mehr
Frau», der «Ruine», dem «Wanderer»
und dem «Seefahrer» das herrschende wird.
Bald treffen wir auch einen starken Hang zur Didaktik, wie in den «Reden der
Seelen», «Wunder der Schöpfung», «Der
Menschen Geschicke», «Der
Menschen Gemüt», den
«Denksprüchen» (die aber noch
viel
Altes enthalten),
dem «Runenlied» (ebenfalls
noch
mit Heidnischem erfüllt). - Die jüngere
Dichtung wird vertreten durch die jüngere Genesis, durch
das Gedicht, das als
«Christ und Satan» (s.
Caedmon) zusammengefaßt wurde, das sog. Reimlied, Salomon und
Saturn, die Metra
des
Boethius u. a. Die Heldendichtung wird fortgesetzt in dem Bruchstück von der
Schlacht bei Maeldun und den Liedern in der
angelsächs.
Chronik. Auf kirchlichem Gebiete sind eine
Übersetzung der Psalmen,
Hymnen, Gedichte über
das Jüngste Gericht
u. dgl. zu nennen. Sie tragen durch ihr lyrisches Gepräge und die in ihnen
sich auflösende alte Versform den
Stempel einer jüngern Zeit. - Auch die Prosa zeigt sehr entschieden zwei
Abschnitte.
Der ältern Zeit gehört König Älfred (s. Alfred d. Gr.) an und die Werke, die durch ihn entstanden. Zu nennen sind hier verschiedene Gesetzessammlungen (s. Germanische Volksrechte), die bis ans Ende des 7. Jahrh. zurückreichen und von Alfred gesammelt, überarbeitet und fortgesetzt wurden (vgl. Reinh. Schmid, Die Gesetze der Angelsachsen, Lpz. 1832; 2., ganz umgearbeitete Aufl., ebd. 1858; Turk, The Legal Code of Aelfred the Great, Diss., ebd. 1889). Die vier Hauptwerke des Königs sind Bearbeitungen von Gregors «Cura Pastoralis» (hg. von Sweet, 2 Bde., Lond. 1871-72),
Bedas «Kirchengeschichte» (Straßb., um 1473; Cambr. 1643 u. ö.),
Orosius' «Weltgeschichte» (hg. von Sweet, Lond. 1883) und von des Boethius «Consolatio philosophiae»; auch eine Übertragung der «Soliloquia» des Augustin ist ihm wohl zuzuschreiben. Auf seine Veranlassung übertrug Bischof Werferth die Dialoge Gregors d. Gr. Die jüngere Prosa ist vorzugsweise durch Abt Älfric (s. d.) von Ensham und Wulfstan, Erzbischof von York (1002-23), vertreten, die in der zweiten Hälfte des 10. und ersten des 11. Jahrh. lebten. Ersterer war ein sehr fruchtbarer Übersetzer und Bearbeiter.
Von ihm haben wir Predigtsammlungen, Heiligenleben, eine
Grammatik des
Lateinischen,
Übersetzungen von
Büchern des Alten
Testaments,
von Werken
Bedas, eine Menge
Traktate
u. dgl. Äußerlich unterscheidet sich seine Prosa wesentlich von der
Älfreds, da er
liebt, ihr einen gewissen Rhythmus zu geben. Wulfstan werden viele Predigten zugeschrieben, mit Sicherheit aber nur wenige
(vgl. Napier, über die Werke Wulfstans, Weim. 1882). Außerdem besitzen
wir
Übersetzungen des
Neuen
Testaments in westsächs., des Matthäus-Evangeliums in no
rthumbrischer (interlinear) und in mercischer
Mundart; für die kentische ist eine metrische Bearbeitung des 50. Psalms zu beanspruchen (vgl.
The holy gospels in Anglo-Saxon, No
rthumbrian and Old Mercian versions, newly edited by Skeat, Cambr.
1890). Von der bei den
Angelsachsen sehr beliebten
Spruch- und Rätselpoesie zeugen noch
einige Sammlungen in angelsächs.
und lat.
Sprache,
[* 2] daneben auch einige Reste in Prosaform.
Die romanartige Erzählung ist vertreten in der Geschichte des
Apollonius (s. d.) von
Tyrus, in: Briefe
von
Alexander an
Aristoteles u. a. Auch astron. Werke, wie «Anglo-Saxon
manual of astronomy»
(hg. von Wright und von Cockayne) oder Byrhtferths «Handboc»
(hg. von Kluge, «Anglia» VIII,
Halle
[* 3] 1885) und
Übersetzungen von lateinischen mediz.
