daher fruchtbar; sonst ist das Land Sumpf,
Steppe oder Sandwüste. Die Bewohner leben teils seßhaft, teils nomadisch. Die
Hälfte der Nomaden hat zeitweise festen Wohnsitz, baut den
Boden und zieht Schafe.
[* 2] Die Gesamtbevölkerung beträgt 133 630 E.,
darunter 1000
Russen, 4000
Tadschik und
Perser, 39000 Kirgisen, 70000 Turkmenen,
Usbeken, Karakalpaken und 16000 Sarten.
Sitz der Regierung ist die Festung
[* 3]
Petro-Alexandrowsk am
Amu-darja.
(lat. bei
Plinius amulētum), ein mit gewissen
[* 1]
Figuren, Charakteren (s. d.)
oder einer
Inschrift versehener Körper, z. B.
Stein, Metall,
Pergament u. s. w., den man bei sich, gewöhnlich am
Halse befestigt,
trägt, um gegen
Krankheit, Bezauberung, Verwundung u. a. geschützt zu sein. Die Herleitung des Wortes
ist noch unsicher, die übliche von arab. hamâïl, d.i. Schwertgehänge, Halsschnur, ist unwahrscheinlich.
Die ältesten Amulett finden sich bei den Ägyptern, wo sie die Form des
Scarabäus
[* 5] (s. d.) hatten.
Das
Alte Testament verbot den Gebrauch derartiger Zaubermittel aufs strengste, gleichwohl fanden sich
bei den
Juden Amulett als Schmuck- und Zaubermittel: so die Ohrringe, die
Jakob den Seinigen abnimmt und vergräbt, die kleinen
Monde, die sich die Frauen, wie jetzt noch im
Orient, anhingen
u. dgl. Dagegen sind Zizit und
Tephillin, d. h. die Gebetmantelquasten
und die Lederkapseln mit Bibelsprüchen auf
Pergament, die der altgläubige
Jude trägt, nicht Amulett, sondern
dienen zur
Erinnerung an
Gottes Gebot.
Bei den Griechen wurde ein schützendes Amulett dem
Kinde gleich nach der
Geburt angehängt. In hohem Ansehen stand als der
Amethyst,
auch in Fingerringen getragen. Die
Römer
[* 6] hatten denselben Gebrauch, sie verwandten Platten von verschiedenen
Formen und
Stoffen, mit rätselhaften Zeichen oder
Sprüchen, dann allerlei
Substanzen, die man auch nach altitalischer
Weise
in kleine Kapseln
[* 7] (bulla) schloß und an einer
Schnur am
Halse trug. Im alten
Christentum müssen die kirchlich erlaubten Enkolpien
(Brustkreuze), Phylakterien und
Medaillen
(Agnus Dei) von den Amulett streng unterschieden werden.
Abergläubische Zaubermittel waren stets verboten, gleichwohl gingen solche ins
Christentum über. Dahin gehören weniger
die Fische
[* 8] von
Bronze
[* 9] oder
Glas
[* 10] mit
Öhren zum
Anhängen, die zu den rein christl.
Symbolen zählen (s.
Ichthys), als z. B. viele
sog.
Abraxassteine (s. d.), die merkwürdigen Münzen
[* 11] mit
Bild und Umschrift
Alexanders d. Gr. und dem Monogramm
Christi
u. ä. Häufig trug man auch mit dem Anfang des Evangeliums Johannis beschriebene Pergamentstücke als Verwahrungsmittel
gegen
Krankheit und Unglück. Da diese besonders von gewinnsüchtigen Geistlichen angefertigt wurden, eiferte die
Kirche wiederholt
dagegen.
Der Gebrauch der Amulett wurde von der
Synode zu Laodicea im 4. Jahrh., vonGregor II. 721 und unter
Karl d. Gr.
zu
Tours
[* 12] feierlich verdammt. Gleichwohl hat sie alles Ankämpfen nicht ausgerottet. Im
Orient sind sie noch heute allgemein
in Anwendung, aber auch in Europa
[* 13] leben sie im Volksglauben fort (s.
