Türmen, Tierfiguren und einem großen
Tempel
[* 2] in der Mitte, ein Rest der alten Hauptstadt des
Landes, das beste Zeugnis für
die Höhe der in vorgeschichtlicher Zeit dort entwickelten
Civilisation. –
(frz. spr. angglähs'), ein in der zweiten Hälfte
des 18. und im Anfange des 19. Jahrh. in
Frankreich und
Deutschland
[* 3] beliebter Gesellschaftstanz von lebhaftem Charakter und
leichter
Bewegung, bald in 2/4-, bald in ⅜-Takt, entstand aus dem franz. Rigaudon (s. d.),
ist fast außer Gebrauch. Anglaise heißt auch der Charaktertanz, den die franz.
Tanzkunst aus Zügen des engl. Nationaltanzes zusammenstellte.
Ihn tanzt ein einzelner in der
Tracht eines Seeoffiziers, der
eine
Gerte in verschiedenen
Lagen balanciert. Die Schritte sind zum 2/4-Takt marschartig.
oder Anglesea (spr. änglßi, im
Altertum Mona, im Mittelalter Anglorum
Insula),
Insel und
Grafschaft in der Irischen See, an der Nordwestküste von Wales, getrennt von dem Festlande durch den zweifach überbrückten
Menaikanal (s. d.), hat 712 qkm und (1891) 50079 E. Die
Küste ist steil, das Land hügelig, im ganzen kahl, nur bei
Beaumaris und zu Plas Newydd, dem Sitze des Marquis von am Menaikanale, ansehnlich bewaldet.
Der Ackerbau ist ergiebig
an Hafer
[* 4] und Gerste,
[* 5] weniger an Weizen und Roggen.
Kartoffeln werden mehr gewonnen als sonst in Nordwales, und auch ziemlich viel Rüben. Zehn Elftel des
Bodens dienen als Weideland
für Rinder
[* 6] und Schafe.
[* 7] Der Mineralienreichtum ist bedeutend. Die Kupferminen von Mona und im Parysberg
an der Nordostküste wurden 1768 eröffnet. Die jährliche
Ausbeute ist von 3000 t auf 500 gesunken. Der Parysberg hat auch
silberreiches Bleierz. Ebenso finden sich Kalkstein, weißer und farbiger Marmor, Mühlsteine,
[* 8]
Steinkohlen (jährlich 20000 t)
und
Torf.
Einst war die
Insel ein wichtiger Handelsplatz, jetzt sind ihre
Buchten und Häfen verödet. Doch werden
ziemlich viel
Landesprodukte
(Butter,
Käse),
Häute,
Talg und
Blei
[* 9] ausgeführt. Die wichtigsten
Städte sind
Beaumaris, die Hauptstadt,
ein kleiner Badeort mit 2202 E.,
Kirche (13. Jahrh.) und Ruinen der großen von Eduard Ⅰ. erbauten
Burg mit
Kapelle im frühengl.
Stil und Grundmauern mächtiger Rundtürme,
Amlwch, Holyhead und Llangefni. Die
Grafschaft sendet einen
Abgeordneten ins Parlament. – 61 n. Chr. unterwarf der röm.
Feldherr
Suetonius Paulinus die
Insel und zerstörte die heiligen Haine der Druiden. Der
Aufstand der Boadicea vertrieb die
Römer,
[* 10] die jedoch 76 wiederkehrten. Im 9. Jahrh. nahm der
Sachse Egbert die
Insel in
Besitz. Sie wurde ihm
durch die Fürsten von Nordwales bald wieder entrissen und blieb dann Herrschersitz derselben, bis Eduard Ⅰ. Wales für
immer unterwarf.
(spr. änglßi), engl. Peerschaft, nach der
Insel und
Grafschaft Anglesey benannt. – Der erste
Graf von Anglesey war
ArthurAnnesley, Sohn Francis
Annesleys,
Barons von Mountnorris, geb. ward 1660 Präsident des
Staatsrats, Viceschatzmeister
für
Irland, 1661 von
Karl Ⅱ. zum engl.
