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599 (s. d.) auf sich. Nach mehrfachen Disciplinaruntersuchungen wurde er 1867 seines Amtes als Abt und seiner Kardinalseinkünfte verlustig erklärt, erhielt aber 1868 Würden und Einkünfte ohne kirchliche Ämter zurück und starb zu Rom. [* 2]
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599 (s. d.) auf sich. Nach mehrfachen Disciplinaruntersuchungen wurde er 1867 seines Amtes als Abt und seiner Kardinalseinkünfte verlustig erklärt, erhielt aber 1868 Würden und Einkünfte ohne kirchliche Ämter zurück und starb zu Rom. [* 2]
Jak., luth. Theolog, geb. zu Waiblingen, studierte seit 1541 zu Tübingen, [* 3] ward 1546 Diakonus in Stuttgart, [* 4] 1549 in Tübingen, 1553 Stadtpfarrer und 1562 Professor, Probst und Kanzler zu Tübingen, wo er starb. Er war ein Vertreter der streng luth. Theologie. Nachdem sein Versuch, die Melanchthonianer und die strengen Lutheraner zu vereinigen, auf dem Konvent zu Zerbst [* 5] (Mai 1570) gescheitert war, bewirkte er die Annahme der Konkordienformel. Seine mehr als 150 Schriften sind für die Kenntnis jener Zeit von hohem Wert. –
Vgl. Fittbogen, J. Andreä (Hagen [* 6] 1861);
Braun in den «Theol. Studien aus Württemberg» [* 7] (1888);
Joh. Valent., luth. Theolog und Satiriker, Enkel des vorigen, geb. zu Herrenberg, studierte seit 1601 in Tübingen. Als eine jugendliche Unbesonnenheit die Aussicht auf ein geistliches Amt hinausschob, bereiste er 1607–14 als Hofmeister junger Edelleute Frankreich, die Schweiz [* 9] und Italien, [* 10] sehr zum Vorteil seiner geistigen Selbständigkeit, ward 1614 Diakonus in Vaihingen, 1620 Superintendent zu Calw, 1639 Hofprediger und Konsistorialrat zu Stuttgart, 1646 als «der Mürbe» Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft, 1650 Abt und Generalsuperintendent zu Bebenhausen, 1654 Abt in Adelberg und starb zu Stuttgart. Andreä war mit Humor und satir.
Begabung reich ausgestattet, stritt, durch das in dogmatischen Kämpfen verödete Luthertum angeekelt, wie sein Vorbild Joh. Arno, für ein werkthätiges Christentum und bewährte es im Dreißigjährigen Kriege. A.s Bedeutung für die württemb. Kirche liegt darin, daß er dort dem Spenerschen Pietismus vorgearbeitet hat. Er wollte eine Gesellschaft gleichgesinnter Männer gründen, deren Mittelpunkt Christus sei, und hatte 24 bedeutende Männer ins Auge [* 11] gefasst.
