Jena,
[* 2]
Berlin
[* 3] und Göttingen,
[* 4] wurde als
Burschenschafter in die Demagogenuntersuchung verwickelt, aber 1838 freigesprochen. Er
ward dann Redacteur der «Mainzer Leitung», stand später mit Giehne an der
Spitze der «Oberdeutschen
Zeitung» zu
Karlsruhe,
[* 5] ging 1843 als erster Redacteur der «Kölnischen
Zeitung» nach Köln,
[* 6] übernahm 1846 die
Leitung der
«BremerZeitung» und kehrte 1848 nach
Braunschweig
[* 7] zurück, wo er die «Deutsche
[* 8] Reichszeitung»
redigierte. Nachdem er 1851-53 als Leiter des
«Bremer Handelsblattes» für eine allgemeine Zolleinigung
Deutschlands
[* 9] gewirkt,
nahm er 1855 seinen Aufenthaltsort in
Dresden;
[* 10] 1858 wurde er zum Konsul der Republik
Chile
[* 11] für das Königreich
Sachsen
[* 12] ernannt
und war als solcher vorübergehend in
Leipzig
[* 13] thätig, von wo er 1863 nach
Dresden zurückkehrte. Er starb in
Wildungen. Andree schrieb «Geogr. Wanderungen» (2 Bde.,
Dresd. 1859),
«Geographie des Welthandels» (2 Bde.,
Stuttg. 1867-72: 2. Aufl., ergänzt von seinem
Sohne Richard, 3 Bde., 1881),
«Nordamerika
[* 14] in geogr. und geschichtlichen
Umrissen»
(Braunschw. 1850-51; 2. Aufl. 1854). Er gab
auch die Zeitschrift «Das Westland» (3 Bde.,
Bremen
[* 15] 1851-53) heraus. In der Zeitschrift
«Globus» (Hildburgh. 1861 fg., seit 1867 in
Braunschweig) schuf Andree ein weit verbreitetes
Orqan für
Länder- und
Völkerkunde.
Richard, Geograph und Ethnograph, Sohn des vorigen, geb. zuBraunschweig, studierte
zu
Leipzig Naturwissenschaften und ging 1859 nach
Böhmen,
[* 16] wo er in einer rein czech. Gegend als Hüttenmann thätig war und
sich an den nationalen Kämpfen zwischen
Deutschen und
Czechen rege beteiligte. Aus jener Zeit stammen die
Schriften «Tschechische
Gänge» (Bielef. und Lpz. 1872),
«Nationalitätsverhältnisse und Sprachgrenze inBöhmen» (2. Aufl., Lpz.
1870),
«Das Sprachgebiet der
LausitzerWenden» (mit ethnogr. Karte,
Prag
[* 17] 1873) und
«Wendische Wanderstudien» (Stuttg. 1873).
Als
Frucht einer
Reise nach
Schottland erschien «Vom
Tweed zur Pentlandföhrde»
(Jena 1866). Andree widmete sich seitdem ganz der
Geographie und Ethnographie
[* 18] und veröffentlichte außer mehrern populären Werken (u. a.
«Abessinien», Lpz. 1869;
«Der Kampf um den Nordpol», 5. Aufl., Bielef.
1893) «Ethnogr.
Parallelen und
Vergleiche» (Stuttg. 1878;
Neue Folge, Lpz. 1889),
«Die
Flutsagen» (Braunschw. 1891). Als Mitbegründer (1873)
und Leiter der geogr. Anstalt von
Velhagen & Klasing in
Leipzig gab er, gemeinschaftlich mit O.
Peschel, einen «Physik.-statist.
Atlas
[* 20] des
DeutschenReichs» (Lpz. 1877),
einen «Volksschulatlas» (Bielef. 1876) und
einen
«Allgemeinen Handatlas» (Bielef. und Lpz. 1881; 3. Aufl.
1892-93) heraus. Seit 1893 lebt in
Braunschweig und redigiert seit 1891 den
«Globus.»
1)
Kreis
[* 21] im russ.-poln. Gouvernement Kjelzy, hat 1269,8 qkm mit (1885) 66 008 E.,
Landwirtschaft und über 50 Fabriken. - 2) Kreisort des Kreises und Flecken, mit (1885) 3639 E.,
Post und
Telegraph.
[* 22]
Giorgio, ital. Majolikamaler, geb. zu Pavia,
lebte und arbeitete im Anfange des 16. Jahrh. in Gubbio. Seine
Gefäße und Schüsseln (s.
