260 m hohen
Bergen
[* 2] auf 600 m
Breite
[* 3] eingeengten Felsenbett. Nach diesem
Durchbruch durchfließt der Amur eine einförmige, fast
menschenleere, aber fruchtbare Prairie als ein breiter, mit zahllosen
Inseln besäter
Strom. Hier nimmt er von
SW. her den
Sungari
auf, der aus dem See Kengk strömt, links den Nonni, rechts den Hurka empfängt und bei den
Chinesen als
der eigentliche Hauptstrom gilt. Nach dieser
Vereinigung hat der Amur ein so breites und mit niedrigen
Inseln so dicht besetztes
Bett,
[* 4] daß man selten beide Ufer zugleich erblicken kann. Im S. treten einige Granitfelsen an ihn heran; sonst bleibt
sich der Charakter der Ufer gleich bis zur Mündung des
Ussuri (s. d.).
Kleine Dörfer begleiten hierauf
den
Strom bis zur Mündung.
Die
Richtung wird nordnordöstlich. Das linke Ufer bleibt bis zu 50½° nördl.
Br. ziemlich flach, dann aber senken sich auch
hier Bergzüge, die den Amur bis zum See Kidsi (Kisi) hin beengen. Bei Kidsi, wo die
Russen die Festung
[* 5] Mariinsk gebaut haben, unter 51° 42' nördl.
Br., weichen die
Berge zu beiden Seiten auseinander, so daß sich ein 48 km langer,
seichter See bilden konnte, an dessen Westeingang jetzt die Stadt
Sofiisk erbaut ist und dessen
Ostende
[* 6] sich der
Küste in der
Gegend der
DeCastriesbai bis auf 15 km nähert und von ihr nur durch niedrige, jetzt von einer Eisenbahn
durchschnittene Höhenzüge getrennt ist.
Aber anstatt hier nach dem
Meere hin durchzubrechen, setzt der Amur seinen Lauf noch weiter gegen N. fort, indem er ein rauhes
Bergland umsäumt, das sich bis über 650 m hoch erhebt und oft in 100 m hohen Felswänden zum
Flusse
abfällt. An dem linken Ufer breitet sich hier eine wellenförmige, sumpfige Waldfläche aus, die vom Amgun, dem letzten
Zufluß des Amur, durchströmt wird, und in der sich die Seen Orel und Tschlja von dem Amur abzweigen.
Bei dem
Vorgebirge Tebach aber wendet sich der
Strom plötzlich nach O. und SO., um das Küstengebirge zu durchbrechen und
seinen Mündungsgolf zu erreichen.
Auf seinem untern, gegen NNO. gerichteten Laufe erhält er zahlreiche Zuflüsse, wie den
Dondon, den Chungar rechts, den Gorin
und Amgun links. Die vielen
Inseln und
Arme mit wechselnder
Tiefe, die zahlreichen
Bänke und
Riffe, die oft
sehr starke Strömung machen die Schiffahrt auf diesem
Teile des Amur schwierig. Der Mittelpunkt der Dampfschiffahrt auf dem
und
Ussuri ist
Chabarowka. Eine Eisenbahn zur
Verbindung des
Ussuri mit Wladiwostok ist im
Bau begriffen.
ÜberEntdeckungsgeschichte
und Litteratur s.
Amurland.
russ. Amurskaja Oblastij,
Provinz im russ.-ostasiat.
Amur-Generalgouvernement (s. d.), zwischen 47-56°
nördl.
Br. und 122-135° östl. L. von Greenwich, grenzt im N. an das Gebiet Jakutsk, im O. an das
Küstengebiet, im
W. an
Transbaikalien, im
S. an den
Amur, die Grenzscheide zwischen
Rußland und
China,
[* 7] und hat 447 667 qkm
Fläche. Das Gebiet (s. Karte:Sibirien III. Amurgebiet) wird von den
Ausläufern des
Chingan- und
Jablonoigebirges durchzogen,
von dem
Amur und seinen Nebenflüssen bewässert.
Das Klima ist rauh.
Blagowjeschtschensk hat eine mittlere Jahrestemperatur von -1,2 °C, eine Januartemperatur von -27,1°,
eine Julitemperatur von +21,3°.
Über Fauna und
Flora s.
Amurland. Am Amurufer wohnen die
Amurkosaken (s. d.),
Bauernansiedelungen finden sich zwischen der Seja und
Bureja. Die Gesamtbevölkerung wurde 1889 auf 86 341 E. geschätzt,
darunter Kosaken
17 528, russ. Ansiedler 24 500,
Städter 20 212, Koreaner 967, Mandschuren 14000; verschiedene tungusische
Eingeborene 8000,
Arbeiter auf den Goldwäschen 6134. Die Hauptbeschäftigung der
Bevölkerung,
[* 8] abgesehen
von den herumstreifenden Jägervölkern, ist
Ackerbau.
