meist sekundär, indem
durch Vermittelung der
Gefäßnerven die den Herzmuskel ernährenden
Blutgefäße sich im Angstaffekt krampfhaft verengern.
Die Behandlung der Präkordialangst besteht insbesondere in der Anwendung von
Opium,
Morphium und andern
Betäubungsmitteln, bis stundenlang fortgesetzten
Bädern von 27° R.
u. dgl. m. Geisteskranke mit stark hervortretender
Präkordialangst gehören unbedingt in eine
Irrenanstalt oder müssen unausgesetzt überwacht werden. Unabhängig von dem
Gehirn
[* 6] sind die Angstanfälle bei
Angina pectoris, die auf
Krankheiten des
Herzens oder seiner
Nerven beruht
und in
Anfällen von
Beklemmung mit Schmerzempfindung in der Herzgegend besteht. (S.
Brustbräune.)
(spr. ong-),AndersJonas, schwed. Naturforscher, geb. im schwed.
Län Westernorrland, studierte seit 1833 in
Upsala
[* 7] Naturwissenschaft, erhielt 1842 eine
Berufung zum
Adjunkten bei der
StockholmerSternwarte,
[* 8] siedelte aber 1843 wieder nach
Upsala über, übernahm dort die
Stellung eines
Astronomie-Observators
und vertauschte dieselbe 1858 mit der Professur der Physik. Er starb In seiner
Abhandlung «Optiska Undersökningar»
(Stockh. 1853) lenkte A. zuerst die
Aufmerksamkeit auf das Gesetz, das der
Spektralanalyse
[* 9] (s. d.) hauptsächlich zu
Grunde liegt. Ungefähr zu derselben Zeit gab A. eine Erklärung über die Fraunhoferschen Linien im
Sonnenspektrum.
Sein Hauptwerk hierüber sind die
«Recherches sur le spectre solaire»
(Upsala 1868). Außerdem sind hervorzuheben: «Om de monoklinoedriska
kristallernas molekulära konstanter» (Stockh. 1859),
Snakes
Island
[* 10] oder
Schlangeninsel, eine nach ihrer gewundenen Gestalt benannte brit.
Insel in der Reihe der
Kleinen Antillen, etwa 120 km östlich von den
Jungfern- oder Virginischen
Inseln. Die
Insel, 6 - 8 km breit, 28 km lang, 91 qkm
groß, flach und niedrig, hatte (1881) 3219 E., meist
Neger und Farbige. Die Bewohner treiben hauptsächlich Viehzucht.
[* 11]
Kleinere
Ortschaften: Anguilla
(Island Harbour), am nordöstl. Ende der
Insel, und Cocusbai. Die
Reeden können nur kleinere Fahrzeuge aufnehmen.
In der Mitte ist ein Salzsee, der jährlich 3000 t
Salz
[* 12] liefert.
(spr. -ischola),Sofonisba, ital. Malerin, geb.
um 1535 zu
Cremona, trieb mit Eifer die Wissenschaften,
Musik und Malerei, letztere unter Leitung des
BernardinoCampi, dann
des
Bernardino Gatti. König Philipp II. von
Spanien
[* 13] berief sie 1559 an seinen
Hof,
[* 14] wo sie dessen ganze Familie malte und
zur Hofmalerin ernannt wurde. Nach dem
Tode ihres ersten Gemahls, Fabricio di Moncada, wählte sie Genua
[* 15] zu ihrem Aufenthalte,
wo sie sich mit Orazio Lomellini verheiratete. Sie starb erblindet 1625.
Bilder von ihr findet man in der
Galerie der
Uffizien
zu
Florenz,
[* 16] im Lomellinischen Hause in Genua, im Hofmuseum zu
Wien
[* 17] (ihr Selbstbildnis 1554) und in engl.
Privatsammlungen. Ihr Hauptbild ist die
Darstellung ihrer drei Schwestern beim
Schachspiel (1560, Raczynskische Sammlung in der
Nationalgalerie zu
Berlin).