Diesem Zwecke dienten «Invitatio fraternitatis Christi ad sacri amoris candidatos» (1617),
«Christianae societatis idea» und «Christianae amoris dextra porrecta» (beide 1620); doch blieb es beim Plan. Sein Ideal eines christl. Staates, in den Motiven dargelegt im «Herculis christiani luctus» (1615; deutsch Frankf. 1845),
suchte er auszugestalten in der 1619 nach Morus' «Utopia» ausgeführten «Christianopolis», die seine Allegorie von der bestürmten «Christenburg» (um 1615; Neudruck von Grüneisen, Lpz. 1836) fortsetzte. A.s geistliche und lehrhafte deutsche Verse stehen mit allen ihren Härten ganz auf dem Boden des 16. Jahrh. Andreä verlacht die gelehrten Poeten seiner Zeit; er teilt mit dem 16. Jahrh. auch die urwüchsige Kraft: [* 12] «Geistliche Kurzweil» (Straßb. 1619); «Adenlicher Zucht Ehrenspiegel» (ebd. 1623) u.a. Formell höher stehen die geistreichen lat. Schriften: die Faustische Probleme streifende Komödie «Turbo» (1616; vgl. Goethe-Jahrbuch IV, 127 fg.),
welche die Schattenseiten der damaligen gelehrten Schulbildung beleuchtet, die 100 satir. Dialoge «Menippus» (1618),
die nach dem Muster der engl. Komödianten gedichteten Jugenddramen «Esther» und «Hyacinthus» und viele geistliche Arbeiten, alle von mäßigem Umfange; «Apap proditus» (1631) macht Front gegen die Eingriffe des weltlichen Regiments in kirchliche Dinge; «Theophilus» (1649; deutsch Heilbr. 1878) befürwortet Zucht in der Gemeinde. A.s Verhältnis zu dem mystischen Bunde der Rosenkreuzer (s. d.) steht nicht fest; eine der frühesten rosenkreuzerischen Schriften, «Chymische Hochzeit Christiani Rosenkreuz» (1616),
eine derbe Satire auf geheime Gesellschaften und Alchimie in Romanform, ist sicher, «Fama fraternitatis rosaceae crucis» (1614),
«Confessio frat. r. c.» (1615) vielleicht sein Werk; aus dieser satir. Mystifikation erwuchs dann der Glaube an einen solchen Orden, [* 13] vielleicht dessen Existenz. A.s «Turris Babel» (1619) wollte zum Mittelpnnkt alles dieses mystischen Strebens, zu Christus, zurückführen. –
Vgl. Hoßbach, und sein Zeitalter (Berl. 1819).
A.s Selbstbiographie, 1642 verfaßt, gab Seydold deutsch heraus (1799); lateinisch: Andreae vita ab ipso conscripta ed. Rheinwald (Berl. 1849).
Familie der Laubmoose (s. d.). ^[= Girolamo, Marchese d', Kardinal, geb. 12. April 1812 zu Neapel, in Frankreich erzogen, wurde ...]
Andrea, ital. Kupferstecher und Formschneider, lebte ungefähr 1560–1623, anfangs um 1584–85 in Florenz, [* 14] dann 10 Jahre in Siena, von wo er nach Mantna zog. In seinen Arbeiten verfolgte er, wenn auch in etwas trockner Manier, die Richtung Ugo da Carpis.
Manche Kupferplatten von da Carpi, Ant. da Trento und Nic. da Vicenza machte er durch Tondruck zu Helldunkelschnitten (1602–10, s. Clairobscur).
Seine besten Werke sind: der Triumphzug Cäsars nach Mantegna (10 Blätter) und Untergang Pharaos nach Tizian.
Apostel Jesu Christi, Bruder des Petrus, trieb mit diesem zu Kapernaum das Fischergewerbe, als Jesus ihn zu seiner Nachfolge berief (Matth. 4,18. fg.). Nach der Darstellung des Johannes (Joh. 1,41). war er dagegen vorher ein Jünger Johannes' des Täufers und wurde noch vor seinem Bruder von Jesu berufen. In der griech. Tradition führt er daher den Namen «der Erstberufene» (protóklētos). Nach der spätern Überlieferung soll er das Evangelium gemeinsam mit seinem Bruder den «Scythen» gepredigt haben, d.h.
Völkerschaften am südl., östl. und nordöstl. Gestade des Schwarzen Meers. In Sinope wurde noch im 9. Jahrh. sein Lehrstuhl von schwarzen Steinen gezeigt. Später soll er in Patras gekreuzigt worden sein. Eine jüngere Legende macht den Andreas zum Apostel von Konstantinopel [* 15] und zum ersten Apostel der Russen. Sehr spät ist die Sage, daß er an ein Kreuz [* 16] mit schräggestellten Balken (Andreaskreuzes, s. d.) geschlagen worden sei. Unter dem Namen «Akten» oder «Thaten des Andreas» ist in griech. und lat. Sprache [* 17] eine apokryphische Apostelgeschichte erhalten, die schon dem Eusebius bekannt war und den Gnostiker Leucius Charinus zum Verfasser haben soll.