Peer, mit dem
Titel eines
Barons von Newport-Pagnell und
Grafen von Anglesey, erhoben und
war
von 1672 bis 1682 Großsiegelbewahrer. Er starb Der
Titel Anglesey erlosch 1761 mit dem
Tode seines
Nachkommen Richard
Annesley, des sechsten
Grafen von und wurde erst 1815 als Marquisat in der
Person des
Grafen von
Uxbridge erneuert.
– Henry William
Paget,
Graf von
Uxbridge, Marquis von Anglesey, geb. focht 1793–94 an der
Spitze eines selbstgeworbenen Infanterieregiments in Flandern und erwarb sich im
Kriege auf der Pyrenäischen Halbinsel 1808 als
Generalmajor und Commandeur der brit. Reservekavallerie großen Ruhm, besonders beider
Deckung des Rückzugs des
GeneralsMoore
nach Coruña und im
Treffen bei
Benavente, (s.
Französisch-Spanisch-Portugiesischer Krieg von 1807 bis 1814).
Nach dem
Tode seines
Vaters (1812) erbte er dessen
Titel als
Graf von
Uxbridge.
In der
Schlacht von Waterloo,
[* 11] wo er sieben
Brigaden befehligte, verlor er ein
Bein. Nach der Rückkehr nach England wurde ihm
der
Titel eines Marquis von Anglesey zu teil. Er wurde 1827
Generalfeldzeugmeister und im Febr. 1828 Vicekönig
von
Irland, wegen seiner den Katholiken freundlichen
Verwaltung aber von Wellington schon im Dez. 1828 zurückberufen. Unter
Greys Ministerium wurde er 1831 wieder an die
Spitze derVerwaltungIrlands gestellt, vermochte jedoch den
Sturm der irischen
Bewegung nicht mehr zu beschwören und legte daher im Sept. 1833 seinen Posten nieder. 1842 wurde
er Oberst der
Leibgarde zu
Pferd
[* 12] und 1846 Feldmarschall und
Generalfeldzeugmeister
(Master-General of the ordnance). Er starb ^[]
Bleivitriol, Vitriolbleierz, das als Mineral vorkommende wasserfreie Bleisulfat (s. d.),
PbSO4 ^[PBSO4], das aus 73,6
Bleioxyd und 26,4 Proz. Schwefelsäure
[* 13] besteht und meist in der Natur
durch
Oxydation aus dem
Bleiglanz (Schwefelblei) hervorgegangen ist. Die mit dem Schwerspat oder
Baryt und dem Cölestin isomorphen
rhombischen
Krystalle sind von sehr verschiedenen Formen, teils pyramidal, teils vertikal kurzsäulenförmig, teils horizontal
säulenförmig, auch tafelartig, dabei diamant- und fettglänzend,
an sich farblos und oft wasserhell, aber vielfach gelblich
und graulich gefärbt.
Die Härte beträgt 3, das spec. Gewicht etwa 6,3. Das Mineral ist in Salzsäure schwer, in Kalilauge vollkommen löslich.
Schöne
Krystalle desselben finden sich zu
Badenweiler,
Schwarzenbach und
Miß in Kärnten, in
Ungarn
[* 14] (Moravicza,
Felsö-Bánya),
zu Leadhills in
Schottland, auf
Anglesey (daher der
Name), insbesondere zu Iglesias und Monte-Poni auf
Sardinien,
[* 15] Nertschinsk in
Sibirien, Phönixville in
Pennsylvanien. Wo es in größerer Menge vorkommt, wird es mit andern Bleierzen zur
Bleigewinnung benutzt.
der engl.
Sprache
[* 16] angehörende Eigentümlichkeiten, namentlich wenn sie, in eine andere
Sprache übertragen,
als
Fehler gegen deren Sprachgebrauch erscheinen.
Kirche, die Staatskirche
Großbritanniens (the Established Church, Church of England), die in der
Lehre
[* 17] reformiert, in
Kultus und Kirchenverfassung eine Mittelstellung zwischen prot. und kath. Wesen behauptet.