Der Ertrag der Felder ist ein genügender und besteht in Hafer,
[* 9] Weizen,
Buchweizen Gerste
[* 10] und Kartoffeln. Das Gebiet ist reich
an Goldlagern (1889 lieferten die Goldwäschen desselben 3376½ Pud
Gold),
[* 11] ferner an
Silber-,
Blei-, Kupfer- und Eisenerzen;
an vielen
Stellen ist man auf
Steinkohlen und Naphtha gestoßen. Sitz der Verwaltungsbehörden ist
Blagowjeschtschensk.
Bis 1884 gehörte das Amurgebiet zum Generalgouvernement Ostsibirien.
Über das Geschichtliche s.
Amurland.
russ. Priamurskaja Generalnaja Gubernija, ein 1884 errichtetes
russ. Generalgouvernement in Ostasien, besteht aus dem
Amurgebiet,
Transbaikalien und dem Küstengebiet nebst der
Insel Sachalin
und hat 2 991 471,5 qkm mit 695 286 E. Hauptstadt ist
Blagowjeschtschensk;
die Bewohner des
Amurgebietes längs des Oberlaufs des
Amur an der chines. Grenze bis zum
Ussuri (Hauptstadt:
Blagowjeschtschensk). Stellvertretender
Ataman ist der Militärgouverneur des
Amurgebietes in
Blagowjeschtschensk, der dem Kommandierenden
des Militärbezirks
Amur unterstellt ist.
Die Bevölkerung des Amurkosakengebietes zählte 1887 rund 24000
Köpfe, darunter 23000 Kosaken;
hat sich aber seitdem durch das Ausscheiden der
Ussurikosaken (s. d.) vermindert. Die Amurkosaken stellen im Frieden 1 Fuß-, 2 reitende
Sotnien; im
Kriege 6 Fuß-, 6 reitende
Sotnien in einer
Stärke
[* 12] von rund 2000 Mann und 1000
Pferden.
russ. Priamurskij kraj, in geogr.
Beziehung das ganze früher zur Mandschurei, seit 1858 zu
Rußland gehörige
Gebiet links vom
Amur nebst dem Küstenlande im O. des
Amur, seines Nebenflusses
Ussuri und einer Linie von diesem zum
FlusseTjumen an der Grenze
Koreas, zusammen ungefähr 650000 qkm (s. Karte:Sibirien III.
Amurgebiet).
Administrativ
gehört es zum
Amur-Generalgouvernement (s. d.) und zerfällt in das
Amurgebiet (s. d.) sowie den sog. Seedistrikt
des
d. i. der südl.
Teil des ostsibir. Küstengebietes, umfassend die
BezirkeNikolajewsk,
Sofiisk,
Ussuri, das Militärgouvernement
Wladiwostok und die
Insel Sachalin. - Abweichend von der eintönigen sibir.
Flora tritt im A. ein größerer
Reichtum an Holzgewächsen, Sträuchern und
Stauden auf, deren letzte
Vorposten nach Westen zu bis zum Jablonojgebirge sich
ausgebreitet haben.
Charakteristisch ist eine
Eiche (Quercus mongolica), eine
Haselnuß, eine
Zirbelkiefer, Schwarzbirke u. s. w. Dennoch ist die
Kultur durch die sehr lange anhaltenden Winter fast mehr wie in
Sibirien zurückgehalten, und das Mündungsgebiet
des
Amur unwirtlicher als die Thalgründe seines Oberlaufs; bei
Nikolajewsk unter 53½° nördl.
Br. hat der Kornbau seine Grenze.
Die Zahl der jagdbaren
Tiere ist groß; selbst der
Tiger kommt ins südliche Amurland. Die
Gewässer sind reich an Fischen, namentlich
anStören und Lachsarten.
Geschichtliches. Die ersten Nachrichten vom
FlusseAmur erhielten die russ. Eroberer in Ostsibirien 1639 durch Kosaken, die
von dem reich ausgestatteten und dem Bilderreichtum der Dauren
¶
mehr
an der Schilka gehört hatten. Solche Berichte gaben Veranlassung, daß 1643 Wassilij Pojarkow von Jakutsk nach dem Amur abgeschickt
wurde. Nachdem er 1646 zurückgekehrt, unternahmen einzelne Abenteurer Züge nach dem obern Amur, und 1649 folgte der größere
Zug
des Jerofej Chabarow, der 1651 am Amur das Fort Jaksa, das spätere Albasin, anlegte. Einen zweiten Zug
unternahm
Chabarow 1651 und gründete an der Mündung des Kumara den Kumarskoj-Ostrog (51 ½° nördl. Br.), der längere Zeit der Mittelpunkt
der russ. Macht am Amur blieb. 1665 erschien der Kosak Tschernigowskij am Amur, baute das zerstörte Albasin wieder auf und
unterwarf 1670 den Woiwoden von Nertschinsk.