Böser Blick). Man bindet sie dem
Soldaten, wenn er ins
Feld zieht, auf die
Brust (s. Festmachen) oder hängt sie dem Vieh um den
Hals, damit es vor Behexung bewahrt
werde. -
Vgl. Kopp, Palaeographia critica, Bd. 3
u. 4 (Mannh. 1829);
Wuttke, Der deutsche Volksaberglaube der Gegenwart (2.
Aufl., Berl. 1869);
Reinaud, Monuments arabes, persanes
et turcs du cabinet de M. le duc de
Blacas (2 Bde.,
Par. 1828);
Kréhl, Der
Talisman James Richardsons (Lpz. 1865).
oder Sachalin-Ula, großer
Strom Ostasiens, entsteht bei dem russ. Dorfe
Ust-Strjelka, am Nordende des Chingangebirges,
53° 20' nördl.
Br. und 121° 28' östl. L. von Greenwich, durch die
Vereinigung des
Argun (s. d.) mit
der aus dem
Onon und der
Ingoda gebildeten
Schilka (s. Karte:Sibirien III.
Amurgebiet), durchströmt erst im östl. Laufe als
Schilka vier Längengrade bis oberhalb Albasin, dann als Sachali, Charamur oder
Mangu die nach SSO. gerichtete
Strecke bis zur
Burejamündung und nun mit einer großen südl. Biegung, die seinen mittlern
Teil bis zur
Parallele
[* 15] von 47½° nördl.
Br. hinabbringt, die ganze Nordhälfte der Mandschurei und ergießt sich unterhalb
der Festung
Nikolajewsk in 53° nördl.
Br. und 141° östl. L. von Greenwich in den weiten aber großenteils seichten und
schwierig zu befahrenden Amur-Liman, der im O. durch die langgestreckte
Insel Sachalin vom
Großen Ocean
getrennt, im N. mit dem Ochotskischen und im S. durch die Mamio-Rinzo-Straße mit der Tatarischen
Meerenge in
Verbindung steht.
Die Länge des Stromlaufs mit Einschluß des
Argun beträgt etwa 4478 km, und das
Flußgebiet wird zu 2 038 223 qkm geschätzt.
Der Amur kann ganz, die
Schilka bis Mitrosanowa (160 km)) oberhalb Strjetensk, die
Ingoda bis
Tschita (s. d.) befahren werden:
eine Linie von mehr als 3000 km Länge und großer Wichtigkeit als Handelsstraße für das
Amurland. Ein Gebirgszug, der sich
in 51° nördl.
Br. vom Chingangebirge, an der Westgrenze der Mandschurei, abzweigt, früher kleiner
Chingan
(auf den chines. Karten Dousse-Alin), jetzt
Burejagebirge genannt, streicht gegen O. über den mittlern Lauf des und jenseit
desselben wendet er sich gegen
NO. So wird das Gebiet des Amur gleichsam in zwei
Becken geteilt, in ein nordwestliches mit dem
gegen SO. gerichteten Oberlauf des und den Nebenflüssen Seja und
Bureja, und ein viel ausgedehnteres
im S., SO. und O. mit dem nordostwärts gerichteten Unterlaufe und den Nebenflüssen
Ussuri, Gorin u. a. Von
Ust-Strjelka an
windet sich der Amur durch die bewaldeten
Ausläufer des
Chingan- und Stanowojgebirges ostwärts in einem engen Felsenthale.
Von Albasin an entfernen sich die
Berge mehr und mehr von dem
Flusse und werden niedriger. Das weidereiche
Thal
[* 16] wird offener,
und zahlreiche
Inseln treten auf, die die Schiffahrt erschweren. Wiederholt treten einzelne, zum
Teil grotesk gestaltete, steile
Felsmassen dicht an den
Fluß, der unter 51½° nördl.