Dieselbe ist herausgegeben von Tischendorf in den «Acta apostolorum apocrypha» (Lpz. 1851),
einige Bruchstücke in dem Anhange zu den «Apocalypses apocryphae» (ebd. 1866). Lat. Bearbeitungen unter dem Titel «Miracula» oder «Virtutes Andreae» (von Gregor von Tours, [* 18] s. d.) und «Passio Andreae» sind von Nausea (Köln [* 19] 1531),
in der Sammlung des sog. Abdias und von Max Bonnet (in den «Scriptores rerum Meroving.» I, S. 821–846),
herausgegeben. Die «Passio» bildet die Grundlage einer angelsächs. Dichtung, hg. von Jak. Grimm und Elene», Cass. 1841),
von Grein in der «Bibliothek der angelsächs. Poesie» (neue Ausg. II, 1, ebd. 1888).
Vgl. auch Goodwin, The Anglosaxon legends of S. ¶
und S. Veronica (1851);
Hinze, Zum altengl. Gedicht I (Berl. 1890).
Isländ. Bearbeitungen in den Postola Sögur" (Krist. 1874).
Der Gedächtnistag des Heiligen fällt auf den 30. Nov. Die vorhergehende Nacht heißt im Volksmunde Andreasabend oder Andreasnacht, in der nach dem Volksglauben junge Mädchen unter allerlei symbolischen Handlungen (Bleigießen, Apfelschalenwerfen) oder im Traume Aussehen und Namen ihres künftigen Gatten voraus zu erfahren glauben. -
Vgl. Lipsius, Die apokryphen Apostelgeschichten und Apostellegenden, Bd. 1 (Braunschw. 1883).
Name mehrerer Könige und Prinzen aus der ungar. Dynastie der Arpaden. - I., der mit seinen Brüdern von seinem Vetter Stephan I. verbannt, dann aber 1046 durch einen Volksaufstand gegen König Peter zurückgeführt war, erkaufte den Besitz des Throns durch Zulassung einer Christenverfolgung. Als aber seine Herrschaft gesichert war, begünstigte er das Christentum wieder und bestrafte selbst die Aufständischen, die Peter gestürzt und ihn auf den Thron [* 21] gehoben hatten.
Von Kaiser Heinrich III., Peters Schutzherrn, mit Krieg bedroht, söhnte er sich mit seinem jüngern Bruder Vela aus und versprach diesem die Thronfolge. Es gelang auch, den wiederholten Angriffen der Deutschen (1040-52) Widerstand zu leisten und einen vorteilhaften Frieden zu erwirken. Da dem Könige aber inzwischen ein Sohn geboren wurde, so reute ihn das an Vela gegebene Versprechen, und die Brüder gerieten darüber in Krieg, der 1060 Andreas das Leben kostete. - Andreas II. strebte schon bei Lebzeiten seines ältern Bruders Emerich, der 1196 den Thron bestiegen hatte, diesen zu stürzen, woraus wiederholte Bruderkriege erwuchsen.
Nach dem Tode Emerichs regierte er kurze Zeit für seinen Neffen Ladislaw und bestieg, als dieser 1205 starb, den Thron. Vielfache Mißgriffe, namentlich Begünstigung der Ausländer und Verwandten der Königin, riefen Empörungen hervor, in deren Verlauf die Königin ermordet ward (1213). Unter diesen Wirren machte der König 1217 einen erfolglosen Kreuzzug. Die «Goldene Bulle» von 1222, welche die Vorrechte des Adels feststellt, gilt als das alte Grundgesetz der Ungarn. [* 22] Andreas starb 1235. - Andreas III., der Venetianer, Sohn des Stephan, eines nachgeborenen Sohnes Andreas' II., war nach Ermordung Ladislaws IV. (1290) der Erbe des ungar. Throns. Aber König Rudolf I. erklärte Ungarn für erledigtes Reichslehn und Papst Nikolaus IV. für päpstl. Lehn. Zudem trat noch ein Pseudo-Andreas auf. Doch gelangte Andreas auf den Thron, nachdem der falsche Andreas geschlagen und ertrunken, mit den Deutschen ein Friede erzwungen (1291) und der päpstl. Gegenkönig Martell (aus dem Hause Anjou) 1295 gestorben war. Andreas starb mit ihm erlosch der Mannsstamm der Arpáden.