Bachs Gambon, verdankt seinen Ursprung einer von Chlotilde, Gemahlin Chlodwigs, an einer Heilquelle
(Ste. Chlotilde) 526 erbauten
Nonnenabtei mit alter, wegen ihrer herrlichen
Glasmalereien berühmter
Kirche. Das Gasthaus
Grand-Cerf aus dem 16. Jahrh. ist
mit Holzschnitzereien verziert und enthält eine Sammlung von Altertümern.
Klein-Andely wurde 1195 von Richard Löwenherz
an der Seine gegründet, als er in der Nähe das Château-Gaillard erbaute. Die
Burg, deren Ruinen auf dem
hohen Seineufer liegen, hat eine dreifache
Umwallung, 5,5 m dicke
Mauern und 17
Türme. Erobert wurde die Feste 1419 von den
Engländern unter
Gloucester nach elfmonatiger
Belagerung, 1429 von den
Franzosen unterLahire, dann wieder
von den Engländern und 1449 von
Karl VII. von
Frankreich.
Heinrich IV. bemächtigte sich ihrer im Kampfe mit den Liguisten 1589 und 1591 und
ließ sie 1603 schleifen. In der Nähe der
Weiler Villers, Geburtsort des Malers Nicolas
Poussin, welchem in Groß-Andely ein
Bronzestandbild errichtet worden ist.
(spr. angdänn),Kantonsstadt im belg.
Arrondissement und der
Provinz Namur
[* 2] rechts von der Maas, 15 km unterhalb
Namur, an den Linien
Lüttich-Namur der Nordbelg.
Bahnen und Samson-Gives der
Belg. Vicinalbahn, hat (1890) 7075 E., Post,
Telegraph;
[* 3] Fayence- und Papierfabriken, Steinkohlenwerke und Hochöfen, Marmorbrüche,
Blei- und reiche Eisenminen;
die Ausfuhr nach
Holland erstreckt sich besonders auf Pfeifenthon. Andenne hatte angeblich schon im 7. Jahrh.
ein von der heil.
Begga (der Tochter Pippins von
Landen) gegründetes adliges Damenstift, das 1705 nach Namur verlegt wurde.
Nahebei der kleine Ort
Andenelle mit einer schönen, im roman.
Stil erbauten
Kirche; gegenüber das Dorf
Seilles, mit Kalköfen.
Aloys, Tenorist, geb. zu Liebititz in
Böhmen,
[* 4] wurde 1845 an die
Wiener Hofoper engagiert, zu deren
Hauptstützen als Tenorist er bis zum Anfang der sechziger Jahre gehörte.
bei naturwissenschaftlichen Benennungen
Abkürzung für Joh.
Anderson,
Hamburger Großkaufmann und
Bürgermeister,
geb. 1674, gest. 1743. Von ihm «Nachrichten
von
Island,
[* 5] Grönland u. s. w.» (Hamb. 1747)
und «Naturgeschichte von
Island und Grönland» (1750).
Antonius, Jesuitengeneral, geb. zu
Brieg
[* 7] in der
Schweiz,
[* 8] trat 19 J. alt in den Jesuitenorden und
studierte in
Rom und
[* 9] Freiburg
[* 10]
Philosophie und
Theologie; 1847 aus Freiburg,
1848 aus Piemont vertrieben, ging er nach
Amerika,
[* 11] kehrte 1851 zurück, wurde 1853 Rektor der theol. Studienanstalt der
Jesuiten in Köln,
[* 12] 1856 Rektor des Kollegiums in
Paderborn,
[* 13] 1859
Provinzial, 1865 Professor
der
Moraltheologie und 1869 Rektor in Maria-Laach, das er zum Haupterziehungsinstitut der
Jesuiten in
Deutschland
[* 14] machte. Seit 1870 Assistent
des Jesuitengenerals
Beckx, wurde er 1883 dessen Vikarius, 1884 sein Nachfolger und starb in
Fiesole.
Faustino, ital.
Kupferstecher, geb. 1766 bei
Brescia, gest. zu Pavia, war besonders mit
Stichen für naturwissenschaftliche Werke beschäftigt. Unter seinen
Blättern
haben das
Bildnis Herders (nach Kügelgen) und die büßende
Magdalena (nach Correggio) den meisten Beifall
gefunden.- Pietro Anderloni,
Bruder und
Schüler des vorigen, geb. zu Sta. Eufemia im Brescianischen,
arbeitete unter Longhi in Mailand,
[* 15] besuchte
Rom und wurde 1831 an Longhis
Stelle Direktor der Kupferstecherschule zu Mailand.
Er starb A.sStiche zeichnen sich durch edle
Auffassung und vorzügliche Wiedergabe des
Kolorits
aus. Unter seinen
Arbeiten sind am berühmtesten die BildnisseAppianis, L. da Vincis, Longhis,
CanovasundPeters d. Gr.; dann
Stiche nach
Poussin,
Tizian
(Christus und die Ehebrecherin) und
Raffael (Heliodor,
Attilas Flucht).