Gegenüber den übrigen reform. Kirchenparteien in England, die sämtlich presbyteriale Ordnungen
haben, heißt sie auch die
Bischöfliche
(Episkopal-)
Kirche.
AußerGroßbritannien
[* 18] und den
Kolonien zählt
sie
¶
Sein Andenken bahnte den SchriftenLuthers, die seit 1519 in England Eingang fanden, den Weg. Aber die Anfänge einer neuen
Kirchenordnung waren von dieser religiösen Bewegung so gut wie unberührt geblieben: ein Ehehandel König Heinrich Ⅷ., die
vom Papst bekämpfte Heirat mit AnnaBoleyn (s. d.), trieben den König zum Bruche mit Rom,
[* 21] zum Sturz der
päpstl. Herrschaft in England und zur Erhebung des Königs als des obersten Hauptes von Staat und Kirche Als dannThomas Cromwell (s. d.) und Cranmer (s. d.)
durch die Protestantisierung dieser neuen Staatskirche den Wandel vervollständigen wollten, hielt Heinrich
dieselbe beim alten Dogma; in dem harten Kirchengesetz der «Sechs Artikel» (1539) blieb man bei den sieben Sakramenten, Transsubstantiation,
Cölibat, Stillmesse, Ohrenbeichte.
Erst nach HeinrichsTod (1547) unter Eduard Ⅵ. (1547–53) begann der ProtektorSomerset (s. d.) eine prot. Neuordnung der
unter Heinrich Ⅷ. so in der Lehre katholisch gebliebenen anglikan. Staatskirche. Bucer (s. d.) wurde nach
Cambridge, Peter Martyr und Ochino (s. d.) nach Oxford
[* 22] berufen, um das heranwachsende
Theologengeschlecht im reform. Glauben zu erziehen. Die 42 Glaubensartikel von 1542 enthalten schon einen ganz evang. Lehrbegriff.
Nur vorübergehend konnte von einer Zurückführung des Katholicismus unter Maria der Katholischen (1553–58)
die Rede sein, unter ihrer Nachfolgerin Elisabeth (1558–1603) ist dann die auf dem StaatskirchentumHeinrichs Ⅷ. beruhende,
dessen bischöfl. Verfassung und die alten Ceremonien meist beibehaltende, aber in der Lehre protestantische Anglikanische Kirche entstanden.
Die Königin wurde wieder das Haupt dieser Kirche und die aus Cranmers 42 Artikeln umgearbeiteten Neununddreißig
Artikel das Glaubensbekenntnis derselben; ebenso beruhte das neue allgemeine Gebetbuch (Common Prayer-book) auf der Vorarbeit
Cranmers. Die Uniformitätsakte gab der Staatskirche die allgemeine Herrschaft in England.
Aber schon unter Elisabeth erhob sich gegen den Zwang dieser Staatskirche die Opposition der Puritaner (s. d.),
die größere religiöse Freiheit forderten und die Kirche von allen noch in der Verfassung gebliebenen
Resten röm. Götzendienstes «reinigen» wollten.
Vor allem wuchs ihr Widerstand unter den Nachfolgern der Königin, Jakob Ⅰ. (1603–25) und Karl Ⅰ. (1625–49), er übertrug
sich auf das polit. Gebiet und bekämpfte die Alleinherrschaft der Monarchie ebenso wie die von dieser
geschützte Bischofskirche.
Ein Bürgerkrieg brach aus (1642), der Karl Ⅰ. auf das Schafott brachte, in welchem es aber auch zwischen den presbyterianischen
Puritanern und den freiern puritanischen Sekten der Independenten (s. d.) zu offenem Bruch und zur Niederlage der Presbyterianer
kam, nachdem diese noch in der Westminstersynode (1643–49) Kirchenverfassung und Lehre in ihrem Sinne
umgestaltet hatten. Die Herrschaft der Independenten brachte die Republik, schließlich
das Protektorat ihres großen Führers
Oliver Cromwell (s. d.), bis nach dessen Tod mit der Restauration des Königtums unter Karl Ⅱ. (1660–85) auch die Bischofskirche
wieder zur alleinigen Macht kam (neue Uniformitätsakte 1662). Die kath. Restaurationsversuche Jakobs Ⅱ.
