jeder Mann vom 16. bis 60. Jahre ist militärpflichtig und muß sich auf eigene Kosten bewaffnen. Die Andorraner, ein gutmütiges
und einfaches, friedliches und gastfreies Kernvölkchen, sprechen catalonisch und castilianisch. Der Mehrzahl nach leben
sie von
Ackerbau und Viehzucht,
[* 2] aber auch vom Schmuggel, der infolge der ihnen gewährten Zollfreiheit sehr
leicht zu betreiben ist.
Die Industrie besteht in Verfertigung grober Schafwolltücher;
der Handel beschränkt sich auf Export
von Holz,
[* 3] Holzkohlen, Eisenerz, Schafwolle und
Käse und auf Einfuhr der nötigsten im
Lande nicht erzeugten Lebensbedürfnisse.
So reich die
Thäler des Ländchens an Mineralquellen auch sind, so hat doch die Regierung die Errichtung
von Badeanstalten noch nicht erlaubt, ebensowenig die Ausbeutung des in den
Bergen
[* 4] befindlichen silberhaltigen
Bleiglanzes.
Hauptort der Republik ist das in einer fruchtbaren Ebene 1051 m hoch schön gelegene, aber schlecht gebaute Dorf Andorra mit
7-800 E. Sein dreifensteriges Rathaus ist zugleich Justizgebäude, Schule und Gefängnis. -
Vgl. Dalmau
de Baquer,
Historia de la republica de Andorra
(Barcelona
[* 5] 1849);
1) Stadt in der engl.
GrafschaftHampshire, 26 km im
NO. von Salisbury, am
Anton und den Bahnlinien nach Savernake,
Swindon und
Romsey, ist ein gut gebauter, gewerbreicher Ort, und hat (1891) 5852 E., eine Lateinschule, viele
Malzdarren, eine Seidenfabrik, nahebei am Pillhillbrook eine Eisengießerei
[* 8] und röm. Verschanzungen. 7 km
westlich das Dorf Weyhill mit vielbesuchtem Jahrmarkt für Schafe,
[* 9]
Pferde
[* 10] und
Landesprodukte. - 2) Andover, Stadt im County Essex
des
Staates Massachusetts, 33 km nördlich von
Boston,
[* 11] hat (1890) 6142 E., eine 1780 gestiftete Phillips
Academy, ein Lehrerinnenseminar und das um das
Studium der
Sprache
[* 12] und des
Altertums der
Hebräer verdiente theol. Seminar (1807
begründet) der
Kongregationalisten mit guter
Bibliothek.
Jose
Bonifacio d'A. e Silva, brasil. Staatsmann, geb. zu
Santos in der brasil.
ProvinzSãoPaulo, studierte seit 1780 zu Coimbra die
Rechte und Naturwissenschaften,
erhielt 1800 den Lehrstuhl der Geognosie zu Coimbra und wurde Generalintendant des portug.
Bergwesens. 1819 ging er nach
Brasilien;
[* 13] dort stellte sich in
SãoPaulo 1821 an die
Spitze der Unabhängigkeitsbewegung, wurde 1822 zum
Minister des Innern ernannt, dankte 1823 ab und trat nun in Opposition gegen das Ministerium, ward aber
verhaftet und nach Europa
[* 14]
(Bordeaux)
[* 15] eingeschifft. 1829 erhielt er die Erlaubnis zur Rückkehr nach
Brasilien und wurde vom
Kaiser, als dieser zu Gunsten seines
Sohnes,
Dom Pedros II., abdankte, zu dessen Vormund ernannt. Durch die Regentschaft 1834 der
Vormundschaft enthoben, lebte Andrada seitdem Zurückgezogen auf der kleinen
Insel Nictherov bei Rio,
[* 16] wo er starb.
Außer
einer Reihe wissenschaftlicher
Abhandlungen und polit.
Aufsätze veröffentlichte Andrada «Poesias d'Americo Elyseo»
(Bordeaux 1825), die ihm dichterischen
Ruf einbrachten. - Auch seine
BrüderAntonio Carlo d'A. und Martim
Francisco d'A. (geb. 1776, gest. traten in der brasil.
Revolution und als Staatsmänner hervor. Die
Söhne des letztern, Jose
Bonifacio d'A.und Martim Francisco
d' A., machten sich
als Dichter bekannt, ersterer durch «Rosas e goivos» (Säo
Paulo 1849),
letzterer durch «Lagrimas e sorissos» (Rio 1847) und
das
Drama «Januario Garcia» (ebd. 1849).
Gabriel,
Mediziner, geb. zu
Paris,
[* 17] begründete durch seine «Clinique médicale» (3
Bde., Par. 1823-30; 4. Aufl.
1810, 5 Bde.; deutsch von Flies, 5 Bde.,
Quedlinb. 1842-45) seinen wissenschaftlichen Ruf. Andral übernahm 1827 den Lehrstuhl
der
Hygieine an der mediz.