Die Chinesen stellten nun Aigun (s. d.) wieder her und rückten 1685 vor Albasin, das sie zerstörten.
Bald jedoch bauten die Russen Albasin wieder auf, schlossen endlich mit den Chinesen den Friedensvertrag von Nertschinsk,
durch den das ganze Amurland chinesisch und den Russen verschlossen wurde. Wiewohl in der Folgezeit alle Machthaber
Ostsibiriens an die Erwerbung des reichen Landes dachten, schritt doch erst GrafNikolaiMurawjew (s. d.), seit 1848 Generalgouverneur
von Ostsibirien, mit Ernst dazu.
Russ. Kriegsschiffe untersuchten zunächst 1849 die noch fast unbekannte Tatarische Meerenge und 1850 den Amur-Liman, wo 1851 das
FortNikolajewsk gegründet wurde. Dann erstanden 1853 die Forts Mariinsk (bei Kidsi am Amur), Alexandrowsk
an der DeCastriesbai, Konstantinowsk am Kaiserhafen, Ilgin an der West- und Murawjewsk an der Südküste von Sachalin. Inzwischen
rüstete Murawjew in Daurien einen großen Zug
aus, der im Mai 1854 von Schilkinskij-Sawod, unterhalb Nertschinsk, abging und 15. Juni Mariinsk
erreichte.
Hierdurch wurde die russ. Herrschaft über den Amur begründet. Nikolajewsk wurde Sitz der Marine, Mariinsk Mittelpunkt der
Landtruppen. Von Schilkinskij-Sawod aus fanden dann noch drei Züge den Amur abwärts statt, die etwa 3000 Soldaten und 500 Ansiedler
nebst Geschütz, Ackergerätschaften u. s. w. in das Mündungsgebiet des Amur schafften, wo nun Bauten,
Befestigungen u. dgl. angelegt wurden. Die Chinesen legten diesem Beginnen kein Hindernis in den Weg. Endlich ward 1857 die
thatsächliche Vereinigung des Amurland mit dem RussischenReiche ausgesprochen.
Murawjew schloß zu Aigun mit dem chines. Civilgouverneur einen Vertrag ab, wonach den Russen das linke Ufer
des obern und mittlern sowie beide Ufer des untern Amur von der Mündung des Ussuri an überlassen und ihnen außerdem freie
Schiffahrt auf den rechten Nebenflüssen des Amur gestattet wurde. Dieser Vertrag fand durch den Handelsvertrag, den GrafIgnatjew zu
Tien-tsin unterzeichnete, seine Bestätigung. Schon21. Mai hatte Murawjew den Grundstein zu einer neuen Stadt
Blagowjeschtschensk gelegt,und später beschloß man die Anlegung von Sosiisk.
Durch kaiserl. Befehl vom wurde das neuerworbene Land in das «Amurgebiet» und den «Seedistrikt» geteilt. Der Handelsvertrag
zu Peking
[* 14] vom bestimmte zugleich die Grenze zwischen China und Russisch-Asien derart, daß die
Grenzlinie am Amur abwärts bis zur Mündung des Ussuri, an diesem aufwärts zum Sungatschi lauft, den großen See Chanka (Kengka)
durchschneidet, zum Flusse Belenho (Tur) zieht, von dessen Mündung dem
Kamme des Gebirges bis zur Mündung des Hupitu (Haptu),
dann der zwischen dem Flusse Kurtschum und dem Meere gelegenen Bergkette bis zum FlusseTjumen oder Thumen-Kiang
folgt, 9 km oberhalb dessen Mündung in die Bai Goschkewitsch des JapanischenMeers. Dadurch kam das ganze Küstenland der Mandschurei
an Rußland. Bis 1884 gehörte das Amurland zum Generalgouvernement von Ostsibirien, seitdem zum Amur-Generalgouvernement. -
Vgl.
Benault, Voyage fait en 1850 dans la Mandchourie septemtrionale (Par. 1852);
Schrenck, Reisen und Forschungen im A. 1854-56 (Bd. 1 u. 2, Petersb. 1858-67; Bd.
3, Die Völker des Amurland, ebd. 1881-92; Bd. 4, ebd. 1876-77);
Maack, Reise nach dem Amur 1855 (russisch, mit Atlas,
[* 15] ebd. 1859);
Atkinson, Travels in the region of the Amoor River (Lond. 1860);
Collins, Exploration of the Amoor River
(2. Aufl., Washington
[* 16] 1864);
ders., Voyage down the Amoor (Neuyork
[* 17] 1866);