Schriften (eine Sammlung davon
gab Cockayne in den «Rerum Brittanaricum medii aevi scriptores», 3 Bde.,
Lond. 1864-66 heraus) beweisen, daß diese Wissenschaften den
Angelsachsen wohlbekannt waren. Auskunft über die
Ausgaben der
angelsächs. Werke giebt Wright, «Biographia
Britannica litteraria», Bd. 1 (Lond.
1842),
einen Überblick der litterar-histor. Fragen und eine genaue Bibliographie R. Wülker, «Grundriß zur Geschichte der angelsächs. Litteratur» (Lpz. 1885).
Vgl. ten Brink, Geschichte der engl. Litteratur, I (Berl. 1877);
Ebert, Allgemeine Geschichte der Litteratur des Mittelalters im Abendlande, III (Lpz. 1887);
Brooke, The history of early English literature (2 Bde., Lond. 1892).
Den Deutschen wurde die angelsächs. Poesie großenteils zugänglich gemacht durch die «Bibliothek der angelsächs. Poesie», hg. von Grein (2 Bde., Gött. 1857-58),
neu bearbeitet von Wülker (1, Cass. 1883; II, 1, ebd. 1888) und durch des erstern «Dichtungen der Angelsachsen, stabreimend übersetzt» (2 Bde., Gött. 1857-59); auch veröffentlichte Grein einen «Sprachschatz der angelsächs. Dichter» (Bd. 3 u. 4 der «Bibliothek der angelsächs. Poesie», Gött. 1861-64),
sowie eine «Bibliothek der angelsächs. Prosa» (I, Cass. u. Gött. 1872), fortgesetzt von Wülker (II von Angelsächsische Schröer, Cass. 1885-88; III von Aßmann, ebd. 1889). Aus der Übergangszeit sind verschiedene Heiligenleben vorhanden, z. B. das Leben der Margarete, Juliane u. a., die Cockayne für die Early English Text Society herausgab, verschiedene Homilien und Predigten (von Morris und Cockayne für dieselbe veröffentlicht). Das wichtigste poet. Denkmal dieser Zeit ist die Übertragung des altfranz. «Brut, or chronicle of Britain» durch den Priester Layamon um 1200 (hg. von Madden, 3 Bde., Lond. 1847). Eine Spruchsammlung, Alfred d. Gr. zugeschrieben (am besten hg. von Morris für die Early English Text Society, No. 49),
und «An old English poem of the owl and the nightingale» (hg. von Stratmann,
Kref. 1868) bezeugen, daß auch die Didaktik blühte. Das hervorragendste Prosadenkmal dieser
Zeit ist
«Ancren Riwle» (eine Regel für Nonnen
, hg. von Morton, «Publications
of the
Camden
Society», Lond. 1852). Von Bedeutung sind auch eine Bearbeitung der «Regula
Benedicti» (hg. von Schröer,
Halle 1888) und der
Traktat «Vices and Virtues» (hg. von Holthausen für die Early English
Text
Society, 1888). Aus dem no
rdöstl. England ist eine
Paraphrase des
Neuen
Testaments erhalten, von Orm (oder Ormin)
gedichtet, deshalb «Ormulum» genannt. Sie ist, obgleich der größte
Teil verloren ging, noch
sehr umfangreich, zeigt die
angelsächs. Formen schon recht abgeschliffen und führt so zur nächsten
Periode, zum
Alt- oder Mittelenglischen, über.
Hilfsmittel zum Studium der angelsächs. Sprache sind: Grein, Angelsächs. Grammatik (Cass. 1880);
Bosworth-Toller, An Anglo-Saxon Dictionary (Oxf. 1882 fg.);
Wüller, Kleinere angelsächs. Dichtungen mit Wörterverzeichnis (Halle 1882);
Zuvitza, Alt- und mittelengl.
Übungsbuch (4. Aufl., Wien [* 4] 1889);
Sweet, An Anglo-Saxon Reader (6. Ausg., Oxf. 1890);
ders., Second Anglo-Saxon Reader (ebd. 1887);
Sievers, Angelsächs.
Grammatik (2. Aufl., Halle 1886); ders., Abriß der angelsächs. Grammatik (ebd. 1895); Kluge, Angelsächs. Lesebuch (ebd. 1888).