[* 18]
bei den
Römern die
Personen, die bloß berechtigt waren, ein Untergewand (tunica) mit einem (oder zwei)
schmalen Purpurstreifen (angustus clavus) zu tragen (s.
Clavus).
[* 19] zum
DeutschenReiche gehöriges Herzogtum, besteht aus den 1603-1863 getrennt gewesenen
Teilen (s. unten, Geschichte,
S. 639-40) und hat den
Namen von der
Burg Anhalt auf dem Hausberge im Unterharz. Mitten in
Deutschland
[* 20] zwischen
51° 35' bis 52° 6' nördl.
Br. und 10° 51' bis 12° 35' östl. L. von Greenwich gelegen, grenzt es im N. an den preuß.
Reg.-Bez.
Magdeburg,
[* 21] im
S. an Merseburg,
[* 22] im
NO. an
Potsdam
[* 23] und im
W. an das Herzogtum
Braunschweig.
[* 24] Das Land
besteht aus dem Hauptteil und fünf in
Preußen
[* 25] gelegenen Gebietsteilen, hat 2294,36 qkm und nimmt die 14.
Stelle unter den 26 deutschen
Staaten ein. Die Entfernung des westlichsten vom östlichsten Punkte mißt 123 km.
Oberflächengestaltung. Die Oberflächenbildung wird bestimmt im
SW. durch das Harzgebirge, im
NO. durch
den Fläming (s. d.). Der anhalt. Unterharz (400 m) wird durch das Selkethal
in die Rammbergmasse (500 m) und in die südlich gelegene Hochebene von
Harzgerode (400 m) geteilt. Namhafte
Berge: Rammberg
mit Victorshöhe (537 m),
Stubenberg (314 m), Meiseberg, Hausberg. Von den Waldhöhen des Harzes bei
Ballenstedt
(200 m) fällt das Gelände in fruchtbaren
Wellen
[* 26] bis zur
Saale (55 m) ab, steigt noch einmal hügelartig an (100 m) und verliert
sich in den fruchtbaren, waldreichen Tiefraum der
Elbe und
Mulde. Die
Elbe durchströmt
¶
mehr
in großen Krümmungen den östl. Hauptteil des Landes von O. nach W. (43 km) und nimmt alle Gewässer auf, so die Flämigsbäche
Döllitzbach, Rössel, Ruthe, links bei Wallwitzhafen die Mulde mit dem Kapen und die Saale. Letztere ist schiffbar, durchschneidet
das östl. Hauptstück von S. nach N. (33 km) und empfängt rechts den Grenzfluß
Fuhne mit Ziethe, links die Harzflüsse Wipper mit Eine und Bode mit Selke. Das Tiefland der Elbe und Mulde ist vielfach von Spuren
abgestorbener Flutungen durchsetzt. Die Ufer der Elbe, Saale und Mulde sind eingedämmt (143 km Deiche). Mineralquellen, namentlich
eisenhaltige, bei Alexisbad, Gernrode (Suderode), Zerbst
[* 28] und Coswig. (S. Karte: ProvinzBrandenburg
[* 29] u. s. w.,
beim ArtikelBrandenburg.)
herrschende Winde:
[* 33] S. und W., W. und NW., W. und O., W. und SW.
Bevölkerung.
[* 34] Die ortsanwesende Bevölkerung betrug 1890: 271 903 E. gegen 1885: 248 160 E., d. i. eine
Zunahme von 9,6 Proz. Auf 1 qkm kommen 119 E. Es gab (1890) 33 533 Wohnstätten, darunter 33 085 bewohnte
Wohnhäuser
[* 35] und 62 585 Haushaltungen (57 380 Familienhaushaltungen von zwei und mehr Personen). Auf eine Wohnstätte kamen
8,19, auf eine Haushaltung 4,35 E. Die Bevölkerung verteilt sich (1890) auf 22 Städte (2 Mittel-, 4Klein- 16 Landstädte), 247 Dörfer
und 143 Gutsbezirke.