Fakultät zu
Paris, den er 1830 mit dem der innern Pathologie vertauschte, wurde 1839 Professor
der allgemeinen Pathologie und
Therapie und 1843 Mitglied der
Akademie der Wissenschaften. Er starb zu Châteauvieux.
Die bedeutendsten seiner Werke, namentlich für die Pathologie, sind: «Précis d'anatomie pathologique» (3 Bde.,
Par. 1829; deutsch von
Becker, 2
Tle., Lpz. 1829-30),
«Essai d'hématologie pathologique» (Par. 1843;
deutsch von
Herzogs Lpz. 1844). Das Werk Laennecs
«De l'auscultation médiate on traité du diagnostic de poumons et du
cœur» (4. Aufl., 3 Bde., Par.
1837) gab er mit
Noten heraus; mit Gavarret und Delafond stellte er wichtige Wol. und pathol.-chem. Untersuchungen
über das
Blut und dessen
Bestandteile an:
«Recherches sur les modifications de proportion de quelques principes du sang» (Par.
1842; deutsch von
Walther, Nördl. 1842).
(spr. óndrahschi), ungar. Grafengeschlecht mit
dem
Prädikat von
Csik-Szent-Király und Kraszna-Horka. Ahnherr des Geschlechts soll Andorás, einer der Führer bei der Einwanderung
der Magyaren in
Ungarn,
[* 18] gewesen sein. Die Familie teilt sich in zwei Linien. -
Karl,
Graf der ältern Linie angehörig, geb. zu
Gömör, war Mitglied der Opposition, in deren Reihen er sich auf den
Reichstagen von 1839 und 1844 durch
schlagfertige Reden auszeichnete. Auch wirkte er als
Vorsitzender der Theißregulierungsgesellschaft sowie als Mitglied des
Bergwerks- und des Fabrikvereins. Er starb zu
Brüssel.
[* 19] Andrássy veröffentlichte in deutscher
Sprache«Umrisse einer möglichen
Reform in
Ungarn» (anonym, Lpz. 1833).
Gyula (Julius),
Graf Andrássy, ungar. Staatsmann, zweiter Sohn des
GrafenKarl, geb. zu Zemplin, wurde von dem Zempliner
Komitat in den
PreßburgerReichstag von 1847-48 gewählt und von dem neuen ungar. Ministerium zum Obergespan jenes
Komitats ernannt. Nach dem
Ausbruche des Bürgerkrieges ward er Major in der Nationalgarde, dann
Adjutant
der
Generale Moga und Görgey, endlich von der Debrecziner Regierung in diplomat. Mission nach
Konstantinopel
[* 20] geschickt, wo
er besonders die von
Österreich
[* 21] geforderte
Auslieferung der ungar. Flüchtlinge zu verhindern wußte. Nach Unterdrückung
der Revolution 1850 in contumatiam zum
Tode verurteilt und in effigie gehängt, lebte Andrássy als Flüchtling
in
Paris. Durch die Verwendung seiner
Mutter durfte er indes schon vor 1860 nach
Ungarn zurückkehren. Von einem Zempliner Wahlkreise 1861 in
den ungar.
Reichstag¶
mehr
gewählt, schloß er sich hier der Deátschen Partei an. Als unter Beusts Leitung die Reorganisation der Österreichischen
Monarchie auf Grundlage des Dualismus sowie der Bewilligung der ungar. Forderungen erfolgte,
wurde Andrássy zum Ministerpräsidenten der ungar. Regierung ernannt und
übernahm neben der Präsidentschaft das Ministerium der Landesverteidigung. Nachdem Beust seine Portefeuilles
niedergelegt hatte, wurde Andrássy österr.-ungar. Minister des Äußern
und des kaiserl. Hauses.
AndreasTheodor, Graf Andrássy, Sohn des Grafen Gyula, geb. Mitglied des ungar. Abgeordnetenhauses,
wurde von diesem zum zweiten Vicepräsidenten gewählt. Sein Bruder Julius, Graf Andrássy, geb. war Juni 1894 bis
Jan. 1895 im KabinettWekerle Minister am königl. Hoflager.
Emanuel, Graf Andrássy, ältester Sohn des GrafenKarl, geb. gehörte auf dem Reichstage von 1847 der Opposition an und
war dann unter dem ungar. Ministerium Obergespan von Torna, unternahm 1849 eine Reise nach Ostasien, die er auch beschrieben
hat, war 1860-61 Obergespan von Zemplin. Seit 1867 Obergespan des Komitats Gömör, starb er in
Görz.
[* 31]
Georg, Graf Andrássy, Haupt der jüngern Linie, geb. wurde 1862 Judex Curiae (oberster Landesrichter), zog sich aber vor
dem Ausgleich von 1867 zurück. Er starb in Wien.
[* 32] Andrássy erwarb sich als Direktor der UngarischenAkademie, Förderer der Landwirtschaft, der Eisengießerei sowie des Bergbaues Verdienste. Im Reichstag wirkte er in konservativem
Geiste.