(1685–88) führten 1688 zu seiner Vertreibung und zur Erhebung Wilhelms Ⅲ. (s. d.) von Oranien.
Die 1673 vom Parlament erlassene Testakte (s. d.) wurde durch die Toleranzakte von 1682 zu Gunsten der prot.
Dissenters (s. d.) verändert und blieb nur gegen Katholiken und Socinianer (s. d.) in Kraft.
[* 23] Erst durch die Parlamentsakten
vom und wurden die Katholiken ins Parlament und zu den meisten Staatsämtern zugelassen.
Doch dürfen noch heute keine kath. Priester im Parlament sitzen; ausländische Ordensgeistliche
werden ausgewiesen, einheimische unter strenge Aufsicht gestellt, die Führung geistlicher Titel ist bei hohen Geldstrafen verboten.
Diese und andere Vorsichtsmaßregeln haben die geheime oder offene Hinneigung namhafter anglikan. Geistlicher
und hochgestellter Laien zum Katholicismus, ja zahlreiche Übertritte nicht hindern können. Papst Pius Ⅸ. teilte angesichts
der Fortschritte des Katholicismus England in acht Sprengel und ernannte 1850 in Kardinal Wiseman (s. d.), dem 1865 Kardinal
Manning (s. d.) folgte, einen Erzbischof von Westminster und
Primas der kath. Kirche in England; ein Eingriff in die Staatsgesetze, der die öffentliche Meinung gewaltig erregte. ^[]
Die innere Verfassung ist seit der Gesetzgebung von 1689 nur in untergeordneten Punkten geändert worden. Die Bischöfe sitzen
von alters her als Barone des Reichs im Hause der Lords. An ihrer Spitze steht der Erzbischof von Canterbury
als Primas von ganz England und erster Peer des Reichs. Zu seiner Provinz gehören 21 Bistümer in England und 53 in den Kolonien.
Er hat das Vorrecht, den König zu krönen. Ihm zunächst steht der Erzbischof von York, dem 7 Bistümer untergeben sind.
Irland war seit der Church-Temporality-Akte von 1833 in 2 Erzbistümer (Armagh und Dublin)
[* 24] und 12 Bistümer
geteilt; im Parlament saßen für Irland aber stets nur ein Erzbischof und drei Bischöfe. Durch Parlamentsakte vom ist
jedoch die irische Staatskirche, bis dahin ein Zweig der Anglikanische Kirche, aufgehoben, die Zahl der
Bistümer beschränkt und das Recht der in Anglikanische Kirche Irland, Katholiken und Dissenters zu besteuern, aufgehoben worden. Die geistliche
Machtvollkommenheit des höhern Klerus hat sich bis heute ziemlich ungebrochen erhalten. Er besitzt das Recht der Konfirmation,
Ordination, der geistlichen Disciplin und Gerichtsbarkeit.
Seine Wahl erfolgt der Form nach durch die Kapitel, in Wirklichkeit durch die Krone, die den Kapiteln den
zu Wählenden bezeichnet und sie im Weigerungsfall zur Strafe zieht. Die Bistümer sind wieder in Archidiakonate (archdeaconries)
geteilt. Die niedere Geistlichkeit teilt sich in Kapitel- und Pfarrgeistlichkeit. An der Spitze der erstern, die den Dienst
in den Kathedralkirchen besorgt, steht der Dekan (dean), als Vorsteher des aus 4–6 Kanonikern (canons)
bestehenden Kapitels (chapter). Die Pfarrgeistlichkeit (clergy) zerfällt in Pfarrer (incumbent), Hilfsgeistliche (curate)
und Kapläne (chaplain). Unter den Kirchen unterscheidet man 1) Pfarrkirchen (parish church), die teils die vollen Einkünfte
ihrer Dotation besitzen (rectory), teils
¶