Auf eine Stadt kamen 6986, auf ein Dorf 439 und auf einen Gutsbezirk durchschnittlich 69 E. Hauptstadt ist Dessau (s. d.).
Von der Bevölkerung waren (1890) 134 071 männl., 137 892 weibl.;
verheiratet 92 585;
unter 15 J. alt 45 053 männl., 44 932 weibl.;
über 70 J. 2705 männl. und 3335 weibl.;
produktiv und 15-70 J. 61,52 Proz.;
unproduktiv 38,45 Proz. Dem Religionsbekenntnis
nach waren (1890) 261 215 Evangelische, 8875 Katholiken, 281 andere Christen, 1580 Israeliten.
Land- und Forstwirtschaft. Im W. und O. des Herzogtums herrscht die Forstwirtschaft, in der Mitte mehr die Landwirtschaft vor.
Die gesamte landwirtschaftlich benutzte Bodenfläche beträgt 1613 qkm; davon sind landesfiskalisch 42 Domänen und 5 Grundstücke
von 215,47 qkm; herzoglich 18 Domänen und 5 Grundstücke von 106,08 qkm. Der Rest ist Privatbesitz. Der Bodenverteilung
nach sind Acker und Garten
[* 36] 61,86 Proz., Forsten und Holzungen 23,97, Wiesen 6,96, Weiden und Hutungen 1,49,
Unland 0,73, Haus- und Hofräume 1,22, Gewässer, Straßen und Wege 3,71 Proz. An Haustieren gab es 1892: 17 360 Pferde,
[* 37] 5 Esel, 59 985 Stück
Rindvieh, 110 107 Schafe,
[* 38] 72 506 Schweine,
[* 39] 30 620 Ziegen, ferner 5512 Bienenstöcke. Über den durchschnittlichen jährlichen
Anbau und Ernteertrag sowie über den Durchschnittswert der Ernte
[* 40] in dem Jahrzehnt von 1878 bis 1887 giebt
folgende Tabelle Auskunft:
Industrie und Handel. 1887 waren in Anhalt im Betrieb: 12 Braunkohlenwerke (Frose, Mühlingen, Edderitz, Gerlebogk,
Groß-Weisand, Coswig u. s. w.), 2 Salzbergwerke (Leopoldshall, fiskalisch, und Solvayhall), 1 Erzbergwerk (Privatbesitz bei
Neudorf);
11 Salinen, 1 Hütte für Blei-Silbererze (im Harz), 13 Werke für Eisengußwaren und 1 Werk für Schweißeisen.
Gefördert wurden: 928 598 t Braunkohlen zu 2 634 142 M., 480 039 t Steinsalz zu 187 033 M., 64 488 t Kainit
zu 1 005 821 M., 215 272 t andere Kalisalze zu 2 836 352 M., 2930 t. Bittersalze zu 26 278 M., 30 t Boracit zu 11 400 M., 1537 t
Blei-Silbererze zu 133 735 M. Die Salinen gewannen: 46 986 t Chlorkalium zu 6 424 098 M., 12 659 t Chlormagnesium
zu 151 621 M., 3922 t schwefelsaures Kali zu 556 626 M., 2752 t schwefelsaure Kalimagnesia zu 215 622 M., 3926 t Glaubersalz
zu 166 521 M., 9858 t schwefelsaures Magnesia zu 137 088 M. und 500 t Alaun
[* 53] zu 59 600 M. Die Hütte für
Blei-Silbererze erbeutete 720,96 t Blei,
[* 54] 1347 kg Silber, 0,22 kg Gold. Die Werke für Eisengußwaren fertigten 7613 t Gußprodukte. 29 Hauptbetriebe
desBerg-, Hütten- und Salinenwesens beschäftigten 1882 im Jahresdurchschnitt 2796 Personen, die Stein- und Erdenindustrie
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