Br. rechts die
Kumara aufnimmt. Erst bei
Blagowjeschtschensk,
an der Mündung der Seja, die rechts durch den Silindscha verstärkt wird, beginnt eine weitgestreckte baumlose Ebene.
Seine Ufer beleben nun eine Menge mandschur. Dörfer; auch liegt hier am rechten Ufer die Festung
Aigun (s. d.). In langsamem
Laufe durchschneidet der Amur die Ebene, umschließt eine Menge Inselgruppen, wird dann, bereits
wieder umwaldet, von N. her abermals verstärkt durch den Niederungsstrom
Bureja oder Njuman-Bira und durchbricht hierauf
mit reißender Strömung auf einer fast 225 km langen
Strecke das finstere, dichtbewaldete
Burejagebirge in einem vielfach
gekrümmten, von
¶
mehr
260 m hohen Bergen
[* 18] auf 600 m Breite
[* 19] eingeengten Felsenbett. Nach diesem Durchbruch durchfließt der Amur eine einförmige, fast
menschenleere, aber fruchtbare Prairie als ein breiter, mit zahllosen Inseln besäter Strom. Hier nimmt er von SW. her den Sungari
auf, der aus dem See Kengk strömt, links den Nonni, rechts den Hurka empfängt und bei den Chinesen als
der eigentliche Hauptstrom gilt. Nach dieser Vereinigung hat der Amur ein so breites und mit niedrigen Inseln so dicht besetztes
Bett,
[* 20] daß man selten beide Ufer zugleich erblicken kann. Im S. treten einige Granitfelsen an ihn heran; sonst bleibt
sich der Charakter der Ufer gleich bis zur Mündung des Ussuri (s. d.). Kleine Dörfer begleiten hierauf
den Strom bis zur Mündung.
Die Richtung wird nordnordöstlich. Das linke Ufer bleibt bis zu 50½° nördl. Br. ziemlich flach, dann aber senken sich auch
hier Bergzüge, die den Amur bis zum See Kidsi (Kisi) hin beengen. Bei Kidsi, wo die Russen die Festung
Mariinsk gebaut haben, unter 51° 42' nördl. Br., weichen die Berge zu beiden Seiten auseinander, so daß sich ein 48 km langer,
seichter See bilden konnte, an dessen Westeingang jetzt die Stadt Sofiisk erbaut ist und dessen Ostende
[* 21] sich der Küste in der
Gegend der DeCastriesbai bis auf 15 km nähert und von ihr nur durch niedrige, jetzt von einer Eisenbahn
durchschnittene Höhenzüge getrennt ist.
Aber anstatt hier nach dem Meere hin durchzubrechen, setzt der Amur seinen Lauf noch weiter gegen N. fort, indem er ein rauhes
Bergland umsäumt, das sich bis über 650 m hoch erhebt und oft in 100 m hohen Felswänden zum Flusse
abfällt. An dem linken Ufer breitet sich hier eine wellenförmige, sumpfige Waldfläche aus, die vom Amgun, dem letzten
Zufluß des Amur, durchströmt wird, und in der sich die Seen Orel und Tschlja von dem Amur abzweigen.
Bei dem Vorgebirge Tebach aber wendet sich der Strom plötzlich nach O. und SO., um das Küstengebirge zu durchbrechen und
seinen Mündungsgolf zu erreichen.
Auf seinem untern, gegen NNO. gerichteten Laufe erhält er zahlreiche Zuflüsse, wie den Dondon, den Chungar rechts, den Gorin
und Amgun links. Die vielen Inseln und Arme mit wechselnder Tiefe, die zahlreichen Bänke und Riffe, die oft
sehr starke Strömung machen die Schiffahrt auf diesem Teile des Amur schwierig. Der Mittelpunkt der Dampfschiffahrt auf dem
und Ussuri ist Chabarowka. Eine Eisenbahn zur Verbindung des Ussuri mit Wladiwostok ist im Bau begriffen. ÜberEntdeckungsgeschichte
und Litteratur s. Amurland.