gewählt, schloß er sich hier der Deátschen Partei an. Als unter Beusts Leitung die Reorganisation der Österreichischen
Monarchie auf Grundlage des Dualismus sowie der Bewilligung der ungar. Forderungen erfolgte,
wurde Andrássy zum Ministerpräsidenten der ungar. Regierung ernannt und
übernahm neben der Präsidentschaft das Ministerium der Landesverteidigung. Nachdem Beust seine Portefeuilles
niedergelegt hatte, wurde Andrássy österr.-ungar. Minister des Äußern
und des kaiserl. Hauses.
War Andrássy schon bei Beginn des Deutsch-Französischen Kriegs 1870 und 1871 für die strikte Neutralität Österreich-Ungarns eingetreten,
so blieb die Aufrechterhaltung der guten Beziehungen zu Deutschland das Hauptziel seiner Thätigkeit als Minister
der Auswärtigen Angelegenheiten. Mit Bismarck und Gortschakow nahm Andrássy im Sept. 1872 teil an der Drei-Kaiserzusammenkunft in
Berlin, begleitete den Kaiser Franz Joseph 1874 nach Petersburg, 1875 zur Entrevue mit Victor Emanuel nach Venedig, 1876 zur Begegnung
mit dem Kaiser Alexander nach Reichstadt.
Während der Kriege der Türkei mit Serbien, Montenegro und Rußland (1876-78) leitete Andrássy die auswärtige
Politik im Sinne der Aufrechterhaltung der Neutralität Österreich-Ungarns. Erst der Vertrag von San Stefano (1878) trübte das
gute Verhältnis zu Rußland. Auf A.s Betreiben wurde der Vertrag einem europ. Kongresse (in Berlin) unterbreitet, an dem Andrássy als
erster Bevollmächtigter Österreich-Ungarns teilnahm. Dort bewirkte er, daß Österreich das Mandat zur
Occupation von Bosnien und Herzegowina übertragen wurde. Am trat von seinem Ministerposten zurück, nachdem er
noch das mit Bismarck vereinbarte deutsch-österr. Defensivbündnis zum Abschluß gebracht hatte. Er nahm seitdem am polit.
Leben als Mitglied des ungar. Oberhauses teil und starb nach schwerem Leiden in Volosca.
Andreas Theodor, Graf Andrássy, Sohn des Grafen Gyula, geb. Mitglied des ungar. Abgeordnetenhauses,
wurde von diesem zum zweiten Vicepräsidenten gewählt. Sein Bruder Julius, Graf Andrássy, geb. war Juni 1894 bis
Jan. 1895 im Kabinett Wekerle Minister am königl. Hoflager.
Emanuel, Graf Andrássy, ältester Sohn des Grafen Karl, geb. gehörte auf dem Reichstage von 1847 der Opposition an und
war dann unter dem ungar. Ministerium Obergespan von Torna, unternahm 1849 eine Reise nach Ostasien, die er auch beschrieben
hat, war 1860-61 Obergespan von Zemplin. Seit 1867 Obergespan des Komitats Gömör, starb er in
Görz.
Georg, Graf Andrássy, Haupt der jüngern Linie, geb. wurde 1862 Judex Curiae (oberster Landesrichter), zog sich aber vor
dem Ausgleich von 1867 zurück. Er starb in Wien. Andrássy erwarb sich als Direktor der Ungarischen
Akademie, Förderer der Landwirtschaft, der Eisengießerei sowie des Bergbaues Verdienste. Im Reichstag wirkte er in konservativem
Geiste.
Christian Karl, Pädagog und Landwirt, geb. zu Hildburghausen, war zuerst Lehrer am Salzmannschen Institut
in Schnepfenthal und gab anfangs mit Bechstein, später mit Blasche die «Gemeinnützigen Spaziergänge
auf alle Tage im Jahre» (10 Bde., Braunschw.