Tafel:
Majolika,
[* 1]
Fig. 5) zeichnen
sich durch den metallischen Lüsterglanz aus, den er, bald rot, bald golden, so vortrefflich herstellte, daß andere
Maler
ihre Majoliken nachträglich von ihm mit Metallglanz versehen ließen. Dies ist durch die
Aufschriften
konstatiert. Ferner zeichnet seine
Arbeiten eine feurig rote
Farbe aus, die er allein herzustellen vermochte, daher sie auch
nach seinem
Tode (bald nach 1553) nicht mehr angewandt wurde.
(spr. angd-),AntoineFrançois,Graf, franz.
General und
Diplomat, geb. zuCastelnaudary.
Mit 20 Jahren Artillerielieutenant geworden, in
Holland 1787 von den
Preußen
[* 23] gefangen und dann ausgewechselt, zeichnete er
sich in den Revolutionskriegen und in
Italien
[* 24] mehrfach aus. Darauf begleitete er Napoleon nach
Ägypten
[* 25] und
Syrien und kehrte
auch mit ihm nach
Frankreich zurück, wo er zur
Entscheidung des 18.
Brumaire (s. d.) beitrug. Andreossi wurde
nun an die
Spitze derArtillerie- und Ingenieurangelegenheiten gestellt und zum Divisionsgeneral ernannt.
Nach dem Feldzug 1800 wurde er Direktor des Kriegsdepots, nach dem Frieden von
Amiens
[* 26] Gesandter in
London
[* 27] und darauf, zum
Grafen
ernannt, Gesandter in
Wien,
[* 28] demnächst in
Konstantinopel,
[* 29] aus welcher
Stellung er durchLudwig XVIII. Aug. 1814 nach
Paris
[* 30] zurückberufen wurde. Bei Rückkehr Napoleons von Elba schloß er sich diesem an, erhielt die Pairswürde und wurde
Vorsitzender verschiedener
Kommissionen. Nach der
Schlacht von
Belle-Alliance wurde er als Unterhändler in das Hauptquartier
der Verbündeten gesandt. Er erklärte sich für die Zurückberufung der
Bourbonen, stand aber später
als Deputierter auf der Seite der Opposition. Andreossi starb zu Montauban. Von seinen
Schriften sind zu nennen: «Historire
génerale du
canal du Midi» (Par. 1800; 2. Aufl., 2 Bde.,
1805),
worin er das Verdienst seines Urgroßvaters (François Andreossi, Ingenieur, gest. 1688)
um den
Kanal von
[* 31] Languedoc gegen die
Anmaßungen Riquets verteidigt;
«Essai sur le Bosphore et la partie
du Delta
[* 32] de Thrace» (Par. 1818, mit
Atlas),
«Relation de la campagne sur le Main et la
Rednitz, de l'armée gallo-batave aux
ordres du général
Augereau» (ebd. 1802),
«Opérations des pontonniers français en
Italie pendant les campagnes de 1795 à
1797» (ebd. 1843)
Karl Gust.,
Germanist, geb. zu
Ütersen, studierte in Kiel,
[* 33] war 1839-52 Gymnasiallehrer in
Altona,
[* 34] später Prorektor in
Mülheim
[* 35]
a. d.
Ruhr, seit 1370
Docent, seit 1874 außerord. Professor in
Bonn,
[* 36] wo er starb.
Er hat sich verdient gemacht um deutsche Namenforschung («Die deutschen Familiennamen»,
Mülh. 1862; «Die altdeutschen
Personennamen in ihrer
Entwicklung und Erscheinung als heutige Geschlechtsnamen», Mainz
[* 37] 1673;
«Konkurrenzen in der Erklärung der deutschen Geschlechtsnamen», Heilbr.
1883) und
Rechtschreibung
(«Über deutsche
Orthographie», Mainz 1855; «über J. GrimmsOrthographie», Gött.
1867, u. a.),
namentlich aber durch trefflich geschriebene, weitern
Kreisen zugängliche
Arbeiten über heutigen deutschen
Sprachgebrauch: «Über die
Sprache
[* 38] J. Grimms» (Lpz. 1869),
Thomas, engl. Physiker und Chemiker, geb. zu Belfast, wurde hier am Queen's College
Professor der Chemie und ist jetzt Vicepräsident dieses College. Er lieferte bedeutende Arbeiten über die Wärmeentwicklung
bei chem. Prozessen, über den Verbrennungsprozeß und über das Ozon und entdeckte 1861, daß
Gase
[* 41] sich oberhalb einer gewissen (kritischen) Temperatur nicht mehr durch Druck in flüssige Form überführen
lassen.