Ursern, ital.
Orsera, Pfarrdorf im schweiz. Kanton Uri,
[* 16] in 1444 m Höhe, am Fuß des St.
Annabergs, vor dessen
Lawinen der Ort durch einen
Bannwald geschützt wird, hat 712 kath. E., Post,
Telegraph, schöne
Kirche,
Rathaus, Kapuzinerhospiz für arme und kranke Reisende, treffliche Alpenwirtschaft. Andermatt ist Hauptort des von
der Reuß
[* 17] durchflossenen Ursernthals (10 km lang, 4 km breit), unter dem der Gotthardtunnel durchgeht,
und des
Transits über
Furka und Oberalp, deren Verkehr über Andermatt durch den Engpaß der
Schöllenen der
Gotthardbahn bei Göschenen
zugeführt wird, zugleich auch
Sommer- und Winterkurort. In Andermatt kreuzen sich drei der belebtesten
Alpenstraßen, die Gotthardstraße,
die ins Tessinthal, die
Furka, die ins Rhônethal, und die Oberalpstraße, die ins Rheinthal führt. Zum
Schutze dieses wichtigen Straßenknotenpunktes ist auf dem Bäzberg oberhalb der
Schöllenen, 1,5 km nördlich von Andermatt, ein
starkes
Fort erbaut worden. Mit Göschenen an der
Gotthardbahn steht Andermatt durch den Schöllenenpaß in
Verbindung.
(Antunnacum,Castellum ante Nacum der
Römer),
[* 18] Stadt im
Kreis
[* 19] Mayen
[* 20] des preuß. Reg.-Bez.
Koblenz,
[* 21] 17 km unterhalb Koblenz am linken Rheinufer, nahe der Mündung der
Nette, an den Linien
Kalscheuren-Bingerbrück und
Andernach-Mayen-Gerolstein (23,45 km) der
Preuß. Staatsbahnen,
[* 22] Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Koblenz), Rheinschiffahrtsgerichts,
Zoll- und Steueramtes erster
Klasse, ist Dampferstation und hat (1890) 6153 E., darunter 767
Evangelische und 99 Israeliten,
basteiartige Ringmauern und unregelmäßige
Straßen.
Erwähnenswert sind die bedeutende kath. Genovevakirche, eine spätroman. Pfeilerbasilika mit
vier
Türmen aus dem 13. Jahrh.
(Chor 1856 erneuert), die im 15. Jahrh. wiederhergestellte
Kirche des ehemaligen Franziskanerklosters
(1818-56 Artilleriekaserne, seitdem zum evang. Gottesdienst bestimmt), altes Rathaus mit Museum
röm.
Altertümer, die alte
Bastei, Ruine des 1688 von den
Franzosen zerstörten kurkölnischen Residenzschlosses
(1109 von
Friedrich I. erbaut), der historisch und architektonisch merkwürdige Wartturm (1448-52 erbaut), die altertümlichen
Rheinkräne (1554), das Rheinthor mit dem alten städtischen
Wahrzeichen (zwei Steinfiguren), das Judenbad (ein altes
Verließ
unter dem Rathaus mit einem aus dem Rheine gespeisten
Bassin in derTiefe). Ferner hat die Stadt ein kath.
Progymnasium (1773 gegründet), höhere Mädchenschule, Provinzialirrenanstalt, Irrenbewahranstalt (St.
Thomas) mit Lederfabrik,
städtisches Hospital, sowie
¶
mehr
Fabrikation von Cigarren, Fässern, Thon-, Metallwaren, Ultramarin, Parfümerien, Chemikalien, Malz, Gerbereien, Bierbrauereien;
Handel mit Kartoffeln, Getreide,
[* 24] Holz,
[* 25] Mühlsteinen, Traß und Bimsstein. Nahe der Stadt, besonders am Kirchberg, wurden röm.
Grabmäler gefunden. - Andernach ist von Drusus als Kastell gegründet. Hier wurde 876 Karl der Kahle von Ludwig II., 939 die Herzöge
von Franken und Lothringen von Otto d. Gr., und 1114 KaiserHeinrich V. von den mit dem Erzbischof von Köln vereinigten Sachsen
[* 26] geschlagen.
Später fiel die Stadt an das Erzbistum Köln und gelangte durch Handel zu großer Macht. 1608 kamen hier die die Liga vorbereitenden
drei geistlichen Kurfürsten zusammen. 1632 wurde von den Schweden
[* 27] eingenommen, 1633 von Josias Rantzau
gegen Spanier und Kölner
[* 28] verteidigt und 1688 durch die Franzosen eingeäschert. Die zu Anfang des Spanischen Erbfolgekrieges
hier hausenden Franzosen mußten 1702 abziehen; seit 1801 im franz. Besitz, kam Andernach 1815 an Preußen.
[* 29]