1796-99) und seit 1797 mit Becker in Gotha den «Allgemeinen Reichsanzeiger» heraus. André wurde
1798 Direktor der prot. Schule
zu Brünn, 1812 fürstl. Salmscher Wirtschaftsrat daselbst, dann Sekretär der Mährischen Gesellschaft zur
Beförderung des Ackerbaues, später Mitinhaber der Calveschen Buchhandlung in Prag und 1817 Assessor des Georgieons zu Keszthely
in Ungarn. André ging 1821 als Redacteur der «Landwirtschaftlichen Zeitschrift»
nach Stuttgart. Hier starb er Viel Gutes wirkte er durch sein «Patriotisches
Tageblatt» (10 Bde., Brünn 1800-5). Auf Veranlassung der österr. Regierung gab er den «Hesperus»
(Prag 1809-20 u. Stuttg. 1821-31),
für die Landwirte die «Ökonomischen Neuigkeiten» (Prag 1811-31) heraus; auch veröffentlichte
er einen «Nationalkalender» (ebd. 1810-24). - Sein Sohn Emil André, Forstwirt,
geb. in Schnepfenthal, verwaltete seit 1838 die fürstl. Odescalchischen und gräfl.
Bathyanischen Herrschaften in Ungarn und starb zu Kisber. Das als «Österr. Kameraltaxe» bekannte
Forstabschätzungsverfahren hat er zuerst genauer dargestellt und schrieb u. a.: «Versuch einer zeitgemäßen Forstorganisation»
(2. Aufl., Prag 1830),
«Einfachste u. s. w. Forstwirtschaftsmethode»
(ebd. 1832);
auch setzte er die «Ökonomischen Neuigkeiten» fort (1832-45).
Joh., Komponist und Musikalienverleger, geb. zu Offenbach, gründete
dort 1774 einen Musikverlag mit Notendruckerei, war 1777-84 Musikdirektor am Berliner Döbbelinschen Theater und ging dann
zur Leitung seines Geschäfts nach Offenbach zurück, wo er starb. André gehört mit Reichardt und Schulz zu derjenigen
Gruppe von Tonsetzern, die im letzten Drittel des 18. Jahrh. das deutsche
Kunstlied in eine schlichte volkstümliche Form zurückzuführen suchten. Jetzt ist von den Arbeiten A.s nur noch das eine
Lied: «Bekränzt mit Laub», in Gebrauch. André übertrug seine
Bestrebungen auch auf das dramatische Gebiet in zahlreichen Singspielen. - Johann Anton André, Sohn des vorigen, geb. zu
Offenbach, studierte 1796 in Jena und übernahm 1799 die Leitung des Geschäfts in Offenbach, das er durch umsichtige Führung
und besonders durch den Ankauf des Mozartschen Nachlasses in hohen Schwung brachte. Er starb zu Offenbach. André gab
auch Kompositionen und ein «Lehrbuch der Tonsetzkunst» (2
Bde., Offenb.
1832-43) heraus, das aber nicht zu Ende kam. André wendete zuerst in ausgedehnterm Maße die Lithographie auf die Herstellung
von Musikalien an. - Das Geschäft (Firma «Johann André») ging 1842 über an Johann Aug. André, Sohn des vorigen, geb.
gest. dann an des letztern Söhne: Karl André, geb. und Adolf André, geb. 10. April 1855. Der
reichhaltige Verlagskatalog weist namentlich klassische Musik auf, daneben aus der Neuzeit leichtere Salon- und Tanzmusik
und Operetten. Mit dem Verlag ist eine eigene Buch-, Stein- und Kupferdruckerei verbunden.
Girolamo, Marchese d', Kardinal, geb. zu Neapel,
in Frankreich erzogen, wurde früh zum Erzbischof von Mytilene und Bischof von Sabina ernannt und als Nuntius in die Schweiz gesendet; 1849 ward
er Kommissar von Perugia, 1852 Kardinal, Abt von Subiaco und Präfekt der Inderkongregation. Als solcher lenkte er 1859 durch
sein Eintreten für liberale Reformen und den von Napoleon III. vorgeschlagenen Bund der ital. Staaten unter
Vorsitz des Papstes den Zorn Antonellis
mehr
599 (s. d.) auf sich. Nach mehrfachen Disciplinaruntersuchungen wurde er 1867 seines
Amtes als Abt und seiner Kardinalseinkünfte verlustig erklärt, erhielt aber 1868 Würden und Einkünfte ohne kirchliche Ämter
zurück und starb zu Rom.